Review
The Delta Saints - Death Letter Jubilee
Es ist mal wieder an der Zeit für eine musikalische Horizont-Erweiterung. Diesmal aber nicht (wie so oft) regionaler Art und Weise, sondern stilistisch, denn das, was die Delta Saints auf ihrem Debüt-Longplayer bieten, hat mit Metal überhaupt nichts zu tun, ja selbst Rock wäre an den meisten Stellen die falsche Bezeichnung.
Aber der Bandname weist schon grob in die Richtung, in die der musikalische Zug geht: Ins Mississippi-Delta. Viel Blues, ein wenig Southern Rock, etwas Dixieland, Folk und Gospel, sogar ein bisschen Funk hat sich auf Death Letter Jubilee eingefunden, bildet aber keinen einheitlichen Brei, sondern wird von Stück zu Stück unterschiedlich gewichtet. Vom stampfenden "Chicago" über das locker-leichte Titelstück bis hin zum Swamp-Blues eines "Jezebel" wird so die komplette Klanglandschaft des Flussdeltas abgedeckt, zumindest so, wie es sich der unwissende Europäer vorstellt. Auch wenn sich die Stücke deutlich voneinander unterscheiden, so bleibt immer ein roter Faden spürbar, selbst der Singer/Songwriter-Song "Out To Sea" fügt sich trotz seiner sehnsuchtsvollen Nachdenklichkeit nahtlos ins Gesamtbild ein. Zwar trifft nicht jeder Song meinen persönlichen Geschmack (so ist mir das ultra-lässige "Drink It Slow" dann doch eine Spur zu entspannt), aber dafür, dass wir es hier mit einem ziemlich genrefremden Werk zu tun haben, kommt das Album in seiner Gesamtheit beim alten Mann doch ziemlich gut an.
Mit Ben Ringel steht ein Mann am Mikro, dessen Stimme perfekt zum Südstaaten-Flair der Kompositionen passt: Rauchig, ausdrucksstark und doch an den richtigen Stellen gefühlvoll, gibt Ben den virtuosen Erzähler kleiner Geschichten, unterstützt von Greg Hommerts exzellent in Szene gesetzter Mundharmonika, die dem Ganzen den besonderen Touch gibt. Aber auch der Rest der Band weiß zu überzeugen, so dass man neben der überzeugenden Spieldauer, dem schicken Klapp-Cover mit stimmigem Bild und der locker-flockigen Produktion an der Handwerkskunst auch hier keine auffälligen Kritikpunkte finden kann.
Death Letter Jubilee wird mit Sicherheit nicht jedem Leser dieser Seite gefallen, dazu ist das gebotene Liedgut stilistisch zu weit vom hauptsächlich hier behandelten Material entfernt, aber dem aufgeschlossenen Metalhead mit leichter Affinität zum Bourbon-getränkten Süden der Staaten sei empfohlen, doch mal ein Ohr zu riskieren.
Hannes
Ohne Wertung
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