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Interview

Interview mit Somber Serenity (05.05.2005)

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Somber Serenity wurden in der Vergangenheit immer wieder Opfer, nennen wir's mal, technischer Missgeschicke. Da wäre zum einen das für die zweite Ausgabe unseres Offlinefanzines geplante Interview, das einer nie erfolgten Realisierung zum Opfer fiel. Das Interview beim letztjährigen WMD lassen wir lieber gleich mal in Frieden ruhen und wenden uns den aktuellen Fakten zu.

HH: Hallo Stefan, erstmal ganz grosses "SORRY", dass es scheinbar zur heavyhardes-Philosophie gehört, Somber Serenity aus welchen Gründen auch immer zu vernachlässigen. An euch und euerer Musik kann's ja nicht liegen, war doch unter anderem der Somber-Track einer der Highlights auf dem letzten Death-O-Phobia-Sampler. Einigen wir uns also auf komplett verplante Redakteure und einen noch viel verplanteren Andreas. Steigen wir doch gleich mal voll ein: was gibt's von der Somber-Front neues zu berichten?

Stefan: Hallo Andreas! Wie du schon erwähnt hast, ist auf dem aktuellen Death-O-Phobia der Song "Revel In Pagan Thoughts", der im Rock Hard zu den drei Lichtblicken dieses Samplers gezählt wurde. Diesen Song werden wir im Juni diesen Jahres mit acht weiteren neuen Stücken für unser zweites Album neu aufnehmen. Wann genau diese CD dann aber veröffentlicht wird, ist noch nicht klar, da es noch nicht sicher ist, ob wir wieder eine Eigenproduktion machen werden oder das Album von einem Label veröffentlicht wird.
Medusa Productions, die sich ja um die Promotion unserer Singular CD kümmern, mussß ich hier auch mal loben; denn selbst dreieinhalb Jahre nach der Veröffentlichung des Albums kümmern sich Mike und Conny immer noch darum, weswegen dieses Jahr in Spanien ein Sampler mit einem Song dieses Albums erscheint, und ich erst letztens wieder ein Review zugeschickt bekommen habe - es waren 10 von 10 Punkten, nur leider konnte ich es nicht lesen, da die kyrillische Schrift doch nichts für mich ist! ;-)
Bei unserer Besetzung hat sich in den letzten Monaten auch wieder etwas verändert, denn Max Marquardt musste aus zeitlichen Gründen passen, weswegen wir seit Ende Dezember wieder mit Manual Iosca am Bass proben, der ja auch schon unser erstes Album eingespielt hatte.
Und was Konzerte betrifft waren die letztjährigen Walpurgis Metal Days und vor allem unser Auftritt auf dem Metallic Noise Open Air 2004 auf jeden Fall Highlights für uns! Dieses Jahr spielen wir übrigens auf dem Metal gegen Krebs Festival am 2. & 3. September zusammen mit u.a. Haggard, Brainstorm, Dew-Scented, Disillusion und Agathodaimon.

HH: Euer Sound wird ja gern als Mischung aus Death-, Pagan- und Folkmetal bezeichnet. Wie seht ihr hier euere Prioriäten in Zukunft? In welche Richtung entwickelt ihr euch weiter, welche Einflüsse werden zukünftig wohl weniger werden?

Stefan: Puh, wie soll ich sagen, wie wir uns in Zukunft entwickeln, wenn die neuen Songs noch gar nicht geschrieben sind? Nein, mal im Ernst, ich mache mir keine genauen Pläne, wie die nächsten Songs von uns klingen sollen. Ich versuche viel mehr, ohne irgendwelche Zwänge Riffs und Melodien zu schreiben, aus denen wir dann unsere Songs arrangieren. Ob dabei irgendwelche Einflüsse stärker heraustreten, oder zurückgeschraubt werden, spielt da absolut keine Rolle. Im Moment könnte ich mir z.B. gut vorstellen etwas in Richtung von Tiamats "Judas Christ" zu machen, aber ob das dann auch so kommen wird, ist absolut nicht sicher...

HH: Was ist euere Motivation, Musik zu machen? Oder anders: Wie denkt ihr, mit euerer Musik die aktuelle Musiklandschaft verbessern zu können?

Stefan: Meine Motivation Musik zu machen liegt darin, dass ich etwas aktiv gestalten, und nicht nur passiv konsumieren will. Seine eigenen Vorstellungen, Gefühle und Gedanken in Musik zu verwandeln, das ist der Antrieb, denn es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man mehr oder weniger "aus dem Nichts" neue Musik machen kann. Wenn diese dann auch noch anderen gefällt, dann umso besser!
Und wie wir die Musiklandschaft verbessern können? Da habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken darüber gemacht, denn das wäre wohl ein zu hoch gegriffenes Ziel für eine kleine Band wie uns... Ich denke aber, dass wir durch unsere abwechslungsreiche Musik für mehr Kurzweil sorgen können, wie so manche andere Band, die sich durch selbst auferlegte Grenzen in ihrer Kreativität einengen. Ich finde es zum Beispiel nicht sonderlich spannend, wenn ich nach dem Schreiben eines folklastigen Songs gleich den nächsten anfangen würde. Deswegen kommen auch auf unser anstehendes Album neben den für uns typischen düsteren Gothic-Doom Metal Songs auch ein paar härtere Songs und eben die folklastigeren zum Zuge.

HH: Wann wäre für dich persönlich der Punkt erreicht, an dem du von der Musik mal ganz salopp gesagt die Schnauze voll hättest?

Stefan: An dem Punkt, an dem das Drumherum mehr Zeit beansprucht, wie das eigentliche Musik machen. Wenn also z.B. die Suche nach neuen Musikern nicht enden würde, aber da haben wir zum Glück derzeit kein Problem!

HH: Wollt ihr mit euerer Musik beim Hörer Emotionen erzeugen? Wenn ja, welche?

Stefan: Das hängt stark von den einzelnen Songs ab, denn diese wurden ja auch durch die unterschiedlichsten Emotionen und Stimmungen beeinflußt. Ich würde aber nicht sagen, dass wir es darauf absehen, beim Hörer Emotionen zu erzeugen, denn das hängt zu stark von demjenigen ab, der sich unsere Songs anhört. Andererseits löst wohl jede Musik beim hören Emotionen aus, in unserem Fall wären das wohl neben Trauer, Schmerz und Melancholie auch Empfindungen wie Wut, Stärke und Tatendrang. Unser neues Album wird im Gegensatz zu "Singular" auf jeden Fall etwas "positiver" ausfallen, wobei wir aber immer noch weit davon entfernt sind, eine gute-Laune-Party-Band zu sein.

HH: Siehst du die Musik für dich als eine Art Ventil, in dem du für dich selbst Stimmungen kompensierst, bzw. aufarbeitest?

Stefan: Eigentlich nicht, denn ich fange nicht gezielt nur dann an Musik zu schreiben, wenn es mir nicht gut geht oder so, aber dass meine Musik stimmungsvoll sein soll ist mir schon sehr wichtig.

HH: Da wir ja die meiste Zeit von dir sprechen: wie wichtig ist die Band als Einheit? Werden Entscheidungen im Hause Somber Serenity in einem demokratischen Prozess getroffen, oder handelt es sich um ein Diktatorat der wenigen? Das Sprachrohr der Band bist aber zweifellos du, oder?

Stefan: Ja, ich würde mich schon als Sprachrohr der Band bezeichnen, wohl einfach deswegen, weil ich seit Anfang an dabei bin und viel mit dem Songwriting zu tun habe. Wenn es um Konzerte und alle möglichen anderen Dinge geht sind wir aber auf jeden Fall demokratisch, gerade beim Songwriting ist es für mich aber sehr schwierig demokratisch zu bleiben, denn sobald ich eine Idee für einen neuen Song habe, dann will ich diese dann auch durchsetzen - aber das ist denke ich mal ganz normal...

HH: Wer ist dann für die Texte zuständig?

Stefan: Für das neue Album haben wir uns das Verfassen geteilt, da ja auf "Singular" die Texte noch komplett von Daniel geschrieben wurden. Neben unserem Sänger Michael haben auch Max und ich Texte verfaßt.

HH: Wovon handeln euere Texte? Gibt es ein Grundthema?

Stefan: Nein, ein Grundthema gibt es nicht. Die Texte handeln großteils von durchlebten Situationen und Emotionen, die den einzelnen beschäftigen. Auch heidnische Themen sind bei unserer neuen Texten hinzugekommen, wobei diese nicht nur durch germanisch/keltische Überlieferungen inspiriert sind, sondern insgesamt von der naturverbundenen Lebensweise der weltweiten Urbewohner.

HH: Was wollt ihr musikalisch erreichen? Wo seht ihr euere Grenzen?

Stefan: Willst du jetzt hören, das wir vorhaben irgendwann von der Musik leben zu können? ;) Nein, damit kann ich nicht dienen... Grenzen sehe ich für uns, außer was den Erfolg angeht, keine, und wenn die Band lange genug besteht, dann habe ich mit dem Gedanken kein Problem, in sagen wir mal fünf Jahren über das Somber Serenity Album Nummer vier oder fünf zu reden. Wie ich schon erwähnt habe, kann sich musikalisch noch viel Verändern, aber erzwingen werden wir da gar nichts. Ob das nächste Album nun ähnlich wie unser anstehendes, oder komplett anders klingt ist für mich zweitrangig - Hauptsache ist, dass ich bzw. wir die Songs gut finden, und sie deswegen bei Konzerten überzeugend rüberbringen können.

HH: *hehehe* Denkst du, dass es heutzutage für Bands des härteren Genres überhaupt noch möglich ist, irgendwann von der Musik zu leben (jetzt mal davon abgesehen, dass du in München wohnst und dort die Lebenshaltungskosten ohnehin noch um einiges höher sind)? Oder als etwas anderen Ansatz:
würdest du für die Musik von heute auf morgen alles?

Stefan: Dafür habe ich wohl schon zu viele Verpflichtungen, als dass ich mich auf das Abenteuer "Musiker sein", einlassen würde. Ich denke für eine richtig lange Tour hätten wir auch alle keine Zeit, aber zumindest eine kurze Tour zu spielen gehört auf jeden Fall zu unseren Zielen. Ich denke aber schon, dass man im härterem Metal von der Musik leben kann, aber die Bands die es schaffen brauchen wohl viel Zeit und Glück, damit das auch klappt.

HH: Ergänzend hierzu die Paradefrage schlechthin: Wo siehst du die Band in zehn Jahren?

Stefan: st es jetzt feige, wenn ich sage, dass mir zehn Jahre dann doch eine zu lange Zeitspanne ist, um zu sagen, was dann sein könnte? ;) Nein, ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in zehn Jahren keine Musik mehr machen werde, aber ob es die Band Somber Serenity noch geben wird, da wäre ich mir nicht ganz so sicher...

HH: Seht ihr euch in Konkurrenz zu anderen Bands?

Stefan: Ja, ich sehe Somber Serenity schon in Konkurrenz zu anderen Bands, aber nicht im negativen Sinne, sondern eher, dass man sich durch den Erfolg einer anderen Band selber zusätzlich anstacheln kann. Solange Konkurrenzdenken nichts mit Neid zu tun hat, ist das ja auch kein Problem, und ich denke z.B. auch, dass die Deals von Equilibrium und Sycronomica nur gut für die Münchner Szene sind, denn so bekommt sie zusätzliche Aufmerksamkeit, was für andere Bands dann auch wieder von Vorteil sein kann.

HH: Denkst du denn, dass die Münchner Szene derzeit nicht die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient hätte? Was sind denn deiner Meinung nach die Ursachen dafür, dass die Szene bundesweit derzeit eher weniger Beachtung findet?

Stefan: Nach den Bemerkungen in einer der letzten Rock Hard Ausgaben, sieht es wohl so aus...
Und woran das liegt? Wohl daran, dass keines der großen Metal-Flagschiffe aus München kommt. Hamburg hat ja mit Helloween und Running wild gleich zwei ganz bekannte und alte Bands vorzuweisen. Was das aber mit den Nachwuchsbands zu tun hat, kann ich auch nicht erklären. Diese Bemerkung war wohl vielleicht auch einfach nur ein Aufhänger für den Schreiberling, um eine neue Hamburger Band vorzustellen...

HH: Wie wichtig ist die "Szene" für dich? Wie definiert sich für dich eine "Metal-Szene"? Inwiefern fühlt ihr euch als Teil davon?

Stefan: Ohne dies Szene kann ich auch keine Konzerte veranstalten, und somit als Band auch nicht wirklich existieren, von dem her ist sie sehr wichtig für uns. Die ganzen Kontakte zu anderen Bands und auch zu Schreiberlingen und Veranstaltern sind auf jeden Fall wichtig für uns, und das Interesse von der anderen Seite zeigt uns, dass dies auch auf Gegenseitigkeit beruht.

HH: Angenommen, du wärst morgen der Manager eines grossen Branchenriesen (BMG, Sonymusic...). Mit welchen drei Sofortmassnahmen würdest du versuchen, den siechenden Musikmarkt zu revolutionieren/zu retten?

Stefan: Die Sofortmaßnahmen würden alle das selbe Ziel haben, und zwar den Konsumenten nicht länger zu verarschen. So würde ich z.B. auf nachträglich veröffentlichte Sondereditionen wie z.B. bei Nightwish komplett verzichten, und anstelle dessen hochwertige Singleauskopplungen veröffentlichen, die dann z.B. durch eine zusätzliche DVD, auch alle Käufer des eigentlichen Albums wieder zum Kauf animieren, auch wenn sie ein par Euro mehr kosten, wie eine normale Single. Dann würde ich die "Billigversionen" ohne Booklet wie etwa bei Within Temptation komplett vom Markt nehmen, und anstelle dessen prüfen lassen, ob es sich rentiert, die Booklets + Inlays einzeln zu verkaufen, für sagen wir mal 6-8 Euro, durch die sich der Käufer dann seine illegale Raubkopie legalisieren lassen kann. Die gebrannte CD mit den Songs kann sich ja jeder aus dem Internet oder von einem Bekannten besorgen, aber das Booklet nicht, deswegen denke ich auch, dass diese "Billigversionen" nur ein dummes Alibi der Marke "oh wie günstig wir doch Musik anbieten können" von ein paar Labels ist. Und als letztes würde ich dann den Mitarbeiter, der die auf dem jeweiligen Label letzte Dancefloor-"Wir können nichts, also spielen wir Coverversionen"-Band unter Vertrag genommen hat, mit sofortiger Wirkung entlassen ;)

HH: Noch ein paar abschliessende Worte für euere Fans und unsere Leser?

Stefan: Erst mal ein großes Dankeschön an dich, dass es nun doch geklappt hat, und ein großes Sorry, weil ich für die Antworten auch ewig gebraucht habe... Abschließend kann ich noch erzählen, dass wir Ende diesen Jahres unser 10jähriges mit einem Gig in München feiern werden, und für diesen Gig versuchen wir so viele ehemalige Musiker zusammen zu trommeln, wie es geht. Selbstverständlich werden wir dann auch einige alte Songs wieder ausgraben, die wir schon jahrelang nicht mehr live gespielt haben. Würde mich freuen, wenn ich bei dem Gig ganz viel bekannte Gesichter sehen würde! Dann hoffentlich spätestens bis zu dem Gig, cheers!

HH: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Auf mindestens zehn weitere Jahre Somber Serenity!

Andreas

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