Review
Queensryche - American Soldier
VÖ: 27. März 2009
Zeit: 60:37
Label: Rhino Records
Homepage: www.queensryche.com
Schwerer Stoff, den uns Queensryche mit American Soldier um die Ohren haut. Hatte ich besonders nach Operation: Mindcrime II die Hoffnung aufgegeben, dass mich aus dem Hause Queensryche noch einmal etwas Überzeugendes erreichen könnte, so muss ich mich nun klar revidieren. Queensryche ist zwar bei American Soldier nicht das, was man wohl erwarten würde, aber dafür umso stärker.
Geoff Tate hatte sich einige Zeit mit der Geschichte und der Person seines Vaters, eines langgedienten Veterans, auseinandergesetzt, sprach auch noch mit etlichen anderen Soldaten aus den vergangenen Kriegen der Amerikaner und erstellte daraus die Songs für das vorliegende Konzeptalbum. Der erhobene Finger ist es dabei nicht, den Tate zeigt, sondern es ist das Wecken von Erinnerungen, das Ins-Gedächtnis-Rufen, was Kriege bewirken. Dabei wird konzepttechnisch das Leben eines Soldaten von der Ausbildung bis zum Tod durchlaufen, mit all den Höhen und vor allem Tiefen, die ihm dabei begegnen. Es handelt zwar an sich von einem einzelnen Soldaten, der begleitet wird, aber es wird eher von der Soldatenschaft im Allgemeinen erzählt. Und dies ist auch der Adressat: Die Allgemeinheit soll angesprochen werden, ihr sollen die Folgen von Krieg und Waffengewalt in jeglicher Form in Erinnerung gerufen werden.
Die Themen wurden musisch wie textlich entsprechend umgesetzt. Die Musik ist häufig sperrig bis komplex, es fehlen die früher so oft gefeierten Melodieergüsse, die sich sofort in die Gehörgänge brannten. Dadurch lässt sich die CD nicht mehr so einfach nebenbei hören, sondern man wird gezwungen, sich explizit mit dem Album auseinanderzusetzen. Und dies ist sicherlich nicht zufällig so geschehen. Trotzalledem ist die Scheibe ein klares Queensryche-Werk, was man nicht nur am Gesang von Herrn Tate feststellen kann, sondern gerade auch beim Gitarrenspiel von Michael Wilton lassen sich viele Parallelen herstellen.
"On your feet!" Bereits die ersten Sekunden des Openers "Sliver" machen sofort klar, um was es geht. Drei Worte in deutlichem Befehlston und selbst der Zivi von Welt will seine Handspitzen im richtigen Winkel gen Kopf zeigen lassen. Drill, Ausbildung, Kampf, Krieg, Verzweiflung, Tod, Heimkehr oder zumindest der Wunsch nach Heimkehr. Dies alles wird einem gezeigt in den einzelnen Songs. Herausstellen möchte ich die beiden Songs "If I Were King", bei dem in den Strophen Originaleinspielungen amerikanischer Soldaten verwendet werden und der thematisch den Tod eines Kameraden behandelt, und "Home Again", bei dem Geoff Tate zusammen mit seiner Tochter Emily den Briefwechsel eines Soldaten mit seiner Tochter darstellt. Auch wenn der Gesang von Emily nicht absolut perfekt sein mag, so ist die Darbietung so stark emotional konnotiert, dass dadurch der technische Aspekt des Gesangs für mich völlig zweitrangig wird. Es ist einfach stark in der Darbietung.
Ich habe mich gefreut über die starke Darstellung, geschaudert über die Inhalte und bin emotional berührt wegen der Thematik und des Umgangs mit ihr. Ich wage zu behaupten, dass in meinem Fall Queensryche ihr Ziel erreicht haben dürften. Würde mich freuen, wenn es bei mehr Leuten gelingen würde. American Soldier ist für die Anlage, was die Anti-Kriegsfilme fürs Kino waren.
Anspieltipps: Die ganze CD
Sophos