Review
Merciless Death - Sick Sanctities (Re-Release)
VÖ: 15. Juli 2010
Zeit: 37:08
Label: High Roller Records
Homepage: www.otostrona.pl/mercilessdeath
Sucht man im WWW nach den polnischen Underground-Heroen Merciless Death, so findet man auf den entsprechenden Seiten unter "lyrical themes" die Eintragungen: "Satanic, Evil, Darkness". Wenn das mal kein Empfehlungsschreiben an sämtliche Freunde metallischer Klänge (ausgenommen vielleicht Die Hard-Christian Metaller) ist, was dann? Wenn eine Scheibe wie die als Vinyl-Re-Release (limited to 500 copies) erscheinende Sick Sanctities (Original-Output 1993) auch noch einige Schmankerl in musikalischer Hinsicht - wir bewegen uns im Death- und Thrash-Bereich - zu bieten hat, so sollte einer zumindest schon mal von Mariusz "Zdrodo" Zdrodowski (Git.), Grzegorz "Wiechu" Miszuk (Voc., Drums), Marek Zak (Bass) und Jaroslaw Figaszewski(Git.) gehört haben.
Wie schon der Instrumental-Opener "The Sanctuary" beweist, scheint das Quartett sich nicht mit einfachen Arrangements zufrieden zu geben. Zahlreiche Tempi- und Rhythmus-Wechsel sind an der Tagesordnung und nach drei Minuten wird die Akustische mit mittelalterlichem Schwung ins Feld geworfen. Nach bedrohlichem kurzem Key-Intro wird im anschließenden "The Victim" ordentlich nach vorn gebrettert, wobei Miszuks Vocals frappierende Ähnlichkeiten mit einem gewissen Norweger namens Abbath aufweisen. Die Mucke bleibt aber Death- (wie Schuldiner) geprägt, durchzogen von zweistimmigen, dissonanten Gitarren-Läufen. Das ändert sich auch in "Power Of Destiny" nicht merklich, wobei der Groove an frühe Testament erinnert.
Der "River Of Blood" windet sich dagegen zunächst wieder ohne Verzerrer, dafür schön verquer aus den Lautsprechern - allerdings für übertriebene drei Minuten; erst dann wird auf den Hörer im 16tel-Takt eingeprügelt und Death Metal der älteren Schule zelebriert. Wie könnte es auch anders sein? Merciless Death sind schließlich schon seit 1987 (!) unterwegs. Richtig fein schräg kommen die Soli am Ende des Songs und die Abbath-Ähnlichkeiten nehmen ab. "No Mercy" könnte auch einer Union des morbiden Engel mit dem keltischen Frost entsprungen sein und bleibt auch beim zehnten Hördurchlauf gewollt sperrig. Richtig klasse ist danach allerdings "Mirror Of Inferno", in dem streckenweise nur Gesang und Schlagzeug eine bitterböse Atmosphäre kreieren, die dann von Hornissen-Schwarm-Attacken flankiert wird. Auch "Ritual Of Black Host 2" lädt zum kollektiven Hellicopter-Bang ein und besticht durch seinen schleppend-derben Groove, plus Brutalo-Speed-Zwischenpart. Den Abschluss macht der exzellente Titeltrack, in dem nach abermaligem Akustik-Intro ein wahres Massaker angerichtet wird, in dessen Zentrum ein tolles zweistimmiges Solo steht und das allen Anhängern von Deicide aber auch Autopsy Freudentränen in die Augen treiben wird.
Alles in allem ein gutes, hörenswertes Album vor allem für Liebhaber des klassischen Death Metal, der dem Thrash nicht allzu fern steht und das man sich selbstredend stilecht auf Vinyl besorgen sollte.
Fuxx
Ohne Wertung