Review
Ministry - Rio Grande Blood
Also, auch wenn ich etwas verloren da stehe... mir persönlich hat das 2004er Album Houses of The Mole nicht so 100%ig zugesagt. Dementsprechend gespannt war ich, was uns Al Jourgensen und Co. auf ihrem inzwischen 13. Studioalbum präsentieren werden.
Um es gleich mal vorne weg zu nehmen: Rio Grande Blood ist einfach nur ein Hammer von einem Album. Und das liegt nicht nur daran, dass gegenüber Houses Of The Mole das Tempo angezogen wurde. Die Songs haben einfach mehr Biss, mehr Power, mehr Zynismus und einfach mehr Arschtrittfaktor. Schon der Opener und Namensgeber wartet mit genialen Wortfetzen unseres Weltsturmpolizeioberbefehlshabers auf: "...these are dangerous, dangerous people with dangerous, dangerous weapons..." und der wohl einzigen treffenden Beschreibung dieses Herrn "...I am a brutal dictator...". Was danach folgt ist eine wahre Industrial Welle, die über mich hereinbricht. Aggressives Riffing und unbarmherziger Beat, zwar langsamer als damals "Jesus Built My Hotrod", aber mit genau derselben Durchschlagskraft. "Senor Peligro" bricht anfangs im selben Stechschritt über den Hörer herein, bevor das Tempo gnadenhalber etwas gedrosselt wird und sich der Song zu einem Nackendauerroutierer entwickelt. Doch die Verschnaufpause währt nur kurz, denn hier wird ständig zwischen stampfendem Midtempo und flottem Industrialtempo gewechselt. Hat man sich gerade halswirbeltechnisch auf ein Tempo eingependelt, wird auch schon wieder gewechselt. Da kommt gewiss keine Langeweile auf! "Gangreen" ist dann ein gewohnt zynisches Loblied an die amerikanischen Marines, wie sonst könnte man Zeilen wie "I'm a Marine, I'm part of a brotherhood... I'm gonna stick my dick into your nose..." deuten??? Eben. Der Song ist auch gleich einmal die erste richtige Verschnaufpause, ist er doch über die Spielzeit von sechs Minuten im Midtempo gehalten, von gelegentlichen kurzen Ausbrüchen einmal abgesehen.
Überhaupt beherrschen Ministry auf diesem Album die Tempowechsel 1a. "Fear" wähnt den Hörer zuerst langsam, gaaaaaanz langsam in Sicherheit, aber nur um dementsprechend überraschend noch vorne zu preschen.
Richtig groovig kommt dagegen "Lies Lies Lies" daher, bei dem man unweigerlich sofort das Zucken anfängt. Einfach nur mitreißend, vorwärtstreibend, immer auf die Zwölf. Und wer könnte schon erwarten, dass Ministry inmitten des Songs auch noch mit einer schon fast mainstreamartigen Melodie aufwarten? Passt aber. Wer mit "The Great Satan" und "Ass Clown" (mit Jello Biafra als Gastsänger) gemeint ist, weiß inzwischen ja wohl auch jeder, gelle?
Einen schwachen Song gibt es aber doch noch zu vermelden, nämlich "Yellow Cake", der zwar recht flott daherkommt, dem aber irgendwie der Biss fehlt. Bollert ganz ordentlich aus den Boxen, ohne aber Schaden anzurichten. Naja, ein Durchhänger sei mal erlaubt.
Ansonsten ist Ministry ein geiles Album gelungen, mit dem man sich bei George Doubleju nicht wirklich beliebt machen wird und das in keiner Sammlung fehlen sollte.