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Interview

English VersionInterview mit Grenouer (05.07.2008)

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Die russische Metal-Szene findet bei uns nicht wirklich statt, umgekehrt ist der westliche Metal in Russland aber sehr lebendig. Mit Lifelong Days macht sich nun die russische Band Grenouer auf den Weg in den Westen. Über Hamburger, Wodka und die Zusammenhänge auf Lifelong Days gab Sänger IND bereitwillig Auskunft.

HH: Grüß dich, wenn ich richtig liege, beginnt die Geschichte Grenouers im Jahre 1992. Damals habt ihr als Death Metal-Band angefangen. Stell dich doch bitte kurz vor und erzähl uns ein paar Worte zur Gründung von Grenouer.

IND: Hallo, meine Name ist Andrey "IND", ich bin der Sänger bei Grenouer seit unserem Debütalbum. Wir kommen aus Russland, aus Sankt Petersburg. Zur Zeit sind wir fünf Mitglieder in der Band, "Motor" und "Rt" an den Gitarren, "Slavij" am Bass und "Grave" am Schlagzeug. Ja, es stimmt, wir waren in den 90ern mal eine Death Metal-Band. Death Metal war das erste, was uns beeinflusst hat. Später dann haben wir verschiedene Entwicklungen erfahren und einige Veränderungen im Lineup hinter uns gebracht, was aber schließlich in ernstzunehmende musikalische Neuerungen mündete.

HH: 2004 habt ihr euren Stil mit der Veröffentlichung eures Presence With War-Albums stark modernisiert. Try war der nächste logische Schritt, auf dem ihr starke Einflüsse von Fear Factory und Meshuggah verarbeitet habt. Was hat euch zu diesem Stilwechsel bewogen?

IND: Mit Presence With War wollten wir unserer Death Metal-Vergangenheit Lebewohl sagen, was wir auch getan haben. Seitdem sind unsere Fans in zwei Lager geteilt: die einen, die unsere moderne Ausrichtung mögen, die anderen, die unsere alten Alben lieber hören. Dieser Stilwechsel kam ganz von allein, wir fühlten, dass wir anders werden wollten, wobei ich sagen muss, dass wir in unserer Entwicklung noch nicht am Ende angekommen sind. Die Geschichte geht also weiter.

HH: Was steckt hinter dem Bandnamen "Grenouer"? Was ist das?

IND: Das Wort ist eine Erfindung. Eigentlich war es eine freie Interpretation von Grimoire, aber später haben wir nichts damit verbunden. Die einzige Bedeutung ist also, dass es unser Bandname ist.

HH: Auf eurer aktuellen Scheibe Lifelong Day sind die Einflüsse oben genannter Bands immer noch stark. Ist es gut oder schlecht für euch mit Fear Factory und Meshuggah verglichen zu werden?

IND: Wir wollten diesmal so wenig Einflüsse von Fear Factory und Meshuggah verabeiten wie möglich, aber wenn du das sagst... dann ist uns das wohl nicht so geglückt. Wir wollten auf Lifelong Days keine abrupte Riffing-Maschine mehr sein, wir waren auf der Suche nach etwas eigenem, Metal, Hardocore und auch Rock-Elemente.

HH: Wie fielen die Reaktionen bisher aus? Seid ihr zufrieden?

IND: Das Album wird erst in ein paar Tagen veröffentlicht, es wäre also noch zu früh, um über Reaktionen zu sprechen. Ich glaube, wir haben das beste bei diesem Album gegeben, obwohl nichts auf dieser Welt perfekt ist. Wir sind aber sehr froh, dass es veröffentlicht wird.

HH: Wie würdest du euer Vorgehen beim Songwriting und den Sound, den ihr auf Lifelong Days geschaffen habt, beschreiben?

IND: Es klingt sehr viel melodischer, die Songs sind strukturierter und wirken erwachsener. Wir haben uns in die Situation der Hörer versetzt, damit wir ihre Geduld nicht missbrauchen, haha! Der Sound passt zur Musik, er ist nicht mehr so extrem, aber fett genug, um den Hörer wach zu halten. Vorausgesetzt natürlich, dass sich jemand für uns interessiert.

HH: Wie schreibt ihr eure Songs? Gibt's bei euch einen einzelnen Schreiber oder macht ihr das als Gruppe?

IND: Manchmal kommt "Motor" mit Gitarrenriffs an, manchmal schlägt unser Drummer rhythmische Strukturen vor, das alles verarbeiten wir dann gemeinsam zu einem Song. Wir tüfteln dann an den Arrangements, ändern viel herum, veranstalten Brainstormings und arbeiten das Ganze aus. Die Texte kommen dann ganz zum Schluss. Jeder Song ist definitiv durch gemeinsame Arbeit entstanden.

HH: Als Titel habt ihr, wie schon erwähnt, Lifelong Days gewählt. Kannst du uns bitte erklären, warum es dieser Titel geworden ist und was dahinter steckt?

IND: Hinter dem Titel verbirgt sich die Flüchtigkeit des Lebens und auch, dass das Leben oft sehr hart ist. Diese Welt, das Leben, ist voller Ungerechtigkeit und Ungleichheit und viele, viele Leute existieren einfach nur und versuchen zu überleben anstatt zu leben. Wir wollten damit auch ausdrücken, wie schwer es für uns war, dieses Album zu machen. Wir mussten große Opfer bringen und oft sah es so aus, als wäre das Glück nicht auf unserer Seite.

HH: Mit welchen Themen beschäftigen sich folglich die Texte?

IND: Generell beschäftigt sich das Album mit drei Themen - der symbolischen, eigenen Einsicht, der grausamen Realität und der flüchtenden Zeit. Diese unterschiedlichen Überlegungen geben aber keine Antworten, also erwarte keine Erlösung davon.

HH: In welchem Zusammenhang stehen das Front- und Back-Cover, sowie der Titel und die Texte?

IND: Das Bild auf der Vorderseite zeigt absolute Verschwendung, das zerbrochene Boot in der Wüste. Das Backcover zeigt die Stadt, die gerade zu kollabieren beginnt. Der Zusammenhang zwischen Titel und Texten ist ähnlich, eins bestimmt das andere. Auch hier ist nichts innovativ, wir verbringen nur sehr viel Zeit damit, uns Konzepte auszudenken, genauso wie das Konzept des Artworks.

HH: Lifelong Days habt ihr in Finnland in den Astia Studios zusammen mit Anssi Kippo aufgenommen. Anssi hat auch schon Bands wie Children Of Bodom, Norther oder Insomnium produziert und hat auch für Lifelong Days einen hervorragenden Sound geschiedet. Er ist modern ausgefallen, aber überhaupt nicht klinisch wie bei vielen anderen Alben heutzutage. Wie siehst du Anssis Arbeit?

IND: Wir sind mit Anssis Arbeit absolut zufrieden. Wenn er im Studio ist, ist er ein echter Workaholic, wodurch der hohe Standard seiner bisherigen Arbeiten zustande kommt. Er findet für jede Band einen ausgesprochen kreativen Ansatz. Wenn eine Band genug Zeit für's Studio hat, verhilft dir Anssi Kippo ohne Probleme zu einem Meisterwerk. Mit Grenouer haben wir verzweifelt versucht, in den Astia-Studios aufzunehmen und das Endresultat rechtfertigt unsere Entscheidung vollkommen.

HH: Gibt's auf Lifelong Days einen Song, den du besonders magst?

IND: Ich würde sagen, dass ich alle favorisiere. Irgendwie konnte ich bisher von diesem Album nicht genug bekommen.

HH: Was ich auf Lifelong Days ein wenig vermisse ist das ein oder andere richtig schnelle Lied. Passen schnelle Lieder nicht ins Konzept von Lifelong Days oder was ist der Gründ für deren Fehlen?

IND: Es hört sich vielleicht seltsam an, aber Grenouer waren noch nie besonders schnell, auch nicht in unseren Death Metal-Tagen. Natürlich liegt das nicht daran, dass wir faule Langweiler sind, aber irgendwie hatten wir noch nicht das Bedürfnis so schnell wie möglich zu sein. Jedem das seine!

HH: Wie viele andere Bands auch sind Grenouer ein Teil der MySpace-Gemeinschaft, aber ihr habt auch eine offizielle Bandwebsite www.grenouer.com. Welche der beiden Seiten ist wichtiger für euch?

IND: Beide Seiten sind wichtig, aber gleichzeitig überschätzen wir ihre Bedeutung nicht. Grenouer sind keine Stars, die sich ein außergewöhnliches und teures Design leisten können. Wir haben was wir haben.

HH: Hier bei unds sind nicht sonderlich viele russische Bands bekannt, deshalb vermute ich mal, dass es für russische Bands schwer ist, in der Welt wahrgenommen zu werden. Hilft MySpace dabei stärker in den Focus der Öffentlichkeit zu gelangen?

IND: Nein, MySpace ist dabei eigentlich keine große Hilfe. Es ist definitiv kein gutes Werbeinstrument. Bekannte Bands bleiben bekannt und kleine Bands gehen im großen Ganzen unter.

HH: Wie sieht es umgekehrt aus? Wie sehr ist die "westliche" Metal-Szene in Russland präsent?

IND: Die westliche Szene ist hier sehr ausgeprägt. Mehrere Labels veröffentlichen lizensierte CDs, so dass der überwiegende Teil der weltweiten Metal-Szene hier in Russland erhältlich ist. Natürlich gibt es auch viele Metalheads, kein Wunder, schließlich ist das Land sehr groß. Das einzige Problem ist, dass ausländische Band nur in Moskau oder Sankt Petersburg spielen, die anderen Regionen haben da nicht so viel Glück.

HH: Stell dir vor, Lifelong Days wäre etwas zu essen. Welche russische Spezialität ware das und warum?

IND: Bitte erwarte keine russische Spezialität! Wenn wir eine Folk-Band wären, würde ich dich definitv zu Borsch, Buchweizengrütze, Pelmeni und Wodka einladen. Da wir aber modernen Metal spielen, fürchte ich, dass es nur ein trivialer Hamburger oder Hot Dog wäre, nun, natürlich anständig aufgemacht.

HH: Besteht irgendwann die Möglichkeit, Grenouer mal live in Deutschland zu sehen?

IND: Wir schätzen, dass wir im Spätherbst ein paar Shows in Berlin spielen werden. Wir hoffen natürlich, dass das alles klappt, weil wir sehr gerne mal in Deutschland spielen wollen. Ich habe sogar angefangen, mein Deutsch wieder aufzufrischen.

HH: Danke für deine Zeit und weiterhin viel Erfolg! Zum Abschluss ein paar Worte?

IND: Es war mir eine große Freude, deine Fragen zu beantworten! Vielen Dank! Wie auch immer, herzlich willkommen in Russland, der Wodka hier ist definitiv gut und das russische Fussballteam hat sich auch als nicht so schlecht herausgestellt. Ich wünsche euch nur das Beste im Leben, stay cool and keep it METAL of course!

Lord Obirah

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