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Eating Pebble - The Knife Show

Eating Pebble - The Knife Show
Stil: Indie Rock, Rock n' Roll
VÖ: 30. November 2009
Zeit: 38:01
Label: Dead Frog Records
Homepage: www.eatingpebble.com

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"Die, die Kiesel essen". Für ihren Taufnamen bekommen die Schweden Eating Pebble schon mal einen Pluspunkt. Ob die Steinchenschlucker es beim Verzehr ihres vermeintlichen Lieblingsgerichtes dann und wann übertrieben und beim Musizieren die märchenhaften Wackerbrocken des Fabelwolfs im Magen liegen haben oder, ob ein solches Mahl auch dem Otto-Normal-Verbraucher zur Steigerung seiner künstlerischen Fähigkeiten angeraten werden kann, soll sich nach einem Besuch beim Messerwerfer, besser in The Knife Show, herausstellen. Fragliches Album präsentiert Henrik Bejmar (Drums), Mattias Söderström (Git.), Benjamin Gustafsson (Git.) und Fredrik Reinius (Bass) nach den EPs Summer Soundcheck, Sammi! Oh, Sammi und Marion Hall erstmals in voller Langrille. Die Vocals teilen sich die Alternative-Rock'n'Roller, die dem Rezensenten jedoch mit The Knife Show eine etwas schwierig zu bewertende Angelegenheit an die Hand geben. Denn: die ersten sechs Songs klingen in aller Exaktheit wie Nummern aus der Feder einer artverwandten Combo, die von dieser aber nie geschrieben wurden. Die Musikanten, von denen die Rede ist, sind keine anderen als die Chart-Stürmer und Pebbles Landsmänner Mando Diao, denen einst mit Hurricane Bar (2004) der Mega-Durchbruch gelang. Allerdings entwickelten sich Letztere nach dieser Veröffentlichung, wie man so schön sagt, musikalisch weiter und erreichten mit den Folgealben nie mehr die Hitdichte von Hurricane Bar, was letztlich jedoch daran lag, dass Mando Diao sich komplexeren und dabei wenig zugänglicheren Kompositionen zuwandten. Das letzte Album Give Me Fire hin wiederum brachte deren Erfolg zurück, ist aber mit besagter Scheibe kaum zu vergleichen. Eating Pebble schließen nun nahtlos an Mando Diaos 2004er Top-Seller an. Geteilter Gesang, Phrasierungen in den Vocal-Lines, Orgel-Einsprengsel, die Arrangements der Stücke, akustischer, halb-verzerrter und verzerrter Gitarrensound - alles eins zu eins Hurricane Bar. Zumindest - und das ist das Überraschende - eben nur sechs Songs lang. Man verstehe mich nicht falsch: die Mando Diao-Platte fand ich damals Klasse und auch die Pebble-Tracks sind richtig gut, aber letztlich wird hier, was das Gesamt-Klangbild anbelangt, tatsächlich kopiert. Dieses muss in aller Härte gesagt werden, bevor die mitreißenden Melodie-Soli des Uptempo-Openers "Ok, Ok, I Love You" (vgl. "Cut The Rope" von Mando Diao), das unbestreibare Hitpotential des Ohrwurms "Sammi Youseff" (vgl. "Down In The Past"), das Wechselbad von Schärfe und Melancholie in "Wrestling With The Radio" (vgl. "Kingdom & Glory"), der Dur-Singalong "Close Your Eyes, Shout!" (vgl. "You Can't Steal My Love"), die tollen Melodielinien in "The Knife Show" (vgl. "Annie's Angle") und das exzellente Wechselspiel zwischen Vocal- und Gitarren-Harmonien in "A Day In June" (muss 'ne B-Seite gewesen sein ...) mit allem angemessenen Lob bedacht werden.
Danach schneidet "To Explain And Clarify" das Album in zwei Hälften. Ruhig-zarte Gitarrenklänge verbunden mit einem weit, weit entfernten Gesang leiten hier über zum folgenden "Powder Head Park" und mit Mando Diao ist damit erstmal Schluss. In jener und den anschließenden Nummern "All Her Soldiers Gone To France" und vor allem "I Saw Her Dancing On The Subway" hört man nun deutlich den Einfluss der frühen The Cure heraus - genauer deren Platten Kiss Me Kiss Me Kiss Me (1987) und Wild Mood Swings (1996). In "Tragedy" wird der Diao-Sound mit dem der letztgenannten Songs, die übrigens nie ganz die Eingängigkeit der ersten Hälfte erreichen, zu einem recht flotten Stück alternativer Mucke zusammengeworfen. Zum Abschluss kehren Eating Pebble noch mal in The Cure-Sphären (vgl. "Mint Car") zurück und so müssen wir fast davon sprechen zwei Mini-Alben in einem gehört zu haben.
Wie bewerten wir also The Knife Show? Produktion? Erstklassig. Cover? Bandphoto, also eher langweilig. Musikalische und kompositorische Talente? Überall und das im gehobenen Bereich herauszuhören. Aber es muss eben auch die Sache mit dem Duplikat-Charakter und die streckenweise Schwäche der zweiten Hälfte bedacht werden. Letztlich gab den Ausschlag vier Punkte anzusetzen die ganz pragmatische Tatsache, dass die ersten sechs Lieder unendlich viel Spaß machen und Mando Diao eben verpassten sie zu schreiben. Also sprechen wir doch einfachheitshalber nicht von Klau, sondern wohlwollend davon dass Eating Pebble für ihre Landsmänner ein halbes Album lang in die Bresche springen. Kiesel sollte dennoch, wie aufgezeigt wurde, mit aller Vorsicht genossen werden, denn allzu leicht kann dadurch die musikalische Eigenständigkeit auf der Strecke bleiben.

Fuxx

4 von 6 Punkten

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