10 Headbänga online
Suche:
18.04.2024 Warkings
19.04.2024 Schützenhaus Of Death
20.04.2024 Feuerschwanz
21.04.2024 1914
21.04.2024 Feuerschwanz
21.04.2024 Crypta
Reviews (10417)
Navigation
Artikel des Tages
Review:
Omnia

Interview:
Burden Of Grief

Live-Bericht:
Subsignal

Video:
Ted Nugent
RSS RSS
Atom Atom
 

Festival-Bericht

Bang Your Head!!!

mit Twisted Sister, Destruction, The Haunted, Dark Tranquillity, Hammerfall, Queensryche, Dew-Scented, Nevermore, Krokus, Doro, Artillery, Darkane, Jon Oliva's Pain, Anvil, Loudness, The Quireboys, Fates Warning, Sabaton, Forbidden, Treat, Hades, Sacred Steel, Grand Magus, Enforcer, Bullet, Savage Grace, The New Black & Toxin

Messegelände Balingen, Balingen 16. - 17.07.2010

Zäumen wir das Pferd einmal von hinten auf. Wir schreiben Sonntag, den 18. Juli im Jahre 2010 des Herrn. Um Punkt 15 Uhr tauche ich vollkommen überwältigt von Sonne, Bier und Musik in heimische Gefilde ein. So viel sei vorweggenommen. Liebe Freunde, war das ein geiles Wochenende auf der Zollernalb!!!! (Holgi: Recht hat er, der gute Mann!).

Doch alles schön der Reihe nach. Die Anreise am Donnerstag war extrem relaxt und nach 2,5 Stunden aus München bin ich am Zeltplatz Camp 2 eingetroffen, kalte Getränke geholt, einige fränkische Bekannte getroffen, den Rest der mitfeiernden Clique herzlich begrüßt. Erstes Bier gezapft, dann Zelt zu Mötley Crües "Girls, Girls, Girls" aufgebaut und sich auf das bevorstehende Fest gefreut. Mit dem guten Sound vom Notebook konnte an der Schlafstätte nichts schief gehen. Ja, wir waren mal wieder ausgerüstet wie auf einem mehrwöchigen Campingurlaub. Grill, Aggregat, Kühlschrank mit Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Schokolade und natürlich extrem viel Nutella, da geht in der Gruppe meist nix ohne. Bier war auch etwas dabei.
(Siebi)

Freitag, 16.07.2010

Am Freitagmorgen um 8:30 Uhr durch brutale Sonneneinstrahlung und gefühlten 50 Grad im Zelt aufgestanden, ersten "Mach-mich-wach"-Kaffee zu mir genommen und dann mit Kollegen zum Duschen und Zähnchen reinigen. Wau, war das kalt! Aber es kühlte und reinigte. Danach wieder fest eingecremt, denn die Sonne hatte heute auf Dauerbeschallung geschaltet, das war nicht feierlich. Zurück am Zelt kurz die Nachbarn, übrige Mädels und Herren der Schöpfung begrüßt und dann Punkt zehn Uhr aufs Gelände, die erste Band war angesagt. The New Black legten gleich gut los. Brachten sogar einen neuen Song ihres in Bälde erscheinenden Albums, der sich gut in den Rest einsortierte. Der groovige Sound fuhr dem kleinen aber feinen Teil der Zuschauer sportlich rein, Christof Leim und Co. wurden mit Applaus von der Bühne verabschiedet. Danach inspizierte ich den Backstagebereich, um mir ein Frühstück und Antialkoholisches zuzuführen. Cevapcici schön scharf und Apfelschorle kamen sehr gut, jetzt war ich wirklich wieder Mensch.

Zeit für Enforcer, die Nachwuchshoffnung der meisten True Metaller und Helden des Underground. Die schwedischen Jungspunde hatten ordentlich Spaß inne Backen und waren mit sehr viel Drive unterwegs. Sänger Olof hopste wie ein Flummi von links nach rechts, animierte die Fans, grinste sich eins und traf nicht immer jeden Ton souverän. Bester Mann für mich blieb der Bassist mit stylischer Pilotensonnenbrille und einem absolut duften Gepose, da blieb kein Auge trocken. Schöner Gig, denn auch die neuen Songs wie "Roll The Dice", "Katana" oder "Walk With Me" vom aktuellen Album Diamonds konnten mich im Gegensatz zur Scheibe mitreißen. Nach vierzig kurzweiligen Minuten und dem Demokracher "Evil Attacker" war dann Schluss. Skol!

Nach den ersten drei Songs von Grand Magus verzog ich mich dann gen Schatten, aber so, dass ich noch einigermaßen auf die Bühne blicken konnte. Das Trio aus Schweden bot traditionell klassischen Heavystoff, der den Spirit alter Black Sabbath aber auch einem Spiritual Beggar alle Ehre machen würde. Brachiale Gitarrenwände und ein famoses Organ von Janne "JB" (Kris) Christoffersson machten die ansonsten etwas statische Show zu einem musikalischen Leckerbissen. Den großen Szenekennern und dem Applaus der Fans nach zu urteilen wird die Band das nächste große Ding des klassischen Metalsounds.

Gig vorbei und jetzt war Caipi-Zeit bis Forbidden angesagt. Der leckere Caipi wurde auf Kosten des Kollegen geschlürft und schmeckte somit noch besser. So erfrischt, gecrashtes Eis ist bei größter Hitze ein Heilmittel, boten Russ Anderson und seine Gefolgschaft auf zum Tanz. "Infinite" kam mit Schmackes, jedoch ging der Jubelpegel erst mit "Step By Step" so richtig nach oben. Dass man die Götterkultscheibe Forbidden Evil nicht vernachlässigen konnte, war allen klar. "Through Eyes Of Glass" hieß der erste Hit aus dem Debüt von 1988 und da kannte der Redakteur kein Halten mehr. Caipi bzw. den Rest davon den Rachen hinunter gestürzt und ab in die Front Row und sich den Schädel weggebangt. Zudem bot man den Anwesenden in Form von "Children Of The Sea" ein etwas außergewöhnliches Cover Black Sabbaths der Dio-Ära. Da man das Festival zum Tribut an den großen kleinen Sänger, der am 16. Mai seinem Krebsleiden erlag, erklärte, wurde jede Band gebeten, sich eines von Ronnie interpretierten Songs zu widmen. Gute Sache und erfreute nicht nur mich, da hatten alle ihre Freude dran. Wirkte meist erhaben und dennoch war es nicht nur Trauer sondern auch ein klein wenig Party. Zum Abgang von der Bühne hauten die Amis eine ultrafiese Version von "Chalice In Blood" raus, so muss das ein. Hallelujah, mein erstes Tageshighlight ward gesichtet.

Sodala, Zeit fürs Mittagessen, denn auf dem Bühnenspeiseplan wurden Sabaton als nächste Gang angekündigt, da konnte sich der Siebi eher kulinarisch erfreuen. Mit Bierbecher und Hot Dog bewaffnet sah ich dem Treiben seitlich der Bühne zu. Was kann ich sagen? Auch als ewiger Nörgler dieser Band muss man objektiv zugestehen, dass die Show in Verbindung mit der Musik mitreißt. Da stand ich also Würstchen schlingend und unterbewusst das Füßchen wippend außer Rand und Band da. Einfache Melodien zum lockeren Mitgrölen, einige Pyros, es musste der Sonne mit Hitze entgegen geschlagen werden, das war schon spaßig. Wird nie meine Kaufbaustelle, aber live auf einem Festival kann man das locker mitnehmen. Die Masse der Fans war auf alle Fälle sehr begeistert und Kollege Holgi wird das zu berichten wissen, hat er sich doch wie Schnitzel mitgefreut...
(Siebi)

Ja, erst mal auch von mir herzlich willkommen bei der Konferenzschaltung von Heute im Stadion... meine Anreise gestaltete sich übrigens ebenfalls entspannt, direkt am Freitag morgen losgebrummt, dann erst mal schnell das Zeug in der wie jedes Jahr gebuchten Pension abgeschmissen (zelten? alles klar, Freunde), und wieder den gewohnt kommoden Parkplatz in Festivalnähe aufgesucht (natürlich nicht einer der "offiziellen"... bleibt mein Geheimnis, schließlich will ich nächstes Jahr auch noch dort stehen). Dann am Real vorbei, entlang den eingezäunten VIP-Zeltern, die da vor dem staunenden Publikum ausgestellt werden, und rein zu den letzten Klängen von Forbidden, die ein in der Tat mächtiges Sabbath-Cover darreichten. Und nachdem Kollege Siebi schon so schön einlädt, anbei auch von meiner (offenbar schnitzelhaften) Seite ein paar warme Worte zum Folgeact...

Die True Metal-Fraktion wird in Balingen ja stets bestens bedient, und mit dem Tarn(Turn?)hosengeschwader von Sabaton sprangen auch dieses Mal wieder entsprechende Vorkämpfer beherzt in die Bresche. Die schwedischen Wahrmetaller entpuppen sich einmal mehr als Stimmungsgarant und feuern fröhlich ihre heldenhaften Melodien ins weite Rund, das sich auch durchaus angetan zeigt - trotz der frühen Tageszeit der Ansetzung. Unterstützt von massiven Pyro-Effekten, ballern sich die Mannen um Joakim Broden - bewaffnet mit der unverzichtbaren Top Gun-Fliegerbrille - durch einen bunten Blumenstrauß aus Melodien, wobei uns der Fronter bescheinigt, er sei "very impressed", dass trotz der Mörderhitze und dem zweifelsohne vorhandenen Kater vom Vorabend doch schon so viel gehe. Launig bezeichnet er die Kombo selbst als "a homosexual small metal band from Sweden" (so wie sie Meister Tägtgren mal spaßhaft nannte), bevor sie zu massiven Feuersäulen "The Coat Of Arms" runterreißen. Der Sound geht völlig ok, die Keyboards fügen sich ein, die Menge feiert die Kombo ab. Nur vor einem Dio-Song, so Broden, habe man Respekt - das wolle man nicht versuchen, denn man könne dem Original nie Genüge tun. Aber sie widmen ihm den nächsten Song "Cliffs Of Gallipolli" - immerhin. Nachdem uns der Shouter nochmals versichert hat, "we are a homo band and used to do a cover of YMCA", reißt er sich dann noch sein bekanntes Wams ("I am getting old and fat and have to buy my sixpack") vom Leib, da es doch fast unterträglich haaas wird. Mit der üblichen Kombo "Metal Machine" und "Metal Crüe" gibt es dann noch eine Hommage an alle Metal-Bands, und das ist Schluss. Feine Sache, für Festivals bestens geeignet - da sind wir auf einer Linie, Herr Siebenmorgen.
(Holgi)

Zum kommenden Bandtriple musste ich wieder fit sein, deshalb wieder reichlich Wasser von außen und innen zur Genüge nachgekippt, denn die Sonne war an diesem Freitag ein Freund der Hölle. Mann, war das heiß! Aber gut, vor zu den Japanern und Uraltrecken Loudness. Holla war das intensiv. Akira Takasaki zauberte mit lockerster Lässigkeit die Flitzefinger-Riffs und Soli raus, dass es eine wahre Pracht war. Nicht nur ich fühlte mich in eine Zeitmaschine versetzt, als Kracher der Marke "Crazy Nights", "Crazy Doctor" oder "Esper" übers sonnenüberflutete Messegelände fegten. Die Gitarre kam so laut und tight, das war der sechssaitige Höllenbote persönlich. Zeit für die eine oder andere Träne, denn leider sieht man das japanische Urgestein des Metals in bayerischen Gefilden höchst selten. Bitte eine Tour dazu. Bitte bitte bitte... (Holgi: Na na. So ganz katastrophal wie seinerzeit auf dem Earthshaker Festival war's nicht, aber gut war das noch lange auch nicht...)

Irgendwie ging das alles zu schnell vorbei und schwupps war auch schon Ambosszeit. Steve "Lips" Kudlow und seine beiden Anvil-Partner Robb Reiner an den Drums sowie Glenn Five am Bass verzauberten mit den ersten Klängen von "March Of The Crabs" und "666". Lips war perfekt aufgelegt, begrüßte die Meute vor der Bühne nach jedem Song lautstark und versicherte, dass wir alle Teil der Familie seien. Einmal Anvil, immer Anvil! "This Is Thirteen" machte keine Gefangenen und nach einem furiosen "Metal On Metal" war dann Schluss und Anvil konnten sicherlich den ein oder anderen Fan rekrutieren. (Holgi: Zumal "Lips" durchaus launig auf den aktuellen - übrigens ganz herausragenden - Film über die Band einging und feststellte: You've met my mother!)

Dritte und letzte Band für Siebi war der Mountain King Jon Oliva, der jedes Mal ein bisschen mehr Kilos auf die Waage zu stemmen scheint. Gespickt mit einer Old School-Setlist vom Feinsten waren jetzt kollektives Feiern, Schunkeln und Gänsehaut galore angesagt. "Sirens", "Jesus Saves", eine gekürzte Fassung von "Chance", "Believe", "Gutter Ballet" oder "Hall Of The Mountain King". Wem da als alter Metalhead nicht das frohlockende Herzerl aufgeht, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Dem Sangesgott Ronnie James widmeten Jon und seien Mitstreiter eine tiefgehende Version von "Rainbow In The Dark". War das stark! Gell Holgi?!? (Holgi: Mag sein, aber so eine Qualle kann man doch nicht ernst nehmen, zumal auch der Gitarrist Gewinner des Fat Camps ist...) Jedenfalls schwitzte ich die Biere mit Nachdruck aus dem Körper und freute mich mit einigen Oliva-Jüngern auf die kommende Herbsttour des Songwriting-Giganten. Zeit zum Essenfassen, Bier nachfüllen und ab in die Halle...

Sagte ich Halle? Ja, genau, die wurde dieses Jahr zum ersten Mal ab den frühen Abendstunden für ein Alternativprogramm zur Hauptbühne genutzt. BYH-Besucher durften auf der Homepage abstimmen, welche musikalische Ausrichtung den beiden Tagen in der Messehalle zuteil werden sollte. Geprügel sollte es sein und so verzog ich mich pünktlich zu Darkane vor die Hallenbühne. Die fünf Schweden hauten von Beginn an drauf als gäbe es kein Morgen mehr. Brachial, wild, schnell und mit etwas Melodien saugten sie den Spaß und Schweiß literweise aus dem Körper.

Danach durften Artillery aus Dänemark ran, die einen gigantischen Sound hatten. Aber irgendwie wurde die Chose mit zunehmender Spielzeit fad, denn die alten Songs klingen mit Sänger Soren Adamsen irgendwie seltsam - oder erging es mir nur so? Der Großteil der Fans hatte seinen Spaß und feierte die Stützenbrüder ausgiebig. Na ja, ganz okay, auf Scheibe meiner Meinung nach bei weitem besser.

Kurz nach draußen geblickt, der Abendhimmel füllte sich mit Sternen, es war immer noch angenehm warm und auf der Open Air-Bühne ergötzten sich nicht wenige an Hammerfall. Was ich sehen und vom Sänger als Ansagen hören durfte, war nichts Aufregendes. Das ist zu vorhersehbar, ohne den wirklichen catch. Aber das sehen viele anders und darum weiter zu Kollege Holgi.
(Siebi)

Ja, gerne, aber gehen wir doch erst mal gleich ein paar Stunden zurück - denn was mein Kollege durch seine Flucht in die Halle mal eben locker unter den Tisch fallen lässt, das sind für andere einige der Highlights des Festivals!

Alte Elektriker-Weisheit: baue irgendwo eine Steckdose ein, bringe dir eine Brotzeit mit, warte einige Zeit, und irgendwann spielt Doro dort, wo du bist. Positiv gewendet: Frau Pesch ist eine der angenehmen Konstanten in der Szene, immer irgendwo unterwegs, immer zuverlässig, immer irgendwie für alle zu präsentieren - die Rolle, die im letzten Jahr Udo spielte, übernahm 2010 die ewigblonde erste Metal-Dame. Wer eine Aufführung der letzten Hallentournee erlebte (wir berichteten), wusste in etwa, was kommt: ein fröhliches Hitfeuerwerk, das mit "You're My Family", "I Rule The Ruins" und natürlich "Earthshaker Rock" zünftig losflackert. Doro bietet zwar sattsam bekanntes Stageacting ("Ihr seid supergeil", Mähneschütteln, auf die Leute zeigen), aber die schiere Unkaputtbarkeit der Songs und die offenkundig durch nichts zu trübende Laune der Frau Pesch sind immer wieder beeindruckend. Auf dem Festival hält sie sich gottlob auch von den pseudo-philosophischen Anflügen der Balladen (fast ganz) fern, sondern heizt den Kessel mit einem krachenden "Burning The Witches" weiter an. Natürlich darf die Dio-Hommage auch hier nicht fehlen, und vor der Songauswahl, die auf das durchaus vertrackte "Egypt (The Chains Are On)" fällt, muss man den Hut ziehen, denn sie zieht sich gut aus der Affaire. Mit "Für Immer" ist dann doch eine Ballade im Gepäck, die aber immerhin den Anspruch hat, die erste deutschsprachige Warlock-Nummer gewesen zu sein, und nach zwei verzichtbaren Stücken folgt mit "Metal Racer" sogar noch ein Beitrag vom Debutalbum. "Always Live To Win" und das gern gegebene Priest-Cover "Breaking The Law" sind nur Wegbereiter hin zur Hymne "All We Are", die nun wirklich jeder kennt, der nicht die 80er unter einem Stein hausend verbracht hat. Dementsprechend sind die Reaktionen, und einmal mehr hat Frau Pesch ihre Entertainment-Qualitäten unter Beweis gestellt. Schön!

Es ist eine der feinen Balinger Traditionen, immer auch die Fraktion der Anhänger bluesigen, erdigen Hard Rocks zu bedenken. Diese Rolle spielten in der jüngsten Vergangenheit Great White, Thunder und Nazareth zur allgemeinen Verzückung. Und dass die Eidgenossen Krokus diesen Job hervorragend erledigen, zeigten sie schon 2000 und 2005 eindrucksvoll. Umso mehr sollte das klappen, als die wiedervereinten Marc Storace, Chris von Rohr (bester Name aller Zeiten) und Fernando von Arb ans Werk gehen. Also auf ein Neues, und gleich als erstes packen sie ihren Kracher "Long Stick Goes Boom" aus - und das ist ja immerhin der beste AC/DC-Song, der nicht von AC/DC ist. Die komplett in Originalbesetzung antretenden Alpenländler sind natürlich absolut routiniert, das Material herausragend. Die Frage ist nur, was suchen sie sich aus dem schier endlosen Backkatalog aus? Mit "American Woman" kommt ein weiterer (gecoverter) Klassiker zum Zuge, und auch den reißen sie beherzt runter. Schade nur, dass Fronter Storace nicht gerade der gesprächigsten einer ist: die wenigen spärlichen Ansagen kommen dann auch noch auf Englisch. Wie man sich launig mit der Meute unterhält, zeigt am nächsten Tage ein (angeheiterter) Spike von den Quireboys um so feiner. Aber na ja, nicht jeder ist der geborene Ententrainer, halten wir uns ans Material, und das bringt mit "Tokyo Nights" vom 1980er-Werk Metal Rendezvous so manche Erinnerung an Kinderzimmer und kleine Plattenspieler, wo wir die Nummer mit 15 endlos runtergenudelt haben. Mit "Burning Bones" gibt es ein weiteres Schätzchen aus der 80er-Phase (von Hardware), und mit "Screaming In The Night" bringen sie die Power-Ballade der Haarspray-Ära noch mal zum Glänzen. "Easy Rocker" macht Spaß wie immer, "Bedside Radio" darf nicht fehlen, auch wenn doch arg poppig. Im Zugabenblock kredenzen sie uns noch Dreingaben vom aktuellen Album ("Hoodoo Woman"), bevor dann mit "Born To Be Wild" zwar eine gut runtergerissene, aber durchaus verzichtbare Coverversion kommt. Nach einiger durchaus ärgerlichen Zeitschinderei wird noch "Long Live Rock'n'Roll" angespielt (etwas schmal als die ja eigentlich angefragte Hommage), dann ist's aus. Vor allem gegen Ende kann man sich des Eindrucks der Zeitfüllerei nicht erwehren - irgendwie schade bei einem solchen Fundus, der sicherlich noch den einen oder anderen Hit bereit gehalten hätte.

Hammerfall dürften die dienstälteste Band aus dem ganzen BYH-Fundus sein: schon 1997, als die ganze Sause noch drinnen stattfand, waren sie am Start, und 1999 gab man sich bei der ersten Freiluftaustragung wieder die Ehre. 2007 schließen hatten sie sich zum "Very Special Guest" gemausert, und in diesem Jahr fiel ihnen vollends die Rolle des Headliners an Tag eins zu. Man kann von den Jungs jetzt halten, was man will: Fakt ist, dass sie mit ihrem ruhmreichen Debut keinen geringen Anteil daran haben, dass die (damals schon mehr oder weniger untoten) bösen Geister des Grunge und sonstiger Spaßbremsen endgültig weggefegt wurden und es wieder in Ordnung war, zu hämmernden Riffs in hoher Tonlage über heldenhafte Dinge zu singen. Kurz, dass es wieder ok war, Heavy Metal zu machen. Fakt ist auch, dass die Bande um Oskar Dronjak live eigentlich immer ein Garant für gute Laune ist - zu hoch ist die Hitdichte im Backkatalog, zu professionell die Darbietung. Und daran ändert auch das diesjährige Stelldichein nichts: mit "Punish And Enslave" von der aktuellen Langrille No Sacrifice, No Victory legen sie gleich mal ordentlich los, einen Aha-Effekt gibt es beim zutiefst erblondeten Oskar. Gleich als zweite Granate lassen sie den Opener des Debuts los, und gerade eine Nummer wie "The Dragon Lies Bleeding" zeigt, wie konsequent man sich seinerzeit gegen den Zeitgeist (wir erinnern uns, mir geht's so schlecht, oh je und der Hund is krank, und von meinem Holzfällerhemd ist ein Knopf ab) stellte. Das schleppende "Crimson Thunder" - umrahmt von standesgemäß tiefroter Bühnenbeleuchtung - schließt das Eröffnungstrio würdig ab. Bei "Hallowed Be My Name" (auch von No Sacrifice) kann man sich dann getrost ein wenig umschauen und stellt fest, dass die Bühnenausstattung im Vergleich zu sonstigen Gigs eher mager daherkommt - weg ist der riesige Hammerfall-Schriftzug, der sich vom Drumkit herunterzog, lediglich zwei schmucklose Treppen haben sie aufgebaut. Na, vielleicht muss man ja sparen, wegen den Griechen, oder den Spekulanten, die sind ja immerhin bekanntlich an allem schuld (früher war's übrigens die Flurbereinigung). "Renegade" brettert dann wieder fröhlich nach vorne, "Last Man Standing" fährt fein ins Tanzbein, und "Blood Bound" bewährt sich als verlässlicher Festival-Garant (wobei natürlich die Aussage, dass Deutschland eigentlich die WM hätte gewinnen müssen, schon relativ wohlfeiler Kundenfang ist, Herr Cans). Und dann befragt uns der Fronter, ob wir denn wüssten, dass sie schon beim BYH 2 dabei waren? Wissen die meisten aus dem Programmheft. Interessanter dann schon die Story, dass 1998 der englische Metal Hammer über das zweite Werk Legacy Of Kings urteilte: "This sucks badly." Nun, dann intoniere man eben jetzt einen Song aus dem "suckiest album of all time", und bei "Heeding The Call" kann man sich überzeugen, dass die englische Presse wie immer voll an der Höhe der Zeit vorbeisegelte. "Rebel Inside" (von Threshold) überzeugt nicht vollends, aber Meister Cans schwadroniert unterhaltsam, das neue Album sei auf Platz sieben der Charts eingestiegen, und man arbeite gerade am Nachfolger: "If you think it's going to be a hip hop album - fuck that. If you think it's going to be a nu metal album - well fuck that too. It's going to be some more German heavy metal from Sweden!" Treffender kann man den Stil der Jungs wohl nicht beschreiben. "Any Means Necessary" zieht die Butter dann nicht ganz vom Brot, aber nach "Stronger Than Hall" lässt "Riders On The Storm" den Tanzboden wieder zittern, bevor erst mal Ruhe im Karton ist. Klar gibt's noch eine Dreingabe, und nach dem obligatorischen "Let The Hammer Fall" kredenzt man uns auch hier eine feine Verbeugung vor Ronnie James Dio: unterstützt von Mikael Stanne, der mit seiner Kombo Dark Tranquillity ohnehin gleich in der Halle ran muss, reißen sie eine flotte Fassung des "Man On The Silver Mountain" runter - und man ist irgendwie froh, dass Cans und nicht Stanne (der ja der ursprüngliche Shouter der Kombo war) bei Hammerfall hinterm Mikro steht. "Hearts On Fire" macht den Rausschmeißer von Tag eins. Die Setlist wäre sicherlich etwas optimierungswürdig gewesen - so etwa fehlte zumindest mir "Glory To The Brave" schmerzlich. Insgesamt aber eine kurzweilige, wenn auch äußerst routiniert abgespulte Angelegenheit - da haben Sie schon nicht ganz Unrecht, Herr Siebi.
(Holgi)

In der Messhalle freuten sich dagegen alle auf den Headliner Dark Tranquillity. Mikael Stanne, der mit Hammerfall eben noch "Man On The Silver Mountain" zum Besten gab, und Co. kamen, sahen und siegten auf ganzer Linie. Die extrem geheizte Halle war am Toben, es wurde gebangt, die Haare flogen meterweise, Crowdsurfer versuchten sich im Rund und zu guter Letzt gab es nach kleinen technischen Problemen eine La-Ola-Welle von vorne nach hinten. Das hatte was. Meister Stanne traute seinen Augen und Ohren nicht, was da vor ihm alles abging. Sie hatten wohl mit einigen Fans gerechnet, dass aber die Halle fast komplett gefüllt war und bedingungslos mitgefeiert hat, das konnte wohl keiner ahnen. Abgerundet wurde die starke Show durch die Projektorenbilder, die Niklas Sundin, einer der beiden Gitarristen, kreiert hatte. Untermalten die Musik visuell einwandfrei, das war ein Augen- und Ohrenschmaus der ersten Klasse. Auch hier freut sich der Redakteur auf das Münchner Konzert im Oktober.

Nach dem Konzert wurde im Pavillon bei Bier, Grillkäse und -fleisch der Tag Revue passieren lassen und sich nach einem gemütlichen Feierabendbierchen genüsslich in die Schlafkoje gelegt.
(Siebi)

12Nächste Seite

Zur Übersicht
Zur Hauptseite

© www.heavyhardes.de