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Konzert-Bericht

Zakk Wylde

Serenadenhof Nürnberg, Nürnberg 19.06.2016

Ein historischer Abend soll es werden. Historisch deshalb, weil Zakk Wylde zum ersten Mal mit seinem Soloprojekt zu uns auf Konzertreise gekommen ist und historisch auch aufgrund des Austragungsortes. Aber eines nach dem Anderen!
Zakk Wylde kennen die meisten als langjährigen Ozzy-Gitarristen und Co-Songwriter, zuletzt als Chef der Black Label Society. Insider wissen noch um sein Southern-Rock-Projekt Pride & Glory Mitte der 1990er und außerdem hat der Rauschebart Ende der 90er sein Soloalbum Book Of Shadows auf den Markt gebracht, zu dem nun der Nachfolger Book Of Shadows II vom Stapel gelassen wurde. Letztes Album ist schließlich der Aufhänger der aktuellen Europatournee, die an diesem Freitag in Nürnberg halt macht. Genau genommen Nürnberg / Reichsparteitagsgelände / Kongresshalle und dort ein kleiner Seitenhof, genannt Serenadenhof, in dem sonst die Nürnberger Symphoniker tagen. Was für eine ungewöhnliche Stätte! Dann ist das Ganze auch noch als bestuhlte Veranstaltung angekündigt... Sachen gibt's!

Schon aus diesem Grund sind meine bessere Hälfte und ich mehr als pünktlich vor Ort und reihen uns brav in die Schlange der Wartenden, um am Ende mit einem prima Sitzplatz im edel gestalteten Hof belohnt zu werden. Zur Verkürzung der Wartezeit nimmt ein armenischer Musiker, mit Akustikklampfe bewaffnet, seinen Platz auf der Bühne ein und unterhält uns mit angenehmer Musik - armenische Folklore mal in Englisch, mal in der Muttersprache. Zwischendurch witzelt er, dass wir keine Angst vor ihm haben müssen. Er hat keinen Rucksack dabei, versprochen! Auch als früheren Metalfan outet er sich - sein erstes Konzi war 1988 bei Ozzy, wohin ihn sein Papa mitgenommen hat. Was'n Zufall! Damals stand nämlich auch ein gewisser Zakk Wylde zu No Rest For The Wicked zum ersten Mal für Ozzy mit auf der Bühne!

Nun heißt es aber erst mal geduldig sein, denn der Sound-Check zieht sich wie Kaugummi. Man rätselt noch, worauf man sich nun gefasst machen muss. Sitzt der olle Zakk auch gleich auf einem Stuhl auf der Bühne? Schließlich zeigen die beiden Soloalben den wilden Recken von seiner ruhigen Seite. Endlich ist es soweit! Um 21:00 Uhr marschiert der bärtige Muskelprotz mit seiner Klampfe im Bull's-Eye-Look auf die Bühne, gefolgt von seinen Mitstreitern, die wie alle aus der Black Label Society kennen, und... gibt Gas! Von wegen Akustik-Show! "Sould My Soul" heißt der Einstieg (Klassiker von Book Of Shadows I), der in gefühlt doppelter Geschwindigkeit gezockt wird, als man es vom Album her gewohnt ist! Den Vogel schließt Wylde endgültig ab, als er sich gleich beim ersten Stück von der Bühne ins Publikum, mitten unter die Reihen, begibt und hier ein endloses Gitarren-Solo gibt. Die Folge: was vor fünf Minuten als bestuhlte Veranstaltung begann, hat sich nun in ein Chaos verwandelt. Sofort ist der Ausnahmegitarrist mit der Röhre eines Grizzlybären von Dutzenden Schaulustigen umringt, die ihm seine Smartphones ins Gesicht halten. Oh, wie ich diese Dinger hasse! Auch als er auf die Bühne zurückgekehrt ist, herrscht im Hof noch große Unordnung. Ein Teil der Gäste sitzt noch, ein anderer Teil steht auf den Stühlen und gut ein Viertel hat sich direkt vor der Bühne positioniert. Zum Glück gelingt es den Ordnern ganz elegant das Chaos zu lösen und allmählich kehren alle auf ihre Plätze zurück, von wo aus wir Zeuge so großartiger Nummern wie "Road Back Home" mit Wylde am Piano, "Tears Of December" oder "Between Heaven And Hell" - grandios in Szene gesetzt - werden dürfen. Dabei erweist sich der Hüne als eher wortkarger Zeitgenosse. Lieber lässt er seine Gitarre sprechen und das umso lauter, umso heftiger. Zwischen drin - als Übergang zwischen "Throwin It All Away" und "Darkest Hour" - macht er es noch einmal, marschiert für ein etwa 8-minütiges Solo (grandios!) zwischen die Stühle, steht zuletzt auf zweien davon und spielt sich, die Klampfe zum Teil hinter dem Kopf haltend, regelrecht die Finger wund. Wieder nimmt der Smartphone-Wahnsinn seinen Lauf! Hab ich schon erwähnt, wie sehr ich die Dinger hasse? Die Dumpfbacken, die den gesamten Abend nichts Besseres zu tun haben, als ihr Spielzeug hoch in die Luft zu halten, hasse ich noch mehr! Die Dinger sollten auf Konzerten wirklich verboten werden!
Wir haben nun etwa Halbzeit. Nach ein paar ruhigeren Nummern hat sich Zakk Wylde das Beste vom aktuellen Album für den Schluss aufgehoben. "Lost Prayer" und "Sleeping Dogs" bilden das finale Doppel. Doch zuvor muss die Band im Detail vorgestellt werden und zwar im selben Stil wie man es eben von den BLS-Shows her kennt - stehen ja auch dieselben Musiker auf der Bühne.

Schade, dass Herr Wylde keine Songs von Pride & Glory mit im Gepäck hatte - zu hören gab es in den etwa 90 Minuten tatsächlich ausschließlich Material von Book Of Shadows I und II. Ebenfalls schade, dass es trotz der lautstarken Rufe aus dem Publikum für keine Zugabe reichte. Aber darüber sieht man gerne hinweg. Von meiner Warte aus das bisherige Konzert-Highlight dieses Jahres, das sicherlich auch nicht so leicht zu toppen sein wird!

Setlist Zakk Wylde:
Sold My Soul
Autumn Changes
Tears of December
Lay Me Down
Road Back Home
Yesterday's Tears
Between Heaven And Hell
Darkest Hour
Guitar Solo
Throwin' It All Away
Dead as Yesterday
Eyes of Burden
Way Beyond Empty
The King
Lost Prayer
Sleeping Dogs

Dagger

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