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Festival-Bericht

Bang Your Head

mit Twisted Sister, Axel Rudi Pell, Omen, Delain, Atlantean Kodex, Europe, Grave Digger, Anthrax, Exodus, Stryper, Michael Schenker, Ektomorf, Sebastian Bach, Rob Rock, Mad Max, More, Obituary, Grave, Riot, Kissin' Dynamite, Vain, Warlord, Accuser, Traitor, Stormwarrior, Victory & Bullet

Messegelände Balingen, Balingen 10.-12.07.2014

(Fotogalerien: Bangyourhead2014 )

Samstag, 12. Juli 2014

Der frühe Vogel usw., und dennoch verpassen wir die NWOBHM-Heroen More. Ärgerlich! Zeugen berichten uns von einer sehr guten Show mit Hits wie "Warhead" oder "Atomic Rock". Dieses Mal genehmigen wir uns unseren Guten-Morgen-Kaffee zu den Klängen der Kalifornier Hirax und wie am Freitag zeigt sich, dass eine gesunde Portion aggressiver Thrash Metal den Schlaf aus den Gliedern bläst. Die Jungs rund um Sänger Katon W. de Pena legen eine mehr als schnelle Sohle aufs Parkett und attackieren das übernächtigte Publikum mit solchen Speedbolzen wie "Blind Faith", "Kill Switch", "Broken Neck" oder "Bombs Of Death". Äußerst respektabel wie agil De Pena noch nach all den Thrash-Metal-Jahren wirkt. Wie für Exodus und Accuser gilt auch für Hirax, dass sie momentan einen vierten oder fünften Frühling erleben. Toller Start in den Tag!

Die so geschöpfte gute Laune wissen Mad Max im Anschluss eins zu eins aufrecht zu erhalten. Wie hat sich diese Band über die Jahre doch immer wieder musikalisch gewandelt. Am heutigen Tag werden uns jedoch hauptsächlich Leckerbissen aus dem Melodic Power Metal-Repertoire serviert. Frontman Michael Voss hat die Menge von Anfang an recht gut im Griff und der Vierer aus Münster schüttelt Hits wie den klasse Opener "Burning The Stage", "Wait For The Night" und "Night Of Passion" aus dem Ärmel. Mit "Lonely Is The Hunter", bei dem erstaunlicherweise sich nicht wenige zum Mitsingen animiert zeigen, zelebrieren Mad Max kurzzeitig ihre Hard Rock-Hochphase, bevor das The Sweet-Cover "Fox On The Run" allgemeine Freude und einen gern genommenen Festival-Wohlfühl-Effekt versprüht. Back to Holgi!
(Fuxx)

Im Grottental erleben wir in sicherer Umgebung das Gewitter, das über der Hohenzollernalb niedergeht und auf den Zeltplätzen sicherlich nur begrenzt zur Freude gereicht. Als wir einlaufen, hat sich das Wetter etwas beruhigt, es ist bewölkt und im Übrigen auch spürbar voller als gestern. Liegt es nur am Wochenende, oder vielleicht auch an der Startaufstellung, die heute einige echte Highlights bietet? Man weiß es nicht, sicher ist, dass das ungarische Thrash-Kommando von Ektomorf ordentlich hinlangt. Fronter Zoltan "Zoli" Farkas gibt den finsteren Zeremonienmeister, animiert die für die Tageszeit beachtliche Menge zu diversen zum Schwabenland ja passenden Wutbürger-Gesten (Faust ausstrecken etc.) und kollektivem Hüpfen und kann mit "Show Your Fist" sogar den ersten Circle Pit verbuchen. "Fuck You All", das Slayer-Cover "I Hate You" und "Redemption" heißen die weiteren, oft an Soulfly erinnernden Knüppel - sauber, meine Herren, und eine der besten Leistungen bislang. Respekt!
(Holgi)

An dieser Stelle sind sich die Autoren erneut uneins. Es mag Geschmackssache sein, doch der von Ektomorf kredenzte Pseudo-Wir-Sind-Die-Neuen-Sepultura-Thrash markiert übers ganze Festival gesehen mit viel Abstand die langweiligste Darbietung überhaupt. Doch so blieb Zeit, um mehr Patches zu kaufen und sich seine Ladung Kässpätzle abzuholen. [Über Geschmack lässt sich - im Gegensatz zur häufig vorgetragenen falschen Auslegung dieses lateinischen Sprichwortes - eben nicht streiten - Holgi]

Ein echtes Festivalhighlight erwartet uns danach in Form von Rob Rock. Gern auch als The Voice of Rock betitelt, stellt der aus Orlando, Florida stammende Ausnahmesänger, der u.a. schon bei Impellitteri, Axel Rudi Pell [da isser ja schon wieder! - Holgi], Warrior (US) oder Avantasia (und Driver!!) mitgewirkt hat, zu jedem Moment seines Konzerts unter Beweis, dass an manchen der Zahn der Zeit eben doch nicht zu nagen scheint. Extraklasse, wie der gute Rob, flankiert von einer gut eingespielten Back-Up-Band, heute noch solche Songs wie "Slayer Of Souls", "Judgement Day" oder das Gänsehaut versprühende "Only A Matter Of Time" zu intonieren weiß. Auch in Sachen Fitness und Publikumsnähe zeigt sich der Sänger als Vollprofi, und wenn einem solche Übernummern wie "Metal Breed", "Millenian Reign" (genial) oder "I'm A Warrior" im Backkatalog zur Verfügung stehen, biegt man schnell auf die Festivalgewinnerstraße ein. So geschehen im Falle von Rob Rock, vor dessen Leistung wir artig unsere Hüte ziehen.
(Fuxx)

Dass man mit schwarz-gelben Biene-Maja-Spandex-Anzügen, Texten aus der Bibel und christlicher Message den einen oder anderen Spott einstecken muss, das dürften den Brüdern Sweet klar gewesen sein, als sie in den 80ern als Stryper die White Metal-Welle anführten und dabei kommerziell nicht unerfolgreich waren. Bibeln werfen sie keine mehr unters Volk, auch die Schnalze-Hosen bleiben seit der Reunion 2000 im Schrank, nur noch die Gitarren und Schuhe erinnern an den knalligen Look, für den sie einst berüchtigt waren. Geblieben ist der Sound - sehr sauberer, kommerzieller Ami Glam Rock, auch heute in Balingen kompetent vorgetragen und unterstützt von Michael Sweets durchaus beachtlichem Organ. Mit "King Of Kings" und "Loud And Clear" steigen sie beherzt ins Set ein, Oz Fox an der zweiten Gitarre (mittlerweile verheiratet mit dem Ex-Callgirl Annie Lobert, Gründerin des Missionswerks Hookers for Jesus - wie genial ist das denn??) sieht aus wie der offizielle Gene Simmons-Imitator, und beide sind durchaus fit geblieben. Irgendwie scheint der christliche Lebenswandel für das körperliche Erhalten wohl doch besser zu sein als das, was üblicherweise in der Szene so praktiziert wird... weiter mit "Reach Out" und "Calling On You", bevor sie dann doch tatsächlich ein Kiss-Cover heraushauen: die Party-Hymne "Shout It Out Loud" passt zwar so ganz und gar nicht zu ihrem Image, aber sei‘s drum, gut gespielt und somit in Ordnung. Das relativ neue "Marching Into Battle" allerdings entpuppt sich als weitgehend ungenießbares Zeugs, "All For One" kommt selbst für ihre Gangart arg kommerziell daher, aber "Soldiers Under Command" vom gleichnamigen Erstling packt dann doch wieder eins drauf. Keine unverzichtbare Meisterklasse, aber doch eine ordentliche Visitenkarte einer Kombo, die heute in Balingen bei weitem nicht mehr so kontrovers begutachtet wird, wie das mal der Fall war.

Atmosphärisch treffend zum Florida-Todesblei von Obituary setzt nun doch ein Sturzbach-Regen ein. Während die Amis ihr düsteres Eisen schmieden, hüllt sich mein Mitgereister in einen lustigen Poncho, und ich erwerbe Mitbringsel für die Daheimgebliebenen (geht euch gar nix an, was). Die Deather auf der Bühne dürfen sich trotz widriger Wetterbedingungen über guten Zuspruch freuen, und spätestens mit dem Alltime Classic "Slowly We Rot" sind die Freunde dieser Stilrichtung bestens bedient.

Jung war er damals, der Herr Kiske, als er den Helloween-Knaller Keeper Of The Seven Keys einsang und dabei bekannt-beliebte Nummern die "Future World" oder "I'm Alive" durch seine ausdrucksvolle Stimme prägte. Irgendwann verlor er dann mal die Lust, schimpfte bisweilen sogar über den Metal, und meldete sich immer wieder als Gastsänger irgendwo zu Wort. 2009 schließlich hob er mit Unisonic das aus der Taufe, was man gemeinhin als "Supergroup" bezeichnet, eine Formation aus den Resten anderer Bands also - mit am Start waren und sind Ex-Kürbis Kai Hansen, die Pink Cream 69-Recken Dennis Ward und Kosta Zafiriou und der Gotthard-Mann Mandy Meyer. Das sollten doch Zutaten für eine zünftige Leistungsschau des deuten Power Metal sein, oder etwa nicht? Den Einstieg nehmen sie mit "Unisonic" dann durchaus passend, Meister Kiske - kein Haar auf den Kopf, aber Sonnenbrille - schlendert in roter Lederjacke über die Bühne und wirkt - lustlos, gelangweilt, und ziemlich arrogant. Nach ziemlich lahmen Ansagen ("das ist das erste Unisonic-Konzert seit einiger Zeit, und das hört man auch... ok, jetzt kommt ein Song vom zweiten Album". Super, Michael.) Gesanglich kann er‘s noch, "Never Too Late" kommt auch daher gut rüber, und auch der Titeltrack der aktuellen EP "For The Kingdom" geht musikalisch mehr als nur in Ordnung. Nur die Manier des Shouters, sich wie seinerzeit Geoff Tate am gleichen Ort unterschwellig über das ganze Prozedere und damit auch über die Fans lustig zu machen, das stößt massiv sauer auf. Zumal man sich immer fragt, wie cool denn die alten Helloween-Nummern mit der Original-Stimme klingen könnten - was sie ja leider seit Jahren nicht mehr tun. Dazu passt es irgendwie auch, dass Herr Kiske nach "Starlight" sang- und klanglos die Bühne verlässt und auch damit deutlich dokumentiert, wie motiviert er heute hier angetreten ist. Schade.

Können sie die hier und heute bedrohte Metal-Welt retten? Wird Captain Thrash doch noch alles zum Guten wenden? Oder liefern auch die Veteranen um Scott Ian Malen nach Zahlen ab? Schon bei den ersten Takten von "Among The Living" wird die Sachlage ohne jeden Zweifel geklärt. Anthrax sind da, sie freuen sich darüber, sie haben Spaß und Lust, und sie legen alles in Schutt und Asche. Frank Bello gibt wie immer den wilden Animateur, Scott Ian mit Glatze und Rauschebart schaut intensiv-verkniffen und führt seinen berühmten Mosh-Tanz auf, und spätestens als Joey Belladonna wie ein Springteufel über die Bühne fegt, gibt's kein Halten mehr. Schon der Opener macht alles platt, fetter Sound, Spielfreude ohne Gleichen und eine Band, die live immer besser wird. "Caught In A Mosh" mäht alles nieder, und "Got The Time" setzt ein weiteres Ausrufezeichen. Mann, was ein Kontrast zu den müden Darbietungen, die wir bislang erdulden mussten! Die Begeisterung der Kombo ist ansteckend, Joey parliert gut gelaunt mit der Meute und fuchtelt mit seinem kurzen Mikroständer durch die Luft. (Anthrax-Pics) Es sei das letzte Konzert der Tour, berichtet er, und versichert glaubhaft, das sei ein echter Hochgenuss für alle Beteiligten. Vollattacke weiter mit "Indians", mit einem der fettesten War Dances seit Menschengedenken. Schade nur, dass er Kopfschmuck wohl nicht mehr ins Handgepäck gepasst hat... jetzt zieht man rechts und links ein Ronnie James Dio und Dimebag-Backdrop auf und zollt den toten Weggefährten mit dem neueren "In The End" Respekt. "Madhouse" zündet der sichtlich angeschwollenen Menge vollends den Hut an, als sich Joey einen Fotografen schnappt und sich mit der austickenden Meute ablichten lässt. So geht Kundenorientierung, Herr Kiske! Mächtig wie ein Walzwerk, wird "I Am The Law" gebührend abgefeiert - und von einem wunderbaren "Antisocial" noch berauscht, müssen wir sie leider schon verabschieden. Wow, was ein Brett. Spätestens ab jetzt hat sich die Reise nach Balingen eben doch gelohnt. Dredd rules ok - drock it.

Dass man in Balingen öfters mal auch durchaus melodischere Ansetzungen pflegt, die dann im Vorfeld kritisch beäugt werden, hat Tradition - aber auch die poppigeren Helden wussten dann immer zu überzeugen und sogar zu überraschen, wie man das bei Foreigner und vor allem Journey erleben durfte. Die Rolle des eher gemäßigten Acts fällt in diesem Jahr den Haarspray-Königen von Europe zu, und wer eine einfache "wir spielen 15x The Final Countdown"-Show erwartet, merkt nach den ersten Takten, dass die Schweden schon seit Jahren eine etwas andere Richtung eingeschlagen haben. "From Riches To Rags" und "Firebox" kommen als moderne, etwas sperrige Rocker daher, die sich als Opener (gerade nach dem Feuerwerk, das Anthrax eben abgebrannt haben) nicht unbedingt aufdrängen, aber doch einen guten Eindruck von dem geben, was Europe im neuen Jahrtausend ausmacht. Sänger Joey Tempesta (aus der berühmten alt-schwedischen Dynastie der Tempestas) wirbelt den charakteristischen weißen Mikroständer durch die Luft, posiert überzeugend so, wie das David Coverdale vor Jahren mal konnte, und Gitarrero John Norum zaubert die Riffs blitzsauber hervor. Mit "Superstitious" greifen sie dann weiter in die Vergangenheit zu der Single, die seinerzeit nicht an den Hypererfolg anknüpfen konnte, die sich aber live immer wieder als gelungener klassischer Rocksong entpuppt. Die Menge vor der Bühne fällt zwar deutlich spärlicher aus als bei Anthrax, kommt aber im Verlauf immer mehr in den Groove, der da geboten wird, und honoriert das Geschehen zusehends. Nach einem kleinen, sehr schön gebrachten "Here I Go Again"-Einsprengsel (war ich also richtig mit meiner Coverdale-Analogie...) servieren sie uns "Scream Of Anger" und dann "Wasted Time" vom Debut Wings Of Tomorrow, das mittlerweile sage und schreibe 30 Jahre auf dem Buckel hat. Mann. Back to the 80s indeed! Im Anschluss würde Joey gerne Fragen beantworten, schafft das sogar auf Deutsch ("we're ready to take your Fragen now"), aber irgendwie kapiert das keiner, also weiter im Text mit "Girl From Lebanon" und einem Schlagzeugsolo zu dem mittlerweile genau in dieser Kombination ausgelutschten Klassik-Stückchen Leichte Kavallerie von Franz von Suppe (Gruß an den Herrn Vater, der das jeden Sonntag gerne zur Vorspeise sagte...). Dankenswerterweise bleibt das zwar sinnlos, aber zumindest kurz, und wir kommen in den Genuss des feinen "Sign Of The Times". Bei "Demon Head" setzt dann allerdings leider ein wenig Leerlauf ein, und die Publikumsreaktionen bleiben überschaubar - so richtig durchschlagend sind die neueren Sachen heute nicht, was sich beim schnellen "Love Is Not The Enemy" und der schwungvollen 80er-Nummer "Let The Good Times Rock" wieder aufhellt. "Rock The Night" hebt den Stimmungspegel dann ganz gewaltig, Mitsingspielchen allenthalben, fein! Noch mehr als schon bei Michael Schenker darf darum dann gefragt werden, warum man uns denn nun eine kurze Einspielung von "Rock You Like A Hurricane" präsentiert - weil hier in Deutschland sind? "Last Look At Eden" nehmen wir dankbar mit, bevor dann endlich die Keyboard-Melodie einsetzt, die wirklich der letzte kennt und dann doch irgendwie gut findet: "The Final Countdown" beschließt einen Auftritt, der musikalisch äußerst ansprechend, von der Songauswahl fast makellos (gefehlt haben vielleicht "Carrie" und das schöne neue "New Love In Town"), aber von der Publikumsresonanz bestenfalls ordentlich war. Dennoch sind wir frohgemut, dass sie hier waren.
(Holgi)

Kurzer Zwischenruf "Atlantean Kodex sind der Hammer!" aus der Halle, in der wir uns seit etwa dem fünften Europe-Song befinden. Diese Band hat einfach das schwer zu beschreibende, doch, um aus dem Gros hervorzustechen, einfach notwendige gewisse Etwas. Die Epen der aus Vilseck stammenden Bayern sind schlicht songwriterische Meisterwerke, doch dass Nummern wie "Pilgrim", "From Shores Forsaken" oder "Heresiarch" auch live in solch einer Intensität, so emotionsgeladen funktionieren können, muss erst mal einer nachmachen. "Twelve Stars And An Azure Gown" mit voller Hingabe von allen in der Halle anwesenden Zeugen mitgesungen bedeutet einen der wunderbarsten Festivalmomente überhaupt. Schauer über Schauer laufen einem da hinab und hinauf und mit der Bandhymne "Atlantean Kodex" macht die Band jedem klar, dass der Metal 2014 durchaus in eine rosige Zukunft blicken kann. Gebannt zurück zu Holgi...
(Fuxx)

Jetzt aber flugs in die Halle, es gilt, wenigstens ein paar Minuten von Delain zu erwischen, bevor der Hauptact die Bühne stürmt! Das Vorhaben geht aber leider zuschanden, da die Kombo um Charlotte Wessels so lange für den Soundcheck braucht, bis uns das zu bunt wird und wir rechtzeitig zum Intro "It's A Long Way To The Top" wieder vor der Open Air Bühne stehen.

Denn nun steht wahrlich Großes zu erwarten: Dee Snider und Balingen, das ist eine ganz besondere Historie. Die verdrehten Schwestern waren ja abgemeldet, schon Ende der 80er tief zerstritten, das letzte Album Love Is For Suckers erschien 1987. Zur Jahrtausendwende kehrte der Gute für ein Konzert nach Balingen zurück, das trotz Wetterunbill zum Triumphzug geriet - was den Impuls gab, dass sich die New Yorker Haudegen doch wieder zusammenrauften und gemeinsam angriffen. Das taten sie unter anderem auch in Balingen 2005 und dann wieder 2010, als sie das 25jährige Jubiläum ihres größten Erfolgs Stay Hungry feierten. Insofern ist die Atmosphäre durchaus erwartungsfroh, und von guter Position aus kann man beobachten, wie sich Dee Snider schon beim Intro am Bühnenrand warmhüpft. Dann marschieren sie auf, ohne Schminke und Kostüme, aber egal, ab geht's gleich standesgemäß mit "Stay Hungry", und sofort ist klar: Twisted Sister wird groß heute. Wieder. Wie immer. Die Instrumentalfraktion steht, der Sound passt nach ganz kurzen anfänglichen Problemen, und Mister Snider gebärdet sich wie ein Wilder - er springt, schüttelt die Mähne, wälzt sich auf dem Boden, schleudert das Mikro umher, und nebenbei singt er auch noch mehr als grandios. "Shoot ‘Em Down" hält den Energiepegel hoch, und spätestens bei "You Can't Stop Rock'n'Roll" bin auch ich dann vollends aus dem Häuschen. Unfassbar, dass dieses Material so viele Lenze auf dem Buckel hat, dass die Band (wieder) so tight und sympathisch ist, und dass der Shouter den Entertainer allererster Kajüte gibt. Jetzt begrüßt er endlich die "German sick SMFs", danke für das Kompliment, und erläutert, dass Stay Hungry mittlerweile den 30. Geburtstag feiert - zu dessen Ehren man nun die live selten gespielte komplette "Horrorteria" darbietet, komplett mit "Captain Howdy" (feine Gruselshow, Snider mimt den Irren verstörend glaubwürdig) und "Street Justice". Überraschend früh schließt sich jetzt schon das Drum-Stakkato, das die ultimative Party-/Balingen-Hymne einleitet: "We're Not Gonna Take It" kann auf Konserve sowas von totgenudelt sein, live ist das immer wieder der Kracher. "Nicely sung!!", konstatiert Snider die Massenchöre, und man steigt gerne nochmal in den Refrain ein. Aber die Menge hat nicht genug - "apparently, they are not willing to take it!", feixt Snider seinen Nebenmann J.J. French an: also gut, eine dritte Runde, womit die Feier dann endgültig in den siebten Nachthimmel von Balingen steigt. Massiv! (irgendwo die TS-Pics...) Mister French schwingt dann seine übliche Rede, man spiele nur zwölf Mal im Jahr, vor neun Jahren sei man hier erstmals Headliner gewesen und aufgrund des rauschenden Erfolgs noch zusammen - deshalb komme man wirklich und ehrlich gerne nach Balingen. Das klingt überzeugend, ebenso wie die Ausführungen zu den sozialen Medien - früher sei es einfacher gewesen, schlechte Auftritte zu absolvieren, heute wisse jeder in Sekunden "if you suck". Schließlich macht man sich über die Plastik-Sängerchen in Shows vom Schlage eines American Idol (bei uns Deutschland sucht den Superdepp) lustig - 15 harte, endlose Wochen müsse man sich quälen, "15 hard weeks of banquets, TV, press, oh my God...look at Judas Priest, Iron Maiden, AC/DC - we have been here for 30 bloody years!! That's what I call dedication!" Recht hat er, deshalb geht's auch flott weiter mit "The Kids Are Back", einem meiner All Time Favourites von ihnen. Mit "I Believe In Rock'n'Roll" folgt der einzige verzichtbare Song des Abends - hier wären mit "Under The Blade" oder "What You Don't Know Sure Can Hurt You" bessere Alternativen am Start gewesen. Zu Ehren des sich nicht gerade bester Gesundheit erfreuenden Lemmy reißen sie jetzt ein krachiges Cover von "Born To Raise Hell" herunter, das von der Menge so frenetisch abgefeiert wird, dass Dee den Kameramann nötigt, das entsprechend festzuhalten. Dann fliegt eine schöne Kutte auf die Bühne, die der Meister anprobiert und kurzerhand behält - "I have a new vest!" "The Fire Still Burns" und "The Prize" laufen gut rein, und "Burn In Hell" gerät in bedrohlich roter Beleuchtung zum veritablen Horrorfest, zu dem Herr Snider seinen unverschämt gestählten Oberkörper vorzeigt. Dann gibt er wieder den unterhaltsamen Erzähler, gestern sei man in Schweden auf einem Festival gewesen, "and from the beginning I knew this would be bad, because the opening act was called Katie and her doggie". Offenkundig waren die Schweden allerdings so gelangweilt von Katie und dem Hündchen, dass die Schwestern dann begeistert empfangen wurden, und dass müsse Balingen doch toppen! Tun wir natürlich, Ehrensache, und zwar bei einem rauschhaften "I Wanna Rock", zu dem sich die ganze Band vorne versammelt, Licht aus, Spots in die Menge, "nobody knock each other off the stage, you might break a hip!" - sympathischer kann man sich nicht geben. Dann ist erst mal Schicht, die Herren verschwinden kurz, aber schon ertönt ein quengelndes "Twisted Sister, come out and plaaaayyyy...", und damit geben sie uns dann komplett den Rest. Schnell, heftig, grandios. Hinter der Bühne habe er mit vielen Bands gesprochen, die kaum noch echte Originalmitglieder haben ("and sometimes it's just the bloody drummer!!"), aber sich sooo schwer mit einer Reunion tun - das seien alles nur pussies, meint Herr Schneider und zeigt auf Basser Mark Mendoza: "for the first rehearsal, this guy showed up with a gun! I swear! If we can do it, you can do it!!" Aufgemerkt, die Herren Bach, Kiske, Hansen und wie ihr alle heißt. Sodala, jetzt ist aber wirklich alles gesagt, ein furioses "SMF" beendet das Set zusammen mit einem schönen Feuerwerk, nachdem man auch noch Veranstalter und Mastermind Horst auf die Bühne gezerrt hat. Yeah.
(Holgi)

Dem stimme ich uneingeschränkt zu (wenn ich auch die Unisonic-Version von "March Of Time" ziemlich genial fand) und begebe mich auf ein letztes Stelldichein mit Omen in die Halle. Leider werden schon überall Absperrungen hergekarrt und viele sind auf dem Heimweg, sodass es einige Zeit dauert, bis wir dort ankommen. So sehen wir nur noch einen vor Spielfreude nur so strotzenden Kenny Powell, der alles dafür tut, den gelangweilten Metal Assault-Auftritt wieder gut zu machen. Die letzten Standhaften danken es ihm und der Band und gehen zu den Schlussnummern, alle Kräfte noch mal mobilisierend, steil. Schön, dass wir es noch zu "Battle Cry" und "Die By The Blade" geschafft haben. So ziehen Omen einen würdigen Schlussstrich unter ein herrlich entspanntes, doch mit zig Highlights gespicktes Bang Your Head 2014. Vor allem die Auftritte von Riot V, Rob Rock, Twisted Sister, Atlantean Kodex, auch Accuser und Exodus sowie Vain werden noch lange nachwirken. Trotz des Balingen-typischen Wetters und steigender Preise sind wir sicher nächstes Jahr wieder dabei, wenn es heißt: "Bang Your Head!"
(Fuxx)

Fazit: nach einem eher schwachen ersten Tag rissen vor allem die beiden Hauptacts das Ruder ganz gewaltig herum und sorgten dafür, dass wir auch in diesem Jahr mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause eilten. Das ist auch gut so, immerhin haben wir schon für 2015 reserviert, da oben im Grottental.
(Holgi)

Fuxx & Holgi

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