Review
Criminal - White Hell
Es gibt neues Material der chilenischen Thrasher Criminal um Mainman Anton Reisenegger, was ich nicht mehr für möglich gehalten habe. Zu lange war es still um die Südamerikaner mit Wohnsitz England. Neues Album, neues Label, neues Glück somit? Jawohl ja, das kann man an dieser Stelle bereits festhalten. Vier Jahre nach dem letzten Geschoss Sicario wird mit White Hell ein zwölf Stücke umfassendes Thrashgewitter entfacht, das sogar über weite Strecken die aktuelle Kreator in den Schatten stellt.
Betörende, alles in Grund und Asche holzende Gitarren, die mit vielen Harmonien einen bekömmlichen Ausgleich zu den Powerchords bilden. Die Soli von Rodrigo Contreras sind in höchstem Maße melodisch und sehr gut ausgearbeitet. Der Mann braucht sich wahrlich nicht hinter Szenegrößen wie Waters, Skolnick oder Holt zu verstecken. Der neben einem gewissen Neak von Basser Dan brachial mittige Sound erinnert vor allem im Saitenbereich an Sacred Reichs verkanntes Meisterwerk Independent und mörtelt die Öhrchen fein ein. Slayer werden bei den Highspeedriffs in "The Infidel" nicht nur einmal bemüht. Dazu das Powerdrumming von Zac mit unzähligen Double Bass- und Tom-Patterns, die ein mehr als solides Fundament für die sauber ausarrangierten Songs bieten. Manches Mal werden wie im Opener "21st Century Paranoia" durch die Riffs und Soli Erinnerungen an At The Gates oder auch frühe The Haunted wach.
Was von der Höchstnote abhält, ist die doch sehr eindimensionale Stimme von Anton, die zwar gut zu Death Metal aber eben nicht unbedingt bei Thrash, der bei den Kriminellen durch die vielen Harmonien nicht nur blind und stupid holzt, passt. Höhepunkte der Scheibe sind nicht auszumachen, denn alles wirkt wie aus einem Guss. Die Scheibe ist aus musikalisch instrumentaler Sicht für jeden Thrasher Pflichtstoff.
Mit der Erstausgabe wird eine zusätzlich Bonus-DVD gereicht, die drei Shows bei einer Laufzeit von ca. 90 Minuten enthält. Leider lag das vertonte Bildmaterial nicht vor, sollte aber nur das i-Tüpfelchen auf eine prima Trümmerorgie darstellen. So kann es für den Thrasher nur heißen: ab in den Laden der silikonen Freuden und das Teil verhaftet, dalli zack zack!
Siebi
Vorheriges Review: Replika - Nem Hiszek / I Don't Believe (2-CD)