Review
Sacrament - Aguante!
Testament war mein erster Gedanke beim Betrachten des Schriftzuges, der die neue Sacrament-CD ziert. Würde man das Rad der Zeit um ca. 16 Jahre zurückdrehen, wäre dieser Gedanke wohl gar nicht so abwegig gewesen. Denn Sacrament gibt es schon seit 1990, die Musik ist aber nicht am Anfang der Neunziger stehengeblieben.
Wo es laut Aussage der Band damals melodischen Bay Area Thrash zu hören gab, gibt es heutzutage zwar noch viele Melodien, aber wenig Thrash. Nein, stattdessen regiert der melodische Rock, kombiniert mit etwas härteren Gitarren. Wenn man dann noch die dezent progressive Schlagseite im Songwriting-Bereich hinzunimmt, kommt etwas, nun... Komisches heraus.
Richtig hart ist keiner der acht Songs, dafür sorgt wie gesagt die meist rockige Ausrichtung. Zwar blitzen immer wieder harte Riffs auf und lassen erahnen, was Sacrament früher für Musik gemacht haben, doch der softe Aspekt der Musik dominiert zweifelsfrei. Allerdings habe ich dabei immer das Gefühl, als sei hier etwas zusammengestöpselt worden, was nicht wirklich passen will. Es will kein richtiger "Flow" aufkommen, um es mal so zu sagen. Auch der Gesang sorgt nicht gerade dafür, dass die Songs harmonischer wirken. Auch hier gibt es rauhere Stellen, die gut zu härterer Musik passen würden, aber wiederum dominiert klarer, softer Gesang, der mit vielen Melodiebögen aufwartet, ohne allerdings großartig im Ohr hängen zu bleiben. Mir gefallen die Vocals immer dann am besten, wenn sie mit Into Eternity-artigen Harmonien aufwarten, die dann tatsächlich auch im Gedächtnis bleiben.
Spieltechnisch ist bei den Erlangern dagegen alles im grünen Bereich. Gut, die Riffs sind nicht die Kompliziertesten der Welt, aber trotzdem ist zu erkennen, dass hier keine Anfänger am Werke sind.
Aguante!, das aus dem spanischen Sprachgebrauch stammt und so viel wie Ausdauer, Durchhaltevermögen oder Trotz bedeutet, ist sicherlich keine schlechte Undergroundveröffentlichung, aber auch kein Tonträger, den man unbedingt haben muss. Wenn man aber melodischen Metal aus dem deutschen Underground mag, sollte man hier mal reinhören.
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