Konzert-Bericht
Narsil, Child On Fire, The Red Bricks, Sheri Moon, Sinism, Toxic Waltz, Abandoned Dreams, Black Blitz & Smiling Fact
Revolution Contest 2011
Lokschuppen, Rosenheim 02.04.2011
Aller guten Dinge sind drei... so oder so ähnlich könnte man die Veranstaltung des Bavarian Battle Events e.V. nennen. Obwohl: diese Serie scheint ein Ende zu nehmen, denn dem Vernehmen nach findet dieser Bandcontest in diesem Jahr voraussichtlich vorerst das letzte Mal statt. Eigentlich schade, denn der Contest war bzw. ist immer eine Sache, bei der so manche Band überraschte und man(n) auch so manche Perle entdecken konnte. Wie dem auch sei, heute meint es der Sonnengott allzu gut mit uns Metallern, brennt der Fixstern doch unerbärmlich auf uns hernieder und beschert uns gar sommerliche Temperaturen. Hoffen wir, dass trotzdem zahlreiches Bangervolk den Weg in den Lokschuppen finden wird und sich nicht den lauen Sommerabend mit gar unmetallischem Freizeitvergnügen vertreibt.
Wie immer wird die Bandreihenfolge kurz vor Beginn erst ausgelost, diesmal darf jede Band ihre eigene Glücksfee oder Glücksfeeherich bestimmen, der/die Nummer zieht. Den Anfang machen Sheri Moon aus Rosenheim, die um 18:30 Uhr den musikalischen Reigen eröffnen dürfen. Zu diesem Zeitpunkt haben bereits rund 80 Fans den Weg in den Lokschuppen gefunden, was angesichts der Temperaturen schon beachtlich ist. Daumen hoch dafür! Sheri Moon bezeichnen sich selbst als Exot, aber so ganz kann man das nicht stehen lassen, denn sie sind an diesem Abend nicht die einzigen, die "alternativ" in ihrer Musikrichtung stehen haben. Der Alternativ-Rock des Vierers läuft auf jeden Fall gut rein und bietet auch knackige Momente, in denen die Gitarren recht fett braten. Allerdings kommt beim Publikum recht wenig bis gar nix an, was wohl auch an der eher statischen Bühnenpräsenz liegt. Auch mit Ansagen wird richtig gespart, so verwundert es auch nicht, dass sich auf das Angebot einer Gratis-CD erst nach einer Pause zwei Damen melden. Trotzdem hat die Mucke Spaß gemacht.
Deutlich knackiger geht es bei Child On Fire aus Miesbach zu, die einen wesentlich agileren Gig auf die Bretter legen. Auch hier muss man das Wort Alternativ bemühen, diesmal jedoch in Verbindung mit Metal, der ab und an auch in Richtung Metalcore abbiegt. Die fünf Jungs jedenfalls nutzen die Chance, vor zahlreichen Fans zu spielen und gehen dementsprechend engagiert zu Werke. Die Saitenfraktion nutzt den etwas beengten Teil der Bühne gut aus, während sich der Sänger meistens nur in der Mitte aufhält. Die cleanen Vocals sitzen zwar nicht immer, doch meistens wird eh gegrowlt. Doch wie auch schon beim Opener begnügen sich die Anwesenden, den hinteren Teil des Lokschuppens zu besetzen, keine/r findet den Weg vor die Bühne. Ein guter Auftritt, jedoch war die Mucke gegen Ende etwas vorhersehbar.
Als nächstes sind Toxic Waltz aus Landsberg am Lech mit ihrem Thrash Metal an der Reihe. Und zum ersten Mal wird der Platz direkt vor der Bühne belagert. Das ist wohl die erste Band des Abend, die den Geschmack der zahlenden Gäste trifft, wie man unschwer erkennen kann. Der Thrash Metal des Fünfers läuft gut rein, bietet aber im Grunde nix Neues. Das ist den Fans vor der Bühne auf jeden Fall egal, es wird gebangt, was die Haare hergeben. Die Aufforderung zu einem ordentlichen Circle-Pit muss zwar zwei Mal wiederholt werden, aber dann kommt ein kleiner Moshpit zustande, der sich beim nächsten Song in eine Wall Of Death wandelt. Danach gibt es kein Halten mehr für die Fans. Die Jungs haben sichtlich Spaß an diesem Auftritt, so bleibt auch Zeit für kleine Spielchen zwischen Sänger und Drummer. Beim letzten Song wird noch einmal lautstark die Wall Of Death gefordert und prompt auch ausgeführt. Mit reichlich Beifall wurden die Jungs in den Feierabend geschickt.
Aus Grafing angereist sind Abandoned Dreams. Doch bevor es losgeht, macht ein Handy arge Störgeräusche über die PA... auf der Suche nach der Ursache zieht der Gitarrist unter lautem Gejohle sein Handy grinsend aus der Tasche. Dann geht es los, die Mischung aus Doom und Death Metal kommt recht düster durch die Boxen. Vor allem die doomigeren Passagen haben einen guten Melancholie-Touch, der als krasser Gegenpart gut zu den Death-Eruptionen passt. Die Mischung ist gut, jedoch konzentrieren sich die Bassistin und der zweite Gitarrist ausschließlich auf ihre Instrumente, Show oder auch nur der Hauch einer Bewegung bleiben völlig auf der Strecke. Das ist besonders schade, denn Potential ist zweifelsohne vorhanden. Den Leuten vor der Bühne gefällt es, so wird der Aufforderung "Teilt euch" sofort Folge geleistet und eine kleine aber feine Wall of Death geht in die nächste Runde. Besonders schön anzusehen ist, dass sich die Fans Arm in Arm im Halbkreis vor der Bühne über die gesamte Bühnenbreite zum Bangen aufgestellt haben. Zwischendurch hat leider die Technik etwas versagt, so dass das Schlagzeug nicht zu hören war, aber dieses Problem konnte schnell behoben werden. Mit viel Beifall wird der Vierer verabschiedet. Dann ist erst mal Halbzeit des heutigen Abends.
Black Blitz aus München läuten die zweite Hälfte des Abends ein. Und das mit einem ordentlichen Schuss Kick Ass Rock'n'Roll. Mit einem "Mir san Black Blitz aus Minga" wird Rosenheim begrüßt ehe die musikalische Sause los geht. Der Rock'n'Roll läuft mehr als ordentlich gut rein und wird auch gut aufgenommen. Das Trio gibt alles auf der Bühne, es wird gepost und auch ab und an gesprungen. Vor der Bühne wird zumindest in den ersten Reihen munter gebangt, dahinter sieht man zumindest den ein oder anderen wippen. Gegen Ende des Sets springt der Gitarrist und Sänger von der Bühne, bahnt sich seinen Weg durch das Publikum, postiert sich auf (!) der Bar und gibt sein Solo zum Besten, was natürlich gebührend gefeiert wird. Es folgt noch ein Hinweis auf die in Bälde erscheinende CD, ehe dieser sehr kurzweilige Set sein Ende nimmt. Rock'n'Roller-Herz, was willst du mehr?
Narsil aus Altötting halten an diesem Abend die Pagan-Fahne hoch. Der Pagan Black Metal wird auch gut angenommen, schon beim Soundcheck werden die Matten geschwungen. Als es dann losgeht, wird wieder eine Wand des Todes gebaut, die allerdings arge Startschwierigkeiten hat, so kommt der Zusammenbruch erst mit einiger Verzögerung. Doch egal, den Fans gefällt es. Leider gibt es mitten im Set technische Probleme, auf einmal sind sämtliche Instrumente ohne Strom. Das Problem ist schnell behoben und der Set kann weitergehen. Leider ist vor der Bühne jedoch mehr los als auf der selbigen, außer dem Sänger, der halbwegs agil ist, stehen alle anderen nur stur auf ihrem Platz und machen ihren Job. Schade, denn die Songs besitzen durchaus ihren Groove, den man auch mit etwas Bewegung gut in Szene setzen könnte. So jedoch nimmt die statische Darstellung den Songs den Druck.
Als nächstes gehen die Rosenheimer Red Bricks ins Rennen. Zwar sind einige der langhaarigen Fans bei diesem Gig nicht anwesend, der Stimmung im Publikum tut dies aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, so haben nun auch nicht gerade wenige Damen die Möglichkeit, zum knackigen Indie-Rock der vier Jungspunde einmal kräftig abzutanzen. Und auch wenn die Bühnenpräsenz noch etwas steif wirkt, der Sound kommt gut an, bietet er doch auch ein breites Spektrum von ruhigen Momenten bis hin zu flotten Abgeh-Riffs. Hier und da wird die Stimme effektvoll mit Hall unterlegt, was seine Wirkung auch nicht verfehlt. Der Aufforderung, beim letzten Song noch einmal zu tanzen, wird jedenfalls bereitwillig gefolgt. Gute Mucke.
Den Abschluss des Contests bilden heute die ebenfalls aus Rosenheim stammenden Sinism. Sie können zwar einige wieder in den Lokschuppen holen, jedoch halten sich die meisten (wie schon am Anfang des Abends) eher verhalten im hinteren Bereich des Schuppens auf. Ein verwegener kleiner Rest nutzt den freien Raum dagegen zur freien Entfaltung. Der Mix aus Death und Thrash Metal, garniert mit so manchem Melodiebogen, ist ein guter Abschluss, jedoch lässt auch hier die Darbietung noch Raum nach oben offen. Lediglich beim letzten Song geht der zweite Gitarrist etwas aus sich heraus und springt barfüßig vor die Bühne, um die letzten Riffs Auge in Auge mit den Fans zu spielen. Ansonsten ist auch hier eher Statik angesagt, auch Ansagen wie "Wir sind Sinism, untalentiert, unsexy und aa no zu viert" kommen irgendwie nicht richtig an. Bei den klaren Gesangspassagen kommt noch das ein oder andere Defizit zu Tage, aber ansonsten knallt die Mucke recht ordentlich. Mit verhaltenem Beifall verklingen die letzten Töne.
Danach sind die Vorjahressieger, Smiling Fact, als letzter musikalischer Akt dran. Der Lokschuppen ist eigentlich noch recht gut gefüllt, doch es braucht schon zwei bis drei Songs, ehe vor der Bühne wieder Bewegung zu verzeichnen ist. Dann wird jedoch bei jedem Song mal mehr, mal weniger das Tanzbein geschwungen. Man merkt einfach, dass den Anwesenden der doch lange Abend etwas in den Knochen steckt. Die drei Mädels auf der Bühne beweisen jedoch, dass sie zu Recht den letztjährigen Contest gewonnen haben und rocken ordentlich drauf los. Mit ordentlichem Beifall geht dann der letzte Song an diesem Abend zu Ende.
Im Anschluss daran ist es an der Jury, den Gewinner des Abends bekannt zu geben. Den dritten Platz belegen die Thrasher Toxic Waltz, Platz zwei belegen die Rosenheimer Red Bricks und die Band ganz oben auf dem Stockerl kommt aus München, Black Blitz können diesen Abend für sich entscheiden.
Und somit geht der dritte Teil des Revolution Band Contests zu Ende. Der Lokschuppen leert sich recht zügig und die Aufräumarbeiten nehmen ihren Lauf. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht wirklich das endgültige Ende dieser Veranstaltung ist, denn auch an diesem Abend konnte man neue Bands für sich entdecken. Und darum geht es doch, oder?