Review
Drowned - Procul His
VÖ: 26. Januar 2024
Zeit: 43:30
Label: Sepulchral Voice Records
Homepage: drowned.todeskult.de
Unbeirrbarkeit trifft es womöglich am besten. Über 20 Jahre nach ihrer Bandgründung veröffentlichten die Death Doomster 2014 mit Idola Specus das erste vollständige Album und nun, gerade mal zehn Jahre später, kommen die Berliner mit dem Nachfolger Procul His aus dem Keller. Faszinierend daran: Die Dekade Kreativpause hört man zu keiner Sekunde. Debüt und Zweitwerk würden glatt als die beiden Scheiben eines Doppelalbums durchgehen - von minimalen Unterschieden in der Produktion mal abgesehen.
Was angesichts der Veröffentlichungs-Historie selbstverständlich sein dürfte: Bei Drowned regiert eisern die alte Schule. Die meist in bleischwerem Midtempo gehaltenen Songs wecken wohlige Erinnerungen an den Elchtod der frühen Neunziger, der Begriff Retro ist bei einer 1992 gegründeten Band indes fehl am Platz. Drowned atmen diesen traditionellen Sound, gehen dabei unter der dröhnenden Oberfläche weit vielschichtiger und technisch ausgefeilter zu Werke, als beispielsweise Grave dies jemals konnten (bzw. wollten). Morgoth und vor allem auch Necros Christos, mit denen Drowned in Demo- und EP Zeiten personelle Überschneidungen pflegten, kommen bisweilen in den Sinn.
Ansonsten tönt der klischeefreie, düstere Death Metal recht eigenständig, beeindruckend intensiv und trotz der selbstauferlegten stilistischen Enge abwechslungsreich. Bei allen acht Tracks gleichermaßen, was in manchen Ohren ein Manko darstellen könnte: Die Stücke ähneln sich schon ziemlich. Der Opener "Star Tower" und "Corpse God" stechen mittels griffiger Hooks der Marke Frontalangriff heraus. Insgesamt ist das aber keine Ansammlung von Mitgröhl-Metalsongs. Das Album funktioniert als Gesamtwerk und entfaltet als solches eine gewaltige Sogwirkung - Drowned laden zum Versinken in einer Flut aus mahlstromartigen Riffs ein.
Du stehst auf trendfreien, anspruchsvollen Death ohne technisches Gefrickel, dumpfbackige Texte oder Hipsterkram? Dann sind Drowned deine Band. Du kennst und magst das Debüt? Eh klar, oder?
Mark