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Konzert-Bericht

Airbourne, Black Spiders & Enforcer

Zenith, München 20.11.2010

Die vier vertrauenswürdigen jungen Herren aus Australien schlugen in der Szene ja ein wie der sprichwörtliche zurückhaltende Niederschlag aus dem grauen Himmel - denn so überraschend ist der Sound ja wohl nicht, den Joel O'Keeffe und seine Kumpane da fabrizieren. Aussie Pub Rock ist nicht gerade ein Kandidat für den Innovationspreis, aber - sei es wegen dem allgemeinen Hard Rock Revival, sei es weil die Genregründer AC/DC mittlerweile zum Mainstream gehören, oder vielleicht auch einfach weil Airbourne ihre Sache schlicht und ergreifend gut machen: sie sind gefragt. Nach kleineren Clubtourneen und den umjubelten Auftritten auf den gängigen Sommerfestivals kamen sie also auch auf einen Hallenabstecher nach Deutschland. Dann schauen wir mal.

Zunächst gilt es allerdings, gleich zwei potenzielle Ärgernisse zu überwinden, denn man meint es gut mit uns (bitte beachten Sie: Ironie als Stilmittel) und hat gleich zwei Support Acts im Gepäck. Zuerst mal entern gegen zehn vor acht die Black Spiders aus Britannia die Bretter des schon recht ansehnlich gefüllten Zeniths. Diese Wüteriche sehen zwar bedrohlich aus, fabrizieren aber - Überraschung - einen durchaus brauchbaren Sound irgendwo zwischen Stoner, Schweinegrooves und massiven Riffs. Gleichzeitig gibt man sich durchaus bühnenläufig und post teilweise wie die Großen. Man animiert die Menge zu "Fuck you!"-Chören (ist das ratsam?) und beweist ganz nebenbei, dass eine gewisse Kombo aus London nicht die einzigen mit drei Gitarren auf der Bühne sind. Mit Stücken wie "Just Like A Woman", "Kiss Tried To Kill Me" und "Blood Of The Kings" ernten die Herren Zustimmung und hinterlassen einen vernünftigen Eindruck. Also gut, so geht das in Ordnung.

Das gilt weniger für die folgenden Enforcer: die sehen zwar aus wie Iron Maiden zu Zeiten des ersten Albums - also Spandexhosen, Cowboystiefel und Nietengürtel - und haben auch ein entsprechend seltsames Backdrop an Bord, aber irgendwie passt der Anfang der 80er klassischer Metal Sound nicht zur heutigen Ansetzung. Das Ganze steht klar in der Tradition von Judas Priest, Helloween und anderen Recken, und die Kollegen mühen sich redlich, aber vielleicht auch wegen des anfangs matschigen Sounds kann man bis über die ersten Reihen hinaus die Butter nicht vom Brot ziehen. Naja, Stücke wie "Take Me To Hell" sind beherzt gebracht, also sei's drum.

Jetzt aber weiter zur Hauptattraktion des Abends, und die kündigt sich mit einem gewaltigen Hintergrundbildchen, geziert vom No Guts. No Glory.-Cover, schon lange an. Nach einer etwas ausgedehnten Wartezeit springen die Kollegen ohne großes Brimborium auf die Bühne, und flugs zeigt sich, dass eine Position nahe des Bühnenrandes nicht immer zum Vorteil gereichen muss. Denn die Bühnendekoration besteht fast ausschließlich aus Marshall-Amps. Schnell gezählt: 22 Stück. Ah geh, alles Show, eh nicht angeschlossen. Oder? Die ersten Takte von "Raise The Flag" belehren uns eines Besseren. Freunde, diese Schallwellen sind für Fortgeschrittene. Also tapfer dagegengestemmt und mit frisch gezogenem Scheitel weiter im Text. Obermeister O'Keeffe ist natürlich Blickfang und Zampano: irgendwann vor Jahren scheint der Herr sein sprichwörtliches letztes Hemd für den Rock gegeben zu haben, seitdem tritt er jedenfalls ohne auf. Er springt wie ein 100-Meter-Läufer von einem Bühneneck zum anderen, greift dabei in die Saiten und schleudert zwischendrin die Texte der beschaulichen Weisen ins weite Rund. Seine Mitstreiter lassen sich nicht lumpen und legen eine ähnliche Energieleistung aufs Parkett, der man die mittlerweile langjährige Konzerterfahrung deutlich anmerkt. Der krachige Sound kommt live fraglos gut rüber, aber - und vielleicht liegt das ja auch an der brachialen Lautstärke - wirkt das Ganze einen Tick überdreht, etwas over the top, wie der Gröbenzeller gerne sagt. Aber andererseits kann man einfach nur beeindruckt über die Macht sein, mit der die Herren zu Werke gehen. Cheffe O'Keefe ist die Rampensau par excellence, hämmert Bierdosen so lange auf sein Hirn, bis sie als Duschköpfe für die erstaunte Menge verwendet werden können. In der Form bislang nicht gesehen, so was. Geballert wird eine fröhliche Mischung aus Songs vom vielbeklatschten Debut Running Wild und der nach wie vor aktuellen Scheiblette No Guts. No Glory. - so dürfen wir "Diamonds In The Rough", "Blonde, Bad And Beautiful" und andere Sahnestückchen bestaunen. Tatsächlich lässt sich der Meister dann auch noch in guter Angus/Brian-Manier mitten durch die Menge tragen - Respekt! "Girls In Black" und "Cheap Wine And Cheaper Women" sorgen für weitere Begeisterung, zumal der Cheffe in der Tat eine Flasche Traubenmost ansetzt und ein Schlückchen gurgelt. Die in der Halle schwer zu erzeugende, eigentlich entscheidende Pub-Atmosphäre kommt gegen Ende auch noch auf, als man die Meute erfolgreich animiert, möglichst viele Leute auf die Schultern zu nehmen. Dann ist erst Mal Schluss, aber natürlich kommt man für den Titeltrack des Debuts zurück. "Runnin' Wild" wird dann einen Tick zu viel in die Länge gezogen, die Chöre kommen live vom Band, aber Spaß macht's trotzdem.

Also was sagen wir? Energie: nur noch zu bestaunen. Songauswahl: passt. Aber, wie sagt der Ringsgwandl, "nach em drittten Song, do hot sich ois gleich oghört". Macht aber nix, das, und hier wollen wir Stromberg zitieren, "is ja bekannt".

Setlist Airbourne:
Raise The Flag
Hellfire
Chewin' The Fat
Diamond In The Rough
Blonde Bad And Beautiful
Girls In Black
Bottom Of The Well
Cheap Wine (And Cheaper Women)
Born To Kill
No Way But The Hard Way
Too Much Too Young Too Fast
----
Runnin' Wild

Holgi

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