Review
Origin - Entity
Technischer Brutal Death Metal fristet ob seiner extremen Natur zwangsläufig ein Nischendasein. Den Brutal Deathern (die ja auch schon eine Randgruppe bilden) zu komplex, den Technikfreaks, deren Menge auch überschaubar sein dürfte, zu rustikal, ist die Schnittmenge beider Interessenten sicherlich nicht die allergrößte. Und trotzdem gibt es in diesem Feld Bands, die das Potential haben, mehr als nur ein paar verschrobene Fans zu begeistern. Origin gehört definitiv dazu und der neue Output Entity macht das nur noch klarer.
Warum? Weil Origin auf diesem Stück Tonkunst das Kunststück schaffen, gleichzeitig extrem technisch und doch total zugänglich zu bleiben, weil sie es auf die Reihe bekommen haben, Brutalität und Gespür für Melodien zugleich in die Songs einfließen zu lassen, weil sie trotz aller Höchstleistungen immer im nachvollziehbaren Bereich bleiben und doch nie zu berechenbar werden. Hier stimmt alles, jede Richtung ihres Sounds haben die Amis auf Entity bis aufs Äußerste ausgereizt, ohne dass es erzwungen nach "höher, schneller, weiter" klingt. Dieses Album lebt trotz aller Technik und tötet trotz aller Melodie, es schüttet dort ein Füllhorn der Abwechslung über dem Hörer aus, wo er es eigentlich am wenigsten erwartet. Lichtgeschwindigkeitspassagen gehen über in fein strukturierte, dafür umso vielschichtigere Tonläufe und sogar die benötigte Atempause wird einem in Form des sehr atmosphärischen "The Descent" geboten. Was mich aber am meisten in diesem Genre überrascht, ist das Stück mit dem unscheinbaren Titel "Saliga", das ganz klare Hitqualitäten aufweist, der Song ist einfach unglaublich gut!
Dass es bei einer Band wie Origin irgendetwas an der Umsetzung zu bemängeln gäbe, hat ja wohl nicht wirklich jemand geglaubt, oder? Und genau so isses nämlich, wie eine gut geölte Maschine knallt uns das Quartett aus Kansas die elf Stücke um die Lauschlappen und lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, hier richtige Ausnahmekönner zu hören. Neusänger Jason Keyser macht einen ausgezeichneten Job und kann sowohl mit seinen Growls als auch seinem Gekeife punkten. Und die Produktion ist noch das Sahnehäubchen auf dem eh schon schmackhaften Gericht, sie gibt jedem Instrument den Platz, den es braucht und wirkt doch organisch zusammengehörig, kracht wunderbar, ohne überproduziert zu wirken.
Entity ist ein Kracheralbum vor dem Herrn geworden. Hier werden nicht nur eingeschworene Fans glücklich gemacht, hier ist auch das Potential vorhanden, eine Menge neuer Anhänger zu gewinnen. Mit einem Wort: Atemberaubend!
Hannes