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Festival-Bericht

Bang Your Head!!!

mit Accept, Slayer, Helloween, Lordi, Immortal, Overkill, Sonata Arctica, Pretty Maids, Jeff Scott Soto, Hardcore Superstar & Quiet Riot

Messegelände Balingen, Balingen 15. - 16.07.2011

Freitag, 15. Juli 2011
Tag 2

Von einem Plätzetausch profitierte Jeff Scott Soto: eigentlich sollte der Kollege am Abend parallel zu Slayer in der Halle auftreten, aber nachdem die Pretty Maids am Flughafen festhingen, durfte er gegen fünf die Festivalbühne stürmen und tat dies in Pluderhosen und weißen Turnschuhen. Dass der ex-Talisman-Fronter und jetzige Mikroschwinger von Axel Rudi Pell mit einem beeindruckenden Stimmchen gesegnet ist, dürfte nicht verwundern - sein Solo-Songmaterial, das er heute darbietet, gehört dagegen in die Kategorie geht in Ordnung, ist aber nix Weltbewegendes. "21st Century" und die alte Talisman-Nummer "Blissful Garden" inszenieren Sotos Sangeskünste, bieten aber sonst Melodic Rock wie man ihn halt so kennt. Unbeeindruckt bleibt Soto von technischen Problemen, als gleich zu Anfang sein Arbeitsinstrument (Mikro) den Geist aufgibt und er kurzerhand in das eigentlich für Backing Vocals vorgesehene Gitarristen-Mikro röhrt. Neben einigem Talisman-Material ("Colour My XTC", "I'll Be Waiting" sowie einem ausführlichen Medley) ringt er sich dann doch auch noch durch, zwei Pell-Nummern runterzureißen, und siehe da: bei "Fool Fool" und "Way Of The Warrior" kreist die Axt schon anderster. Schön die Idee, in einem weiteren kurzen Medley einige Hingeschiedene zu bedenken (Gary Moore mit "Still Got The Blues", Dio mit "Holy Diver" und Michael Jackson mit "Beat It"). Das war bestimmt nicht schlecht, aber plattgemacht hat er uns auch nicht grade. Solide, sagen wir mal.

Dass Shouter Tony Kakko einen etwas unglücklichen Namen hat, haben wir an verschiedenen Stellen gewürdigt. Dass seine Band Sonata Arctica an diesem Tage in Balingen nicht gerade mit einem brillanten Sound gesegnet ist, ist eine andere Sache. Vom ersten Stückchen "Flag In The Ground" geht die ja oft flott dahinschreitende Mischung aus Riffs und Keyboards in einem matschigen Klang unter, während Herrn Kakkos Gesang vollständig absäuft. Darunter leiden natürlich die Feinheiten der Songs, so dass "Blinded No More" und "Paid In Full" nicht ihre ganze Wirkung entfalten können. Der gute Tony lässt sich allerdings nicht beirren und schleudert weiter die hauptsächlich speedigen Nummern ins Rund, wobei er auch Humor beweist: "this is an underwear song", kündigt er schlitzohrig das durchaus famose "Victoria's Secret" an. Nach "Black Sheep", "Sing In Silence" und "The Last Amazing Grace" setzt dann das krachige "Don't Say A Word" zumindest einen würdigen Schlusspunkt allerdings gut und gerne zehn Minuten, bevor die verfügbare Spielzeit zu Ende gewesen wäre. Gute Kombo, gutes Material, leider etwas im Sounddschungel verschollen.

"Are You Metal?" Diese ihn anscheinend höchstnotdringend zu beschäftigende Frage versuchte ein durchaus gut aufgelegter Andi Deris gleich zu Anfang des Gigs der allseits bekannten Hamburger Kürbisimporteure zu ergründen, und Helloween erwischten mit dem gleichnamigen Song ihres aktuellen Langeisens Seven Sinner einen Einstand nach Maß. Volle Kraft voraus, ein wahrlich beschwingter Auftakt. Von der Darbietung her gab's dabei nicht viel Überraschendes zu vermelden: Michael Weikath nimmt das ganze Gedöns nach wie vor anscheinend nicht recht ernst und liefert eine zwischen Ironie und Parodie schwankende Performance, die Rhythmusfraktion steht unter Markus Großkopfens Ägide tight, und Andi Deris kämpft wacker. Das funktioniert bei Stücken gut, die auf ihn zugeschnitten sind, wie etwa "Where The Sinners Go", stößt aber bei eigentlichen Visitenkarten wie "Eagle Fly Free", "March Of Time" und vor allem deutlich bei "I'm Alive" an seine Grenzen. Auch wenn ich jetzt als Ewiggestriger geziehen werde und der Gute nichts mehr mit Metal am Hut haben will: dieses Material funktioniert nur mit einem gewissen Herrn Kiske so, wie es soll, Herr Deris müht sich redlich, aber ein guter Hard Rock-Sänger ist noch lange kein Metal-Shouter. Und dass das Drumsolo unnötig war, vermerkt sogar mein Mitgereister auf meinem Notizzettel. "Schreib auf: Unsinn!" Also schreiben wir das auf. Meister Deris führt nun aus, dass im Fanforum immer wieder die Zentralwerke der drei Keeper-Alben gewünscht würden, und da dies "den Rahmen etwas sprengen" würde, serviert man nun ein Medley aus "Helloween", "Keeper Of The Seven Keys" und "King For A 1000 Years" - und vor allem beim ersteren denke zumindest ich reuig an die Originalfassung zurück. Nein, das ist nicht sooo das Wahre, Leute... "Future World", gleiches Dilemma, Song gut, Sänger leider chancenlos. Nach einigen sinnlosen Gesangsspielchen gibt's dann irgendwann noch das lustige "Dr. Stein" und das obligatorische "I Want Out", dann ist Schluss. Hm, bin ich jetzt ungerecht, wenn ich sage dass das früher mal besser war? Ja? Na, dann ist das halt so.

Für die hübschen Mädels aus Dänemark hatte ich immer was übrig, seit sie 1987 in Nürnberg mein erstes Monsters Of Rock-Festival mit einem famosen "Future World" eröffneten. Etliche Ewigkeiten später haben die Pretty Maids mit Pandemonium ein starkes neues Album am Start und müssen zwar aufgrund von Flugverspätung später (zeitgleich mit Slayer) auf die Bühne der Messehalle, aber es gilt das Motto: davon lasse mer uns ned verdrieße! Denn Ronnie Atkins (klassischer dänischer Name, und die lügen nicht!) und seine Freunde ballern mit "Pandemonium" frohgemut los, als sei es eben 1987. Das ebenfalls neue "I.N.V.U." folgt aus dem Fuße, die Band agiert tight und eingespielt, der Spaßfaktor ist hoch, und die durchaus gut gefüllte Halle hat sichtlich Freude am bunten Treiben. "Rodeo" entfacht dann endgültig 80er-Flair, und die Reise geht über Klassiker wie "Back To Back" und neuere Nummern wie "It Comes At Night" bis zur ersten Zugabe - und da ist es wieder, das rasante "Future World"! Mann ist das lange her...aber es funktioniert nach wie famos. Nach meinem guilty pleasure, der Radioballade "Little Drops Of Heaven", setzt es dann noch die Band-Erkennungs-Melodie par excellence: "Red, Hot And Heavy" beschließt einen rundherum gelungenen, energiegeladenen Reigen. Pretty sans nimmer - aber gut!

Holgi

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