Konzert-Bericht
Illdisposed, Soulline, McGalligog & Pequod
Feierwerk, München 07.05.2012
Ich hasse Montage! Normalerweise... Dieser Montag ist allerdings ein Leckerbissen. Die Dänen Illdisposed sind nämlich in der Stadt. Mitgebracht haben sie ein buntes Gemisch aus den Local Heroes Pequod, den Iren von McGalligog und den Schweizern Soulline. Doch nun der Reihe nach.
Die Münchner Band Pequod sollte jedem Münchner Fan der harten Klänge ein Begriff sein. Sie spielen Vortic Death Thrash, was bedeutet, es gibt klassischen Death Metal und Thrash Metal, aufgehübscht durch progressive Elemente, wahnwitzige Tempowechsel und einen Sänger, der in meinen Augen zu den besten seiner Zunft gehört.
Der progressive Panzer rollt so denn auch gleich mit dem ersten Stück "Life's A Lie" in die Schlacht. Diese Band kann von Bolt Thrower über Napalm Death bis hin zu Meshuggah einfach alles! Ein (gewohnt) sehr guter Auftritt, die Gitarristen schaffen es trotz virtuoser Klänge, sich zu bewegen und der Sänger fegt über die Bühne und verdreht bei jedem Wort sein Gesicht zu einer anderen Grimasse, so dass auch in optischer Hinsicht keine Langeweile aufkommt.
Es wird ein bunter Abriss des bisherigen Machwerks abgeliefert. Von dem Kracher "My Redemption" über das rhythmische "To Depart" geht es schließlich zu dem Song "Forgotten", vor dem der Tontechniker mit dem Spruch "Hast du die CD verloren, so wirst du denn gleich eingefroren." freundlich darauf hingewiesen wird, dass er doch bitte das zugehörige Intro anspielen möge. Während dieses sehr epischen Songs bahnt sich allerdings das Unheil an. Der Sound von Gitarrist Daniel wird von Sekunde zu Sekunde mieser und der Tontechniker beginnt aufgeregt, mal die eine, dann die andere Seite der Anlage runterzudrehen, allerdings ohne Wirkung. Nachdem bei seinem Verstärker während dem Song "A Hunter's Tale" wirklich gar nichts mehr geht, beendet Daniel die Show gekonnt auf der Luftgitarre. Ein sehr gelungener Auftritt einer sehr empfehlenswerten Band.
Nach einer kurzen Umbaupause rumpelt auch schon die zweite Band über die Bühne. Die Iren von McGalligog spielen Melodic Death Metal, gewürzt mit klarem, auch mehrstimmigem Gesang. Wirklich überzeugen können sie damit aber nicht. Ausgestattet mit einem Bassisten der miserablen Sorte und einer insgesamt arg rumpeligen Rhythmussektion, einem mittelmäßigen Sänger mit Mick Jagger-Memorial-Frisur und einem sehr statischen Bühnenverhalten gewinnt diese Band keinen Blumentopf.
Los geht es mit dem ganz gut marschierenden Song "Bottle Burst", gefolgt von einer Death'n'Roll-Einlage bei "Steel Meets Steel". Es sind sehr gute Ansätze vorhanden, diese Band versteht es schon, vernünftige Songs zu schreiben. Nach dem von einer ellenlangen und überflüssigen, aber anscheinend sehr bösartigen und wohl für diesen Song unverzichtbaren, aber leider mit nuschelndem irischen Akzent gesprochenen Einleitung angeführte "Instinction" beendet die Band ihr relativ kurzes Set mit dem Song "Jewel Of A Thousand Worlds".
Es waren zwar gute Ansätze zu erkennen, aber gefallen haben mir die Iren nicht.
Weiter geht es mit der Schweizer Band Soulline. Auch diese Band spielt Melodic Death Metal, allerdings auf einem anderen Niveau als McGalligog. Stilistisch kann man diese Herrschaften wohl irgendwo zwischen Amorphis, Dark Tranquility und Insomnium ansiedeln, allerdings wird der Sound mit ordentlich Hardcore-Elementen aufgemotzt. Es gibt eine bunte Mischung aus eingängigen, klar gesungenen Passagen, Breakdowns und Bangern. Auch hat sich das Hansa39 inzwischen wieder besser gefüllt, nachdem während McGalligog sehr viele Leute lieber vor der Türe standen. Die Schweizer liefern eine gute Show, schaffen es allerdings nicht, die Meute mitzureißen. Das Publikum wird zwar immer wieder dazu animiert, mitzuklatschen und sich zu bewegen, die Reaktionen darauf bleiben allerdings sehr reserviert. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass Soulline vom Sound her die softeste Kapelle an diesem Abend ist. Es überwiegen ruhige, oft an Gothic oder Doom Metal erinnernde Passagen, der Sänger ist zwar gut, aber im Zusammenklang mit dem Background-Gesang des Gitarristen ergeben sich öfters Dissonanzen. Auch das in fast jedem Stück verwendete Klavier, bei "Say Just Words" einleitend, ansonsten auch während der Songs, trägt nicht gerade zu mehr Stimmung bei, da die meisten bei einem Konzertabend mit Pequod und Illdisposed eher auf grantigen Death Metal eingestellt sind als auf balladeske Fiedeleien.
Erst beim angekündigten letzten Song "Unconscious March", einem hardcorelastigen Groove-Monster, kommt wieder mehr Stimmung auf. Danach verschwinden die Schweizer zwar, kommen aber trotz des mäßigen Applauses mit der anbiedernden Frage "You want one more?" wieder auf die Bühne, um diese dann nach dem Song "Drunk" endgültig für den Headliner zu räumen.
Zu fortgeschrittener Stunde und nach einer längeren Umbaupause, die von der Band vor allem dazu genutzt wird, einen Kasten Helles strategisch günstig auf der Bühne zu verteilen, sind nun endlich die Dänen von Illdisposed an der Reihe. Die legen auch gleich mit dem Song "Submit" ein amtliches Brett in den Raum. Der Sound bockelt, die Gitarristen dürften vor lauter Kraft kaum laufen können und der Bass fräst dermaßen, dass die Soundanlage beinahe zu tanzen beginnt.
Mit seinem lustigen dänischen Akzent, aber sonst sehr gutem Deutsch, führt Sänger Bo Summer durchs Programm. Der Auftritt der "swulen Dänen" bei den noch viel "swuleren Franzosen" am Vortag muss etwas ausgeartet sein, denn Bo hat dem Publikum "einen Kater mitgebracht".
Die Bühnenshow der Truppe ist trotz des vermeintlichen Alkoholexzesses sehr dynamisch, man merkt hier sofort die langjährige Erfahrung und weshalb die Dänen zu Recht Headliner sind. Ohne große Umschweife fegen einem Bandklassiker wie "Weak Is Your God", "Near The Gates" oder "Dark" um die Ohren. Mit der Bitte "Etwas weniger Vocals auf dem Monitor, es ist Montag!" sorgt Bo für weitere Lacher. Ein gut gelauntes Publikum, das nach zwei etwas unpassenden Vorbands nun den Sound bekommt, den es will, feiert jeden Song der Band gebührend.
Man merkt nun aber schön langsam, dass leider Montag ist, das bis dahin gut gefüllte Feierwerk beginnt sich langsam zu leeren. Das scheint die Mannen aus Aarhus allerdings wenig zu kümmern, es wird eine Setlist vom Allerfeinsten durchgezockt. Meiner Ansicht nach eine perfekte Mischung aus Songs der neuen Scheibe There Is Light (But It's Not For Me) und älteren Krachern.
Obwohl es nun schon nach Mitternacht ist, sind immer noch genug Headbanger vor der Bühne versammelt, um die Band nach Verlassen der Bühne zu einer Zugabe zu bewegen. Nach dem Monster "Purity Of Sadness" vom 1995er Album Submit ist dann auch alles gesagt. Noch ein kurzen Abstecher zum für meine Begriffe etwas dürftig bestückten Merchandise-Stand und der Abend geht zu Ende. Wenn doch jeder Montag so wäre.
Wirklich ein geiles Konzert der "Swulen Dänen". Diese Band sollte jeder Death Metal Fan einmal live gesehen haben.
Kurzzusammenfassung: Pequod gut, McGalligog nicht. Soulline ganz ordentlich aber die falsche Musikrichtung. Illdisposed wie erwartet herausragend.
Setlist Pequod:
Life's A Lie
My Redemption
Tragedy
To Depart
Sickness
Forgotten
A Hunter's Tale
Setlist McGalligog:
Bottle Burst
Steel Meets Steel
Death And Glory
Instiction
Jewel Of A Thousand Worlds
Setlist Soulline:
The Curse
When We Freeze
Say Just Words
Sleeper's Statement
Greed Sweet Need
Unconscious March
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Drunk
Setlist Illdisposed:
Submit
Let Go
The Key To My Salvation
Weak Is Your God
I Beliebe In Me
Dark
Your Own Best Companion
Heaven Forbid
Throw Your Bolts
Case Of The Late Pig
Near The Gates
Rape
A Child Is Missing
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Purity Of Sadness