Review
The Souls - The Grand Confusion
Also, da war mal so ein Lenny Kravitz. Der hatte die Idee, Musik zu machen, die so klingt wie früher, als es noch LPs gab und nur drei Fernsehprogramme (was übrigens gar nicht schlimm war). Er machte also einen feinen 70er-Sound und bemerkte darüber gar nicht, dass es nicht nur um den Klang, sondern auch um die Songs geht. Und die waren bei ihm so stinkelangweilig, dass er zum meistgespielten Retro-Rocker bei Bayern 3 wurde.
Damit die Geschichte hier nicht ihr trauriges Ende findet, kommen wir zur Sache. The Souls schlagen auch den Retro-Weg ein, will heißen die drei Jungs aus Finnland zocken astreinen Hard/Blues/Stoner Rock, wie er feiner nicht klingen könnte. Hier schauen sie alle vorbei: die Stones, T. Rex, AC/DC, die seligen frühen Kiss, und manchmal sogar ein bisschen moderner BritPop. Und der große Unterschied zum vorbezeichneten Radiokaspar: die Brüder Jani (Gitarre, Gesang) und Toni Orpana (Schlagwerk) und ihr Kumpan Antti Takalo (Bass) verstehen sich blendend darauf, schmissige und mitreißende Songs zu schreiben, die sofort zünden. Ob es groovige Attacken wie der Opener ("Wounded Soul"), melodische Nummern ("Good Intentions" - genial!) oder schwebende, getragene Stücke ("Goodbye") sind: The Souls liefern einwandfreies Handwerk, das durch hervorragende Stimmung und gekonnte Kompositionen überzeugt. Nur der Titeltrack verliert sich ein wenig zu sehr in psychedelischem Geschwurbel, ansonsten kann man dieses Werk jedem ans Herz/an die Seele legen, der mit gut gemachter Musik etwas anfangen kann. Also nicht mit dem Lenny vom Anfang.
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