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Festival-Bericht
Out & Loud
mit Helloween, Testament, Hammerfall, Arch Enemy, Subway To Sally, Moonspell, J.B.O., Grave Digger, Orchid, Eluveitie, Blues Pills, Dark Fortress, The Vision Bleak, Feuerschwanz, Insomnium, Alestorm, Majesty, Civil War, Diablo Blvd, Battle Beast, Accuser, Finsterforst, Godsized, Bloodbound, Dimeless & Dvalin
Eventhalle Strohofer Geiselwind, Geiselwind 03. - 06.06.2015
(Fotogalerien: OutAndLoud2015 )
Nach einem kalten und verregneten Mai kündigen die Wetterdienste pünktlich zum meteorologischen Sommeranfang eine Heißwetterfront an, als sich meine bessere Hälfte und ich auf den Weg nach Geiselwind machen und das Out & Loud Festival besuchen. Das vor zwei Jahren als Beastival aus der Taufe gehobene Event, das dann aus urheberrechtlichen Gründen den Namen ändern musste, geht nun eben als Out & Loud in seine mittlerweile dritte Runde! Für alle, die noch nicht dort waren, hier ein paar Randdaten zur Lokation. Ort des Geschehens ist der Eventrasthof Strohofer direkt an der A3 Nürnberg - Würzburg, am Rande des unterfränkischen Marktes Geiselwind. Die dortige Infrastruktur könnte für die Ausrichtung eines Festivals nicht besser sein! Vor Ort hat man vier Fast-Food-Ketten, zwei Tankstellen inkl. Shop, ein Restaurant und große Parkplätze. Die Konzerte werden auf drei Bühnen ausgetragen - die Main Stage ist eine Open-Air-Bühne auf dem Parkplatz direkt vor der Eventhalle. Die 2nd Stage befindet sich schließlich in der Eventhalle selbst, die sich seit einigen Jahren hier im Fränkischen zu einem der wichtigsten Hotspots in Sachen Metal-Kultur gemausert hat. Schließlich gibt es noch eine kleine dritte Bühne, die Newcomer Stage, in einer Werkhalle direkt zwischen den beiden anderen Bühnen.
Zugegeben, es ist schon ganz schön warm, als wir unser Zelt aufbauen, dennoch haben wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Vorstellung davon, was uns in den kommenden Tagen erwarten soll. Gut so! Da schmeckt die erste Halbe, die wir mit unseren eben kennen gelernten Nachbarn aus Ulm genießen, umso besser!
Mittwoch, 03.06.2015
Am heutigen Mittwoch ist ab 17:00 Uhr die Eventhalle geöffnet, dort steigt quasi als Warm-Up-Party für das kommende Festival die Label-Nacht von Napalm Records, d.h. es geben sich sieben Bands, die bei den Österreichern unter Vertag sind, die Ehre. Bis wir einen ersten Blick in die Halle werfen können, ist es schon nach 19:00 Uhr und die Schwarzwälder Kapelle Finsterforst bringt ihre zahlreich anwesenden Fans mit der Schunkelnummer "Fiderallala" zum Tanzen, ehe es mit dem gewohnt heftigen Pagan-Metal weiter zur Sache geht. Wir halten uns aber gar nicht allzu lange hier auf, sondern besuchen unseren Kumpel aus dem Berchtesgadener Land, der eben auf dem Trailer-Parkplatz eingetroffen ist und stärken uns für den übrigen Abend.
Kurz vor 21:00 Uhr stehen wir wieder in der Halle, um uns den Sabaton-Spin-Off Civil War anzusehen. Die Schweden haben sich thematisch dem nordamerikanischen Bürgerkrieg verschrieben und sind daher in Nord- und Südstaatler-Uniformen gekleidet. Da das gewählte Thema aber irgendwann einmal erschöpft ist, singen sie zwischendurch auch von anderen Dingen, vorzugsweise Kriegerisches mit historischem Hintergrund, das bei Fans von hymnischem Metal-Pop der Marke Sabataon und Powerwolf tatsächlich auf fruchtbaren Boden fallen dürfte. Die Songs von ihren beiden Alben Gods And Generals und The Killer Angels machen richtig Laune und kommen auch beim Publikum prächtig an!
Nun noch einmal kurz zum Zelt und die Ulmer Nachbarn eingesammelt, ehe es zurück in die Halle geht. Die Aktion kostet uns zwar den Auftritt der Doomster Ahab, aber das verkraftet man gern - schließlich stehen heute noch Moonspell auf dem Plan. Die lassen es ab kurz vor 24:00 Uhr so richtig krachen, servieren uns mit "Breathe (Until We Are No More)" und "Extinct" die beiden heißesten Eisen ihren aktuellen Drehers und schieben dann mit "Opium" und "Awake" zwei Hits vom Klassiker Irreligious nach, ehe sie sich wieder jüngerem Material widmen. Frontmann Fernando spielt seine Rolle als theatralischer Finsterling ein weiteres Mal mit Bravour und lässt keinen Zweifel daran, dass diese Pioniere des Dark Metals live auf einer Clubbühne auch nach 25 Jahren im Geschäft noch eine absolute Macht sind! Zum Finale aus den Frühwerken "Vampiria", "Alma Mater" und "Full Moon Madness" geht die gesamte Halle steil und auch wir stehen irgendwo in zweiter oder dritter Reihe und feiern bis zum Ende.
Donnerstag, 04.06.2015
Wann und wie wir gestern wieder unseren Weg zurück zum Zeltplatz gefunden haben, kann ich zwar nicht mehr hundertprozentig rekonstruieren, als ich gegen 7:00 Uhr von lauter Schlagermusik geweckt werde, kann ich mich aber zumindest schemenhaft daran erinnern, dass mir gewisses Gesindel aus der Nachbarschaft schon vor ein paar Stunden ausgesprochen lästig war. Zeichnet sich hier etwa ein Schema ab? Haben alle Typen, die mit ausrangierten Militärfahrzeugen und -zelten anreisen, eine gewaltige Soundanlage im Gepäck, mit der sie dann zu früher Morgenstunde den gesamten Zeltplatz terrorisieren? Zumindest kommt es einem so vor. Aber egal. Schließlich ist es zu so früher Stunde schon dermaßen heiß im Zelt, dass man es eh nicht mehr länger darin aushält. Wenn die Festivalterroristen doch nur was anderes spielen würden, als Heino oder irgendwelche dämlichen Kinderlieder!
Die Vormittagsstunden ziehen sich wie Kaugummi, während die Quecksilbersäule im Thermometer stetig Richtung 30°C steigt. Wir nutzen die Zeit und drehen ein paar Runden übers Gelände, gönnen uns ein Mittagessen in einem der klimatisierten Fast-Food-Restaurants und stehen um kurz nach 14:00 Uhr zum ersten Mal vor der Mainstage, um uns die Old-School-Thrasher von Accu§er anzusehen. Die Jungs aus Nordrhein-Westfalen, die schon Mitte der 1980er aktiv waren und somit zu den Szene-Urgesteinen gerechnet werden dürfen, liefern ein knackiges Set, das Genre-Freunden schnell auf die Sprünge hilft. Die sengende Hitze zu dieser Stunde hält die meisten Menschen aber von der Bühne fern. Schließlich steht die Sonne gerade im Zenit und der Asphaltbelag des Bühnenareals ist dermaßen aufgeheizt, dass einem regelrecht die Schuhsolen unter den Füßen davon schmelzen. Kein Witz - man fühlt sich hier wie in einem Backofen mit Ober- und Unterhitze und beschattete Plätze sind absolute Mangelware.
Also steuern wir nach einigen Songs in die Halle, die zu dieser Stunde noch ein vergleichbar angenehmes Klima bietet, und geben uns die schwedischen Powermetaller von Bloodbound, die tatsächlich schon eine respektable Anzahl Fans vor ihrer Bühne versammeln können und eine ordentliche Show bieten. Die Newcomer Stage wird übrigens immer zeitgleich mit der 2nd Stage bespielt, während Mainstage und 2nd Stage immer im Wechsel belegt sind. Aufgrund des durchwegs ansprechenden Programms der beiden Hauptbühnen haben es die Bands auf der Newcomer Stage nicht gerade einfach und auch ich werde in den kommenden Tagen dort nur selten kurz vorbei sehen.
Apropos ansprechendes Programm: für die Mainstage stehen nun die Finnen von Insomnium auf dem Plan und deren zahlreiche Anhänger scheren sich einen Dreck um die brütende Hitze und feiern melodische Death-Metal-Hymnen wie "Revelation", "Black Heart Rebellion" oder "One Of Sorrow" mit lautem Beifall. Die Stimmung vor der Bühne steigt sogar noch weiter an, als sich um 16:40 Uhr Feuerschwanz mitsamt ihrer mittelalterlichen Instrumente in Position bringen. Unfassbar, wie sich dieser komödiantische Sechser mit der Zeit nach oben gearbeitet hat! Man muss natürlich sagen, dass die Truppe aus Erlangen hier ein Heimspiel hinlegt und schon deswegen auf solch euphorisches Gesinde trifft. Während zwei leicht bekleidete Damen, links und rechts an den Bühnenrändern positioniert, die Fans immer weiter anheizen, steigt mittig vor dem Podium eine große Party, wo zu "Hurra Hurra Die Pest Ist Da", "Zuckerbrot Und Peitsche" oder "Metnotstand Im Märchenland" ausgelassen, getanzt, gesprungen und mitgeklatscht wird.
Dass sich bei dieser hitzigen Sause das Gros der Audienz ordentlich verausgabt hat, bekommen The Vision Bleak auf der 2nd Stage nun zu spüren. Freilich liefern die Herrn Ulf Theodor Schwadorf und Allen B. Konstanz mit ihrer finsteren Grabesmusik grundsätzlich nicht die klangliche Grundlage für das nächste Saufgelage, die Schaulustigen vor der Bühne halten sich mit ihren Reaktionen auf die Band aber doch arg zurück. Zumindest ist Allen B. Konstanz mit seinem mimisch ausgefeilten Vortragsstil mal wieder ein Hingucker und zum Bandhit "Kutulu!" lassen sich dann doch etliche Fans dazu mitreißen, in den beschwörenden Chorus einzusteigen.
Zurück vor die Mainstage, wo es irgendwie noch immer unerträglich heiß ist. Auf den spärlich vorhandenen Fleckchen mit etwas Schatten drängen sich die Menschen wie Vieh dicht zusammen. Das Banner "Hot Wok" über einem der Essenstände könnte die Situation auf der örtlichen Asphaltplatte nicht besser beschreiben.
Da wundert es auch nicht, dass selbst für eine Band wie Grave Digger nicht sonderlich viele Menschen den Weg hierher gefunden haben. Womöglich liegt es aber auch daran, dass die Truppe um Chris Boltendahl unermüdlich unterwegs ist und an gefühlt jeder Straßenecke für ein Ständchen verweilt. Tatsächlich gibt es wenig Überraschendes zu vernehmen - man weiß im Grunde, was einen erwartet. Los geht's mit dem Opener der aktuellen Scheibe "Hell Funeral", dicht gefolgt von den älteren Hits "The Round Table" und "The Dark Of The Sun". Ja, so eine Sonnenfinsternis, die wär jetzt was! Das Gladbecker Metal-Urgestein hat aber eine Fanbasis, die stark genug ist, die widrigen Wetterumstände zu ignorieren. An den Stimmungspegel von Feuerschwanz können Grave Digger aber trotz obligatorischem Best-Of-Programm nicht ganz anknüpfen, bis dann endlich zum Finale aus "Rebellion" und "Heavy Metal Breakdown" der Knoten platzt und der Lärmpegel vor der Mainstage einen ersten Höhepunkt erreicht.
Irgendwann muss mal eine Pause sein, der Tag hat schließlich noch etliche Stunden vor sich. Drum begeben wir uns auf den Zeltplatz. Hier werden alte Freundschaften gepflegt, neue Bekanntschaften geschlossen und sogleich mit ordentlich Bier begossen. Leider hören wir auf diese Weise das brachiale Riffgewitter von Carcass, die sich gerade auf der Mainstage austoben, nur aus der Ferne. Aber etwas Stärkung tut gerade dringend Not.
Schließlich stehen wir um 21:40 Uhr wieder vor der Mainstage, wo Subway To Sally während der ersten Songs so einiges an Pyromaterial abfackelen, während Frontmann Eric Fish aus einem Käfig heraus singt. Dennoch bleiben die Publikumsreaktionen relativ zurückhaltend und das, obwohl es mittlerweile wirklich angenehm auf dem Gelände geworden ist. Die Potsdamer Veteranen des Mittelalter-Rock sind eben auch - wie vorhin Grave Digger - Jahr für Jahr auf unermüdlicher Reise von Festival zu Festival unterwegs, so dass selbst Gassenhauer wie "Kleid Aus Rosen" oder "Wenn Engel Hassen" sich irgendwann einmal abgenutzt haben. Selbst Erics Aufruf zum Mitmachen bei "Besser Du Rennst" findet nur kurzes Gehör vor der Bühne. Das Finale mit der "Henkersbraut" wird dank Feuersäulen noch einmal optisch aufgemöbelt, dennoch steht nach gut einer Stunde Spielzeit die Frage im Raum, ob die Genrekollegen von Feuerschwanz zu dieser Primetime nicht eine ganz andere Party vor der Bühne provoziert hätten.
Auch die Eventhalle mit der 2nd Stage ist mittlerweile proppenvoll. Schließlich stehen mit Orchid nun die wohl angesagtesten Occult-Rocker der gegenwärtigen Retrowelle auf dem Plan. Mit diesen Herren aus dem sonnigen Kalifornien erlebt ein jeder Anhänger der ersten Black-Sabbath-Dekade nun ein einstündiges Deja Vu! Jedes einzelne Riff könnte von Tony Iommi stammen und Frontmann Theo Mindell klingt sogar wie der junge Ozzy Osbourne. Orchid hieß ja auch eine Nummer auf Black Sabbaths Master Of Reality! Dazu noch das Outfit im Look der 1960er / 70er Jahre und fertig ist die perfekte Kopie, die - und das muss man hier einfach einräumen - ausgezeichnete Songs schreiben kann. Dem mächtigen Groove der finsteren Stücke können sich an diesem Abend in Geiselwind jedenfalls nur wenige entziehen.
Zeit für den Headliner des heutigen Tages, von dem man weitaus fröhlichere Noten erwarten darf! Das Gelände vor der Mainstage ist prallgefüllt, als mit Helloween einer von Deutschlands Metal-Exportschlagern der 1980er Jahre die Bühne erobert und mit den Mega-Hits "Dr. Stein" und "Eagle Fly Free" die Fans gleich aus den Latschen hebelt. Die Bühne ist komplett im Style des vor wenigen Tagen erschienen Albums My God-Given Right ausgekleidet und dessen prächtigen Titeltrack studiert Frontmann Andi Deris nun solange mit uns ein, bis er richtig sitzt. Mit "Mr. Torture" geht es vorerst wieder etwas weiter zurück in die glorreiche Vergangenheit, ehe die jüngeren Alben am Zug sind, die von der Audienz aber nicht weniger euphorisch gefeiert werden, als die alten Klassiker. Von denen fassen Helloween nun einen ganzen Schwung zu einem ausgiebigen Medley zusammen, ehe mit den unsterblichen "Future World" und "I Want Out" eine ausgelassenen Metal-Party ihr Ende findet.
Geschlossen strömen die Massen nun von der Mainstage ins Event Zentrum, wo mit Arch Enemy eines der gegenwärtig heißesten Melodic-Death-Geschwader einen weiteren Triumphzug antritt. Die vom ehemaligen Carcass-Gitarristen Michael Amott Mitte der 1990er gegründete Truppe war ja von Anfang an Garant für hochmelodischen Schwedenstahl, erlebte dann mit der deutschen Sängerin Angela Gossow einen unglaublichen Hype, der seit Kurzem aber noch getoppt werden kann. Grund dafür ist ein kleiner, blauhaariger Derwisch namens Alissa White-Gluz, der frischen Wind in die Band brachte. Welch schiere Energie die kleine Kanadierin auch an diesem Abend wieder auf der Bühne entfesselt ist einfach unglaublich! Keine Sekunde steht sie still, springt und hetzt von einer Ecke in die andere, verteilt Luftkicks und röhrt dabei dermaßen brachial ins Mikro, dass es eine wahre Pracht ist. Der riesige Saal vor der 2nd Stage platzt nun aus allen Nähten. "As The Pages Burn" vom aktuellen War Eternal provoziert den ersten Pit im Saal und zu "Dead Eyes See No Future" werden die ersten Crowdsurfer in Richtung Bühne geschwemmt. Die Stimmung kocht trotz später Stunde, trotz alle bisherigen Strapazen und trotz der stickigen Hitze, die nun auch die Eventhalle erfüllt. Ein klasse Finale für den heutigen Tag!
Freitag, 05.06.2015
Die Boxen unserer Terror-Nachbarn schweigen heute Morgen, dennoch werde ich früh wach und kann es gar nicht glauben, dass es erst 7:00 Uhr schlägt, so heiß wie es nun schon im Zelt ist. Daher verlegen wir unsere Isomatten kurzerhand ins Freie, um unter dem Sonnenschirm noch etwas Schlaf zu finden, was allerdings nur bedingt gelingen will. Immerhin fällt auf, dass es auch für den restlichen Vormittag erstaunlich ruhig bleibt auf dem Zeltplatz. Die drückende Hitze und ein strahlend blauer Himmel ohne eine einzige Wolke darin schlagen offenbar nicht nur uns aufs Gemüt. Nachdem wir unser mitgebrachtes Fassl Bier, das wir freundlicher Weise bei unseren Ulmer Nachbarn einkühlen durften, mit denselben geleert haben, ist die Motivation immerhin groß genug, sich auf den Weg in Richtung Backofen, also der Mainstage, zu machen.
Der mörderische Groove der hessischen Dimeless mit ihrer Mucke aus Doom und Thrash Metal dröhnt über das Gelände, doch hält sich die Anzahl schaulustiger vor der Bühne noch arg in Grenzen. Unser Ziel ist ja auch die 2nd Stage, wo ab 14:15 Uhr die Engländer von Godsized ihr Set absolvieren. Der bärtige Vierer bewegt sich irgendwo zwischen Stoner und Heavy Rock, weckt Erinnerungen an Black Label Society und entpuppt sich als echte Überraschung. Vor allem Sänger Glen Korner, der seine Schirmmütze so tief ins Gesicht gezogen hat, das man meint, der Kopf besteht nur aus Mütze und Bart, überzeugt mit einer wunderbar melodischen Sangesstimme. Überhaupt legen sich die Herren ordentlich ins Zeug und spielen sich vor den vielleicht 50 anwesenden Zuschauern förmlich den Allerwertesten ab. Schade, dass nicht mehr los ist - die Band hätte es sich wirklich verdient!
Gleich im Anschluss stürmt Deutschlands Antwort auf Manowar die Mainstage - die Rede ist natürlich von Majesty, die ja letztes Jahr auch schon hier waren. Vergleicht man aber beide Gigs, dann zieht der heutige mit Abstand den Kürzeren! Deutlich weniger Fans sind gekommen und die Stimmung will auch nicht so recht an die des letzten Jahres anknüpfen. Immerhin zeigen die Fans Humor, wenn sie zwischen den Songs immer wieder "Hail And Kill"-Choräle anstimmen! Gegen die Hitze über dem heißen Asphalt helfen ein wenig die Securities, wenn sie aus dem Fotograben heraus die Fans mit Gartenschläuchen bewässern. Meine Holde und ich nutzen derweil die Zeit und durchstöbern die vorhandenen Merchandise-Stände nach etwas Brauchbarem und legen im Anschluss noch eine längere Pause ein.
Am Zeltplatz, wo man dank Sonnenschirm und Pavillon ein wenig Schatten erzeugt, ist die Situation jedoch auch nicht viel besser als vor der Bühne, die Luft steht so heiß und dick zwischen den Zelten, dass man glaubt sie anfassen zu können. Am Himmel kreisen Bussarde über dem Zeltplatz und erinnern an Geier, die geduldig darauf warten, dass die Hitze erste Opfer unter den apathisch vor sich hin saufenden Metalheads fordert.
Erst um halb sieben wird die Temperatur endlich etwas erträglich und wir schleichen zurück vor die Mainstage, wo sich die Schweizer Band Eluveitie mit ihrem Mix aus Melodic Death und Folklore austobt. Dass sich die sympathische Truppe mit der Zeit eine große Fanbasis bauen konnte, zeigt das mittlerweile prall gefüllte Gelände. Immer wieder suchen Crowdsurfer ihren Weg über die Köpfe in Richtung Bühne und zum Band-Hit "Inis Mona" kommt so richtig Bewegung ins Publikum!
Quasi als Kontrastprogramm zum fröhlichen Treiben vor der Mainstage bringen die Landshuter Black Metaller Dark Fortress im Anschluss die Finsternis auf die 2nd Stage. Dumm nur, dass durch die Türen doch noch recht viel Sonne in die Halle scheint, aber davon lassen sich die Niederbayern nicht irritieren und gehen mit mörderischem Sound gleich richtig in die Vollen. Die Jungs kann man mittlerweile getrost zur Speerspitze der hiesigen Szene rechnen, weswegen sich die Halle auch mehr und mehr füllt. Zu standesgemäßem Posing demonstrieren Dark Fortress, dass sie nicht nur wild drauf los knüppeln können, sondern sorgen im Midtempo immer wieder für boshafte Atmosphäre. Bestes Beispiel: der Song "Baphomet", in dem die Band alle Register ihres Könnens zieht und vom Publikum mit ordentlichem Beifall und erhobenen Pommesgabeln entlohnt wird.
Noch mehr Kontrast steht sogleich auf dem Programm - wir wechseln von Schwarz nach Rosa, von Black Metal zu ur-fränkischer Blödelei. J.B.O. feiern heute das 20-jährige Jubiläum ihres 1995er Erfolgsalbums Explizite Lyrik und hauen mit ihrem "Kuschelmetal"-Medley und dem folgenden "Walk With An Erection" gleich ordentlich auf den Putz. Die Stimmung im Publikum könnte besser nicht sein, was auch nicht anders zu erwarten war. Schließlich feiern die Erlanger hier einen Heimsieg und die Spaßvögel Hannes und Vito wissen nur zu genau, dass ihr Gschmarri zwischen den Songs auf fruchtbaden Boden fällt. Um das ohnehin schon lustige Liedgut auch optisch aufzupäppeln, haben J.B.O. zwei Jungs im Gepäck, die passend zu dem jeweiligen Song eine clownmäßige Show abziehen und immer wieder Lacher provozieren. "Ein Guter Tag Zum Sterben" sorgt, angestimmt und beinahe ausschließlich von den Fans gesungen, für fast schon nachdenkliche Momente. Natürlich darf in der fröhlichen Runde auch das "Fränkische Bier" nicht fehlen und mit "Vier Finger Für Ein Halleluja" wird schließlich auch ein Stück vom aktuellen Klamauk Nur Die Besten Werden Alt auf die Bühne gebracht. Herrlich! Oder wie der euphorisch feiernde Franke zu sagen pflegt: Bassd scho!
Wir begeben uns zur Nahrungsaufnahme, schließlich braucht es noch eine Grundlage für das energiefressende Finale. Neben besagten Fast-Food-Ketten und den obligatorischen Lebensmittelständen vor Ort hat die Eventhalle übrigens auch eine kleine Kantine zu bieten, in der es zu fairen Preisen gar kein übles Fresschen gibt. So stehen wir randvoll mit Leberkaas und Currywurst um Punkt zehn Uhr erneut vor der Mainstage, wo sich schließlich Hammerfall einfinden, um dort weiterzumachen, wo Helloween gestern aufgehört haben. Das hat ja schon beinahe etwas Rock-Historisches. Schließlich standen die Schweden inmitten der Grunge- und Crossover-verseuchten Neunziger auf der Matte und hauten mit Glory To The Brave einen True-Metal-Killer raus, als alle anderen, so auch Helloween, in einer tiefen Identitätskrise steckten. Allerdings haben sich Helloween längst erholt, wie man gestern sehen konnte, und so stehen sich beide Bands Anno 2015 auf gleicher Augenhöhe gegenüber. Mit Klassikern im Gepäck wie "Renegade", "Blood Bound" oder der Bandhymne "Hammerfall" kommen die Herren um Fronter Joacim Cans beim Publikum ebenso gut an, wie ihre Kollegen am gestrigen Abend. "Let The Hammer Fall" bietet Anlass zu ausgiebigen, aber nicht überzogenen Singspielchen mit den Fans und das goldene Finale markiert einmal mehr "Hearts On Fire" - Metalherz, was willst du mehr?
Vielleicht eine ordentliche Schippe Psychedelic Blues Rock? Den gibt's nämlich gleich im Anschluss von den schwedischen Senkrechtstartern Blues Pills, die mit ihrer intensiven Retromucke sicherlich zu den Exoten des diesjährigen Out & Loud gerechnet werden dürfen. Sängerin Elin Larsson tanzt sich gleich zum Opener "High Class Woman" regelrecht in Ekstase, wenn sie die Audienz nicht gerade mit ihrer schieren Stimmgewalt verblüfft. Die Band ist bekannt für ihre ellenlangen, in den 1970ern wurzelnden Instrumentalpassagen und so bleibt für die Dame viel Zeit zum Tanzen, während die Halle immer voller wird. Man merkt zwar schon dass diese Mucke für die meisten anwesenden Metalheads, die eben noch zu Hammerfalls eingängigen Hymnen das Hauptharr kreisten, ziemliches Neuland ist, der Zuspruch schwillt aber mit jeder Nummer an. Schließlich lässt sich die kompositorische und handwerkliche Klasse der Band nicht wegdiskutieren. Eine willkommene Abwechslung zwischen all dem Schwermetall!
Der Tag neigt sich allmählich seinem Ende, zumindest was die Live-Darbietungen betrifft, und da wurde für das heutige Finale ein richtig dicker Brocken aufgespart. Direkt aus der Bay Area angereist haben die Thrash-Veteranen Testament ein Best-Of-Programm durch den Zoll geschmuggelt, das sich gewaschen hat! Das beginnt gleich fulminant mit "Over The Wall" und speist sich im Folgenden aus Hits der langen Band-Discografie. "Rise Up", "More Than Meets The Eye", "Native Blood" und natürlich "Practice What You Preach" heißen nur einige der Stationen im heutigen Set. Chuck Billy und seinen Mannen erstrahlen abwechseln in blauem und rotem Bühnenlicht, während immer wieder Rauchfontänen gegen die Bühnendecke geworfen werden. Eine tolle Atmosphäre bei der gerade die anwesenden Thrash-Lunatics noch einmal alles geben! Der Circle-Pit, der sich ab der ersten Nummer mittig vor der Bühne entfesselt hat, kommt bis zum letzten Stück nicht mehr zu Ruhe!
Nach dieser feinen Darbietung geht es für uns ab in den Schlafsack - das Feiern überlassen wir den jüngeren Generationen. Tatsächlich bleibt es auf dem Zeltplatz aber erstaunlich ruhig, auch unsere Terroristen-Nachbarn mit der Monster-Soundanlage und der beschissenen Musik geben gegen zwei Uhr Ruhe, so dass die Chancen gut stehen, heute tatsächlich einmal etwas Schlaf abzubekommen.
Samstag, 06.06.2015
Es ist das stetig surrende Aggregat der mobilen WC-Reinigung, das mich heute Morgen aus dem Schlaf reißt. Gemeinsam mit dem Trommeln vereinzelter Regentropfen auf meiner Zeltplane verschmilzt es zu einer morgendlichen Symphonie der Hoffnung. Ein kurzer Blick aus dem Wigwam - tatsächlich! Wolken! Richtig dicke Regenwolken in allen erdenklichen Grautönen! Welch wunderschöner Anblick! Die Luft ist angenehm kühl, die Dixis sind frisch gesäubert - was könnt es Schöneres geben, als ein weiteres Nickerchen nach kurzer Morgentoilette?
Doch leider, man ahnt es schon, ist das Glück nicht von langer Dauer. Mit gewaltiger Kraft kämpft die Sonne gegen das Wolkenheer und erringt einen vernichtenden Sieg. Gegen 12:00 Uhr ist von der grauen Pracht nichts mehr geblieben und die schwüle Hitze erreicht ihren absoluten Höhepunkt an diesem Wochenende. Ein Thermometer im Schatten zeigt 32°C. Wie heiß es in der Sonne zwischen den Zelten oder auf dem Asphalt vor der Mainstage ist, will ich gar nicht wissen.
Dennoch stürzen wir uns auch heute wieder ins Getümmel, das um kurz vor 13:00 Uhr im Grunde noch gar keines ist. Vor der Bühne wo Würzburger Band Dvalin mittelalterlichen Rock inkl. standesgemäßem Instrumentarium mit brutalem Death Metal garniert, ist auch an diesem Morgen herzlich wenig Volk unterwegs. Dasselbe Schicksal ereilt schließlich auch die belgischen Newcomer von Hell City, die den zahlenmäßig überschaubaren Metalheads eine ordentliche Dosis Melodic Metal verabreichen. Die Truppe um Frontfrau Michelle Nivell hat natürlich den Vorteil, dass es in der Halle momentan noch deutlich kühler ist als draußen. Aber man merkt schon, dass das Out & Loud nur schwer in die Gänge kommt an diesem letzten Festivaltag.
Den widrigen Umständen zum Trotz geben die belgischen Schergen Diablo Blvd ab 13:45 Uhr auf der Mainstage ordentlich Gas und schaffen es mit ihrer energetischen Bühnenpräsenz mühelos, das anwesende Volk zum Abrocken zu animieren. Hierzulande sind die Jungs aus Antwerpen vielleicht noch nicht so etabliert, in ihrer Heimat dagegen gelten sie längst als große Nummer. Der eigenständige Stilmix aus Heavy Metal, Hard und Stoner Rock erinnert mal an Type O Negative, mal an Danzig oder auch an Volbeat und rennt beim Publikum offene Türen ein. Zudem hat Frontmann Alex Agnew eine kurze Ansprache in feinstem Deutsch einstudiert, verliert dann allerdings den Faden und muss schließlich doch in Englisch weiter reden, womit die Truppe zusätzliche Bonuspunkte sammelt. Definitiv ein kleines Highlight zu so früher Stunde, von dem leider die allermeisten gar nichts mitbekommen.
Nach kurzer Pause bei unseren Kumpels aus BGL stehen wir schließlich wieder vor der Mainstage, um noch das letzte Restchen Battle Beast mitzubekommen. Haut irgendwie in die Kerbe Sabaton / Powerwolf, das hymnisch-kriegerische Metalgeschwader aus Finnland, nur mit dem Unterschied, dass hier mit Noore Louhimo eben eine Dame ins Mikro röhrt. Sehr episch das alles! Außerdem prima geeignet, um mit erhobener Faust die Birne zu kreisen, was von den mittlerweile zahlreich versammelten Zuschauern auch brav vollzogen wird.
Wir bleiben am Ort des Geschehens. Die tropische Hitze passt nun irgendwie tatsächlich gut zu Sound der folgenden Kapelle. Die Metal-Freibeuter Alestorm bringen mit ihren Saufliedern ein wenig karibisches Flair nach Geiselwind und irritieren mit einem Backdrop, das vor kunterbuntem Hintergrund zwei Bananen mit Entenköpfen zeigt - was exzessiver Rumkonsum nicht alles anrichten kann! Der Raum zwischen Bühne und Technikturm ist mittlerweile brechend voll und zu den amüsanten Klängen der Schotten steigt eine 1-A Sommerparty, mit der Alestorm ganz nebenbei den Crowdsurfer-Rekord des heurigen Festivals aufstellen. Daneben tanzt, klatscht und singt das frisch gebackene Piratenvolk zu Stücken, wie "Drink", "Shipwrecked", "Keelhauled" und natürlich "Captain Morgan's Revenge", während immer wieder eine große, aufgeblasene Gummipalme durch die Reihen gereicht wird. An den brennenden Fixstern denkt in diesen bierseligen Momenten niemand und so soll es ja auch sein!
Für uns setzt der Auftritt von Alestorm einen mehr als unterhaltsamen Schlusspunkt. Private Verpflichtungen am morgigen Tag zwingen uns zur zeitigen Abreise. Viel Spaß den tapfer durchhaltenden Metalheads noch mit Megaherz, Asphyx, Unleashed, Overkill und - wem's denn taugt - auch mit Freiwild, auf die wir leider verzichten müssen.
Zieht man ein Fazit nach diesen vier Tagen, sieht man ein sauber organisiertes Festival mit familiärem Charakter und nettem Personal. Freilich hätt's ein paar Grad Celsius kühler sein können, aber der Faktor Wetter gehört bei einer Open-Air-Veranstaltung halt einfach dazu. Schade, dass von den Bands auf der Mainstage so wenige die Chance auf Pyroeffekte ergriffen haben, dafür war die Bandauswahl der Casting-Crew wie schon in den vergangenen zwei Jahren vom Feinsten. Wo noch nachgebessert werden kann, ist das kleine Biker-Cafe am Rande des Zeltplatzes, wo ein arg bescheidenes Frühstück angeboten wurde. Ansonsten ist beim Out & Loud nicht nur in Sachen Musik wirklich für jeden etwas dabei. Hoffen wir, dass es so bleibt und dass man sich auch im kommenden Jahr hier zwischen A3 und Weinbergen wieder trifft.