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Konzert-Bericht

Within Temptation & Autumn

TonHalle, München 15.02.2005

Hach ist das schön! Draußen wirbelt das Schneegestöber, und drinnen kommt die Eiskönigin höchstpersönlich zu uns. Zwar kommt sie nicht vom Nordpol, sondern aus den Niederlanden, wo schneebedeckte Höhen wohl eher selten sind. Aber egal, wenn das so wunderbar gebracht ist wie diese letzte Zugabe, dann verzeihen wir stellvertretend sogar einem Heer von Anhängerfahrern mit gelbem Nummernschild.
Was mich hier so in Sabbelstimmung versetzt ist natürlich die "Ice Queen", die bei der Show von Within Temptation mal wieder das Highlight war. Und dabei sah es lange Zeit gar nicht so aus, als ob wir das Stück zu Gehör bekommen. Aber dazu kommen wir später.

Nachdem mittlerweile ja klar ist, dass sich im Kunstpart Ost / in der jetzigen Kultfabrik aber auch gar nix geändert hat, sondern immer noch Besucher guter Konzerte beim Heimweg auf verängstigte Diskomäuschen treffen, steigt auch dieses Paket wieder in der Tonhalle, dem ehemaligen Colosseum. So in etwa 2.500 Nasen passen in die Räumlichkeiten, die sogar einen kleinen Balkon aufzuweisen haben. Die Halle ist schon früh recht gut gefüllt - der Charterfolg von Within Tempation macht sich bemerkbar.

Als Support haben sich die Jungs um Sharon den Adel wieder einmal Landsleute mitgebracht: Punkt 8 legen Autumn aus Holland los. Anfangs wirkt das Ganze etwas gewöhnungsbedürftig - Sängerin Nienke de Jong springt im Lederrock und Korsage über die Bühne, während die Bandkollegen auf wilden Mann machen und mächtig die Mähne kreisen lassen. Nur eine Kopie von Sachen, die man schon tausend Mal gesehen hat? Nach einigen Soundproblemen stellt sich heraus: vielleicht schon, aber auf jeden Fall sehr gut gemacht. Autumn kommen mit zunehmender Spieldauer in Fahrt und ziehen die Anwesenden mit ihrer Mischung aus Gothic und Melodic auf ihre Seite. Sängerin Nienke plaudert locker in gutem Deutsch mit dem Volk und überzeugt mehr und mehr mit erstaunlicher Präsenz. Im Vordergrund des Sets steht Material von der neuen Scheibe Summer's End, die seit Februar in den Läden steht - unter anderem gibt's "Gospels In Dusk", die neue Single "Gallery Of Reality" und auch das Titelstück zu bestaunen. Auch die erste Veröffentlichung ist mit "This Night" vertreten. Nach 35 Minuten ist Schluss, aber Autumn haben sich in jedem Fall für weiterführenden Aufgaben empfohlen. So läßt man sich einen Special Guest gefallen - die Meute dankt's mit Beifall und großer Aufmerksamkeit für den Merchandise-Stand, an dem Autumn dann selbst ihre Ware feilbieten. Sympathisch.

Nur eine kurze Umbaupause müssen wir dann in Kauf nehmen - das Equipment ist schon hinter einem Vorhang aufgebaut und muss nur noch hergerichtet werden, der Soundcheck scheint auch schon erledigt, also kein Yeah oder Son Of Yeah nötig. So geht's auch, sehr schön. Exakt um 21:00 Uhr ertönen die ersten Intro-Klänge von The Silent Force, und man darf gespannt sein. Über die neue Scheibe habe zumindest ich mir immer noch kein abschließendes Urteil gefällt - klar spürbar ist der Versuch, nicht mehr übermäßig komplex zu sein, hin zu eingängigeren Songstrukturen zu kommen. Erfolgreich ist das allemal, nicht zuletzt ablesbar an den Chartplatzierungen der ersten beiden Singles "Stand My Ground" und "Memories". Andererseits geht aber auch das Wilde, Verquere, Eigenwillige verloren, das Mother Earth so faszinierend macht. Aber schauen wir uns mal an, wie sie den Spagat live bewältigen.

Als der Bühnenvorhang fällt, sieht man sich vor einer durchaus großen Kulisse mit zwei Fantasy-angehauchten Engelsfiguren rechts und links, die Within Temptation noch von der Mother Earth-Tour aufgehoben haben. Sparsam sind sie also, und schön wirkt das auch noch. Neu ist eine große Video-Leinwand im Hintergrund, auf der das Bestreben, stimmungsvolle Soundtracks zu erzeugen, sichtbar in Szene gesetzt wird. Das Schlagzeug steht erhöht auf einem Podest, die kurzgeschorene bis glatzerte Mannschaft um Gitarrero und Bandcheffe Robert Westerholt teilt sich die große Bühne. Klarer Blickfang bleibt aber eindeutig Sharon den Adel, die zu den Klängen von "See Who I Am", dem Opener von The Silent Force, einmarschiert und lautstark begrüßt wird. Dieses Mal hat sie uns ein Kleidchen mit Lederschnürriemen mitgebracht - somit ist das Eintrittsgeld schon berechtigt.

Soundtechnisch müssen sie sich erst mal finden, die Gitarren kommen anfangs etwas zu leise, und die Abmischung passt erst mit dem zweiten Song. Aber ab "A Dangerous Mind" liefern Within Tempation das ab, was schon bei ihrem letzten Besuch in München so überzeugend war: einen kompakten Sound, der live einige Nummern härter als auf CD daherkommt, über allem thronend die Stimme von Sharon den Adel, die auch heute Abend wieder allen Zweiflern die Zähne zeigt. Dabei macht sie uns gleich am Anfang, auch wieder in Deutsch (scheint in Holland gängig zu sein), darauf aufmerksam, dass wir uns nicht zu viel erwarten sollen: "Ich habe etwas Kehlkopfschmerzen - aber ich brauche Sie!". Dieses Schicksal hatte ja auch schon Lisa von Xandria ereilt und erfolgreich gemeistert. Und wo sonst wird man denn noch so höflich angesprochen. Weiter im Programm geht's mit "Jillian (I'd Give My Heart)", womit langsam deutlich wird, dass der erste Teil des Konzerts klar im Zeichen der neuen Scheibe steht.
Die Menge dankt dies auch - nicht wenige haben sich sichtlich vom Charterfolg und von der Video-Rotation der Singles herlocken lassen. Mit "Angels" drehen Sharon und ihre Mannen den Härtegrad dann aber etwas nach oben, und spätestens jetzt geht die Gute wieder voll in ihrem Ausdruckstanz auf, der ihr manchmal ja angekreidet wird, der aber irgendwie zu der ganzen Atmosphäre passt. Mit "The Promise" gibt es dann das erste ältere Stück, und hier wachen jetzt langsam auch die langgedienteren Fans auf. Nach den Schleichern "Pale" und "Forsaken", die es für meine Begriffe nicht gebraucht hätte, feuern Within Temptation schließlich das von vielen erwartete "Stand My Ground" ab, und auch hier zeigen sie sich wieder um einiges aggressiver als auf CD. Die Hitparadenzeit wird dann mit "Memories" fortgesetzt, und mich beschleicht ein seltsames Gefühl - das ist ja alles nicht schlecht, aber haben sie sich etwa von ihren alten Hämmern verabschiedet und machen nur noch Viva-Mucke? Das wäre unschön.
Und vielleicht hat sie es ja geahnt: just in diesem Moment fragt uns Sharon: "Kennen Sie Kate Bush?" Jawoll, jetzt kommen also die für Within Temptation typischen Züge, das leicht angeschrägte und gegen den Strich gebürstete Element, zur Geltung. Bei ihrem Cover "Running Up That Hill" beweisen sie einmal mehr ihre Klasse - wer sonst kann einen Kate Bush Song wirklich überzeugend interpretieren? Mit "Caged" gibt's dann endlich wieder ein Mother Earth Stück auf die Mütze, und endlich macht sich das epische Herr der Ringe-Gefühl breit, das sie brauchen, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Und das mächtige "Mother Earth" schließt den Hauptteil des Sets schließlich zunächst ab. Begeisterung allenthalben, großer Applaus, und Sprechchöre, schließlich fehlt die Hauptsache ja noch. Sie lassen sich auch nicht lange bitten, verstecken sich nur ein wenig hinter den Säulen und kommen nach kurzer Zeit mit "Deceiver Of Hearts" (Hüpfalarm) und "Aquarius" nochmal zurück. Selbst die ganz alte Zeit kommt mit einer Death/Growl-Mischung zu Ehren, bei der Robert Westerholt wie zu Zeiten des Debüts selbst zum Mikro greift. Stimmlich neigt sich Sharon allerdings immer mehr dem Ende zu, und nachdem die Meute immer noch nicht nach Hause will, kommt Westerholt ein letztes Mal auf die Bühne und informiert uns, dass Sharon noch einen einzigen Song hinbekommt.
Und das ist jetzt eben der Moment, der mich letztendlich doch wieder vollauf begeistert: klar ist das stimmlich nicht lupenrein, was sie jetzt bieten, aber nach 90 Minuten und nicht in Top-Form ist es einfach zu bewundern, dass sie ihren größten Schatz "Ice Queen" mit solcher Begeisterung in die Menge schleudern, die allerdings auch zum Dank massiv mitmischt. Wunderbar, das ist ganz großes Kino. Nach einer sehr artigen Dankesrunde ruft Robert seiner besseren Hälfte noch zu "Du hast's geschafft", dann ist Schluss. Sehr schön. Also: in Summe bestens, es gibt was für alte und neue Fans, und jeder ist glücklich. Wie sagt man bei der ebay-Bewertung, "gerne wieder".

Setlist Wihtin Temptation:
See Who I Am
A Dangerous Mind
Jillian (I'd Give My Heart)
Angels
The Promise
Pale
Forsaken
Stand My Ground
Memories
Running Up That Hill
Caged
Mother Earth
----
Deceiver of Hearts
Aquarius
----
Enter
Ice Queen

Holgi

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