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Konzert-Bericht

Paradise Lost, Samael & Ghost Brigade

Backstage, München 14.11.2009

Drei Wochen nach dem Helion-Festival heißt es wieder anstehen vor dem Backstage Werk an der Friedenheimer Brücke. Dieses Mal braucht man auf den Einlass zum Glück nicht lange zu warten, die Schlange vor dem Eingang schreitet trotz Kontrollen zügig voran. Einmal im Werk angelangt, kann der Autor dieser Zeilen auch schnell erkennen, dass er ausnahmsweise einmal nicht zu den älteren Herren im Publikum gehört. Paradise Lost werden heute ihr neues Werk Faith Divides Us - Death Unites Us vorstellen. Und da die Briten als Vorreiter einer Szene schon 20 Jahre auf dem Buckel haben, sind auch ihre Fans logischer Weise nicht mehr die Jüngsten.

Doch vor dem Headliner gilt es noch zwei andere Bands zu bestreiten. Als erster Support auf dem Programm stehen die Finnen von Ghost Brigade. Und falls es Besucher an diesem Abend gibt, die sich deren Auftritt keinesfalls entgehen lassen möchten, sich aber auf die Terminangabe des Veranstalters verlassen, dürften sie sich gründlich in den Allerwertesten beißen. Denn die sechs Musiker erscheinen bereits eine halbe Stunde vor offiziellem Konzertbeginn auf der Bühne, während die Reihen im Werk noch sehr gelichtet sind. Sechs Lieder finden in der knappen Spielzeit von nur 30 Minuten Platz, aber die verfehlen ihr Ziel nicht. Mal voller Aggression und wilder Energie, dann wieder gefühlvoll und melancholisch, schaffen es die Nummern, von Beginn an gut aufgenommen zu werden. Überall sieht man zufrieden im Takt nickende Hörer und ab dem dritten Stück kann man sogar die ersten Headbanger in den vorderen Reihen entdecken. Eine in Blau und Rot getünchte Bühne untermalt das atmosphärische Liedgut und sorgt für das richtige Ambiente. Der Klang in angemessener Lautstärke ist tadellos - lauter Beifall nach jedem Song macht deutlich: den Anwesenden gefällt, was dort oben geboten wird. Mit ihrem Stil, den man durchaus in Verbindung mit Katatonia und auch Opeth bringen kann, passen sie hervorragend in das heutige Programm und können sich auf dieser Tour bestimmt auch den einen oder anderen neuen Fan erspielen.

Um Punkt 20:30 Uhr - also genau zum eigentlich angekündigten Konzertbeginn - verlassen die Musiker auch schon wieder das Podium und machen Platz für die nächste Band. Samael begleiten Paradise Lost auf zahlreichen Gigs ihrer Tournee, und in Anbetracht des aktuellen Albums Above darf gespannt sein, was nun kommen wird. Nach kurzer Umbaupause und Introitus vom Band schreiten die Schweizer unter lautem Applaus zu ihren Instrumenten und gehen mit "Rain", dem großartigen Opener vom Kultalbum Passage, gleich richtig in die Vollen. Da ist vielleicht was los auf der Bühne! Xy hat neben seinem Synthesizer ein kleines Drum Kit stehen, auf das er immer wieder mit theatralischer Gestik eindrischt, ehe er mit weitem Ausholen in den Tasten seines Keyboards hämmert. Der Drumcomputer - eine traditionelle Zutat im Hause Samael - unterstützt das ständige Wechselspiel und fügt sich hervorragend in den elektronischen Sound der Schweizer. Zur linken und rechten am Bühnenrand sind auch Mas und Makro an ihren Klampfen sauber am Abdeibeln, Springen, Tanzen und Posen, während Vorph im Zentrum mit charismatischem Organ für Tage, Wochen und Jahre den Regen fallen lässt. Dieser Auftritt ist nicht als reine Präsentation des neuen Albums zu begreifen, sondern als kleine Zeitreise durch die lange Diskographie der Schweizer, bei sich die Band auf alte Stärken besinnt und ihre experimentellen Phasen weitgehend ausblendet. So geht es auch gleich weiter mit dem Titeltrack vom letzten Album Solar Soul, auf dem sich die Entwicklung hin zum aggressiven Above bereits abzeichnete. Eine Leinwand soll die elektrisierende Stimmung auf der Bühne visualisieren. Das Ergebnis erinnert aber stark an die vorgefertigten Designs des allseits bekannten Windows Media Players und hätte auch getrost weggelassen werden können. Doch das stört sonst kaum jemanden. Obwohl auch jetzt noch etliche Leute mehr vor die Bühne passen würden, ist die Stimmung im Saal äußerst ausgelassen und Stücke wie "Infra Galaxia", "Black Hole" und sogar der alte Klassiker "Into The Pentagram" vom Worship Him Debüt werden zünftig gefeiert. Als Zugabe walzt sich dann noch "The Ones Who Came Before" aus den Boxen, ehe das sympathische Quartett nach gerade einmal 45 Minuten das Feld räumen muss. Laute Rufe nach einer Zugabe bleiben leider unerhört.

Es ist jetzt gerade mal halb zehn - Paradise Lost müssen ja einiges vorhaben, wenn ihren Support-Acts nur solch geringe Spielzeiten zugestanden werden. Aber der Umbau zieht sich. Und wenn's mal wieder länger dauert, hilft ja bekanntermaßen ein gewisser Schokoriegel mit reichlich Erdnuss und Karamell. Vor der Bühne stehen die Schaulustigen mittlerweile dicht an dicht und das gesamte Backstage Werk hat sich prächtig gefüllt. Kurz nach zehn ist es dann soweit: das letzte Restchen Schokoriegel wurde soeben seinem Endzweck zugeführt, da erscheinen Paradise Lost auf der Bühne und ein lauter Jubel erfüllt den Saal. Ohne lange zu fackeln präsentieren die Briten mit "The Rise Of Denial" den ersten neuen Song, der auch ausgezeichnet von den Fans angenommen wird. Wie zu erwarten, soll das Material von Faith Divides Us - Death Unites Us den Schwerpunkt der Setlist bilden. Fünf neue Stücke wird es insgesamt zu hören geben. Doch zunächst sorgt "Pity Of Sadness" für mächtig Beifall und gibt den Fans erste Gelegenheit, sich auch gesanglich zu betätigen. Nick Holmes nutzt die Pause vor dem nächsten Stück und stellt uns Gastmusiker Milly Evans an der Leadgitarre vor. Der ist nämlich für Greg Mackintosh am Start, nachdem es in dessen Familie offenbar einen schweren Krankheitsfall gibt und er sich deshalb nicht an der Tour beteiligen kann. Weiter geht die Show mit "Erased", bei dem der Frauengesang leider nur vom Band eingespielt wird. Die Stimmung im Saal schaukelt sich langsam immer weiter nach oben, bis hin zu totaler Begeisterung. Und wenn man sich schon an alten Ruhmestaten orientiert, wie es ja bei Faith Divides Us - Death Unites Us definitiv der Fall ist, darf natürlich auch Draconian Times nicht fehlen, das mit "Enchantment" und "Forever Failure" vertreten ist. Dazwischen gießen die Musiker mit Klassikern der Marke "As I Die" und "One Second" reichlich Benzin ins bereits lodernde Feuer. Nach "Requiem" ist dann erstmal Schluss. Doch schon nach wenigen Minuten sind die Herren zurück. Mr. Holmes kann sich jedoch nur schwer von seiner eben hinter der Bühne erworbenen Flasche Augustiner trennen, die es ihm offenbar richtig angetan hat. Schließlich präsentieren Paradise Lost mit "Faith Divides Us - Death Unites Us", "The Last Time", einem weiteren großen Hit aus Drakonischen Zeiten und zuletzt natürlich "Say Just Words" eine fulminante Zugabe. Dann hat die Show tatsächlich ihr Ende gefunden. Es ist gerade mal 23:15 Uhr, d.h. das Spektakel dauerte nur etwa 70 Minuten. Das ist schon etwas dürftig und von Icon bekam man auch nichts zu hören! Aber allen kann man es als Band ja nie recht machen. Und gemessen an all der Euphorie, die heute Abend zum Greifen nahe war, dürfte wohl auch niemand unzufrieden das Backstage verlassen.

Setlist Paradise Lost:
The Rise Of Denial
Pity Of Sadness
Erased
I Remain
As I Die
The Enemy
First Light
Enchantment
Frailty
One Second
Forever Failure
Requiem
---
Faith Divides Us - Death Unites Us
The Last Time
Say Just Words

Dagger

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