Festival-Bericht
Wacken Open Air
mit Heaven & Hell, Running Wild, Motörhead, In Flames, Machine Head, Saxon, Heaven Shall Burn, Amon Amarth, Doro, Axel Rudi Pell, Bullet For My Valentine, Volbeat, Der W., Gwar, Walls Of Jericho, Lacuna Coil, Schandmaul, Gamma Ray, Nevermore, Hammerfall, Rage, Testament, Epica, Pain, Borknagar, ASP, Dragonforce, Airbourne, Tristania, Walls Of Jericho, Endstille, Vreid, Whiplash, Bring Me The Horizon, Sarke, Eths, Cadaver Race, Einherjer, Ingrimm, Grand Magus, Skyline, Crysys, X-Plod, Beneath & Mambo Kurt
Festivalgelände Wacken, Wacken 29.07. - 01.08.2009
(Fotogalerien: Wacken2009 Donnerstag, Wacken2009 Freitag, Wacken2009 Samstag)
Donnerstag, 29.07.2009
A Night To Remember
Den Donnerstag kann man bekanntlich etwas ruhiger angehen lassen. Jan und ich nutzen beispielsweise den Vormittag, um einen Bekannten im Ort zu besuchen, der sich jedes Jahr wieder freut, wenn wir mal bei ihm vorbei schauen. Später stürzen wir uns direkt ins mittelalterliche Treiben zu den Highlandgames, wo die ersten Freiwilligen aus dem Publikum schon unter der schweren Last großer Felsbrocken, die es auf einen Tisch zu heben gilt, ins Schwitzen geraten. Bis zu 110 kg bewältigen dabei manche Teilnehmer. Natürlich vergeht der Tag wieder wie im Flug und ab 16:00 Uhr beginnt auch schon das musikalische Programm auf den beiden Hauptbühnen.
(Dagger)
Wie schon in den letzten Jahren läuft der Donnerstag wieder unter dem Motto "A Night To Remember". Anlässlich des 20. Festivaljubiläums steht um 16:00 Uhr die Band Skyline auf der Black Stage. Skyline waren Headliner für das erste W:O:A im Jahre 1990 und kein Geringerer als Festival-Chef Thomas Jensen steht auch heute wieder auf der Bühne und bedient den Bass. Unglaublich, was aus einem Event werden kann, der eigentlich mal aus purer Langeweile heraus initiiert worden ist. Für diesen Auftritt haben sich Skyline einiges an Verstärkung ins Boot geholt. So steht gleich zu Beginn Metal-Queen Doro Pesch auf den Brettern und schmettert die eigens für das Festival geschriebene Hymne "We Are The Metalheads" hernieder. Nach der Darbietung altbekannter Genreklassiker wie "Whisky In The Jar" und "Fear Of The Dark" schaut Eric Fish von Subway To Sally mit seinem Dudelsack vorbei. Zwischenzeitig treiben die sexy Fuel Girls, ein unglaublich heißes Stripperinnenquartett aus England, ihr Unwesen auf der Bühne. Am Ende hat auch Onkel Tom Angelripper einen eigenen Wackensong ("Auf nach Wacken") im Gepäck und natürlich darf "Es Gibt Kein Bier Auf Hawaii" als Abschluss ebenfalls nicht fehlen.
(Dagger)
Auch die ersten Bands des globalen Metal Battle-Wettbewerbs dürfen ab Donnerstag ihr Können unter Beweis stellen. Um 16:40 Uhr steht die erste Combo auf der W.E.T.-Stage, wo der Wettkampf ausgetragen wird. Zu dieser frühen Stunde ist das Zelt nur sehr spärlich gefüllt, und auch der Anblick der Musiker zaubert das ein oder andere Fragezeichen ins Gesicht des Betrachters, stehen auf der Bühne doch Kinder. X-Plod, die Gewinner der rumänischen Vorausscheidung, liefern einen etwas sperrigen Hard-Rock/Metal-Sound, der mit dem ein oder anderen Mitsing-Part angereicht ist, was jedoch angesichts der arg spärlichen Kulisse nicht wirklich funktionieren will. Optisch hat man sich, vor allem der Sänger, an den Glam-Rock-Bands a la Guns'n'Roses & Co. orientiert. Auch wenn der Jüngling am Mikro aufgrund des zarten Alters nichts dafür kann, so ist seine hohe Stimme auf Dauer doch arg anstrengend. Das sehen andere wohl genauso, denn der Beifall hält sich in Grenzen.
(Ray)
Der Blick zurück in vergangene Zeiten ist ein großes Thema dieses Jahr in Wacken und so leisten auch einige Künstler der mittelalterlichen Schublade ihren musikalischen Beitrag. Die Münchener Folkrocker Schandmaul sind die ersten aus dieser Gilde, betreten um 17:00 Uhr die Black Stage und zeigen, was sie live auf dem Kasten haben. Wie das Wetter ist auch die Stimmung im Publikum hervorragend. Es dauert nicht lange und schon muss man die ersten Crowdsurfer auf ihrem Weg in Richtung Bühne über seinen Kopf befördern. Neben Gassenhauern der Marke "Wolfsmensch", "Mitgift" oder "Die Tür In Mir" sind es vor allem die beiden attraktiven Musikerinnen Birgit und Anna, die, ständig mit anderen mittelalterlichen Instrumenten bewaffnet, unermüdlich über die Bühne wirbeln und so das Publikum weiter anheizen. Das nenne ich einen gelungenen Auftritt, der der Band bestimmt viele neue Fans eingebracht hat.
(Dagger)
Stephan Weidner aka Der W. steht nun schon das dritte Mal auf den heiligen Wacken-Bühnen, zweimal mit seiner alten Band, den Böhsen Onkelz, und nun solo mit seiner neuen Truppe. Wie im Vorfeld zu erwarten war, ist der Platz vor der Black Stage proppenvoll. Und schon bei den ersten Tönen von "Der W.Zwo Drei" gerät die Menge aus dem Häuschen, was angesichts der ausverkauften Tournee des Herrn W. auch kein Wunder ist. Empor gereckte Hände und Fäuste, haufenweise fliegende Haare und ein schöner Moshpit, Stephan kann sich auf seine Fans einfach verlassen. "Schatten" und "Mein Bester Feind" folgen, bevor bei "Angst", unterlegt von einem Streicher-Ensemble, erstmals Gänsehaut angesagt ist. Doch Stephan gönnt sich und den Fans keine Pause, weiter geht es im Programm mit "Stille Tage Im Klischee" und "Wer Hasst Dich", einem Song, der es auf das Debutalbum nicht geschafft hat. Ruhigere Klänge werden bei "Ein Lied Für Meinen Sohn" angeschlagen, das von allen mitgesungen wird. Nach der Fahrt durchs "Tränenmeer" kommt mit "Asche Zu Asche", eingeläutet von einer kleinen Ansprache, Stephans Abschluss zum Thema Onkelz. Und wie auch schon beim Konzert in München holt sich Stephan Weidner zu "Bitte Töte Mich" gesangliche Unterstützung bei Nina, der Frontfrau von Skew Siskin, die den ersten Teil der Tournee im Vorprogramm von Der W. zu sehen waren. Langsam aber sicher neigt sich der Gig seinem Ende zu, nicht ohne jedoch den "Geschichtenhasser" durch die Boxen zu jagen. "Gewinnen Kann Jeder" ist dann auch schon fast der Schlusspunkt unter 75 Minuten schweißtreibender Musik, mit einer schnelleren Version und dem gut gemeinten Rat "Pass Gut Auf Dich Auf", das noch zu einem Mitsingspielchen verlängert wird, verabschiedet sich Der W. das dritte Mal vom Wacken-Publikum. Jedoch lässt er es sich, genau wie in den alten Tagen, nicht nehmen, der ersten Reihe persönlich seinen Dank auszusprechen, und so sieht man ihn im Graben fleißig Händeschütteln und Fans umarmen. Ein genialer Gig.
(Ray)
Die Umbaupause wird dazu genutzt, den Metal Hammer-Award in diversen Kategorien zu verleihen, da der Metal Hammer auch einen Geburtstag zu feiern hat, nämlich den 25. Das Ganze ist stark der Oscar-Verleihung nachempfunden, so werden pro Kategorie (Best Female Singer, Bester Newcomer, Bester Liveact, Bestes Album usw...) drei Anwärter vorgestellt und im Anschluss der Gewinner bekannt gegeben. Die Moderation übernimmt Sabina Classen (Holy Moses) und sie sorgt mit ihrem übertriebenen Vortragsstil für reichlich Verwirrung unter den Zuschauern. Übertragen wird das Ganze über die drei Video-Leinwände bei den Hauptbühnen. Mit zunehmender Dauer der Kategorien nimmt jedoch der Jubel der Fans stetig ab. Eine etwas langatmige Pausenfüllung.
(Ray)
Selten hat der Donnerstagabend die Bezeichnung "A Night To Remember" mehr verdient als an diesem Tag. Kapitän Rock'n'Rolf hat sich dazu entschieden, ein letztes Mal in die Takelage zu klettern und die Segel für eine letzte große Fahrt zu raffen. Zudem ist man gespannt darauf, wie denn nun Angelo Sasso tatsächlich aussieht. Mit einem kleinen Theaterstück, das etwas zu lang geraten ist und mit zunehmender Dauer nicht nur positive Äußerungen hervor ruft, wird der letzte Gig in der mehr als 30 jährigen Geschichte von Running Wild, den Vorzeigepiraten, eingeläutet. Die Setlist durften im Vorfeld die Fans via Internet-Voting bestimmen, was durchaus zu der ein oder anderen Überraschung im Laufe des Sets geführt hat. Mit Piratenhemd und Kopftuch bestückt legen Running Wild gleich furios mit "Port Royal" los, dem "Bad To Bone", "Riding The Storm" und "Soulless" folgen. Gleich im Anschluss und somit noch zu früher Stunde folgte mit "Prisoners Of Our Time" der erste große Klassiker der Bandgeschichte. Weiter geht es einmal quer durch die Bandhistorie. Durch die Jahre 1994 ("Black Hand Inn"), 1988 ("Purgatory") und 1989 ("The Battle Of Waterloo") führt die Reise, ehe man beim Schlagzeugsolo angekommen ist. Etwa zu dieser Zeit setzt ein ungemütlicher und stetig anwachsender Landregen ein, doch das tut der Stimmung vor der Bühne keinen Abbruch. Über "Raging Fire" gelangt man zu "Draw The Line" vom letzten Studioalbum Rogues En Vogue. Wie ein "Whirlwind" geht es weiter nach "Tortuga Bay", wo man "Branded & Exiled" wird, und das auch noch zum Mitsingen. "Raise Your Fist" markiert dann auch schon den ersten Schlusspunkt des Sets, und das auch noch ordentlich vor der Zeit. Doch die Zugabe-Rufe wollen nicht verstummen, und so entern Running Wild noch einmal die Bühne, um "Conquistadores" auf die tobende Menge loszulassen. Rock'n'Rolf bedankt sich dann im Anschluss für die jahrelange Unterstützung der Fans, auch seine Mitstreiter und vor allem die damals langjährigen Weggefährten werden lobend erwähnt. Und wie kann man einen solchen Abend besser beenden als mit "Under Jolly Roger"? Eben, geht nicht. Das war es dann aber leider endgültig und ein weiteres Stück deutschen Heavy Metals geht in die Geschichte ein. Einziger Kritikpunkt an diesem Set: "Chains & Leather" war leider nicht dabei, und das ist nicht nur mir aufgefallen.
Setlist Running Wild:
Chamber Of Lies
Port Royal
Bad To The Bone
Riding The Storm
Soulless
Prisoner Of Our Time
Black Hand Inn
Purgatory
The Battle Of Waterloo
Raging Fire
The Brotherhood
Draw The Line
Whirlwind
Tortuga Bay
Branded And Exiled
Raise Your Fist
Conquistadores
Under Jolly Roger
(Ray)
Ab 21:00 Uhr kann man sich natürlich auch auf den langen Weg in Richtung Party Stage begeben. Ich komme jedoch gerade mal bis zum Backstage-Ausgang, wo ich auf Marco Wried von Axxis treffe. Und - was soll ich sagen - er kennt mich noch!! Ob das was mit meinem verplanten Interview mit ihm in der Garage zu tun hat? Axxis spielen zwar dieses Jahr nicht in Wacken, aber auch wenn Marco meint, dass sich die Scheibe eh schon alle aus dem Netz gezogen haben, rührt er hier feste die Werbetrommel für das aktuelle Axxis-Album Utopia, dass diesen August noch in den Läden stehen soll. Aber mein eigentliches Ziel ist ja die Party Stage, die am komplett entgegengesetzten Ende des Festivalgeländes steht. Deswegen schnell weiter... Als ich an meinem Ziel ankomme, ist der Platz vor der Bühne schon bis ganz hinten zu den Fressständen gefüllt. Anscheinend bin ich nicht der einzige, der sich heute von Lacuna Coil den Abend versüßen lassen will. Und wer Lacuna Coil kennt, der weiß, dass es sich lohnt, denn Frontdame Cristina Scabbia ist wie immer eine Augenweide. Im kurzen schwarzen Faltenrock und erst mit rotem Jäckchen, später ohne, schwebt Frau Scabbia während der Show engelsgleich auf der riesigen Party Stage umher. Lacuna Coil zeigen sich an diesem Abend von ihrer besten Seite, daran ändert auch der gerade einsetzende Regen nichts. Routiniert, mit bestem Sound und enormer Spielfreude brettern die Italiener dem Publikum Hits wie "Swamped", "Fragile", "Our Truth", "Heaven's A Lie" oder "Spellbound" um die Ohren. Die aktuelle Single "I Like It" gibt es dagegen seltsamerweise nicht zu hören, dafür aber den wunderschönen Depeche-Mode-Coversong "Enjoy The Silence", der von allen aus voller Brust mitgesungen wird, was zusammen mit der überwältigenden Lightshow für eine unglaubliche Atmosphäre sorgt. Den enormen Beifall am Ende des Sets haben sich Lacuna Coil redlich verdient.
(Sebbes)
Zum Glück hat es nun wieder aufgehört zu regnen und so stehe ich pünktlich um 22:45 Uhr wieder in trockenen Klamotten vor der True Metal Stage in freudiger Erwartung der Herren von Heaven & Hell. Benannt nach dem ersten Black Sabbath-Album aus dem Jahre 1980 mit Sänger Ronnie James Dio zeigen Gitarrengott Tony Iommi, Bassist Geezer Butler und Drummer Vinny Appice (ersetzte erst kürzlich wie damals Bill Ward), dass sie nichts aber auch gar nichts verlernt haben. Im Gegenteil! Dermaßen virtuos an den Instrumenten (v.a. T. Iommi) und theatralisch-ausdrucksstark (v.a. auch R.J. Dio) erlebt man selten eine Band, und das in dem Alter. Natürlich mit perfektem Sound ausgestattet verzaubern die Amerikaner sowohl mit älteren Stücken wie "Heaven And Hell" vom gleichnamigen Album sowie "Time Machine" und "I" vom De-Humanizer, als auch mit aktuellen Songs nicht nur die alten Black-Sabbath-Fans, sondern sicher die gesamte, vor der Bühne versammelte Wacken-Jünger-Gemeinde. Für mich sicher einer der besten Gigs auf dem diesjährigen W:O:A, der am Donnerstagabend sogar den Abschiedsauftritt von Running Wild deutlich in den Schatten stellt.
(Jan)
Die nicht ganz leichte Aufgabe, gegen die übermächtigen Heaven & Hell zeitgleich antreten zu dürfen, fällt auf die Stockholmer Grand Magus. Irgendwie ist vorher zu sehen, dass sie zuschauertechnisch den Kürzeren ziehen werden, und das nicht nur, weil das Zelt kleiner ist als der Platz vor der True Metal Stage. Trotzdem ist das Zelt in etwa zur Hälfte gefüllt, als die ersten Klänge von Grand Magus durch die PA geschoben werden. Die Mischung aus Stoner Rock und Doom Metal bildet eine breite Wand, die da auf die Fans zurollt. Sehr intensiv, muss ich sagen. Sowohl die älteren Stücke als auch neues Material vom Iron Will-Album, wie das Titelstück oder "I Am The North", finden sehr guten Anklang und werden mit reichlich Beifall belohnt.
(Ray)
Und weil man schon mal in der Zeltbühne verweilt, bleibt man auch gleich zur anschließenden Metal Hammer-Party und sichert sich einen guten Platz an der Theke. Nach den ersten Klängen der Party wird es so richtig heiß, denn die Fuel Girls legen eine ordentliche Strip-Show auf die Bretter, die natürlich das männliche Publikum in Scharen vor die Bühne pilgern lässt. Die Hüllen fallen, Milch und Whiskey werden über nackte Körper entleert und zum Schluss wird auch noch ein männlicher Besucher von den Damen "erzogen". Ein netter Muntermacher zu dieser späten Stunde.
(Ray)
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