Review
Assailant - Wicked Dream
Die Norbergs müssen eine sehr musikalische Familie sein, nach Nils (Nocturnal Rites) und Emil (Savage Circus, Persuader) macht sich nun auch "Nesthäkchen" Oskar auf, die schwermetallische Welt mit seiner Band Assailant zu erobern. Bei Wicked Dream handelt es sich um den zweiten Output der Schweden und bietet eine Mischung aus progressiv angehauchtem Power Metal und melodischem Death Metal mit Betonung auf dem Wörtchen melodisch und sogar ein paar thrashig angehauchte Riffs haben den Weg auf diesen Silberling gefunden.
Und diese Mischung hat es durchaus in sich. So richtig fällt mir gar keine Vergleichsband ein, vielleicht könnte man den Stil in Ermangelung anderer Alternativen als "Morgana Lefay auf Steroiden" bezeichnen oder vielleicht "Nevermore mit Eiern"? Aber egal, welches Prädikat man dem Stil dieser Band verleiht, gut ist das Gebotene auf jeden Fall. Abwechslung wird hier groß geschrieben, mal geht es kernig zur Sache, dann wieder ein wenig melodischer, Harmonie verbindet sich nahtlos mit Aggression und bei aller Emotionalität wird die Härte nie vergessen. Sogar die unvermeidliche Quotenballade "Eterna" kommt glücklicherweise ohne übertriebene Schmalzigkeit aus. Einen großen Anteil an dieser Diversität hat die Stimme von Frontmann Peder Sundquist, kann er doch eine raue, heisere Stimme mit hohem Wiedererkennungswert sein Eigen nennen, die er aber auch so weit verändern kann, dass er den ein oder anderen Growl zustande bringt und auch ein paar Shouts bringt er zustande, ohne gequält zu klingen. Der Mann kann echt was! Auch der Rest der Band gibt sich keinerlei Blöße bei der Performance, hier sind Könner am Werk. Das wird natürlich auch durch die gelungene technische Umsetzung hervorgehoben, klar und druckvoll klingt das Langeisen, ohne zu weich oder zu dumpf aus den Boxen zu schallen. Ganz runde Sache, dieser Output. Warum gibt es dann nicht die Höchstnote? Nun, zwei Sachen stören mich dann doch ein bisschen. Erstens das Keyboard: Meist wird die Tastatur unaufdringlich und stimmungsvoll eingesetzt, aber es gibt da ein paar Stellen, an denen das Geklimper für meinen Geschmack doch ein wenig grenzwertig wird (z. B. bei "The Sin" oder am Anfang von "Fade Away"). Es sind zum Glück nicht allzu viele Passagen, die dadurch weichgespült werden, aber anmeckern muss ich das trotzdem. Zweitens fehlt mir bei manchen Songs hin und wieder der Zug, der rote Faden. Tolle Parts verlieren sich dann ein wenig in sich selbst und wirken dadurch ein wenig zu introvertiert. Aber auch dieser Makel taucht nur hin und wieder auf, so dass die beiden Kritikpunkte zusammen zu einem Punkt Abzug führen.
Bleiben immer noch starke fünf Punkte für den Rundling und die Aussicht auf die Höchstnote, wenn's denn beim Nachfolger auch durchgehend mit dem Songwriting klappt.
Hannes