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GunsÂ'nÂ'Roses - Chinese Democracy

GunsÂ'nÂ'Roses - Chinese Democracy
Stil: Hard Rock/Sleaze Rock
VÖ: 21. November 2008
Zeit: 71:18
Label: Geffen
Homepage: www.gunsnroses.com

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Der wohl am längsten anhaltende Running Gag der Musikgeschichte ist nun endlich endlich wahr geworden. Lang hat es gedauert, verdammt lang, bis sich nach den letzten Lebenszeichen The Spaghetti Incident? und Live Era: 87-93 (die Best Of von 2004 außen vorgelassen) die chinesische Demokratie erbarmt hat zu erscheinen. Und es hat sich seitdem einiges getan. Von einer fast kompletten Neubesetzung (abgesehen von Keyboarder Dizzy Reed), über die rekordverdächtige Anzahl von 14 Aufnahmestudios und einem gefühlten Dutzend Produzenten (übrigens alle schön säuberlich in den wohl ausführlichsten Credits, die mir bis dato in die Finger gekommen sind, aufgelistet) bis hin zu Experimenten, die man eventuell schon mal in irgendeiner Version in den Untiefen des Internets wahrnehmen konnte. Mainman W. Axl Rose tat wirklich alles, um Chinese Democracy einer ähnlichen Erwartungshaltung auszusetzen wie Metallica mit Death Magnetic oder AC/DC mit Black Ice, stellt sich also nun die Frage ob das Album den Erwartungen stand halten kann oder nicht.

Die nackten Fakten sprechen schon mal für sich, 14 Songs über eine Gesamtspieldauer von über 70 Minuten, das war bei den beiden Klassikeralben Use Your Illusion 1 und 2 auch schon der Fall, doch seinerzeit gab es auch mal den ein oder anderen schwächeren Song, das sollte auch nicht verschwiegen werden. Eine Rückbesinnung in alte Zeiten ist Chinese Democracy beileibe nicht geworden, dazu sind zu viele Jahre ins Land gezogen und zu viele Trends haben Einzug gehalten. Doch der Titeltrack, der zugleich Opener geworden ist, zeigt auf, dass das Rocken nicht verlernt wurde. Mit einem simplen aber sehr eingängigen Riff und einer angerotzten Grundattitüde kann der Song spätestens nach dem zweiten Mal Hören überzeugen. Hinzu kommt die leicht angepisste und bellende Stimme von Mr. Rose, der zeigt, dass er nix, aber auch wirklich gar nichts verlernt hat. In "Shakler's Revenge" halten hingegen moderne Elemente in Form von Elektrospielereien Einzug, die in eine Industrial-ähnliche Grundstimmung eingebettet wurden. Klarer Fall für die Schublade gewöhnungsbedürftig. Ganz anders hingegen verhalten sich die nachfolgenden "Better" und "Street Of Dreams". Erst genannter Song wird dominiert von einer famosen Melodieführung, einer fast noch besseren Gesangsleistung und einer genialen Gitarrenarbeit von Robin Finck und Buckethead. Starker und vor allen Dingen sehr eingängiger Song. "Street Of Dreams" ist hingegen wohl als quasi Fortsetzung von "November Rain" zu verstehen, auch wenn dessen Klasse nicht erreicht werden kann. Dennoch ist das Arrangement sehr clever und dynamisch aufgebaut. Die komplette Bandbreite des charismatischen Gesangs kommt in dieser bombastischen Ballade vollkommen zur Entfaltung. Genauso hat man "Ägsel" kennen und lieben gelernt. Zugepflastert mit Experimenten geht es mit "If The World" weiter. Flamenco-Gitarren, Funk, Soul gemixt mit einer Prise Pop und Streicher-Einsätzen werden hier zum Besten gegeben. Sicherlich mag der Song überfrachtet und total untypisch sein, dennoch kann man einen gewissen Reiz nicht abstreiten und nach mehrmaligem Hören kann auch ich mich mit dem Lied anfreunden. Jedermanns Sache ist das hier allerdings bestimmt nicht. Dann schon eher "There Was A Time" bei dem leichte Ähnlichkeiten zu den früheren Werken aufgezeigt werden, mir kommt da ganz spontan "Estranged" in den Sinn. Beim ersten Höreindruck hinterließ "Catcher In The Rye" einen ziemlichen unscheinbaren Eindruck, doch die entspannte Grundstimmung mit entsprechendem "Na na na"-Mitsingpart offenbart mit zunehmender Spieldauer ein größeres Potential als vermutet. Perfekt arrangiert und definitiv einer der stärksten Songs auf dem Album. Wie anfangs schon erwähnt, konnten auch die beiden Use Your Illusion-Alben nicht auf durchgehend hohem Niveau glänzen. Mit dem etwas zu hektischen "Scraped" und dem zwar flotten aber etwas zu uninspirierten "Riad N' The Bedouins" folgen zwei Nummern nacheinander, die im Vergleich zu dem bisher Gehörten etwas abfallen. Als Entschädigung gibt es aber die atmosphärische Ballade "Sorry", die zwar recht spartanisch arrangiert ist, aber unglaublich packend ist. "I.R.S." ist modern und vielschichtig ausgerichtet und Axl Rose erklimmt schier unglaubliche Höhen in seinem Gesang. Interessantes Lied. Bereits vor ein paar Jahren konnte man "Madagascar" vernehmen, welches gespickt ist mit vielen Details, angefangen von orchestralen und bombastischen Passagen über Satzfetzen aus der bekannten Rede von Martin Luther King, "Civil War" und (wenn mich nicht alles täuscht) auch aus Braveheart, bis hin zu einer abermals phantastischen Gitarrenarbeit. Je näher das Ende naht, desto mehr wird noch mal auf Gefühl gesetzt. Mit "This I Love" ist eine ergreifende Ballade gelungen, die dominiert wird von Axl am Piano. Sicherlich mit viel Pathos, dafür aber auch mit einer Menge Melancholie und Authentizät. Nochmals mit viel Liebe zum Detail ist der letzte Song "Prostitute" ausgefallen, welches schon fast als progressiv bezeichnet werden kann. Guter Ausklang des Albums.

Chinese Democracy ist keine Fortsetzung von Use Your Illusion geworden und erst Recht nicht von Appetite For Destruction, dazu ist zu wenig dreckiger Straßenpunk bzw. blues-lastiger Rock'n'Roll vorhanden. Die Songs sind durch die Bank von sehr vielen anderen Stilrichtungen und -mitteln geprägt, so viel wie wahrscheinlich noch nie in der gesamten Gunners-Historie. Aufgrund der bereits erwähnten langen und äußerst aufwändigen Produktion, leidet meiner Meinung nach auch die Homogenität des gesamten Albums, was zu Lasten der Ecken und Kanten geht. Was allerdings bleibt ist das Charisma von Axl Rose, das authentische Gefühl, welches bei jedem Lied vermittelt wird sowie das unumstritten einwandfreie Songwriting. Dazu kommt, dass die Gitarristen Robin Finck, Buckethead, Paul Tobias, Ron "Bumblefoot" Thal und Richard Fortus (...) Izzy Stradlin, Gilby Clarke und vor allen Dingen Slash zwar nie und nimmer ersetzen können, allerdings alles andere als nur Ersatz sind, dafür ist die Gitarrenarbeit viel zu gut! Chinese Democracy ist somit kein absoluter Überflieger aber auch erst recht kein Ausfall geworden, dafür ist es eine sehr vielseitige und interessante Scheibe.

Guns'n'Roses, oder das was davon noch übrig ist, haben es also wirklich geschafft, dass man sich mit der chinesischen Demokratie öfter auseinander setzen muss als vielleicht gedacht und geplant, wohl sehr zum Leidwesen der Altfans. Sie klingen anno 2008 in jeder Hinsicht anders. Ob das nun gut oder schlecht ist muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil bin angenehm überrascht, nix erwartet, dann auch noch besser als gedacht. Dafür gibt es als Belohnung knappe fünf Punkte.

Andi

5 von 6 Punkten

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