Review
Gynger Lynn - Baby's Gone Bad
Also, hier gibt's ja gleich mehrere Sachen zu bestaunen. Zunächst einmal der Name, der jedem etwas sagen sollte, der in den 80ern in Videotheken unterwegs war: Ginger Lynn war so etwas wie die Gina Wild der frühen Tage. Ihr versteht, was ich meine. Und dann das Label: nicht die La Palöma-Boys sind hier unterwegs, sondern einige versprengte Zentralbanker, die ihren Interbankenzinssatz nicht Eonia, sonder Eönia nennen. Na, das ist doch mal was.
Dann rein mit der Scheibe, und oh Wunder - es ertönt astreiner Glam Rock, der klingt, als ob die ganze Seattle-Malaise nie passiert wäre. Die Paten sind eindeutig Größen wie Poison, Ratt und Mötley Crüe, und man präsentiert sich derart zeitgeistresistent, dass das schon fast beeindruckend ist. Hm, irgendwas stimmt hier nicht, denn die Herren sehen ja auch noch aus wie Ende der 80er. Des Rätsels Lösung: die Scheibe ist nichts anderes als ein Re-Release, die Songs haben nicht nur gefühlte, sondern reale 17 Jahre auf dem Buckel und erblickten 1993 erstmals das Licht der Welt. Schon damals zertrümmerten die Gingers mit ihrem Sound nicht die Welt, aber fairerweise sei zugegeben, dass die Scheibe bei weitem nicht übel ist. Wer mit den genannten Referenzen etwas anfangen kann, der wird mit Rockern der Marke "Take Me Away" und "Need To Know" durchaus warm werden. Im weiteren Fortgang wird die Sache dann zunehmend Sleaze-lastiger und bietet damit durchaus mehr Variationsbreite als so manche Scheibe derer, die heute bei Rock Of Love von sich reden machen. Also, für Genrefreunde durchaus nicht verkehrt, zumal mit einem schönen Anmacher-Cover.
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