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Danzig - Deth Red Sabaoth

Danzig - Deth Red Sabaoth
Stil: Heavy Rock
VÖ: 25. Juni 2010
Zeit: 52:25
Label: AFM Records
Homepage: www.danzig-verotik.com

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Es ist mir bis heute ein Rätsel, was damals, 1992-94 genau passiert ist: gerade noch räkelten sich Grufti-Tussies, Upper-Class-Girlies, Iro-Schnecken und Thrash-Liebhaberinnen zu "Dirty Black Summer", "Devil's Plaything" und selbstredend "Mother" auf den Tanzflächen aller angesagten Diskotheken. Der Metallica-Fan war sich mit den Eddie Vedder-Look-a-Likes und dem Nachbarsbanker, der in einer Suicidal Tendencies-Coverband den Bandana-Frontlümmel gab, einig, dass die Musik von Danzig sämtliche Sparten abzudecken wusste. Dann kam Danzig IV mit großartigen Songs wie "Little Whip", "Going Down To Die", "Bringer Of Death", "Let It Be Captured" oder "Can't Speak", die meines Erachtens den Kompositionen auf How The Gods Kill (Danzig III) in nichts nach standen, doch schon zu diesem Zeitpunkt wandten sich die meisten Fans ab. Einen großen Anteil daran hatte meiner Meinung nach die fast durchweg negative Berichterstattung in den Metal-Gazetten: das despektierliche Wort vom "Schinkengott" wurde erfunden, Glenn Danzig wurde Presse- und Frauenfeindlichkeit, den Songs Sperrigkeit (!) vorgeworfen und Witze über die Größe des Sängers machten die Runde. Der Blätterwald lebt von kritischer Berichterstattung, aber was damals abging, sah mehr aus wie eine Art Rachefeldzug an einem, der so manchem Reporterlein vorher ans Bein gepinkelt hatte. Danzig reagierte auf seine Weise und brachte 1996 das zumindest streitbare (da es locker als Anbiederung an Sounds von Ministry, Killing Joke oder NIN gelten kann) blackaciddevil, das mehr Techno als Metal war, raus, womit es mit der Herrlichkeit of the Left Hand Black erstmal vorbei war. Seitdem wurde es still um den einstigen Dunkelmann mit der zum Wahnsinn tendierenden Elvis-Stimme. Danzig 6:66 - Satan's Child hatte noch einige wenige Momente, während Danzig 777: I Luciferi und Circle Of Snakes leider (vor allem auch vom Sound her) nur noch entfernt an den Mann erinnerten, der "Am I Demon" oder "Long Way Back From Hell" eingesungen hatte. Nichtsdestotrotz blieb Danzig umtriebig (feilte u.a. an seinen Comics) und holte sich vor zwei Jahren Tommy Victor (Prong) und Johnny Kelly (Type O Negative) mit ins Boot. Das nun erscheinende Deth Red Sabaoth wird allerorts bereits im Vorfeld als Back to the Roots-Comeback (eines Künstlers, der eigentlich nie gänzlich von der Bildfläche verschwunden war) angekündigt. Dem sei nachzugehen:
Die Scheibe wird von "Hammer Of The Gods" eröffnet, das sowohl in Tempiwechsel, Rhythmik und Arrangement als auch im Titel an "Godless" (Danzig III) und "Brand New God" (Danzig IV) erinnert. Ein düster wabernder Mittelpart schafft Abwechslung und ja: die Vocals erschallen glasklar und mit aller schmerzlich vermissten Power aus den Boxen. Allerdings muss schon hier darauf hingewiesen werden, dass die verzerrten Gitarren einen eigentümlichen Sound aufweisen. Recht höhenlastig, aber dafür November Burning Fire von Samhain ins Gedächtnis rufend. Wohl gewollt und auf alle Fälle gewöhnungsbedürftig. Rifftechnisch spartanisch, groovend im Midtempo, alternativ angehaucht und mit einem typischen Endlos-Chorus gefällt auch "The Revengeful", bevor es mit "Rebel Spirits" den ersten echten Düsterrocker im Stil von "Anything" (Danzig III) oder "Soul On Fire" (Danzig I) gibt. Danzig klingt als ob er von einer Anhöhe aus seine Schreie einer Armee der Finsternis feldherrnartig mit ins letzte Gefecht gibt. Klasse Song, aber der Sound bleibt teilweise irritierend (allerdings: man hat sich mittlerweile fast daran gewöhnt). "Black Candy" ist das "She Rides" für 2010. Lasziv, schleppend und über allem thront des Meisters Stimme, die von sämtlichen Horror Punk-Nachfolgern und neuerdings auch Elvis-Metallern versucht wurde zu kopieren, die es aber (dem Gehörnten sei Dank) eben nur einmal gibt! Das von Samplern bereits bekannte mal ruhige, mal lärmige "On A Wicked Night" stellt tatsächlich den schwächsten Song auf Deth Red Sabaoth dar - umso unverständlicher erscheint die Auskoppelung. Da hätte man doch lieber auf das absolut geniale "Deth Red Moon" zurückgreifen sollen, das in seiner Eingängigkeit fast schon Radiotauglichkeit aufweist.
Anders "Ju Ju Bone", das eindringlich in der Spur von "Do You Wear The Mark" (Danzig III) oder "Her Black Wings" (Danzig II) aus den Lautsprechern kriecht. "Night Star Hel" kann als epischer, pechschwarzer Bastard aus "Not Of This World" (Danzig I) und Samhain-Tracks wie "Night Chill" oder "Death... In It's Arms" (beide von Final Descent; 1987) durchgehen und zeigt in dieser Eigenschaft einen Glenn Danzig, der sich der eigenen Vergangenheit mehr als besinnt, ja in den folgenden "Pyre Of Souls Pt. I" und "Pt. II" ("Incanticle"/"Season Of Pain") eine Zeitreise antritt, die Halt macht an Stationen wie "Sistinas" (Danzig III) oder "End Of Time" (Danzig I), um es sich im November Burning Fire gemütlich einzurichten. Am Ende wird die Geschichte der schwarzen linken Hand stilecht mit "Left Hand Rise Above" fortgeführt und noch mal ein tonnenschweres Ausrufungszeichen gesetzt, das Großtaten wie "Blood And Tears" (Danzig II) und "When The Dying Calls" (Danzig III) zitiert. Lang hallen des Meisters Schreie nach...
Bis auf "On A Wicked Night" sind also keine Ausfälle zu verzeichnen. Allerdings muss man mit dem Gitarren- (und teilweise auch Drum-) Sound zurechtkommen. Wer damals bereits Samhain vergötterte, dem wird dieses keine Schwierigkeiten bereiten, aber auch allen einstigen Anhängern von Danzig I-IV sei gesagt: the Glenn is back mit einer Scheibe, die in der Reihe auch Danzig V hätte werden können und die auf eine vielleicht live-haftige Zukunft auch in unseren Breiten hoffen lässt. Long Way Back From Hell!

Fuxx

5 von 6 Punkten

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