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Zirrus - Kumulus (Demo)

Zirrus - Kumulus (Demo)
Stil: Metalcore
VÖ: 03. August 2009
Zeit: 19:15
Label: Eigenproduktion
Homepage: -

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1975 entdeckte der Astrologe Alan Sandage eine galaktische Wolkenformation, die fortan als der Zirrus Einzug in alle Universal-Wörterbücher hielt. Der Forschungserfolg wurde nur möglich durch eine spezielle Vorrichtung für Weitwinkelaufnahmen von Objekten mit extrem schwachen Oberflächenhelligkeiten - dem so genannten DWARF (Deep sensing Wide Angle Recording Facility). Ob die Metalcoreler Zirrus aus dem schönen Schweizer Städtchen Luzern Zugang zu diesem Instrument haben, konnte nicht ermittelt werden. Als Betrachter des sonst wunderbar atmosphärisch gehaltenen Live-Schnappschusses, der das Cover des Demos Kumulus ziert, wünscht man sich allerdings den DWARF, um das Bandlogo erscheinen zu lassen, das sich erst auf den dritten oder vierten Blick über dem Demo-Titel schwach materialisiert. Steckt da etwa Schweizer Witz und Absicht dahinter? Auch dieses muss Geheimnis von Zirrus bleiben. Verweise auf ihre musikalischen Vorlieben halten Jonathan Banz (Git.), Dorian Bellwald (Voc.), Julian Ludwig (Bass), Michael Schmid (Drums) and Morris Thomkins (Git.) demgegenüber kaum zurück. Die 2008 gegründete Formation lässt sich zwischen solch illustren Acts wie Heaven Shall Burn, As I Lay Dying oder Maroon einordnen, wobei Zirrus öfter die Göteborger Elchkeule auspacken als die genannten Referenz-Bands. Es erstaunt, dass die in Eigenregie produzierten "Rehearsal-Room"-Aufnahmen weitaus druckvoller in den Äther gejagt werden, als es im Falle einer Newcomer-Band zu erwarten gewesen wäre. Technisch versiert und exakt (Man darf hier das obligatorische Schweizer Uhrwerk erwähnen.) wird hier losgeballert - ohne Umschweife und unnötigen Zierrat.
Nach anfänglichem Wah-Wah-Verwirrspiel, betitelt "Memo (4)", entführt uns die Space-Odyssey zunächst ins sonnige "Santa Barbara", wo raue Sitten zu herrschen scheinen, derartig wuchtig wird man vom Opener überrollt. Zweistimmige Gitarrenläufe in den Strophen, aus den Tiefen des Alls stammende Death-Growls und spielerisch astreine Double-Bass-Attacken in Bridge und Refrain machen von Anfang an klar, wohin die Reise in den Weiten des Metalcore-Universum geht.
Nächster Stopp "The Bench", wo die Jungs zunächst auf "Jump up and down"-Grooves setzen, wie sie mit Biohazard wohl erstmals Mitte der Neunziger Eintrag in den Metal-Annalen fanden. Unterlegt mit treibenden Melodie-Gitarren mündet der Song in einen memorablen Refrain, um im zweiten Teil erneut über die exzellente Gitarrenarbeit nach und nach Spannung aufzubauen, bevor Brülläffchen Bellwald in einem Urschrei zurück zur Strophe führt. Sowohl was den strukturellen Aufbau als auch die markanten Melodien angeht, darf der Band hier ein echtes Lob ausgesprochen werden.
An den "Invisible Barriers" geht es einführend ein wenig vertrackter zu, die Pre-Bridge wird durchgeholzt, genauso wie das sich an den Refrain anschließende Solo, über das im zweiten Durchgang wirre Slayer-Leads geblendet werden. Ganz auf den Punkt kommt der Track allerdings nicht.
Anders an der Haltestelle "Me And I", wo in "Blinded By Fear"-Manier (At The Gates!) losgeschreddert wird, es letztlich jedoch nicht an richtungweisenden Versatzstücken fehlt, die den Heaven Shall Burn- (etwa "Counterweight" von Deaf To Our Prayers) oder eben As I Lay Dying-Stempel (v.a. "The Truth Of My Perception" von Shadows Are Security) tragen. Hier liegt die einzige Crux von Kumulus. Zu offensichtlich wird bisweilen die Nähe zu jenen beiden Bands gesucht, so dass die künstlerische Originalität dann und wann auf der Strecke bleibt. Aber: bei der technischen Klasse und kompositorischen Ausgereiftheit der Stücke fällt die für Novizen allemal entschuldbare Anlehnung an die Vorreiter kaum ins Gewicht. Außerdem sind jene erwiesenerweise herausragende Speerspitzen der Metalcore-Bewegung, von denen im Sinne der Spielart hier und da abgekupfert werden darf.
Das Ende des rasanten Weltraumtrips hört stilecht auf den Namen "Astronauts" und überschreitet durch den Einsatz von "gregorianischen" Chorälen die bekannten Spartengrenzen. Ein mutiger Versuch, obwohl man den Verdacht nicht loswird, dass schlussendlich noch mal auf Teufel komm raus die innovative Seite der Band in den Vordergrund gestellt werden soll, was zwar nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, aber doch interessanten Experimentcharakter und somit seine Legitimität besitzt.
Es ist zu hoffen, dass sich der Zirrus nicht bald wieder auflöst, wie es die Art von Wolkenformationen ist, sondern in Gestalt einer Full-Length-Rille alsbald die Szene bereichern wird. Sollten die Schweizer im Stande sein, die Power und spieltechnische Präzision, bei niemals verloren gehender melodischer Eingängigkeit, wie sie auf Kumulus zu finden ist, aufrecht zu erhalten, ist in Zukunft noch so Einiges aus Luzern zu erwarten - womöglich galaktische Suchspiele inklusive. Besorgt euch also so schnell wie möglich euren privaten DWARF und haltet damit Ausschau nach Zirrus!

Fuxx

5 von 6 Punkten

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