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Relocator - Relocator

Relocator - Relocator
Stil: Progressive Rock
VÖ: 15. Januar 2010
Zeit: 61:17
Label: Eigenproduktion
Homepage: www.relocator-project.com

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"Prodesse et delectare" heißt es in Horaz' "Ars Poetica" über die Kunst, die demnach nützen und erfreuen soll. Die Ansprache des Intellekts des Lesers, Hörers, Betrachters soll sich die Waage halten mit der Unterhaltungsfunktion. Progressive Rock oder -Metal sieht sich diesbezüglich immer der Herausforderung gegenüber gestellt, neben einer Präsentation des musikalischen Genius nicht zu vergessen, dem Zuhörer schlichtweg Fun zu bereiten. Geltend auch im Falle Relocators, die zunächst aus Stefan Artwin (Git., Programming), Michael Pruchnicki (Bass, Fretless Bass), Frank Tinge (Drums, Percussion) und Bartek Strycharski (Electric Violin) bestehen. Für die Aufnahmen zum selbstbetitelten Debut gelang es nun keinen Geringeren als Derek Sherinian an den Keys zu verpflichten, der bekanntlich von 1994-1999 bei Dream Theater die Tasten betätigte und später mit Planet X für Furore sorgte, und es ist wohl keine Übertreibung zu behaupten, dass Sherinian zu den weltbesten Keyboardern der Jetztzeit gehört.
Die Produktion der Scheibe hätte kaum besser in Szene gesetzt werden können. Alle beteiligten Instrumente bekommen die ihnen entsprechenden Räume in den Gesamtkompositionen. Allerdings muss schon vorweg betont werden, dass auf Vocals gänzlich verzichtet wurde! Den Opener macht dabei "Red Vibes" in lockerer Rhythmik und von einem Thema an den Keys getragen, das - man verzeihe mir den Vergleich - ein wenig an "Captain Future" erinnert. Prägend nimmt sich darüber hinaus die E-Violine Strycharskis aus, die unerwartete Elemente zu schaffen weiß. Das schön lärmige Gitarren-Solo sollte auch jedem Nicht-Proggie gefallen.
"Biosphere" kommt dagegen schon ein wenig vertrackter daher. Harte Riffs wechseln sich mit Key-Sprengseln ab, die sich nicht zu schade sind, sich dann und wann in 80er-Klamotten zu kleiden. Erneut führen die Keys durch den Song, so dass die Gitarren mal mächtig, mal solotechnisch verspielt glänzen können - ordentlich Dampf dahinter. Der Titeltrack bewegt sich dagegen vom metallischen Bereich weg in Richtung Fusion und Drummer Tinge überrascht darin durch exakte, irre Breaks und Wirbel. Obwohl fast melodischer gestaltet als die ersten beiden Tracks (Gitarrenführung) fehlt es dem Song ein wenig an der vorherigen Explosivität. Anders "Proxima", das von Anfang an auf schweren fast Siebziger-Gitarrenriffs basiert. Treibender Rhythmus und ein unaufhörlich pumpender Bass schieben den Song vorwärts bis zu einem spannungsgeladenen Zwischenpart, in dem Sherinian sich erstmals richtig austoben darf, unterstützt von den hier ziemlich "krassen" Leads.
"Aavishkaar" mit seinen zehn Minuten dreißig beginnt düster akustisch, eingefangen aus den Weiten des Orients. Die Violine spielt anfangs eine Hauptrolle, bevor sie Sherinian zeitweise und im Wechselspiel die Bühne überlässt. Später prägen erneut einfallsreiche und unglaublich schnell gespielte Gitarrensoli den Song, der nach etwa dreieinhalb Minuten wieder in orientalische Gefilde driftet. Dort angelangt erfreuen Percussion-Einlagen, so unbekannte Synthie-Sounds und verquere Rhythmen den geneigten Hörer, ohne dass dieser jedoch überfordert wird, denn immer wieder eingestreute und sich wiederholende Melodien halten die Aufmerksamkeit hoch. Sollte man gehört haben.
In "13 Reasons" schimmert vielleicht am ehesten ein Stückchen Dream Theater durch - vor allem in den Duellen die sich Artwin und Sherinian liefern, als Ganzes kann der Song aber nicht die Genialität von "Aavishkar" halten, was streckenweise auch für "Urban Blue" gilt, denn die vorher allzeit präsenten memorablen Melodien wurden hier zugunsten von komplexen Rhythmen geopfert - vielleicht der einzige Track, der nicht ganz auf den Punkt kommt. Dieser kurze Durchhänger gerät aber durch das abschließende epische "The Alchimist" in Vergessenheit. Hier packen Relocator den Hörer vom spärlich instrumentierten Anfang an. Der Song ist Progressive Metal pur. Die Gitarren transportieren in den ersten Minuten alle nötige Power, unterstützt von unglaublich geilen Bassläufen. Später wird es kurzzeitig sphärischer, aber nur um erneut in Soli erster Kajüte zu explodieren. Und auch die Melodien sind da. In den elf Minuten dreißig hat selbstredend auch noch mal die Violine einen längeren Paradeauftritt und auch eines der erwähnten musikalischen Duelle ist abermals zu bestaunen. Ein emotionaler Ritt.
Meines Erachtens bestehen Relocator den Test, Hirn und Herz des Hörers anzusprechen, denn vor allem die ersten Stücke und "Aavishkar" bzw. "The Alchimist" werden zu keinem Zeitpunkt langweilig und wirken dabei nicht überladen. Es muss eigentlich nicht extra erwähnt werden, dass hier Ausnahmemusiker am Werk sind, dennoch hat die Scheibe wie oben beschrieben auch ihre kleinen Schwächen. Letzten Endes werden es Relocator wohl trotz allem bei Nicht-Progressive-Rockern schwer haben. Antesten kann aber nie schaden. Für Freunde des Genres stellt die Platte aber fast schon einen Pflichtkauf dar, daher sind objektive fünf Punkte (Plus durchs feine Booklet), knapp erreicht, meiner Meinung nach gerechtfertigt.

Fuxx

5 von 6 Punkten

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