Review
Mely - Portrait Of A Porcelain Doll
Dies ist wahrscheinlich nicht unbedingt die richtige Scheibe, um in den Frühling zu starten. Wie auch das Cover bepinseln Mely ihre Welt mit ganz dunklen Farben, ohne auch nur daran zu denken, etwas Hoffnung in die zerbrechlich wie Porzellan wirkenden Lieder zu bringen. Die Österreicher spielen gekonnt mit dem Zwiespalt aus verträumten, akustischen Melodien und treibenden, verzerrten Gitarren, die aber immer im Zaum gehalten werden und nie richtig aus ihrer Umklammerung ausbrechen dürfen. Die neun Songs lehnen sich an die Großen des Düsterrocks wie Tiamat, Anathema oder Type O Negative an, ohne diese jedoch zu kopieren. Die Finalisten des "Austrian Metal Contests" verbreiten eine wahrhaft traurige und unheimliche Atmosphäre. Selbst Anleihen aus Grunge und Alternative Rock ändern an der hypnotisierenden Grundstimmung der Platte nichts.
Gut gemacht sind sie ja schon, die melancholischen Häppchen, die mir Mely hier vorsetzen. Stücke wie der unter die Haut gehende Opener "Of Doubts And Fears", das plakative Wortspiel "Hell Low" oder der sich immer weiter in die Verzweiflung steigernde Schlusspunkt des Albums "My Addiction" haben einen gewissen Reiz und sollten jedem Gothic-Rocker, der sich die Zeit nimmt, die verstörenden Lieder auf sich wirken zu lassen, wohl munden. Immerhin zeigt ein Songtitel wie "It Is Cold Without Shoes", dass Mely ganz im Innern doch noch etwas Humor besitzen. Obwohl, wenn ich mir den Song dazu anhöre...
Egal, Mely bieten vorzügliches Futter für Grabkerzenfans, das in den Münchner Dreamscape-Studios prima in Szene gesetzt wurde. Nichts für den Sommer, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich mir Portrait Of A Porcelain Doll, wenn ich mir gerade nicht die Rübe abschrauben lassen will, immer mal wieder gerne auflegen werde.
Vorheriges Review: Ironwood - :Fire:Water:Ash: