Review
In This Moment - Black Widow
VÖ: 14. November 2014
Zeit: 60:08
Label: Warner Music
Homepage: www.inthismoment.com
Von der Band In This Moment ist man ja moderne Klänge gewohnt; was die vier Herren und Frontfrau Maria Brink auf ihrem fünften Longplayer Black Widow abziehen, dürfte einen jeden traditionsverliebten Metalhead und bestimmt auch manch einen Fan der früheren Alben aber wie mit einem Amboss vor den Kopf stoßen. Die Songs strotzen nur so vor Effektspielerei, verzerrten Vocals und technoiden Beats, sorgfältig eingewickelt in eine durch und durch perfekte, aber eben auch irgendwie unpersönliche Produktion. Hier wähnt man sich zwischen Marilyn Manson und Clawfinger, dort zwischen Slipknot und Lady Gaga, ein Vergleich, der mit den Promofotos zum aktuellen Output nur noch unterstrichen wird.
All die Effekthascherei und musikalischen Fernblicke über den metallischen Tellerrand hinaus wären ja halb so wild, wäre das Songwriting nicht über große Distanzen völlig uninteressant geraten. Die Refrains sind extrem poppig, aber meistens noch ganz in Ordnung. Was allerdings dazwischen passiert ist nicht selten unter aller Kanone. Da wird dann eine gekünstelt gruselige Atmosphäre aufgebaut, passend zum Albumkonzept, bei dem sich Frau Brink letzten Endes selbst als Männer fressende Femme Fatale inszeniert, eben als Schwarze Witwe, die ihre Opfer mit ihrer tollen Performance erst einwickelt und nach dem Schnakseln dann verspeist. Wunderbar! Aber Spaß beiseite. Trotzt einiger Lichtblicke, wie beim Opener "Sex Metal Barbie" oder "Sexual Hallucination" mit Gastsänger Brent Smith von Shinedown, wirkt das Material einfach überfrachtet und unstrukturiert, die Lyrics aufgesetzt und deswegen auch nicht sonderlich überzeugend. Das kommt halt dabei raus wenn man, wie es die Band verlauten ließ, sich selbst keinerlei Grenzen setzt.
Allen Kritikpunkten zum Trotz gibt es für In This Moment offenbar ein Zielpublikum. Das letzte Album hat sich laut Presseinformation alleine in den USA 250.000 mal verkauft! Freunde dieser oder ähnlicher musikalischer Verwirrungen, die doch hoffentlich nicht flächendeckend Schule machen, können gerne mal ein Ohr riskieren. Zur Vorsicht wird aber geraten.