Review
Oberer Totpunkt - Stiller Zoo
VÖ: 21. Mai 2010
Zeit: 46:25
Label: Danse Macabre Records
Homepage: www.totpunkt.com
Von Zeit zu Zeit ist das Los des Rezensenten schon ein besonders hartes, wenn die Passion beginnt zur Qual zu werden. Quell meines gut 45-minütigen Leidensweges ist das dritte Album Stiller Zoo des Hamburger Elektro-Duos Oberer Totpunkt, das genauso sperrig ausgefallen ist, wie der Name seiner Schöpfer. Dabei ist die Idee gar nicht einmal schlecht: alte Geschichten, Märchen, Gleichnisse und Mythen werden in zeitgemäßem Gewand neu erzählt und musikalisch untermalt. Doch das Projekt scheitert wohl bei neun von zehn Hörern an seiner Umsetzung, die zum schwerst Verdaulichen zu rechnen ist, was man in der Szene so zu hören bekommt.
Mittelpunkt des Projekts ist Erzählerin Bettina Bormann, die ausdrucksstark, nüchtern und grimmig kalt ihre Texte vorträgt. In hoher Männerstimme zwischen ihren Zeilen erklingen dann bisweilen die Liedtitel oder andere Schlagworte, meist in mehrfacher Wiederholung... "Es war einmal, es war einmal!", "Fidirallala, Fidirallala!" oder kurzum "Gevatter Tod!" Im Hintergrund wummert aggressive, eintönige und austauschbare Elektromusik, gelegentlich ergänzt von klassischen Instrumenten. Diese minimale Kulisse lenkt des Hörers Aufmerksamkeit unweigerlich zurück zur Lyrik, der man ihren Reiz in manch einem Moment auch gar nicht absprechen mag.
Am Ende steht ein anstrengendes Werk. Es verlangt nach voller Aufmerksamkeit und erinnert eher an eine Lesung im (vielleicht nur gewollt) intellektuellen Kreise, als an eine musikalische Darbietung. Mir wollte es zumindest nicht gelingen, das Hörspiel, das mich nicht selten an Kerkelings berühmte Poesiesatire von Wolf und Lamm auf der grünen Wiese erinnert, an einem Stück zu konsumieren. Für diese seltsame Kost sind Geduld, Humor und ein dickes (Trommel-)Fell unabdingbar. Hurz!