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Festival-Bericht

Veldensteiner Festival

mit Schandmaul, Fiddler's Green, Omnia, Tanzwut, Rabenschrey & Vermaledeyt

Burg Veldenstein, Neuhaus an der Pegnitz 21.07.2012

(Fotogalerien: Veldensteinerfestival20120721 )

Wenn auf eines Verlass war in den letzten Wochen, so ist das wohl die Unzuverlässigkeit des Wetters. Und so regnet es auch bei ungemütlich herbstlichen Temperaturen an diesem 21. Juli, als ich im Auto sitze und in Richtung Neuhaus an der Pegnitz fahre. Dort steigt heute auf Burg Veldenstein das nunmehr elfte gleichnamige Festival und bietet in geschichtsträchtiger Umgebung eine abwechslungsreiche Unterhaltung für alle, die sich gerne auf eine Zeitreise in längst vergangene Tage begeben.

Wie bestellt schließt der Himmel seine Schleusen als ich endlich einen Parkplatz gefunden habe und so kann ich zu einem ersten Erkundungsgang aufbrechen, ehe ich mich vor die Bühne begebe. Im Grunde ist auch alles beim Alten: hinter dem zweiten Schlusstor wartet ein kleines Bierzelt, im Hof unterhalb des Turmes gibt es diverse kulinarische Köstlichkeiten zu erwerben und unten im Zwinger wurde die Bühne aufgebaut. Das ganze Gelände ist bereits ordentlich bevölkert von Gothics, Metalheads und natürlich zahlreichen mittelalterlich oder heidnisch gewandeten Gestalten mit schweren Blankwaffen an ihrer Seite. Und das iPhone darf natürlich auch nicht fehlen, zählte es ja bereits im frühen 13. Jahrhundert zur Grundausrüstung eines jeden Kriegers...

Rabenschrey

Die erste Band, Vermaledeyt, die bereits um 14:00 Uhr das musikalische Programm eröffnen durfte, habe ich leider verpasst. Und so stehe ich nun, eine Stunde später, vor der Bühne, als Rabenschrey aus Nordrhein-Westfalen dieselbe betreten. Zumindest optisch unterscheiden sich die vier Herren heute vom Gros mittelalterlich geprägter Musikkapellen, erscheinen in vornehmer Kleidung und haben ihre Gesichter geschminkt. Musikalisch auf ihre Kosten kommen nun all jene in der Audienz, die es gerne etwas deftiger mögen. Denn Rabenschrey spielen harten Metal, der gelegentlich durch eine Flöte seinen folkloristischen Anstrich erhält. Der Raum vor der Bühne ist gut besucht und lange dauert es auch nicht bis Bewegung in die Reihen kommt. Dem Song und Aufruf "Heiden Tanzen" wird sogleich brav Folge geleistet und "Der Kreis" ist das rechte Futter für alle Metalheads im Volk, die ad hoc einen achtbaren Circle Pit ins Leben rufen. Zwischendurch macht sich Sänger Peter Herbertz, alias Donar von Rabenschrey, einen Spaß daraus, das Publikum stets in seine Show mit einzubinden und den etwas regloseren Pöbel in den hinteren Reihen zu beschimpfen. Mit "Hart Aber Ehrlich" gibt es einen mehr als Appetit anregenden Vorgeschmack auf das neue, gleichnamige Album. Ulkig wird's sogleich beim "Templerschaf", zu dem wir alle ein lautes "Mähhhh" beisteuern. Dann feiern wir die Hymne "Walhalla", ehe zu "Hey, Wir Sind Heiden" und der bekannten Melodie von Pipi Langstrumpf gleich mehrere Polonaisen durch die Reihen wandern. Ein amüsantes Spektakel zu früher Stunde - so wünscht man sich den Auftakt eines Festivals!

Tanzwut

In musikalischer Hinsicht bleibt es heftig, aber etwas anders. Der Name Tanzwut steht seit vielen Jahren für eine dicke Wand aus Dudelsäcken, teutonischem Elektro-Metal und allerhand technoidem Beiwerk. Ab den ersten Klängen des Openers "Ihr Wolltet Spaß" hat das Berliner Septett mit dem charismatischen Teufel als Sprachrohr das Publikum fest im Griff. Vor dem Podium geht es nun deutlich gedrängter zu als eben noch bei Rabenschrey, die von Tanzwut eindeutig auf einen hinteren Rang verwiesen werden. "Wie Phoenix Aus Der Asche" stößt sogleich der nächste Song aus den Boxen und macht Freude auf das neue Album Weiße Nächte. Diesem folgt mit "Meer" der wohl bekannteste Club-Hit der energetischen Truppe, zu dem das Publikum mit seinen Händen die eisigen Wogen und die schäumende Gischt simulieren darf. Von dieser stürmischen See fühlen sich natürlich etliche Crowdsurfer eingeladen und lassen sich aus den hinteren Reihen in Richtung Bühne treiben. Mit "Gift", dem "Rückgratreißer", "Bitte, Bitte" und zuletzt "Lügner" haben Tanzwut noch eine ganze Reihe mitreißender Songs in ihrem Gepäck, die auf gekonnte Weise Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen und vom Publikum voller Enthusiasmus bestätigt werden.

Die Umbaupause nutzt die Allgemeinheit im Sinne ihrer Stoffwechselaktivitäten, also für Nahrungsaufnahme und auch -rückgabe. Gerade bei letzterer tut man jedoch gut daran, diese nicht bis zu aller Letzt hinauszuzögern, muss man doch eine gehörige Wartezeit vor den wenigen vorhandenen Dixi-Toiletten einkalkulieren. Hiervon hätte man ruhig ein paar mehr vorsehen können. Immerhin verteilt sich das Volk an den zahlreichen Ständen der Essensausgabe hervorragend und so braucht man dort auch nicht lange zu warten. Vom Spanferkel am Spieß über das Knoblauchbrot, Crepes in allen Varianten, das Hanfbrot, die obligatorische fränkische Bratwurst bis hin zur Mandarinen-Schmand-Torte findet man alles, worauf man eben Lust und Laune hat. Dass auch Landbier und goldener Met in Strömen fließen, versteht sich und sorgt für manch zerstörte Kreatur, die unter Fellen begraben ihren Rausch in irgendeinem verborgenen Winkel der Anlage kuriert.

Omnia

Um 18:15 Uhr ist es schließlich an der Zeit für ein musikalisches Kontrastprogramm. Während moderne Elektronik ein wesentlicher Bestandteil im Sound von Tanzwut war, verzichtet die niederländische Band Omnia auf moderne Zutaten, setzt stattdessen auf akustische Gitarren, Harfe, Flöten, Violinen, Dudelsack und ein Didgeridoo. Die folkloristische Darbietung hat etwas Rituelles an sich und klingt in Summe ganz schön finster. Der Himmel tut es diesen Klängen schließlich gleich, ein Wind zieht auf und bringt uns dunkle Regenwolken, die ihre Fracht sogleich auf Burg Veldenstein fallen lassen. Wirklich überrascht ist hiervon allerdings niemand, jeder hat entsprechende Schutzkleidung im Gepäck und zu Stücken wie "Free", "Alive" oder "Dance Until We Die" lässt es sich ja auch im Regen ganz gut tanzen. Einzig die befremdenden Ansagen von Stammeshäuptling Sic stören den meditativen Musikkonsum. In einer Mischung aus Englisch und gebrochenem Deutsch möchte dieser wohl seiner Naturverbundenheit Nachdruck verleihen, indem er nicht nur alle Politiker, sondern gleich die Menschheit im Kollektiv in übler Fäkalsprache abstraft. Dass sich der Raum vor der Bühne ein wenig entvölkert, mag jedoch dem Umstand geschuldet sein, dass die schrägen Vögel von Omnia sicherlich nicht eines Jeden Musikgeschmack treffen und viele zur Festival-Halbzeit eine Pause einlegen.

Fiddler's Green

Diese Pause ergibt nämlich auch durchaus Sinn, denn im Anschluss folgt der nächste schöpferische Kontrast, weg von den beschwörenden Klängen Omnias hin zu guter Laune pur. Es folgt die wohl irischste Band aus deutschen Landen, für die man allerhand Energie gespart haben sollte. Es folgt Fiddler's Green! Die starten mit "Wall Of Folk", dem Titeltrack ihres neuen Albums, in ein Set, das unter ihren Fans ein wildes Treiben entfesselt. Da versteht es sich geradezu von selbst, dass sich auch die letzte Regenwolke verkrümelt und Sonnenstrahlen die Gemüter erhellen. Seien es "Queen Of Argyll", "Walking High" oder "Yindy" - zu jeder Speed-Folk-Nummer dieser wahlirischen Formation aus dem nahen Erlangen wird geklatscht, gesungen, getanzt und gehüpft. Der Raum vor der Bühne verwandelt sich in eine einzige Partyzone! Zur Schunkelnummer "Greens And Fellows" wird geschunkelt und zur Ballade "Lost To The Moon" werden leuchtende Handydisplays (als Ersatz zum Feuerzeug) in die Luft gereckt. Noch mehr Action gibt's zur "Rocky Road To Dublin". Jetzt wollen die Herren nämlich eine Wall Of Folk sehen, also das friedfertige Pendant zu Wall Of Death, bei der am Ende alle miteinander tanzen sollen. Den Schlusspunkt setzen "Folk's Not Dead" und "The Night Pat Murphy Died". Selten verstreichen 75 Minuten mit solch einer Geschwindigkeit. Fiddler's Green sind ihrem Ruf als ausgezeichnete Live-Band einmal mehr gerecht geworden und machen es dem Headliner nicht leicht, hier noch einen oben drauf zu setzen.

Schandmaul

Erstes Aushängeschild des Festivals und somit letzte Band im Billing ist schließlich Schandmaul aus dem Münchner Umland. In der mittlerweile weitläufigen Landschaft so genannter Mittelalter-Rock-Kapellen zählen diese sechs Spielleute zu den friedfertigeren Zeitgenossen, sprich sie musizieren ohne Metal und ohne zuviel Elektronik, also ohne Hang zu einem Extrem und erhalten wohl gerade deshalb besonders viel Zuspruch. Mir persönlich wäre zu so später Stunde noch eine etwas kämpferische Band lieber, die die aufkommende Kälte vergessen lässt. Aber natürlich machen auch Schandmaul ihre Sache gut, obwohl sie mit ständig wiederkehrenden Technikproblemen zu kämpfen haben. Dass sie trotz aller Bemühungen von Sänger und Frontmann Thomas Lindner nicht an das Treiben anknüpfen können, das eben noch bei Fiddler's Green herrschte, soll jedoch nicht verschwiegen werden. Hierzu sind die Lieder, zumeist mit melancholischem Einschlag, einfach nicht geeignet. Und so hätte Herr Lindner es auch gerne, dass wir zu "Herren Der Winde", "Hofnarr" oder "Vogelfrei" genauso ausflippen, wie eben noch bei den Erlanger Kollegen, so ganz funktionieren will das am Ende aber leider nicht. Die fortgeschrittene Stunde mag hierbei ihre Rolle spielen. Immerhin: sein Aufruf zum kollektiven Polkatanz fällt auch nach 23:00 Uhr auf fruchtbaren Boden und es kommt noch einmal richtig Bewegung in die Massen und ihre müden Knochen. Die Stimmung hält bis zur "Walpurgisnacht" und die folgenden zwei Zugaberunden. Nach insgesamt zwei Stunden findet das Konzert sein Ende und die Besucher beginnen allmählich in Richtung Zeltplatz oder ihrer Vehikel abzuwandern.

Mit dem Auftritt von Schandmaul endet schließlich nicht nur das elfe Veldensteiner Festival, sondern vermutlich sogar die Geschichte dieser Veranstaltung. Ein bevorstehender Pächterwechsel der Burg lässt nichts Gutes erahnen und hüllt die Zukunft dieser Veranstaltung in Nebel. Hoffen wir, dass sich dieser Dunst wieder verzieht und wir uns im nächsten Jahr erneut hier einfinden können. Um dieses wohl organisierte Fest in familiär wirkendem Rahmen wäre es wirklich schade. Und sollte dies doch das Ende sein, so konnte das elfte Veldensteiner Festival zumindest einen glänzenden Schlusspunkt setzen, der den Besuchern sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.

Dagger

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