Konzert-Bericht
Status Quo
Tollwood, München 24.06.2005
Frage: Was haben ein Status Quo-Konzert und Sex in einer gut funktionierenden, lange andauernden Ehe gemeinsam?
Antwort: Man weiß genau, was passieren wird, hat aber trotzdem jede Menge Spaß dabei!
So auch - mit kleinen Abstrichen - beim Quo-Konzert anlässlich des 40jährigen (!!!) Bühnenjubiläums der Rock-Opas im sehr gut besuchten Tollwood-Zelt (Durchschnittsalter der anwesenden Fans von 5 bis 75: geschätzte 57,8 Jahre).
Nach der Vorband geht's um Punkt 20 Uhr los: "Caroline", "Something 'bout you Baby" und "Breaking the Rules". Drei Klassiker zu Beginn. Das Zelt tobt. Geschätzte Innentemperatur: 47,6 Grad Celsius.
Das kühlt auch kaum ab, als Rossi, Parfitt (die einzigen Verbliebenen der Originalbesetzung!) und Co. vier neuere Songs intonieren. Songs aus den aktuellen CDs, die nur eingefleischte Quo-Fans kennen, die man aber auch nicht unbedingt kennen muss. Klingt ohnehin alles gleich, was ganz und gar nicht abwertend gemeint ist. Ich erwische mich, wie mein rechter Fuß ständig im Takt mitgeht. Immer im gleichen 4/4-Takt. Auch bei den Titeln, die ich nicht kenne. Geht nicht anders. Status Quo eben.
Nach der kurzen Neuzeit-Einlage geht's aber auch sofort wieder mit echten Quo-Stampfern wie "Rollin' home" oder "Againagainagainagainag..." weiter. Wahnsinn. 52,4 Grad Celsius, geschätzt!
Exakt eine Stunde ist vorbei. Francis Rossi (der mit dem Zopf!) kündigt einen Song ohne Bass an. Vier Gitarren, leichte Percussion-Begleitung. "Gerundula", der älteste Song, den sie in München im Programm haben. Ungewöhnlich! Anders! Toll! Für mich der absolute Höhepunkt des Abends. Keyborder Andrew Bown spielt die dritte Gitarre. Bassist John "Rhino" Edwards spielt die vierte, oder sollte man sagen erste! Ihm ist es auf jeden Fall vorbehalten das legendäre Solo des Stücks zu spielen und er zeigt damit, dass er wohl auch der beste Gitarrist der Band wäre. Wenn man ihn nur ließe.
Gut, dass Parfitt und Rossi ihn ansonsten aber nicht an die 6-saitige Gitarre lassen. Rhino gehört an den Quo-Bass. Die Gitarren-Riffs gehören den Veteranen der Senioren-Rocker (nicht despektierlich gemeint! Mick Jagger ist noch älter!).
Vor allem beim Finale Furioso: "Roll Over Lay Down", "Get Down", "Whatever You Like" und "Rockin' All Over The World"! Das Zelt kocht, im wahrsten Sinne des Wortes! 62,3 Grad, gemessen!
Und das ist dann leider auch Rick Parfitt zuviel. Er kann gerade noch sein Plektrum ins Publikum werfen und kollabiert hinter der Bühne. Hitzestau. Nichts Ernstes, wie sich inzwischen Gott sei Dank herausgestellt hat. Eine Rückkehr zu den natürlich ebenso geforderten wie vorgesehenen Zugaben ist aber nicht möglich! Schade natürlich! Da waren noch so viele Quo-Klassiker nicht gespielt. Die ganz alten zum Beispiel: "Pictures Of Matchstick Men" aus dem Jahr 1968 oder "Down The Dustpipe" zum Beispiel. Oder einer der wenigen ruhigeren Songs im Repertoire: "In The Army Now".
Hätte ich gerne noch gehört. Andere hätten vielleicht lieber zu neuen Songs im Zugabenteil abgerockt. Und deshalb war's zwar ein abruptes, aber vielleicht doch gar nicht so schlechtes Ende eines außergewöhnlichen Konzerts. Jeder konnte sich auf dem Heimweg seinen Zugabenteil denken. Und mitsummen. Und der rechte Fuß ging weiter mit. Immer im gleichen 4/4-Takt. Status Quo eben!
Und die Antwort auf die einleitende Frage kann man ab sofort mit einem kleinen Zusatz ergänzen: "Und Zugaben sind zwar erwünscht, aus medizinischen Gründen aber nicht möglich!"
Herbert Steffe