Review
Vanishing Point - Embrace The Silence
Das Lied "Horch Was Kommt Von Draußen Rein" sollte umbenannt werden in "Horch Was Kommt Vom Outback Her". Die fünf Australier von Vanishing Point liefern mit Embrace The Storm ihren bereits dritten Longplayer ab und erteilen dem Hörer mit "Hollow" einen Auftakt nach Maß. Der flotte hymnische Melodic Metal, der mit progressiven Klängen untermalt ist, setzt sich schon mal unweigerlich im Kleinhirn fest und lässt auf die folgenden 70 Minuten hoffen.
Eine Runde Metal mit Pop-Anleihen gibt es dann in "My Virtue", welches auch mit einer tollen Hookline garniert ist, die genauso hängen bleibt, wie die des Openers. Bei "If Only I" wird das Tempo dann wieder erhöht und man kann den Australiern nach dem Eröffnungstriple eine gewisse Ähnlichkeit zu den Finnen Sonata Arctica nicht leugnen. Ähnlich melodisch und flott unterwegs, wobei die Finnen eher dazu tendieren das Gaspedal durchzutreten. Dass es auch mehr als funktionieren kann, das Tempo zu drosseln und sogar in AOR Gefilde zu driften beweist das melancholisch groovende "Embraced", welches definitiv zu den Highlights zählt. "Season Of Sundays" mit seiner eindringlichen Keyboardmelodie und seinem intelligenten Arrangement ist wohl als Blaupause für zukünftige Songs gedacht, denn der Song beinhaltet wirklich alles was ein perfekter Song bracht, Killersong! Andere Bands würden für solch ein Lied töten. Sänger Silvio Massaro macht seinen Job übrigens mehr als gut, schönes warmes und raues Timbre, das auch in den Höhen bestehen kann ohne weh zu tun. Mats Leven und Oliver Glas (Voice) lassen grüßen. Weitere richtig gute Songs sind das an Guild Of Ages erinnernde " Somebody Save Me", das bombastische "Reason" und die schönen und unkitschigen Balladen "Breathe" und "As I Reflect". Allerdings gibt es auch eine Kleinigkeit zu bemängeln, es hätte dem Album insgesamt gesehen gut getan die Kompositionen etwas kompakter zu halten, denn an sich gute Songs wie "Live To Live", "Once A Believer" oder "A Life Less" verlieren sich dann doch schnell mal in der Langatmigkeit. An sich spricht ja absolut nichts gegen Keyboards im Metal, aber ein bisschen weniger Präsenz wäre besser gewesen. Doch genug gemeckert, denn sowohl die beiden Gitarristen Tommy Vucur und Chris Porcianko, als auch die Rhythmusabteilung überzeugen durch griffiges, harmonisches Spiel und gutes Timing. Und auch was den Einsatz von Chören betrifft gibt es weitaus schlechtere Bands.
Da auf der Habenseite weit über die Hälfte der Songs steht, das Cover sehr gut gelungen ist und auch die Produktion transparent und dynamisch geworden ist lassen sich die Schwachpunkte gerade noch so verschmerzen. Fans von Sonata Arctica, Royal Hunt, Voice, At Vance und auch Ten sollten ruhig mal ein bis zwei Ohren investieren. Mit einem zugedrücktem Auge wandert der Daumen von daher nach oben.
Andi
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