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Festival-Bericht

Way Of Darkness

mit Asphyx, At War, Desaster, Darkened Nocturn Slaughtercult, Delirium Tremens, Evildead, Ex Deo, Exumer, Final Breath, Goregonzola, Hateprison, Inhumate, Kataklysm, Master, Morphosis, Moshquito, Napalm Death, Negator, Pestilence, Poppy Seed Grinder, Possessed, Rawside, Sadistic Intent, Seregon, Sideblast, The Crown, Ultrawurscht, Unleashed, Vendetta & Verdict

Stadthalle Lichtenfels, Lichtenfels 01. & 02.10.2010

Samstag, 02.10.2010

Eigentlich begann der Festival-Tag ja schon kurz vor elf Uhr mit Goregonzola, aber irgendwie hat das fortgeschrittene Alter doch seinen Tribut gefordert und so schaffte es das Reporter-Team leider erst zwei Stunden später, in der Halle zu erscheinen. Schade, denn anscheinend gab's bei den erwähnten Grindern Bier für umme...

Dafür begann der Tag musikalisch mit einem handfesten Weckruf in Form der gestandenen Thrasher von Moshquito. Nichts übermäßig Feinsinniges, dafür aber umso authentischer, hier war eine Band am Werke, die über die Jahre und zahllose Besetzungswechsel hinweg wie guter Wein gereift war. Bodenständig, ehrlich, authentisch, dabei aber spielfreudig und mitreißend, so lasse ich mich gerne wecken.

Danach gab es erstmal eine kleine Enttäuschung, denn die Grailknights hatten ihren Auftritt abgesagt. Irgendwann werde ich es schon schaffen, die Helden live zu sehen, an diesem Tag aber war es mir nicht vergönnt. Als Ersatz konnten die Veranstalter Delirium Tremens verpflichten, die sich als mehr als würdig erwiesen. Schon alleine der Anblick von Frontmann Mütze in seinem kultigen Outfit war den Hallenbesuch wert, ganz zu schweigen natürlich von der Mucke selbst. Die war durchweg energiegeladen und wurde mit Verve präsentiert, Huckepackritt inklusive. Sehr launig und durchweg gelungen.

Dafür ging der Auftritt der Death Metal-Legende Master etwas an mir vorüber, irgendwie wollte der Gig bei mir nicht so richtig zünden. Möglicherweise war mir die Show einfach zu statisch, viel Bewegung war da nicht zu verzeichnen. Vielleicht lag es auch an der etwas frühen Spielzeit der amerikanischen Tschechen, keine Ahnung, aber nach zwei Songs hatte ich genug, das war einfach nichts für mich zu diesem Zeitpunkt.

Was aber eindeutig etwas für mich war, waren die darauffolgenden Inhumate. Wütend-aufgekratzter Grindcore, wüst, chaotisch, voller Aggression und Leben, mit einem wie wahnsinnig auf der Bühne umherzappelnden Sänger, für Feingeister war das nichts. Aber so viele davon waren ja auch gar nicht anwesend, dafür umso mehr Fans der Band, welche die mehr oder weniger musikalische Schlacht gehörig abfeierten und genauso viel Spektakel vor der Bühne veranstalteten wie die Band auf selbiger. Da war es dann auch logisch, dass am Ende des Gigs eben diese Fans auf die Bühne beordert wurden, was dazu führte, dass sich 30 bis 40 Mann auf eben diesen Brettern auf den Füßen standen und gehörig Party machten. Definitiv ein frühes Stimmungshighlight.

Stimmungsmäßig diametral entgegengesetzt ging es dann weiter mit den Schwarzheimern Negator. Das soll aber nicht heißen, dass die Jungs öde gewesen wären, ganz im Gegenteil. Trotz einiger technischer Probleme schaffen es die Hamburger, eine düster-bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen, die sich als willkommene Abwechslung herausstellte. Und dass man bei aller Düsternis trotzdem nicht unsympathisch wirken muss, bewies Fronter Nachtgarm mit seinen recht augenzwinkernden Ansagen. Der Panzer Metal aus Hamburg war ein, wenn auch recht schwarzer, Farbtupfer in der sonst eher thrashig-deathigen Umgebung.

Exumer führten die musikalische Grobausrichtung dann wieder auf den Old School-Pfad zurück. Purer Thrash, unberührt von jeglichem modernen Firlefanz, eigentlich genau die Mucke, die ich mag. Aber eigentlich heißt auch, dass es hier eben nicht so war, denn auch wenn sich die Band, allen voran Sänger Mem, alle Mühe gab, ordentlich einen loszumachen, war das Songmaterial meiner Ansicht nach einfach zu unspektakulär, um wirklich zu zünden. Durchschnittlicher Thrash, der aber trotzdem nicht wenigen in der Halle zu gefallen schien, haken wir das Ganz mal unter passabel ab.

Wenn man eines von Ex Deo nicht behaupten kann, dann, dass sie passabel wären. Entweder ging, weil man eh wegen der Old School-Bands gekommen war, oder man blieb. Wir blieben und erlebten eine Sternstunde. Was diesen Auftritt auszeichnete, war seine Grandiosität, seine Überlebensgröße, seine schiere Majestät. Da, wo Kataklysm am Vorabend noch die Keule schwangen, zeichneten die gleichen Musiker nun ein musikalisches Bild vom hehren Rom, das epischer gar nicht sein könnte. Und das Publikum honorierte dies mit dem frenetischsten Applaus bis dato, Pits oder ähnliches verboten sich angesichts der faszinierenden und fesselnden Darbietung von Maurizio & Co. Das war kein Farbtupfer, das war ein klassisches Gemälde von erhabener Eleganz. Fantastisch!

Dass es danach nicht ganz auf diesem Niveau weitergehen konnte, war wahrscheinlich, aber dass mir Darkened Nocturn Slaughtercult so wenig gefallen würden, hätte ich auch nicht erwartet. Kunstblut hin, Sängerin her, irgendwie konnte ich den Auftritt der Schwarzmetaller nicht im Ansatz ernst nehmen. Nun ja, mir gefällt halt auch nicht alles und es gab genug Hobby-Pandas in der Halle, denen der Auftritt sichtlich gefiel, so dass ich mich auf "nix für mich" beschränke und erst mal was Essen gehe.

Mit gefüllter Peristaltik zurück, war dann die Freude umso größer, die wieder vereinigten The Crown in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Die Schweden boten eine intensive, energiegeladene Performance, bei der sie zeigen konnten, warum sie sich reformiert hatten. Die Bewegung auf der Bühne hielt sich zwar in Grenzen, dafür aber ging es davor umso wilder ab. Der neue Sänger strahlte zwar so etwas wie Studentenflair aus, zeigte sich dem Liedgut aber mehr als gewachsen und so nahm ein rundum gelungener Auftritt seinen Lauf.

Rundum gelungen wäre noch eine Untertreibung für das, was Asphyx danach ablieferten. Die Band um Sympathieträger Martin Van Drunen bot eine Soundkulisse der Extraklasse und auch wenn Martins Ansagen manchmal etwas weitschweifig waren (hatte da jemand etwa Alkohol in sein kalorienreduziertes Mineralwasser getan?), machten sie die ganze Sache nur noch einnehmender. Außerdem bewies er, dass man auch ohne groß herumzuhampeln eine beeindruckende Bühnenpräsenz ausstrahlen kann, was nicht nur an seiner unverwechselbaren Stimme gelegen hat. Dazu noch Liedgut der höchsten Qualitätsstufe und fertig war der nächste echte Höhepunkt.

Die Highlights nahmen gar kein Ende, denn gleich darauf zeigten Johnny Hedlund und seine Mannen, wie man Death Metal zelebrieren kann. Mit einem in vielen Jahren Bandgeschichte zu Recht gewachsenen Selbstverständnis hauten die Schweden dem Publikum eine Todesblei-Granate nach der anderen um die Lauschlappen, wobei der Schwerpunkt der Setlist eher auf den neueren Stücken lag. Da mag der ein oder andere alte Gassenhauer vermisst haben, der Qualität des Gigs tat das in meinen Ohren keinen Abbruch.

Dagegen prügelten sich Napalm Death durch ihre komplette, fast 30 Jahre andauernde, Bandgeschichte und sorgten so für den nächsten Höhepunkt eines an Highlights wahrlich nicht armen Festivals. Barney gab in gewohnter Manier den Zappelphillip auf der Bühne und konnte sich selbst bei seinen üblichen, weit ausholenden, Ansagen kaum ruhig halten, aber das kennen und lieben wir ja so. Die Grindcore-Legende zockte ein gar vorzügliches Set herunter, wirkte engagiert wie immer und unterhielt die Halle gar vorzüglich. Trotz des nicht unanstrengenden Festivals im Kreuz konnte sich noch eine erkleckliche Anzahl von Besuchern dazu aufraffen, noch einmal das Letzte aus sich herauszuholen und so stand die Bewegung vor der Bühne der auf selbiger kaum nach. Selbst meine Mitredakteurin, die normalerweise nicht wirklich zu den Fans der Birminghamer zählt, konnte nicht umhin, ihre Bewunderung für diesen Gig zu bekunden.

Den krönenden Abschluss aber sollte eine Band bilden, die ich nie und nimmer noch zu sehen gehofft hätte. Zwar war ich nie ein wirklich großer Fan von Possessed, aber ihren Einfluss erkenne ich auch neidlos an. Und so genoss ich den Gig eines sichtlich gerührten Jeff Becerras und seiner Mitstreiter von Sadistic Intent (die früher oder auch zu diesem Zeitpunkt ebenfalls bei Possessed zum Roster gehörten), wobei wahrscheinlich auch ein wenig die Rosa Brille seitens des Schreiberlings für die Wertung des Auftritts verantwortlich gemacht werden kann, immerhin war das Musik aus Zeiten, in denen sogar ich noch jung war (na ja, zumindest fast). Vielleicht nicht hochklassig, aber auf jeden Fall hochemotional und darauf kommt es bei einem Gig an. Als das abschließende "Death Metal" verklungen war, hatte das Way Of Darkness sein krönendes Ende gefunden und entließ eine Menge glücklicher Gesichter in die Nacht.

Tja, was bleibt in der Rückschau noch zu sagen? Nun, die Orga war perfekt wie schon im Vorjahr: Die Toiletten mit Abstand das Beste, was man auf Festivals finden kann, Bier zu erträglichen Preisen, das Essen richtig lecker und ebenfalls bezahlbar, die Halle gut, aber nicht übermäßig gefüllt und eine Bandauswahl, welche das Herz eines Old School-Fans durchwegs höher schlagen ließ. Exzellente Ausrichtung, tolle Bands, das Way Of Darkness ist einfach eine Wucht!
(Hannes)

Tarnele & Hannes

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