Review

Die Münchner Elektro-Rocker Eisbrecher bleiben ihrem zwei-Jahres-Rhythmus treu und schieben derzeit ihren aktuellen dritten Longplayer in die Regale. Große Veränderungen braucht man nicht befürchten, die Band um Charakterkopf Alexx (Vocals) ist ihrer Linie weitestgehend treu geblieben, Sünde ist im direkten Vergleich zum Vorgänger Antikörper etwas dunkler und düsterer ausgefallen.
Der Opener "Kann Denn Liebe Sünde Sein?" ist jedoch etwas unglücklich platziert in meinen Augen, denn vom Aufbau her ähnelt der Song arg Rammsteins "Mein Teil". Sprich: nach einem aggressiven Opening schraubt sich der Song nach unten, wo bei den Strophen die Vocals etwas verhalten sind und nur von Drums begleitet werden. Beim Refrain dann bricht die Härte und die Gitarren durch, ein fordernder Midtempo-Rhythmus dominiert das Geschehen. Das folgende "Alkohol" wirkt anfänglich etwas sperrig, doch bereits beim zweiten Durchlauf entfaltet es seine ganze Kraft, die sich im sehr tanzbaren Refrain widerspiegelt. Das erste Highlight kommt mit "Komm Süßer Tod". Dem Song wohnt eine etwas morbide Stimmung inne, unterlegt von einer eingängigen Keyboardmelodie. Fordernd und treibend, so präsentiert sich der Song. Mehr in die Dark Wave/Depeche Mode-Ecke geht klar "Heilig", ein flotter EBM-angelehnter Stampfer, der für mächtig Bewegung auf den Tanzflächen sorgen wird und mit einem eindeutigen Text versehen ist. Eine der beiden eher ruhigeren Nummern des Albums nennt sich "Herzdieb" und lädt zum Sich-treiben-lassen und Träumen ein. Im angenehmen Midtempo angesiedelt setzt sich der Song sofort in den Gehörgängen fest und steigert seine Intensität gegen Ende weiter, ohne das Tempo anzuziehen. Die deutschen Tugenden werden bei "This Is Deutsch" aufs Korn genommen. Die ersten Takte erinnern aufgrund des Keyboards noch etwas an die gute alte NDW, doch schon nach kurzer Zeit verfliegt dieser Eindruck, wenn der Song einen etwas mechanischen Eindruck gewinnt, der perfekt zum Text passt. Zum Text will ich nichts verraten, nur soviel, dass es ein perfekter Spiegel unserer Gesellschaft ist. Die zweite ruhigere Nummer hört auf den Namen "Zu Sterben" und versprüht aufgrund der Melodieführung einen eher nachdenklichen Touch. Ein düsterer, morbide angehauchter Song, der absoluten Hitcharakter besitzt. Abgeschlossen wird die Scheibe von einer Remix-Version des Songs "This Is Deutsch", der deutlich technoider ausgefallen ist als das Original.
Sünde ist ein dunkles Elektro-Rock Album geworden, auf das Eisbrecher stolz sein können.

Ray

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