Review
Various Artists - My Silent Wake & The Drowning: Black Lights & Silent Roads (Split)
Die befreundeten Death/Doom-Bands My Silent Wake und The Drowning haben schon so manchen Gig auf der Insel zusammen bestritten. Da man stilistisch in ähnlichen Gefilden wandert entschließt man sich 2010 ein gemeinsames Splitalbum zu veröffentlichen. Mit Black Lights & Silent Roads liegt hier nun das Ergebnis der Zusammenarbeit dieser beiden englischen Death/Doom Kapellen. Ich bin schon gespannt was mich auf der über 70(!)-minütigen Scheibe so alles erwartet.
My Silent Wake machen mit ihrer Interpretation der Atrocity-Nummer "I Am (Eternity)" den Anfang. Monotones Marschgetrommel geleitet uns langsam und schleppend durch die knapp sechs Minuten - ja richtig das war's. Keine Ausbrüche, keine großartigen Veränderungen im Tempo, einzig und allein der Gesang wechselt von tiefen Growls über mystisch angehauchten Gesang bis hin zu einer weiblichen Stimme. Tolles Spektrum was an den Vocals abgedeckt wird, doch mehr als ein sechs-minütiges Intro ist das wahrlich nicht.
Mit "Bleak Endless Winter" geht's dann schon etwas schneller und energischer zu Gange - tiefe Growls, düstere, schwerfällige Doom-Riffs und ja sogar der ein oder andere Tempowechsel! Nach dem überlangen Intro eine Offenbarung - ein guter Titel.
Mit dem folgenden "Devoid Of Light" wird ein The Drowning-Titel als Akustik-Version zum Besten gegeben. Die Vocals sind leider teilweise etwas schief und klingen mitunter sehr komisch wenn der Sänger mal in tiefere oder höhere Gefilde vorstößt - ansonsten eine sehr sehr ruhige, entspannende Nummer bei der man dazu geneigt ist (den CD-Player) gänzlich abzuschalten.
Nun folgt mit 23:31 Minuten "Rebirth" - ich hoffe auf etwas Abwechslung und ein paar eingestreute, dem Death-Metal verwandte Klänge. Pustekuchen - ich werde die ersten neun Minuten enttäuscht. Und an der Stelle möchte ich erwähnen, dass der Promozettel auch eine Mogelpackung sondergleichen war - das was hier gespielt wird hat mit Death/Doom nicht im entferntesten etwas zu tun, das sind astreine Psychodelic- und Ambient-Klänge. Aber - und hier kommt das Positive - Minute neun bis elf erinnern zwischenzeitlich an die herrlichen und gottgleichen Pink Floyd (die ich nun auch ehrlich gesagt um einiges lieber hören würde...), bis dann schließlich doch endlich etwas Abwechslung in den Song reinkommt und sogar etwas am Tempo angezogen wird! Jetzt beginnt er mir auf einmal zu gefallen. Zu früh gefreut. Leider ist der Spaß nämlich ab Minute 14 auch schon wieder vorbei und es wird so weitergemacht wie zu Beginn. Noch neun Minuten... nochmal eine Pink Floyd-ähnliche Stelle... ein Solo... und aus. Hätte der Song all die guten Momente (und die kann man an einer Hand abzählen...) auf die Hälfte der Zeit gehabt dann wäre das in Ordnung gewesen - so aber ist das zu großen Teilen ein Durchquälen und einfach nur unterdurschnittlich - es wird über die langsamen Parts nicht einmal so etwas wie eine Atmosphäre erzeugt (Ausnahme: die "pink-floydschen" Parts), sondern nur bloße vertonte Belanglosigkeit dargeboten.
Bleibt also auf eine hoffentlich bessere zweite Hälfte von ihren Kollegen The Drowning zu hoffen.
Diese beginnen mit dem Titel "Doomsday Feire", welcher mit einem Imamgesang-Intro anfängt und dann zum Glück nach kurzer Zeit düstere Riffs und Growls verlauten lässt. Langsam und schwerfällig kommt The Drownings erster Titel daher - endlich mal wieder etwas auf dem Split-Album was man dem Death/Doom zuordnen kann. Und es gibt sogar in der Mitte des Songs eine Temposteigerung und weniger düsteres und dynamischeres Riffing auf die Ohren. Kein Übertitel, aber gegenüber dem vorherigen "Rebirth" eine angenehme Nummer, für die ich dankbar bin.
"Arc Light" fährt zu Beginn wieder die mystischere Schiene, ehe auch hier wieder aggressiveres Riffing und Growls das Szepter übernehmen. Diese beiden Arten stehen auch (leider) den ganzen Song über im Wechselspiel, so dass sich auch hier bei mir keine Begeisterung einstellt, der weinerliche, pseudo-mystische Singsang nervt einfach nur auf Dauer und ist gänzlich fehl am Platze.
Ganz im Gegensatz dazu "Silent Epiphany". ENDLICH. Geht super ins Ohr, verzichtet auf unnötige Spielereien oder großartige Experimente und hat mit dem immer wieder auftauchenden Synthiemotiv was zum Aufhorchen. Und ein schönes Gitarrensolo gibt's zum Ende hin auch noch - die Jungs wissen also doch wie man Musik macht! Leider mit nicht mal fünf Minuten Länge der kürzeste, ohne Zweifel aber der beste Titel auf der Scheibe.
Zum Schluss revanchiert man sich mit "The Photograph" von My Silent Wake für das von diesen gecoverte "Devoid Of Light". Klingt ganz interessant - viel Synthesizer, der einen Klangteppich legt auf dem sich die Gitarren austoben könnten - ja richtig könnten, sie tun es nämlich leider nicht wirklich. Es wird wieder auf eine mystisch-sphärische Atmo aufgebaut, die aber nicht zündet, berührt oder was auch immer, sondern mich den Song auch unter "belanglos" und "langweilig" einsortieren lässt.
Fazit: Finger weg von dieser Split. Sie ist zu lang für die paar wenigen lichten Momente ("Bleak Endless Winter", "Silent Epiphanie") die einem geboten werden und für angeblich zwei gestandene Death/Doom-Bands wird erstaunlich wenig von eben jenem gespielt.
Wolf