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Konzert-Bericht

Dark Tranquillity, Eluveitie, Varg, Mercenary, Gurd & Omnium Gatherum

Backstage, München 28.10.2011

(Fotogalerie)

Nachdem der letzte Neckbreakers Ball mit Kataklysm und Equilibrium, der ja gerade Anfang des Jahres stattfand, erst gar keinen Stopp in München einlegte, darf das Backstage-Werk diesmal gleich den Tourauftakt der vierten Auflage dieser so erfolgreichen Konzertserie beherbergen. Das dürfte ganz besonders die freuen, die keine Karten mehr für das letzte Dark-Tranquillity-Konzert hier in München bekommen haben, denn die schwedischen Melo-Death-Könige werden den heutigen Abend als Headliner bestreiten. Ein kleiner Wermutstropfen für Bay-Area-Fans ist, dass Death Angel, die wir alle als vorzügliche Live-Band kennen und lieben, leider absagen mussten. Eingesprungen sind dafür die Schweizer Thrasher von Gurd.

Gurd
Ein weiteres Problem haben Menschen wie ich, die einem normalen Job nachgehen müssen und so quasi keinerlei Chance haben, die finnischen Melodic-Deather von Omnium Gatherum zu bestaunen, die bereits um viertel nach sechs, als ich dort eintreffe, die Bühne schon wieder verlassen. Aber auch als Gurd kurze Zeit später die Bühne betreten, ist noch sehr viel Platz in dem großen Becken des Backstage-Werkes. Davon lassen sich die Schweizer glücklicherweise nicht weiter beeindrucken und hauen den ersten Reihen ein paar standesgemäße Thrash-Songs um die Ohren, die mit ziemlich coolem Groove, vielen abgedämpften Achteln, ein paar richtig geilen Riffs und diversen Pro-Painschen Hüpfattacken aufwarten können. Das Publikum dankt es ihnen mit Applaus, was den Jungs, denen durchaus bewusst ist, dass sie Außenseiter auf dem heutigen Billing sind, merklich Freude bereitet.

Mercenary
Damit steuern wir schon schnurstracks auf mein erstes persönliches Highlight dieses Abends hin: Mercenary, die heute beweisen müssen, dass sie auch ohne Ausnahmesänger Mikkel Sandager, der kürzlich die Band verlassen hat, auskommen können. Das aktuelle Album Metamorphosis, bei dem Bassist Rene Pedersson das Mikrophon übernommen hat, kam bei den meisten Kritikern ziemlich gut an, was auf einen tollen Auftritt hoffen lässt. Mit "In Bloodred Shades" legt die Söldnertruppe los und bestätigt damit zumindest die Marschrichtung der letzten Alben - weg von progressiven, hin zu immer metalcorelastigeren Tönen. Aber leider kommt das Gebräu nicht so fulminant und mächtig an, wie ich das erwartet habe. Gerade durch den Wegfall des dedizierten Sängers ist die Bühnenshow der Dänen erheblich statischer geworden und auch wenn sich Rene Pedersson bemüht, das Publikum bei Laune zu halten, und die neuen Songs ganz brauchbar intoniert, muss er sicherlich noch in seine Rolle als Bandleader hineinwachsen. Während dieses kleine Manko noch verschmerzbar wäre, merkt man gerade beim finalen und einzigen alten Song des Sets "Firesoul", dass die Jungs in der Konstellation echte Probleme damit haben, diese Lieder live aufzuführen. Mann, da gibt es für das Publikum in den Gesangslinien wirklich ein paar schauderlich schiefe Töne zu hören!

Varg
Varg ist eine Band, die mir musikalisch nie viel gegeben hat und mir, nach den kontroversen Diskussionen um die politische Gesinnung von Sänger Philipp Seiler, die in den letzten Jahren stattgefunden haben, sicherlich nicht sympathischer geworden ist. Auch wenn es inzwischen mehrere Stellungnahmen der Band gibt, in denen sie sich von Rassismus und dergleichen distanzieren, sind T-Shirts mit Aufdrucken in altdeutschen Buchstaben wie "Unbesiegbar, Mächtig, Stolz" einfach nur dumm und hinterlassen einen gelinde gesagt ziemlich fahlen Eindruck. Provokation hin oder her! Unter der Annahme, dass Varg es mit ihren Stellungnahmen ernst meinen, wende ich mich der Musik zu und da hat sich einiges zum Positiven hin entwickelt, denn das "Dreadlock-Wikinger-Kasperltheater", wie Varg auf Wikipedia genannt werden, bringt gewaltig Dampf auf die Bühne des Backstage-Werkes. Dies liegt vor allem daran, dass der Sound gefühlte zehn Mal besser ist als bei allen vorherigen Bands zusammen. Oder ist der Grund für die fette Lärmwand, dass sich die Halle inzwischen fast komplett gefüllt hat? Wie auch immer - die Show, die Varg hier abliefern, sieht wirklich professionell aus und die Kombination aus der roten Bepinselung der Band, den bösen Viking-Pagan-Hymnen, den rohen Blastbeats und dem Gutturalgesang von Sänger Philipp schafft es problemlos, eine martialische Kriegsatmosphäre in die Halle zu zaubern. Die zahlreich angereisten Varg-Fans wissen das zu schätzen und feiern vor allen Dingen die Band-Hymne "Wir Sind Die Wölfe" und das Monumentalstück "Sehnsucht" ab, während alle anderen sich eventuell an dem Rammstein-Cover "Links-Zwo-Drei-Vier" erfreuen können. Musikalisch gibt es an diesem Auftritt tatsächlich nicht viel auszusetzen. Ganz nebenbei, ist eigentlich noch jemandem außer mir aufgefallen, dass der Refrain zu "Wolfskult" so klingt, als würde da "Weißkohl" gesungen werden?!

Eluveitie
Jetzt aber zu den schönen Seiten und für mich zu einer der größten Überraschungen des Abends: Eluveitie! Vor Jahren hat Kollegin Tarnele schon mal prophezeit: "Mensch, Sebbes, das gefällt dir doch bestimmt!" und recht hat sie. Eluveitie brennen ein Feuerwerk an agiler Bühnenshow, schönen Melodien und kernigen Metalriffs ab, das sich gewaschen hat und welches man so erstmal nicht erwartet, wenn man sich das Instrumentarium der Band - nämlich Dudelsack, Geige, Drehleier und Querflöte - anschaut. Neben den Blickfängen Anna Murphy (Drehleier) und Meri Tadic (Geige) ist es vor allem Sänger Christian Glanzmann, der mit seiner scheinbar unendlichen Energie das Publikum zu immer größeren Höchstleistungen herausfordert: "Du da mit dem Slayer-T-Shirt, du führst jetzt mal einen riesigen Circle Pit an..." Das lassen sich die Gäste des Neckbreakers Ball natürlich nicht zweimal sagen und fangen sofort an, wie verrückt vor der Bühne umherzurennen. Die folkloristisch-keltisch angehauchten Death-Metal-Granaten brettern in einem Bombensound aus den Boxen und jede einzelne wird mit tosendem Applaus bedacht. Was für eine Stimmung! Herrlich!

Dark Tranquillity
Bei Dark Tranquillity, den Headlinern des Abends, ist die Überraschung darüber, dass sie eine großartige Show abliefern, natürlich weit weniger groß als bei Eluveitie. Vielmehr ist es eine Erwartungshaltung an die schwedischen Melo-Death-Urgesteine, die sie erfüllen müssen, und das tun sie auch! Wie eine Dampfwalze überfährt die Kapelle mit dem Opener "Terminus" vom Fiction-Album das Publikum. Die typischen Trademarks aus mächtigen Keyboards, den unnachahmlichen Riffs und Mikael Stannes unverwechselbarer Stimme erzeugen vom ersten Moment an Gänsehaut und bringen die Nackenmuskulatur in Bewegung. Gut gelaunt und ohne Rast springt Herr Stannes von Bühnenrand zu Bühnenrand und freut sich riesig über das äußerst positive Feedback des Publikums. Schwerpunkt der Songauswahl liegt auf den letzten beiden Outputs Fiction und We Are The Void, wobei Dark Tranquillity auch die ein oder andere ältere Perle im Gepäck haben. Beispielsweise werden "The Wonders At Your Feet" vom 2000er Werk Haven, "The Sun Fired Blanks" vom Projector-Album (1999) und das geniale "The Treason Wall" von Damage Done (2002) zum Besten gegeben. Das bisher nur als Video veröffentlichte Stück "Zero Distance" zeigt auch live Hitqualitäten, was bei dem Gassenhauer "Final Resistance" schon längst klar ist. An diesem Auftritt passt einfach alles - der brachiale Sound, die Perfektion der Bühnenshow inklusive der Leinwandunterhaltung im Hintergrund und natürlich auch die Spielfreude der Band, die sich im Nu auf das Publikum überträgt. Das Einzige, woran man hier etwas aussetzen muss, ist die viel zu kurze Spielzeit, denn nach nicht einmal 1,5 Stunden hinterlassen Dark Tranquillity um Punkt zwölf mit dem finalen Genickbrecher "The Fatalist" eine verschwitzte Menschenmenge, die noch lange nicht genug hat.

Dark Tranquillity

Wow, war das schön! Wenn sich der Neckbreakers Ball V mit einem ähnlich tollen Billing zurückmeldet, dürfte das ebenfalls wieder eine Pflichtveranstaltung werden, wie auch jedes zukünftige Eluveitie- und Dark-Tranquillity-Konzert.

Setlist Dark Tranquillity:
Terminus (Where Death Is Most Alive)
In My Absence
The Treason Wall
Lost To Apathy
The Wonders At Your Feet
The Mundane And The Magic
Blind At Heart
The Sun Fired Blanks
Inside The Particle Storm
Zero Distance
Dream Oblivion
Final Resistance
Misery's Crown
The Fatalist

Sebbes

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