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Interview mit Commander (09.08.2006)

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Das Debut der Münchner Commander konnte nicht nur bei uns, sondern auch in den Printmedien gute Kritiken einfahren. Und nachdem es sich ja um eine Band aus unserer schönen Stadt handelt, lag es nahe, den Kopf der Band, Nick (Vocals, Guitar) mit meinen Fragen zu löchern. Dabei entpuppte sich Nick sowohl als ehrlicher als auch sehr gesprächiger Interviewpartner.

HH: Hi Nick, wie ist die Lage? Wie geht's dir nach der Veröffentlichung?

Nick: Danke, mir geht's gut und die Euphorie ist natürlich noch groß. Die Reaktionen bislang, sowohl von der Presse als auch von anderen Leuten, waren doch überraschend und machen uns schon stolz. Wir haben nun für die Verkäufe unserer CD eine entsprechende Basis geschaffen und müssen jetzt sehen, dass die Dinge auch weiterhin so gut laufen. Wir sind da aber guter Dinge, denn zur Zeit läuft es besser denn je. Wir schauen einfach, was auf uns noch zukommt.

HH: Euer Debut, was ja eigentlich eine Eigenproduktion ist, hat ja u.a. im Rock Hard und auch bei uns gute Kritiken bekommen. Wie bist du bislang mit dem Feedback zufrieden? Wie schaut das Feedback generell aus? Nur positiv oder gibt es auch kritische Stimmen?

Nick: Nun ja, zum Thema Eigenproduktion sag' ich mal Jein dazu... weil wir es doch geschafft haben, die Scheibe über ein Label mit einem offiziellen Vertrieb zu veröffentlichen. Der Unterschied zur Eigenproduktion ist der, dass ich das ganze Geschäftliche im Hintergrund selbst erledige und das Label "nur" für den Vertrieb zuständig ist.
Was die Pressestimmen betrifft: die sind zu rund 80% positiv ausgefallen, wobei es natürlich immer ein paar Ausreißer gibt. Wobei ich feststellen muss, wenn ich mir diese entsprechenden Reviews durchlese, dass sich die Leute wohl nicht genau mit der CD befasst haben bzw. mit der Musikrichtung überhaupt nichts anfangen konnten. Aber das gibt es ja immer und überall. Für mich ist es mehr wichtig, dass wir bei den größeren Magazinen gut abschneiden, denn dann lohnt sich ja auch der Aufwand von uns.

HH: Ärgern dich dann eigentlich diese Reviews, wenn du merkst, der Verfasser hat sich mit der CD nicht beschäftigt bzw. er kann mit der Musikrichtung an sich nichts anfangen?

Nick: Nein, mich ärgern diese Reviews nicht, denn es ist normal, dass es Kritik gibt. Das Einzige, wo ich doch schon sehr verwundert war, war ein Review, bei dem man merkte, dass der Verfasser von einem anderen abgeschrieben hat. Da wurden bis ins kleinste Detail Sachen kritisiert, die der erste in der gleichen Art angesprochen hat. Hier denke ich mir nur, dass er sich nicht mit der CD befasst hat. Wir wurden ja generell nicht zu 100% gelobt, überall gab es Punkte, die hervor gehoben wurden, was noch zu verbessern wäre. Sicher gibt es hier und da Leute, die es natürlich provozieren mit ihren Reviews, aber da muss man einfach durch, das ist das Business. Und wenn es Leute gibt, die meinen, dass wir Arschlöcher sind und auf eine Shitliste gehören, dann freu' ich mich, denn Metallica und Slayer stehen ja auch auf solchen Listen.

HH: Würdest du dir von dritter Seite hinsichtlich des musikalischen Weges von Commander Vorschriften machen lassen, nur um z.B. einen größeren Deal an Land ziehen zu können?

Nick: Ich sag' mal so, nachdem das Album musikalisch gesehen komplett auf meinem Mist gewachsen ist, habe ich das durchgezogen, was ich persönlich favorisiere. Natürlich könnte ich auch, wenn ich wollte, kommerzieller spielen bzw. kommerziellere Sachen machen. Für mich/uns ist das Album deshalb ein Erfolg, weil wir unsere Linie konsequent durchgezogen haben und jetzt zeigen können, dass es im Endeffekt auch ohne großes Label im Rücken funktionieren kann, was es ja derzeit auch macht. Das zeigen uns auch die Kritiken, denn keiner kannte Badland Records vorher und auf einmal kommt dieses Label mit so einer Band daher. Und unser Vertrieb Point Music ist auch sehr begeistert nachdem die Presse ja so gut mit eingestiegen ist.
Es gab schon ein Angebot eines Labels, die u.a. wollten, dass wir den Namen ändern. Es gibt jedoch fünf Kriterien für diese Band, die sind mein Konzept, meine Songs, meine Ideen, meine Strategie und ich will, dass es so läuft, wie ich mir das vorstelle. Hätten wir uns hier verkauft, wären wir jetzt dort unter Vertrag. Aber lieber stecke ich zurück, denn hier geht es nicht um das große Geld, hier geht es um ein Hobby. Es geht darum, die Musik zu machen, die man liebt. Und wenn man damit Erfolg hat, ist es ein schönes Zubrot, eine schöne Zugabe. Aber verkaufen würde ich mich dafür auf keinen Fall. Von Zeit zu Zeit habe ich auch Demos gemacht, bei denen ich einzelne Songs mal etwas kommerzieller aufgenommen habe, z.B. mit klarem Gesang, mit Chor oder auch
akustisch, bei denen einige Leute gemeint haben, ich solle das auch ausbauen. Aber das bin nicht ich. Ich bin das, was Commander mit ihrem Album derzeit rausgebracht haben. Wenn ich damit Erfolg haben sollte, ist das schön. Wenn nicht, kann ich sicher sein, ein gutes Album gemacht zu haben. Das ist so meine Einstellung zur Musik. In der Vergangenheit habe ich auch öfter mitbekommen, wie Mitmusiker mit irgendwelchen trendorientierten Projekten gelockt wurden. Aber hier habe ich mich auch immer rausgehalten, denn ich kann nichts machen, hinter dem ich nicht stehe. Natürlich kannst du mit anderer Musik mehr Kohle machen, nur stellt sich dann die Frage, was ist ehrlich und was nicht.

HH: Die Scheibe wird ja von Bad Land Records vertrieben. Ich muss zugeben, von diesem Label bislang noch nichts gehört zu haben. Was kannst du mir darüber erzählen? Seid ihr die einzige Band auf diesem Label?

Nick: Also, Bad Land Records setzt sich folgender Maßen zusammen: der Labeleigentümer ist Franz Meier-Dini, er ist Pädagoge im Kreisjugendring München und ist gleichzeitig Leiter des einzigen musikalischen Jugendkulturhauses in Haar bei München und macht schon selbst seit über 30 Jahren als Bassist Musik. Und als damals bei seiner Band Wasteland (eine Rock-Combo im AC/DC Stil) vor ca. acht bis zehn Jahren die Frage aufkam, wie bringen wir eine CD raus, hat er einfach für diese Band ein Label gegründet. Inzwischen hat er diverse Sampler mit Bands aus dem Landkreis veröffentlicht. Im Anschluss hat er sich dann damit beschäftigt, auch andere Bands auf diesem Label zu veröffentlichen, z.B. Armistice und Panzerballet, das ist so eine Death-Jazz-Combo. Es gibt auf jeden Fall mehrere Bands auf diesem Label.
Ich bin deswegen zu Bad Land Records gegangen, weil ich genau wusste, dass ich die 100%ige Kontrolle über alles habe und trotzdem den Vertrieb nutzen kann, der in den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz operiert. Und genau das ist in der heutigen Zeit am Wichtigsten. Die Arbeit bleibt zwar weitest gehend bei mir hängen, aber genau das war der Deal. Uns ging es ja auch nicht darum, großartige Zuschüsse vom Label zu bekommen. Zudem kommt hinzu, dass einen große Labels nicht mehr so ohne weiteres unter Vertrag nehmen, wenn man selbst noch kein Produkt auf dem Markt hat. Und so kommen wir einfach mit einem Label im Rücken weiter, u.a. auch bei den Magazinen, weil man einfach mehr Aufmerksamkeit bekommt und die CDs einfach überall zu kaufen sind, z.B. bei EMP oder Amazon. Und das hätten wir mit einer Eigenproduktion einfach nicht erreichen können.
Ich kann mir auch durchaus vorstellen, das nächste Album auf dem gleichen Weg auf den Markt zu bringen. Denn eigentlich braucht man auch kein großes Label im Rücken. Der einzige Vorteil ist der, dass diese dann die Kohle für eine entsprechende Marketingkampagne haben. Und den Vorschuss, den sie dir für die Aufnahmen geben, musst du eh wieder zurück zahlen.

HH: Und schließlich bietet ja auch inzwischen das Internet die entsprechenden Möglichkeiten, seine Ware an den Mann zu bringen...

Nick: Das Internet ist wirklich inzwischen der wichtigste Markt geworden, weil man einfach weltweit operieren kann. Der weitere Vorteil ist der, dass man sich im Vorfeld zu 100% über eine Band informieren kann, man kann sich z.B. auf der jeweiligen Homepage einen Song oder ein Sample kostenlos runterladen. Und wenn dir dann das Gehörte gefällt, kannst du's auch gleich auf der Seite bestellen. Und ich achte auch besonders darauf, dass der Name Commander im Internet immer präsent und im Gespräch bleibt. Das Internet eröffnet Bands in unserem Status Möglichkeiten, die wir vor zehn Jahren nie gehabt hätten. Das ist in meinen Augen auch ein Grund, warum damals so viele Bands gescheitert sind, die hatten einfach keine entsprechenden Möglichkeiten, für sich zu werben. Wenn ich allein daran denke, wie viele Bestellungen wir aus Norddeutschland haben... das wäre vor fünf bis zehn Jahren gar nicht möglich gewesen. Je mehr Magazine man bemustert, desto mehr Reviews bekommst du und desto öfter wird deine Internetadresse abgedruckt. Und das funktioniert einfach...

HH: Einen kleinen Kritikpunkt muss ich allerdings noch loswerden: euer Debut ähnelt eurer Promo 2005 schon sehr, gleiches Cover, gleiche Songs (abgesehen von den neuen), gleiches Bandphoto. Somit haben die Besitzer der Promo nun alles doppelt. War dies bewusst so entschieden von euch?

Nick: Also, die Promo 2005 war eigentlich nur für Labels gedacht. Wir wurden dann jedoch mehrfach gebeten was zu veröffentlichen. Also haben wir einfach aus der Promo eine EP gemacht. Und ich hab bislang mit den Leuten, die die Promo haben und die CD kaufen wollen, den Deal gemacht, dass diese das Debut für fünf Euro bekommen haben. Das ist der Deal. Und die Leute haben zudem eine kleine Rarität in ihren Sammlungen, denn die EP ist wirklich streng limitiert. Vielleicht wird's ja mal was wert ha ha... Von daher haben wir an die Fans gedacht. Und Value for Money wird bei mir ganz groß geschrieben.

HH: Das ist doch mal wirklich ein fairer Deal! Wovon handeln eigentlich eure Texte? Kannst du zu dem ein oder anderen Song etwas erzählen?

Nick: Also, die Thematik von World's Destructive Domination beruht auf der Tatsache, dass ich mich sehr mit der Beziehung Mensch und Natur beschäftige und wie sich diese beiden bekämpfen. Der Titel ist bereits bei Bandgründung entstanden und darauf wurde dann das Konzept aufgebaut. Diese Thematik Mensch und Natur beinhaltet das Dreigespann "World's Destructive Domination Part I und II", inklusive "Salvation For A Dead World", das die Zusammenfassung von dem World's Destructive Domination Thema ist.
Ansonsten sind wir lyrisch auch noch recht menschlich veranlagt, weil ich auch sehr persönliche Dinge anspreche, wie bei "Dead But Alive". Dieser Song ist in der schwärzesten Zeit meines Lebens entstanden, an einem absoluten Nullpunkt. Die Kriegsthematik haben wir am Rande auch noch mitbehandelt bei "Cowards" und "Drowned In Sorrow", wobei wir hier nicht vom Standpunkt ausgehen, wir ballern einfach mal alles weg. "Cowards" z.B. handelt von der Sinnlosigkeit des Krieges, von einem Typen, der in seinem Bunker hockt, der nicht mehr ein noch aus weiß und der alles nur noch fiktiv verschwommen wahrnimmt. "Drowned In Sorrow" ist dagegen eine Anklage an den Krieg.
Willy (Kraut, Drums - Ray) hat auch noch zwei Texte geschrieben, nämlich "Modern Slavery" und "The Attic", wobei sich "Modern Slavery" mit der Manipulation des Menschen befasst. "The Attic" ist recht tiefgründig, hier geht es um die innere Zerrissenheit, dass man nur sich selbst, und nicht die anderen, anklagen und verdammen kann.
"Save One's Own Hide" ist auch noch ein sehr persönlicher Text geworden, der mit "Seine eigene Haut retten" übersetzt werden kann. Er handelt von dem Ende einer Beziehung, wo jeder nur noch auf sich selbst schaut und das Beste daraus ziehen will. Dieser Song ist mehr von außen betrachtet, wohingegen "Dead But Alive" die Dinge von innen sieht. Aber diese beiden Songs sind die persönlichsten.

HH: Was macht ihr, wenn ihr nicht mit Commander beschäftigt seid? Du hörst dich ja eh schon sehr beschäftigt an. Was macht der Rest? Birgit studiert ja...

Nick: Also, als erstes muss ich klarstellen, dass die Birgit (Öllbrunner, Bass - Ray) offiziell nicht mehr in der Band ist. Aber ich will hier nicht näher darauf eingehen, denn das ist eine interne Geschichte. Nur soviel: Birgit ist inzwischen mit ihrem Studium fertig und wohnt jetzt in Mannheim bei ihrem Freund. Dadurch ist es schwieriger geworden mit der Band...

HH: Aber war es nicht auch schon schwierig, als Birgit noch in der Schweiz lebte?

Nick: Ja, schon, aber da war die Sache noch einfacher aufgrund Semesterferien oder als Student lässt man schon mal die ein oder andere Vorlesung ausfallen. Aber jetzt mit dem Einstieg in das Berufsleben ist das nicht mehr möglich. Steffen (Augstein, Lead-Guitar - Ray) ist Diplom-Ingenieur in leitender Position und hat außer Commander keine Hobbys ha ha. Willy (Kraut, Drums - Ray) ist Sozialpädagoge und arbeitet in einem Heim für Alkoholkranke. Und ich arbeite in der IT-Branche, und hab im engeren Sinne einen Nine-To-Five-Job. Nebenbei geh ich noch zur Schule, damit man auch beruflich weiterkommt. Ansonsten frisst Commander eine Menge Zeit bei mir, weil ich eben alles alleine mache. Das geht vom Booking über Promotion und kostet verdammt viel Zeit.

HH: Wie lief der Gig mit Obituary Ende Juni? Was kannst du mir über diesen Gig erzählen? Wie war die Behandlung für euch?

Nick: Die Behandlung war sehr gut. Von Obituary haben wir allerdings nicht viel gesehen. Ich habe mir zwar Autogramme geholt, da waren alle ganz nett, aber ansonsten haben wir wenig Kontakt gehabt. Nur mit einem Gitarristen konnten wir nach dem Gig noch etwas plaudern, der hat sich von den Vorbands Shirts geholt.
Der Gig an sich ging leider mal wieder viel zu schnell rum, wie immer, wenn es unwirklich wird. Für uns alle, die wir mit dieser Musik aufgewachsen sind, war das schon etwas Besonderes, gerade für den Willy (Drums), unseren Aushilfsbasser Tobi und für mich.
Generell muss ich aber sagen, dass man sich zwar nach wie vor freut, die großen Bands persönlich zu treffen, aber es ist nicht mehr DAS Besondere, das es früher für einen war. Wir hatten ja auch letztes Jahr die Ehre, mit Entombed und Six Feet Under zu spielen, was zum einen auch unreal war, zum anderen ist es aber auch nicht mehr das, wie man es sich vor 15 Jahren vorgestellt hat. Damals stand man noch im Publikum und dachte sich nur wie geil es wäre, einmal mit denen auf einer Bühne zu stehen und anschließend zu sterben ha ha...

HH: War denn viel los bei diesem Gig?

Nick: Ja, obwohl das Backstage zur Hälfte abgehängt war, was zum einen auf die Festivalsaison zurück zu führen ist. Und am nächsten Tag ist ja auch das With Full Force losgegangen. Es war zwar nicht ganz so voll, aber das kann auch daran liegen, dass Obituary mit zwei lokalen Bands im Vorprogramm unterwegs waren. Aber generell habe ich gerade in der Festivalsaison noch kein Konzert erlebt, das richtig voll war. Aber ich schätze mal, dass ca. 300 Fans dort waren. Die Stimmung war bei allen drei Bands hervorragend, der Abend war richtig geil.

HH: Der zweite Gig, auf den ich dich ansprechen will, war der auf den Walpurgis Metal Days. Dort hat euch ja der Tobi von Bullfuck ausgeholfen, den Grund hierfür hast du ja schon gesagt. Wie war der Gig aus eurer Sicht?

Nick: Nun, wir waren schon überrascht, weil wir sehr gut empfangen worden sind. Es waren viele dort und sind auch gut mitgegangen, was ich so eigentlich nicht erwartet habe. Das lag wohl auch daran, dass wir im Vorfeld sechs Gigs gespielt hatten mit Bands, die eigentlich nicht unsere Musikrichtung waren. Da war es Balsam für die Seele, mal wieder Fans zu sehen, die auf unseren Sound so richtig abfahren und richtig geil mitgehen. Denn desto mehr uns die Leute anspornen, desto mehr bekommen sie auch von uns zurück. Der Tobi hat sich das ganze Programm bei nur zwei Proben am Montag und Mittwoch draufgepackt, und am Samstag war dann schon das Konzert. Er hat auch die anderen Gigs mit uns gezockt und wird erst mal bis auf Weiteres bei uns als Session Bassist mit spielen. D.h. wir suchen daher keinen neuen Bassisten, denn diese Konstellation funktioniert ganz gut. Wenn er sich mal unwohl fühlen sollte, werden wir etwas ändern, aber im Moment besteht hierzu kein Bedarf.

HH: Im Vorfeld der Walpurgis Metal Days gab es ja einigen Ärger bzgl. des Auftritts von Impaled Nazerene, inclusive einer Androhung einer Reportage über die "braunste Stadt Deutschlands". Wie siehst du die ganze Sache?

Nick: Nun, im Grunde genommen ist das mal wieder eine Propagandamaschine, die aller paar Jahre wieder anläuft, die die Verteufelung von Heavy Metal zum Inhalt hat. Das gab's damals schon 1988 und 1993, ich denke hier mal an Christa Jenal und Cannibal Corpse. Anscheinend braucht das der Massenkommerz oder irgendwelche Journalisten einfach, die unseriös recherchieren und Sachen aus dem Kontext ziehen, wo ich mich immer wieder frage, warum man solche Menschen nicht gerichtlich zur Rechenschaft ziehen kann. Denn im Endeffekt ist das nichts anderes als Rufmord, was hier betrieben wird. Und zum anderen werden hier auch Bands mit hineingezogen, die mit dem ganzen Dilemma rein gar nichts am Hut haben. Deswegen habe ich für das, was da passiert ist, absolut kein Verständnis. Unser Gesetzgeber macht sich über alles Mögliche Gedanken, aber halt anscheinend nur, was die oberen 10.000 betrifft. Der kleine Mann ganz unten ist doch für ihn uninteressant. Das ist genau das, was mich an der Gesellschaft so enttäuscht. Aber inzwischen habe ich auch resigniert. Das, was hier bei Impaled Nazerene abgezogen wurde, verstehe ich einfach nicht. Die Alben und die Songs, die jetzt genannt wurden, die gab es doch schon 1993 bzw. 1995, da frage ich mich, warum diese Thematik damals nicht aufgegriffen wurde. Jetzt kommen sie auf einmal daher, weil irgendeiner auf einmal der Meinung ist, irgendwelche Texte seien nicht korrekt.

HH: Im Moment kommt man sich ja fast wieder vor wie Mitte der 80er Jahre, als die erste große Kampagne gegen den Metal im Allgemeinen lief. Inzwischen haben die entsprechenden Leute ja leider Erfolg damit, Gigs oder gar ganze Tourneen zu boykottieren, wie eben gerade bei Impaled Nazerene. Wo soll das noch hinführen?

Nick: Andererseits frage ich mich aber auch, warum sich die Band nicht mit einem Anwalt zur Wehr setzt? Das ist doch Rufmord. Und diese allseits genannte künstlerische Freiheit ist doch schon seit Jahren unter Zensur. Und das, was in den Gesetzten über Menschenrechte und dergleichen steht, können sie getrost als Klopapier verwenden. Denn die Politiker schaffen sich doch die Gesetze, wie es ihnen passt. Die wissen doch genau, dass sich ausländische Bands auf einen Rechtsstreit und dem damit verbundenen finanziellen Risiko nicht einlassen werden. Strenggenommen ist das ein rechtsfreier Raum, der hier geschaffen wurde. Und die Klatschpresse glaubt doch sowieso immer alles. Genau das behandelt "Modern Slavery", die Gesellschaft ist eine Schafherde, die gemeinsam in eine Richtung wandert. Damals gab es doch auch in den Staaten die PMRC Organisation, die jedoch inzwischen recht klein geworden ist. Hin und wieder gibt es zwar die ein oder andere Organisation, die Deicide oder Slayer boykottieren wegen irgendwelcher Texte. Aber die sind auch in der Minderzahl. Ich kann zum Beispiel absolut nicht verstehen, warum Cannibal Corpse zensiert worden sind, denn die Texte versteht man doch eh nicht.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es echt traurig ist, dass so manche Profilierungssucht einiger Menschen vom Gesetzgeber gedeckt wird. Und die Menschen machen einfach die Augen zu. Das ist diese Scheuklappenthematik. Aber so werden die Menschen hierzulande einfach erzogen. Und wenn man das tagtäglich erlebt, wird man früher oder später auch so. Lügen und Betrügen ist doch an der Tagesordnung. Wir leben inzwischen in einer dermaßen materialistischen-kapitalistischen Welt und ich garantiere dir, dass wir in 20 bis 30 Jahren südamerikanische Verhältnisse hier haben werden. Dann werden wir immer mehr Arme und immer weniger Reiche haben, dass sich die Spirale der Gewalt ganz schön aufdrehen wird.

HH: Da gebe ich dir recht, denn alles strebt derzeit in Richtung Amerika, als wäre das das absolut Erstrebenswerte. Die Schere zwischen Arm und Reich wird sich immer mehr öffnen mit dem Ergebnis, dass sich z.B. nur noch eine rettende OP leisten kann, der sie auch bezahlen kann, wie z.B. beim Chuck Schuldiner (Death - RIP).

Nick: Ja, aber Chuck war ein Einzelschicksal, das ist wie in einem Ameisenstaat, das Einzelschicksal interessiert keinen. Es gibt Milliarden Menschen, da interessiert dieses eine Leben keinen. Darum ist es für die Gesellschaft auch uninteressant. Natürlich hat seine Familie um ihn getrauert, natürlich hat auch jemand den Finger gehoben und geklagt...nur interessiert es in der Gesellschaft keinen. Natürlich kann man sagen, er hätte sich versichern müssen, aber auch das interessiert in der Gesellschaft keinen. Und die Reichen werden einen Teufel tun, den Schwächeren und Armen zu helfen. Warum auch, denen geht's doch gut. Darum genieße einfach dein Leben, mach das Beste daraus und mit ein bisschen Glück bleibt man auf der guten Seite. Und wenn man Pech hat, muss man eben weiter kämpfen.

HH: Wie stehst du im Generellen Politik im Metal gegenüber? Soll oder darf Metal politisch sein oder nicht? Wo fängt Politik hier an?

Nick: Nun, des Menschen liebstes Propagandamittel ist einfach die Musik, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. In den 60er Jahren wurden alle Thematiken der Politik musikalisch in die Welt getragen. Und im Metal deckt die Politik auch einen gewissen Flügel ab. Das Problem heute ist, wenn man als Band politisch etwas äußern will, bewegt man sich auf dünnem Eis. Das liegt daran, dass einen die Leute ganz schnell missverstehen können oder man sich selbst verstrickt. Darum bin ich kein Fan davon, sich nur auf die politische Schiene zu versteifen. Aber nennen wir es einfach mal nicht Politik, sondern ein sozialkritisches Thema. Nimm einfach mal die frühen Metallica oder auch Megadeth. Und diese Texte haben doch auch der Wahrheit entsprochen, eben weil sie sozialkritisch und nicht rein politisch waren.
Natürlich ist die Punk Szene hier sehr motiviert, aber meines Erachtens ist das oftmals nur ein Mittel der Provokation, nur um auf sich aufmerksam zu machen.
Ich persönlich bewerte jetzt auch unsere Texte nicht über, ich bin auch kein Mensch, der das jetzt an die große Glocke in der Presse hängt. Meines Erachtens sind die Texte eher ein Beiwerk zur Untermalung der Musik. Wenn man natürlich ein entsprechendes Talent für gute Texte hat, ist das schön und sollte auch genannt werden. Ein gutes Beispiel hierfür sind Ministry, die auch einen klaren Standpunkt haben und schon das zweite Album über George W.Bush veröffentlicht haben (er hat's aber auch verdient - Ray). Die waren von Beginn an politisch und haben auch Entsprechendes zu sagen gehabt. Aber ich würde das nun nicht nur auf den Metal fixieren, denn in jeder Musikrichtung gibt es entsprechende Bands. Ich hingegen würde im Namen der Band keine Politik betreiben wollen. Innerhalb der Band unterhalten wir uns auch recht selten über Politik. Klar hat jeder seine Meinung über Missstände oder politische Vorlieben, aber daraus wollen wir keine Texte machen.

HH: In einem Interview hast du gesagt, die Szene hier in München steht sich schon seit Jahren gegenseitig auf den Füßen. Kannst du das etwas näher ausführen? Was genau stört dich an der Szene, nicht nur hier in München sondern allgemein?

Nick: Ha ha ha früher war das doch noch schlimmer. In den 90ern war das ja ein reinstes Hauen und Stechen untereinander. Ich sehe dass so, dass inzwischen jede Band um sich herum eine eigene kleine Szene erschafft und genau das finde ich nicht gut. Zudem ist das Konkurrenzdenken inzwischen gewaltig. In dem Moment, wo man etwas Erfolg hat, hat man gleich einen Rattenschwanz an Bands, die deinen Stil toll finden und dich imitieren, was in meinen Augen extrem unehrlich ist. Klar versucht jeder, für sich das Beste heraus zu holen, das machen wir ja auch nicht anders. Aber wenn man dann dem anderen seinen Erfolg nicht gönnt, fragt man sich dann doch, was der Scheiß soll. Da wird dann auf Kleinigkeiten herum gehackt. Ich könnte hier zwar entsprechende Bandnamen nennen, aber das mache ich nicht, das ist nicht mein Stil. Die Bands halten einfach nicht mehr so zusammen, wie es früher einmal der Fall war. Wir schwimmen halt einfach alle im selben Teich und da herrscht nun halt die Devise: fressen oder gefressen werden, das ist einfach so. Wobei ich auch sagen muss, dass ein Großteil der Musiker, mit denen ich groß geworden bin, inzwischen weg gebrochen sind und es derzeit hauptsächlich die jungen Nachwuchsbands gibt.

HH: Wie sehen die Pläne für die in Aussicht gestellte Tour im Herbst aus? Gibt es schon Konkretes?

Nick: Also, die geplante Herbsttour wird erst einmal flach fallen, die müssen wir auf Februar / März nächsten Jahres verschieben. Wir haben einfach neben der Band noch andere Dinge zu erledigen und nachdem in den ersten sechs Monaten viel Zeit für die Band draufging, müssen wir in der zweiten Hälfte etwas kürzer treten. Und neue Songs wollen ja schließlich auch noch gemacht werden. Wir spielen also im Herbst nur die Einzelgigs, die uns angeboten werden. Denn Touren organisieren wir selber und die brauchen demnach auch entsprechenden Vorlauf. Schließlich wollen wir ja auch die richtigen Bands mit dabei haben, denn wir brauchen schon noch eine Band, die den Headlinerposten übernimmt und auch entsprechend Leute zieht.
Und wie bereits gesagt wollen wir im Herbst die neuen Songs schreiben, weil wir in der Mitte 2007 ins Studio gehen wollen, damit die Scheibe dann im nächsten Herbst schon veröffentlicht werden kann. Vielleicht können wir noch das ein oder andere Festival mit nehmen. Wie heißt es doch so schön: expect the unexpected. Und danach verhalten wir uns und genießen das, was derzeit so abgeht.

HH: Hast du dann eigentlich noch Zeit, selbst auf Konzerte oder Festivals zu fahren, z.B. Slayer im September?

Nick: Slayer gebe ich mir auf alle Fälle! Und ich muss sagen, ich habe in meinem Leben schon sehr viele Konzerte gesehen. Ich gehe seit 1988 auf Konzerte, davon die ersten 15 Jahre wirklich extrem, und wenn man die meisten Bands schon sechs bis sieben Mal gesehen hat, ist der Anreiz für mich äußerst gering. Ich genieße daher die Musik eher zuhause und beschäftige mich mit anderen Dingen. Im Jahr gehe ich, wenn es hoch kommt, auf fünf bis sechs Konzerte. Und das sind dann aber die wirklich ausgesuchten Bands, auf die ich noch Bock habe. Auf Festivals fahre ich dieses Jahr auf keines, weil ich letztes Jahr schon so viele gesehen habe. Aber ich hoffe auf nächstes Jahr Dynamo, das ja evtl. stattfinden soll. Wenn es wieder drei Tage dauern sollte, würde ich da schon gerne wieder hinfahren. Da war ich das letzte Mal 1999.
Im Herbst schaue ich mir noch Disturbed und Nevermore an und natürlich die Götter Slayer. Die einzige Band, die ich mir jedes Mal anschauen würde, sind Bolt Thrower, denn die sind der Hammer!

HH: Danke für das Interview, wie immer gehören die letzten Worte dem Künstler.

Nick: Uff, die letzten Worte. Danke, dass du uns mit diesem Interview unterstützt. Wir freuen uns, den ein oder anderen mal wieder auf einem Konzert zu sehen. Wir lassen uns auch weiterhin sehr gerne Bier ausgeben, das ist schon Tradition geworden. Das bitte beibehalten!

Ray

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