Review
Kiss - Sonic Boom
Eigentlich hieß es, dass Kiss nur noch ihre alten Gassenhauer live performen werden und die Truppe nach und nach durch junge Schauspieler/Musiker ersetzen werden und doch halte ich plötzlich ein neues Album der Herren in der Hand. Es sind sogar wirklich Paul, Gene, Tommy und Singer, die auf der Platte zu hören sind und so sinkt die Angst, sich bald mit Kiss Light oder Kiss 2.0 abfinden zu müssen. Elf Jahre hat es gedauert, bis die Jungs wieder zu Potte gekommen sind und endlich einen Nachfolger für das (meiner Meinung nach) schwache Psycho Circus-Album eingetütet haben. Das Ergebnis ist sogar sehr erfrischend ausgefallen und hält die Flagge der alten Glanztaten hoch.
Der Sound und die Kompositionen orientieren sich ganz klar an die goldenen Siebziger, weisen aber auch eine Art Fortschritt auf, denn so modern wie auf "Modern Day Delilah" oder "Stand" klang man noch nie. Auch sehr erfreulich ist, dass Paul Stanley maßgeblich für die Songs verantwortlich war und eine extrem geniale Gesangsleistung abliefert. Doch jeder des Quartetts darf mal ran, so darf Schlabberzunge Gene in "Hot And Cold" das schöne Geschlecht umschwärmen. Der große Auftritt von Schlagzeuger Eric kommt mit "All The Glory", welches durch starkes Riffing und exzellenter Melodieführung zu einem der Highlights der Platte avanciert. Nur die gesangliche Darbietung von Tommy in "When Lightning Strikes" fällt deutlich ab und so ist das leider nur ein mittelmäßiger Stadion-Rock-Song.
Etwas steif und künstlich klingt auch der Gesang vom Cheffe Gene bei seinem Song "I'm An Animal", sodass man ihm das nicht so ganz abkauft und ein Schmunzeln nicht verhindern kann.
Doch leider können nicht alle Songs den hohen Standard halten, sodass "Never Enough" und "Yes I Know" eher zum Standard-Material von Kiss gehören.
Den großen Abschluss, ganz im Sinne der Truppe, macht dann "Say Yeah", bei dem die Rock-Legenden dann noch mal alle Geschütze auffahren und in Sachen Soli und Entertainment kaum zu überbieten sind.
Sonic Boom ist ein wirklich gutes Album, enthält nur kleine Ausfälle und dürfte vor allem jeden Kiss-Fan glücklich machen. Wo man die Platte am Besten einordnet, soll jedem selber überlassen sein, es steht aber fest, dass dies einer der besseren Veröffentlichungen von Kiss ist. Bleibt nur zu hoffen, dass die Jungs auf Tour auch den einen oder anderen Song von dieser Platte zum Besten geben.
Da die CD bisweilen nur als Digi-Pack mit Bonus-CD und DVD erhältlich ist, möchte ich über das Zusatzmaterial auch ein paar Worte verlieren.
Die Bonus-CD mit Neuaufnahmen von sämtlichen Kiss-Klassikern hätte man sich getrost sparen können, da das Neueingetütete nicht ansatzweise an den Spirit der alten Songs heranreicht und so etwas gewöhnungsbedürftig klingt. Allerdings vertrete ich hiermit auch nur meine Meinung, anderen Fans könnte eventuell auch davon der Schlüpper feucht werden.
Die DVD dagegen muss ein Witz sein, denn die angegebene Buenos Aires-Show besteht lediglich aus sechs Songs, nämlich "Deuce", "Hotter Than Hell", "C'mon And Love Me", "Watchin' You", "100.000 Years" und "Rock'n'Roll All Nite". Doch da der Digipack für gerade mal 15 Euro hergeht, ist das auch nicht weiter schlimm, denn man kriegt genug geboten.
Nun steht nur noch die Wertung und die machts mir besonders schwer. Wären da nicht diese zwei mittelmäßigen Songs wäre ich sofort für die Bestnote! Ach ist doch egal, was ich denke, dieses Album hat die Bestnote verdient, der Rest ist einfach zu genial!
Basti