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Festival-Bericht

Rock im Park

mit Metallica, Die Toten Hosen, Linkin Park, Motörhead, Machine Head, Killswitch Engage, The Offspring, Evanescence, Marilyn Manson, Soundgarden, Linkin Park, Trivium, Anthrax, Steel Panther, The Stranglers, Enter Shikari, Refused, Tenacious D, Billy Talent, Donots, Dropkick Murphys, Dick Brave And The Backbeats, Steel Panther, Lamb Of God & Guano Apes

Zeppelinfeld, Nürnberg 01. - 03.06.2012

Sonntag, 03.06.2012

Heute ziehen wir um! Denn der Sonntag ist auch genannt Monsters Of Rock auf der Alternastage. Gleich an mit vorderster Stelle steht ein absolutes Juwel der modernen Kultur: die Spandex-Helden von Steel Panther schicken sich an, zu beweisen, dass es immer noch 1988 ist und Brett Michaels noch nicht Rock Of Love, sondern Poison macht. Aber gut, das ist ja schon speziell, Haarspray-Metal mit parodistischen Zügen, gehen wir halt mal vor und schauen wen das hier so interessiert. Hingeschlendert. Vorne postiert. Und den Intro-Klängen vor dem Backdrop mit dem geschmackvollen Balls Out-Cover gelauscht. Gleich geht's los, also noch mal schneller Blick zurück. Ah ok. Hä?? Was is?? Leute es ist kurz vor eins am dritten Tag! Wo kommt ihr denn alle her?? Ja, es ist knallevoll, und das wild am Tag. Kurz danach ist auch klar warum, denn was die Jungs aus LA hier abziehen, ist nur noch grandios. Vom ersten Ton von "Supersonic Sex Machine" begeistert die feine Mischung aus Zitat, Hommage und Spiel mit Klischees des 80er-Spandex-Metal die Menge. Packendes Songwriting, Haarspray, enge Hosen, Bandanas, überdrehtes Stageacting und klischeetriefende Texte verbinden sich hier zu einem intelligent amüsanten Zirkusstück, das man nicht nur als Kind der 80er einfach lieben muss. "Tomorrow Night" und "Asian Hooker" krachen weiter ins Kontor, zwischendrin frisiert sich Basser Lexxi Foxxx mit einem Handspiegel, Gitarrist Satchel feiert sich ab ("Give it up for the most important person in this band - me!") und gibt deutsche Sprüche zum Besten ("Ich will einen Hund ficken! Ich will Sex mit deiner Mutter!") Dann wird noch noch "the best drummer in our band" bedacht. Spätestens bei "Just Like Tiger Woods" geht die Menge komplett steil und frisst den Jungs aus der Hand. Unglaublich schwer muss es sein, dabei ein ernstes Gesicht zu machen, aber sie schaffen es - Spinal Tap ist nicht lustiger, und Steel Panther haben dazu noch Killersongs im Gepäck! Eine schöne Ballade gibt es auch, und der Text von "Community Property" ist einfach nur noch begnadet. Mein Herz gehört dir, Baby, aber mein bestes Stück ist öffentlicher Besitz. Und das beinhart herzschmerz-mäßig vorgetragen. Unfassbar. Bei "17 Girls In A Row" mimt Satchel den drogenbeduselten Klampfer, der nicht mehr auf die Bühne krabbeln kann, bis sich schließlich der ständig gezeihte Basser mit einem "They are like the guys in Brokeback Mountain" an Sänger und Gitarrist rächt. Als letzte Nummer setzt es dann noch "Death To All But Metal", dann ist aus. Offene Münder allenthalben. War das jetzt echt? Können wir das noch mal sehen? Eine intelligente und wohlmeinende, aber arschtretende Metal-Parodie? Ja, genau!

Trivium dagegen sind weniger lustig, sondern legen mal locker alles in Schutt und Asche. "In Waves" und "Pull Harder On The Strings Of Your Martyr" legen ordentlich los, und die Menge verzückt sich in Pits from hell. Kurzer Blick von oben auf die Centerstage - dort sind zwar auch Bands, aber wen kümmert das? Heute ist Metal, heute ist Alternastage - und man sieht, wo die Sympathien des Volkes liegen. Nämlich bei Matt Heafy und seinen Spießgesellen, die mit "Drowned And Torn Asunder" fröhlich weiterballern. Das ist zwar massiv und heftig, aber doch auch melodiös und animiert die Menge zu Begeisterungsbekundungen animiert. Gut!

So, aber für mich älteren Herrn (schon erwähnt?) deutlich interessanter ist das, was jetzt kommt. Mosh!! Können sies noch, wieder, was auch immer? Live sind sie ja bislang immer eine Bank, aber klappt das so am hellen Tag? Als die Anthrax-Logos aufgezogen werden, ist es zugegebenermaßen nicht so voll wie vorher, aber dennoch erwartet eine beachtliche Schar Scott Ian und seine Jungs. Und die können's noch. Wieder. Was auch immer. Los geht der Tanz mit dem Groove-Monster "Caught In A Mosh", und sofort klickt alles. Scott Ians Bart ist grau, aber sonst sehen sie manierlich aus, Frank Bello macht wie immer den Oberanimateuer, und - ha!- da springt auch ein doch a bissi ledergesichtiger Joey Belladonna durchs Gebüsch. Der teuflisch gut singt, da legst die nieder. Ja, ok, Mosh geht auch am frühen Tage. Weiter mit "Got The Time", und auch der neue Song "Fight 'Em Till You Can't" kann durchaus überzeugen. So richtig zur Sache geht es dann aber beim Trust-Cover "Antisocial", bei dem auch Belladonna entzückt die massiven Publikumsreaktionen registriert. Diese Freude ist echt und keinesfalls gespielt - schön. Highlight ist dann ein derart krachiges "Indians" mit einem brachialen War Dance - Sauerei. Fehlt nur noch der Federschmuck aus den 80ern. "The Devil You Know" wäre verzichtbar, und so habe ich fünf Minuten Zeit, meine Umstehenden mit Ankündigungen zu nerven, was denn jetzt kommen muss unweigerlich. Und ja, es kommt, drokk it meine Freunde, Dredd rules ok. Immer wieder genial. Respect the badge. Dann ists leider schon aus - wer hat an der Uhr gedreht? Aber es gibt Hoffnung - sie sind auf Tour mit Motörhead! Nix wie hin!!

Lamb Of God sind nicht ganz meine Baustelle, daher schaue ich mir das Tollhaus von oben an - ein Pit jagt den anderen, massive Hüpfereien zieren das Tun der Herren, die mit "Desolation" oder "Walk With Me In Hell" für gepflegtes Ausrasten sorgen. Mei, wems gefällt, gell.

Frisch gestärkt eilen wir zur einer der wenigen Brachial-Bands, mit denen ich etwas anfangen kann. Killswitch Engage machen von Anfang an alles platt und erwischen mit "Numbered Days" und "Fixation On The Darkness" einen knalligen Auftakt, der Wieder-Sänger Jesse Leach einen guten Showcase für seine Brüllkünste liefert. Adam Dutkiewicz gibt wie gewohnt den Kasper und springt im seltsamen Anzug-Shirt und kurzen Hosen über die Bühne, setzt einen Hut auf und ballert trotzdem mit erstaunlicher Präzision auf der Klampfe herum. "Rose Of Sharyn" zeigt die melodischere Seite der Kombo, bevor "This Is Absolution" und "Life To Lifeless" wieder kompromisslos zuschlagen. Die Härtnerfraktion tickt aus, ich ziehe mich ein wenig zurück und lausche aus sicherer Entfernung meinem persönlichen Killswitch-Favoriten "The End Of Heartache". Das ist ganz ganz großes Ballerkino - wobei natürlich auch "My Last Serenade" draufkloppt. Und mit ihrem krachigen "Holy Diver"-Cover ziehen sie den Letzten auf ihre Seite.

Es gibt in meinem ganzen Konzertleben nur einen einzigen Fall, wo ich ein Konzert verpennt habe. Das waren die Guano Apes, die im Mai 2003 in der Muffathalle in München auf ihrer Abschiedstour gastierten. Die Karte pappt seitdem in meinem Sammelsurium mit einem handschriftlichen Vermerk "vergesse" daneben. Genau das war mir nämlich passiert. Genial muss es gewesen sein damals, stand zumindest in der Presse zu lesen. Ob allerdings so genial wie heute, sie dahingestellt. Der gesamte Großraum Alternastage ist gesteckt voll, als die Kollegen um Sandra Nasic mit "She's A Killer" loslegen. Sofort kocht das ganze Areal, meine Herren ist das eine Atmosphäre und Energie. Frau Nasic hat lange Haare mit schicken Zopf, trägt Sonnenbrille und röhrt ins Mikro, dass es eine Art hat. Der Sound ist tight wie immer und tritt massivst in den Hintern. "Oh What A Night" und "You Can't Stop Me" schrauben den Level höher, der dann bei "Open Your Eyes" den Siedepunkt erreicht. Hier geht was. Und zwar massiv. So steigert sich die Gemengelage immer weiter, das Hüpfburg-Publikum gerät immer mehr aus dem Häuschen, und sogar die umstehenden Sanis mischen im Rahmen des Möglichen mit. Kolossal. Das Alphaville-Cover "Big In Japan" knallt ordentlich, längst hat sich die hübsche Sandra der Brille und des Jeansjäckchens entledigt und rockt befreit auf. Vollkommenes Abdrehen ist dann bei der Zugabe "Lord Of The Boards" angesagt. Und nur mal so, zum Kontrast, schauen wir zwischenzeitlich kurz auf die Centerstage, wo sich die auf ihre ganz eigene Art massive Beth Ditto und ihre Kombo Gossip die Ehre geben. Ein größerer Kontrast ist kaum vorstellbar - dort unterkühlte, minimalistische Instrumentierung, leichte INXS-Anleihen, guter Gesang, aber halt distanziertes Mitwippen - und hier diese Energieexplosion. Und ihr fragt, warum wir Metal hören.

Mittlerweile hat das Wetter dann doch noch gedreht, also changiere ich zwischen Presseraum und Gelände hin und her, um nicht allzu viel abzukriegen. Aber ein paar Kracher gibt es noch zu bestaunen, keine Frage. Die mächtigen Machine Head um Mastermind Rob Flynn zerlegen wie gewohnt sorgfältig alle Anwesenden, zumindest deren Gehörgänge. Von "I Am Hell" ab lassen sie keinen Zweifel, dass ihr Thrash maximale Feuerkraft entfaltet. Flynn shoutet, singt, kreischt und ist wie immer Blickfang und Master And Commander in einem. "Be Still And Know", "Imperium" und "Beautiful Mourning" setzen den fröhlichen Reigen fort, aber wer auf alte Klassiker wie "Davidian" oder auch "Imperium" hofft, wird enttäuscht. Dafür setzt es aber starke Stückchen wie "Aesthetics Of Hate" und das geniale "Halo" vom Blackening-Album. Reife Leistung!

An den Erfolg des durchaus genialen Fallen-Albums werden Amy Lee und ihre Begleiter wohl nie mehr anknüpfen können - weshalb sie dann heute Abend nur drei Songs daraus darbieten, bleibt das Geheimnis von Amy. Die ist zwar hübsch anzusehen mit ihren schwarzen Rauschehaaren, ist seit über einem Jahr auf Tour und stolz auf ihre Fans, aber einem Vergleich zu Steel Panther oder Anthrax hält das Stimmungsbarometer bei Evanescence allerdings nicht Stand. Übermächtig ist das neue, eigenbetitelte Album, und so dürfen wir uns Stückchen wie "Made Of Stone" oder "My Heart Is Broken" zu Gemüte führen, aber wir kommen gottlob auch in den Genuss von "Going Under" vom Erstling. Auch The Open Door wird berücksichtigt, komplett mit "Call Me When You're Sober", der Abrechnung mit Lees ex-Freund Shaun Morgan. Alles ok, alles gut, aber so richtig spannend wird es halt doch erst als mit "Bring Me To Life" ihr Über-Smasher ausgepackt wird. Schmerzlich vermissen musste man allerdings das wunderbare, tragische "My Immortal". Schade. Wäre mehr drin gewesen.

Man kann über Lemmy ja vieles sagen, aber eines ist er: zuverlässig. Gern gesehener Gast auf allen Festivalbühnen, auf irgendeine mir vollkommen schleierhafte Weise mittlerweile sogar im bürgerlichen Feuilleton akzeptiert, steht dieses Urgestein der Metal-Welt auch heute Abend wieder vor dem viel zu hoch hängenden Mikro und röchelt seine nicht gerade filigranen, aber ungemein wirkungsvollen Songs. "We are Motörhead - and we play Rock and Roll!" Jawoll, stimmt, denn ab geht's mit "Bomber", das gleich mal alles niederwalzt. In gewohnter Manier lavieren sich Lemmy und seine Mitstreiter Phil Campbell und Mikkey Dee durch ihr Set, das neben den neueren Nummern "One Night Stand" und "I Know How To Die" natürlich sämtliche unentrinnbaren Klassiker enthält, wobei dieses Mal das Overkill-Album am meisten geplündert wird. "Stay Clean" raucht wie die Wutz, "Going To Brazil" stampft wie immer, und natürlich folgen gegen Ende die sattsam gewünschten Reißer "Killed By Death", "Ace Of Spades" und "Overkill". Da sage mal einer, alte Herren können das nicht mehr... Lemmy spielt in 20 Jahren noch, versprochen.

Nachdem ich mit diesem Menschen (?) auch nach mehrmaligen Versuchen nichts anfangen kann, schenke ich mir die Tod und Teufel-Schau des Aktionskünstlers Marilyn Manson. Soundgarden und Linkin Park (aufgrund Überschneidung verpasst) sollen gut gewesen sein. Sagt man. Uns reicht aber die metallische Vollbedienung heute durchaus aus. Vielen Dank.

Fazit: Runde Sache, viel schweres Geschütz am Start, und durchweg überzeugende, teilweise sogar überraschende Auftritte, die deutlich zeigen, dass zu einem zünftigen Festival die harte Gangart einfach dazugehört. Gerne wieder, nächstes Jahr. Dann bitte mit Twisted Sister und Cinderella, gell?

Holgi

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