Review
The Black Sheep - Not Part Of The Deal
Also manchmal frage ich mich wirklich, was in den Marketingabteilungen der Plattenfirmen so geraucht wird, während die Promotexte für die neuesten Entdeckungen verfasst werden. Gesund kann's nicht sein und sicherlich vernebelt es ein wenig die Sinne, denn wie sonst könnte die Sprache auf harten Metal, auf energetische und dynamische Gitarrenkompositionen kommen, wenn der Inhalt wie hier eher in die Richtung von radiotauglicher Rockmusik tendiert. Bevor ich jetzt hier aber einen falschen Eindruck erwecke, sei gleich an dieser Stelle vermerkt, dass die Musik des Kölner Quartetts The Black Sheep trotzdem ganz gut ins Ohr läuft.
Die vier Schafe, das sind Charly (voc.), Trish (dr.), Aurora (bs.) und Johanna (git.), die seit 2005 miteinander musizieren und für den deutschen Film "Lauf Um Dein Leben" zwei Songs beisteuern durften. Getreu dem Motto "Frisch, fromm, fröhlich, frei" von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn legen die vier nun Ende März ihr Debütalbum mit 14 Liedern vor. Dass dabei keine Sargnägel für den verbissenen Schwarzmetaller rauskommen, sollte jedem einleuchten. Das Ergebnis tendiert mehr in Richtung der kanadischen Rock-Prinzessin Avril Lavigne (was ja nicht unbedingt ein schlechter Vergleich sein muss) und lässt sich mit Mainstream Rock am besten charakterisieren.
Die Songs lassen sich in zwei verschiedene Schubladen stecken. Da wären zum einen die ruhig und balladesk gehalten Tracks, welche sich sanft um die Ohrmuschel legen und den Hörer, auch dank der angenehm-einlullenden Stimme Charlys, in Morpheus Arme zu treiben vermögen. Die andere, größere Schublade enthält dann die etwas treibenderen Rocknummern. Hier zeigen die Mädels, dass sie auch etwas kerniger zur Sache gehen können und auch wenn das Gros der Nummern nicht allzu ausgefallen arrangiert ist, mit Melodien und Riffs kein Originalitätspreis gewonnen werden kann und sich einige Tracks sehr ähneln, machen die vier ihre Sache recht gut. Einige Stellen lassen durchaus aufhorchen und zeigen, dass hier noch einiges an Potential schlummert.
Wie eingangs schon erwähnt, fließen die 14 Songs recht gut ins Ohr, leiden letztlich aber unter geringem Wiedererkennungswert. Daher wage ich zu bezweifeln, dass die Schäflein - wie das Label behauptet - mit ihrem Debüt die Playmobil-Frisuren der Emo-Rock-Pop-wasweißich-Bands neu ausrichten. Dafür hat der Fön letztlich noch zu wenig Watt... aber was nicht ist, kann ja noch werden. Für einen Start im guten Mittelfeld reicht es allemal.
JR