Festival-Bericht
Wacken Open Air
mit Ozzy Osbourne, Motörhead, Judas Priest, The Aberlours, Golem, Skyline, Bülent Ceylan, Frei.Wild, Coldwar, Helloween, Blind Guardian, Battle Beast, Ensiferum, Pharao, Suicidal Tendencies, Morbid Angel, Skalmöld, Ignis Fatuu, Betontod, Sodom, Rhapsody Of Fire, Negator, Deadlock, Bullet, Heaven Shall Burn, Suidakra, Sirenia, Tsjuder, Kyuss Lives, Triptykon, The Murder Of My Sweet, Moonsorrow, Girlschool, Visions Of Atlantis, Crash Diet, Kataklysm, Onslaught, Torture Squad, Dir En Grey, Knorkator, Iced Earth, Vreid, Sepultura, In Solitude, Avantasia, Kreator, Hail Of Bullets, Motörhead, Edelweiss & Children Of Bodom
Festivalgelände Wacken, Wacken 04.-06.08.2011
(Fotogalerien: Wacken2011 Donnerstag, Wacken2011 Freitag, Wacken2011 Samstag)
Freitag, 05.08.2011
Vollkommen ozzyfiziert haben wir den gestrigen Abend bei einer Flasche Whisky und in gemütlicher Runde am Zelt beschlossen. Wie schon gestern regnet es auch heute morgen. Und wie schon gestern verkrümelt sich das ungemütliche Wetter, als das musikalische Programm beginnt - so soll es ja auch sein.
(Dagger)
Als Einheizer und Wachmacher hat man es ja immer recht schwer, doch auch in diesem Jahr hat der Veranstalter hierfür den richtigen Riecher bewiesen, in dem er die finnischen Pagan/Folk-Metaller von Ensiferum um zwölf Uhr auf die Black Stage schickt. Seit vielen Jahren beweisen die Nordländer auch bei ihrem bislang dritten Wacken-Auftritt, dass sie live immer sehenswert sind, da sie ihre Show einfach jederzeit stimmig und stimmungsvoll abliefern. In Anlehnung an den Ozzy-Auftritt vom Vortag kann sich Sänger Petri Lindroos ein "I can't hear you" nicht verkneifen. Auch die Songauswahl kann sich zumindest sehen lassen. Vom aktuellen Album From Afar werden "Twilight Tavern" und "Stone Cold Metal" zum Besten gegeben. Sogar das Erstlingswerk Ensiferum ist mit dem "Battle Song" (bitte nicht verwechseln mit "Battle Metal" von Turisas) vertreten. Natürlich darf auch der Iron-Longplayer nicht vergessen werden: "Tale of Revenge" sowie der Titeltrack "Iron", welcher die Show beschließt, sorgen bereits zu dieser frühen und für Metaller sicherlich eher "unchristlichen" Zeit bereits für einiger Pogos und Crowd Surfer, aber das ist halt so - in Wacken!
(Jason)
Zur selben Zeit erledigt die Band Pharao die Freitag-Mittag-Taufe auf der W.E.T. Stage. Schon "etwas" länger im Geschäft sind die Berliner, die erst vor kurzem ihr 25-jähriges Jubiläum feierten. Am Freitag Morgen sind sie als erste Band hier auf der Zeltbühne zu Werke... ein etwas undankbarer Platz, denn die zeitgleich spielenden Ensiferum ziehen mächtig Leute an. Daher ist es recht... sagen wir überschaubar vor der Zeltbühne. Die Band legt sich jedoch ordentlich ins Zeug und bekommt dafür von den Anwesenden ordentlichen Beifall. Solider Power Metal am Morgen.
(Ray)
Jetzt aber husch husch rüber zur True Metal Stage, denn es ist lange her, seit ich die Jungs von Suicidal Tendencies das letzte Mal gesehen habe. Die Veröffentlichung des neuen Albums ist bereits auf nächstes Jahr verschoben worden, so kann man sich getrost auf alte Crossover-Klassiker konzentrieren. Und die gibt es dann auch: "You Can't Bring Me Down", "War Inside My Head" und natürlich "Join The Army" werden durch die Boxen geblasen, dass es eine wahre Freude ist. Frontsau Mike Muir ist wie in alten Tagen ständig unterwegs, nutzt die komplette Bühnenbreite aus um seinen Bewegungsdrang zu stillen und gibt alles. Dafür muss er aber auch zwischen den Songs immer mal wieder kräftig pumpen, um beim nächsten Song wieder voll da zu sein. So muss das sein. Von seinen Ansagen kommt leider nicht alles an, da er doch etwas schnell redet, aber spätestens bei der Aufforderung zum nächsten Pit sind wieder alle da. Und auf einmal rennen wieder alle im Kreis, "Possessed To Skate", der Song, der ihnen früher die Türen öffnete, sorgt noch einmal für viel Bewegung vor der Bühne. Doch kaum hat es begonnen, schon ist es auch wieder vorbei. Schade.
(Ray)
Gleich darauf knüpfen Morbid Angel auf der Black Stage an ihre Kollegen an und setzten in punkto Brutalität sogar noch einen oben drauf. Als die Amis mit "Immortal Rites" und Mördersound in ihr Set einsteigen, ist der Raum vor der Bühne bereits proppenvoll und die Versuchung groß, sich unter die Feiernden zu mischen. Doch manchmal muss man sich auch etwas gönnen, das man sich bislang noch nicht angesehen hat, so zu Beispiel die isländischen Newcomer Skalmöld, denen nach nur einem Album gleich zu Beginn ihrer Bandkarriere die Ehre eines Wacken-Gigs zu Teil wird. Besonders viel ist allerdings nicht los vor der W.E.T. Stage und doch gibt es einige hart gesottene Fans, die die rein isländischen Texte des flotten und melodischen Pagan Metals mitsingen können. Ja sogar ein kleiner Moshpit kann sich vor der Bühne etablieren. Schließlich haben die Jungspunde mit "Kvaning" eine mitreißende Nummer im Programm, die von allen Anwesenden gefeiert wird.
(Dagger)
Da das Wacken Open Air inzwischen über doch satte sieben Bühnen verfügt, sind die Wege nun ein klein wenig länger, um von A nach B zu kommen. A steht hier in meinem Fall für die True Metal Stage, und B für die Wackinger Stage im Wackinger Dorf. Dorthin zieht es mich, denn die Folk-/Mittelalter-Metaller Ignis Fatuu laden zum Tanze ein. Und dieser Einladung sind trotz der frühen Stunde zahlreiche Anhänger gefolgt. Voll ist es auf dem Gelände und die Band legt sich angesichts dieser Massen auch mächtig ins Zeug. Mehrfach wird den Fans gedankt, diesen Auftritt möglich gemacht zu haben, denn schließlich hat man sich ja erst vor rund fünf Jahren zusammen gefunden. Fronter Alexander kündigt die Songs vielleicht etwas zu ausschweifend an, aber was zählt ist ja die Musik. "Scherenschnitte", "Spielmann", "Stille Wasser", "Nordwind" (lt. Bandaussage der Song mit 80.000 Klicks auf youtube) oder auch der Titelsong des aktuellen Albums "Neue Ufer" werden begeistert aufgenommen. Leider muss man bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist, und so zieht es mich ins benachbarte Bullhead City...
...wo gerade mal eben mächtig die Sau rausgelassen wird. Betontod bringen das Zelt zum Kochen, im wahrsten Sinne. Prall gefüllt und mit saunaähnlichen Temperaturen zeigt sich das Zelt. Und die Stimmung könnte wohl besser nicht sein. Die Party ist bereits im vollen Gange, als ich endlich drinnen angelangt bin. "Keine Popsongs" vom aktuellen Album Antirockstars dröhnt mir entgegen, nicht nur von der PA, der Song wird kräftig mitgesungen, wie die anderen Songs auch. Das Festivalmotto ist zudem mit dem Song "Wir Müssen Endlich Aufhören, Weniger Zu Trinken" treffend umgesetzt. Laut Running-Order sollte der Auftritt bis viertel nach drei dauern, doch bereits kurz vor 15 Uhr wird der letzte Song angekündigt. Was soll denn das? Das kochende Zelt verlangt nach mehr und bekommt es auch, zwei Zugaben werden geboten, ehe "Exzessiver Alkoholgenuss" die Feiernden schlussendlich in die Frischluft entlässt.
(Ray)
Na, da hat sich der gute Tom Angelripper ja mal ein richtiges Mammut-Programm fürs diesjährige W:O:A vorgenommen: nach seinem Gastauftritt bei Skyline und dem Onkel Tom-Gig am Donnerstag tritt das Metal-Urgestein aus Gelsenkirchen mit seine Hauptband Sodom auf und eine Pre-Listening-Session inklusive Wettsaufen im Metal Market sollten am Samstag noch folgen. Seit über 30 Jahren bietet die Thrash Legende kompromisslosen Metal mit Mitgrölpotential und ist daher auf dem W:O:A immer wieder gern gesehen. Vor einem riesigen Knarrenheinz-Banner schmettern Tom und seine Jungs (er hat mit Markus "Makka" Freiwald einen neuen Drummer mit am Start) der gierigen und unentwegt den Bandnamen skandierenden Meute einen Kracher nach dem anderen entgegen, wobei die erste Hälfte überwiegend aus Songs der Alben In War And Pieces (Titeltrack sowie "Feigned Death Throes" und "The Art Of Killing Poetry") und M-16 (Titelsong und "I am The War") besteht. Dazu noch Klassiker wie "Outbreak Of Evil", "The Vice Of Killing" und "The Saw Is The Law" sorgen für eine explosive Mischung. Den Endspurt läuten "Agent Orange" und "Blasphemer" ein, ehe "Remember The Fallen" und "Bombenhagel" diesen grandiosen Auftritt beschließen.
(Jason)
Nach dieser Dröhnung ist mir ein wenig nach melodischem Metal und da kommen mir Rhapsody of Fire auf der Party Stage gerade Recht. Schon bei ihrem ersten und bislang auch letzten Auftritt in Wacken im Jahre 2000 (damals noch als Rhapsody - die Umbenennung erfolgte 2006 aufgrund rechtlicher Probleme) haben mich die Jungs um Luca Turilli mit ihrer Mischung aus klassischem und symphonisch-bombastischem Metal gepaart mit Filmmusik-Elementen fasziniert und als Fan gewonnen. Aber da bin ich nicht der einzige. Die Stimmung ist fantastisch, ich denke es geht vor der Bühne sogar noch mehr ab als bei Sodom. Überraschend textsicher bemerke ich einige Supporter, die vor allem bei den Klassikern "Triumph Or Agony", "Holy Thunderforce", "Dawn of Victory" und natürlich "Unholy Warcry" ihr Bestes geben. Zum Ende gibt es noch "The March of The Swordmaster" und meinen persönlichen Favoriten "Emerald Sword", der inklusive eines mächtigen Outros die Show würdig beendet.
(Jason)
Kurz darauf stehen wir vor dem Jägermeister-Hochsitz und verabreden dort einen Termin für morgen, als wir von einer Blaskapelle im Glam-Outfit regelrecht umzingelt werden. Die illustre Truppe kommt aus Holland hat mit ihren Eigeninterpretationen diverser Klassiker schnell ein Rotte Schaulustiger um sich geschart. Guns N' Roses, Metallica und Maiden mit Banjo, Tuba, Xylophon und Schifferklavier - mal was anderes! Ein kurzer Streifzug über das Festivalgelände kann in Wacken eben stets mit einer netten Überraschung enden!
(Dagger)
Nach diesem lustigen Treiben wird es langsam Zeit, etwas gegen die allgemeine Fröhlichkeit zu tun. Da kommt eine Prise roher Black Metal gerade recht. Negator aus Hamburg machen schon beim Soundcheck einen grimmigen Eindruck, und die zu frühe Einspielung des Intros macht die Sache auch nicht besser. Dann ist es aber soweit, das Intro erklingt und schon bricht die Hölle auf der Zeltbühne los. Das Zelt ist etwa zu 1/3 gefüllt, als "Dignity Of War" und "Panzer Metal" durch die PA geblasen werden. Negator fahren das volle Black Metal-Brett auf und bekommen dafür auch den verdienten Beifall (auch wenn Fronter Nachtgarm mit einem dezenten "Seid ihr besoffen oder was?" nachhelfen muss). Leider ist der Sound hier zu höhenlastig ausgefallen, aber das nur am Rande erwähnt. Genau das richtige, um wieder runter zu kommen...
(Ray)
Wir bleiben gleich im Zelt der W.E.T. Stage und warten auf die Veganer von Deadlock. Ich kenne die Band seit letztem Jahr noch als Vorband von Lacuna Coil und war sofort begeistert. Dieses Jahr dann sind sie erstmals auf Headliner-Tour und ein Auftritt in Wacken fliegt einem auch nicht so eben mal zu. Dementsprechend freue ich mich, die Truppe erneut zu sehen, diesmal vor einem etwas größeren Publikum. Doch bereits der Soundcheck lässt nicht Gutes erahnen. Viel, viel zu laut für dieses kleine Zelt dröhnt es aus den sicher guten Boxen. Doch was man da zu hören bekommt, schmerzt tatsächlich in den Ohren. In der Hoffnung, dass es dann beim Gig besser wird, verharre ich noch in den vorderen Reihen, doch ich werde enttäuscht. Leider kommen die Melodien bei all dem Krach und all der Übersteuerung nicht rüber und Sängerin Sabines Mikro streikt auch zunächst - wirklich schade. So kommt die interessante Mixtur aus melodischem Death Metal (Core) und elektronischen Elementen gar nicht so gut rüber. Begonnen mit "Martyr To Science" und "The Brave/Agony Applause" vom Manifesto über "Virus Jones" vom aktuellen Album Bizarro World sowie "Code of Honour" und "We All Shall Bleed" vom Wolves-Longplayer endet der halbstündige Auftritt mit dem aktuellen Stück "Renegade". Eine gute Setlist, die man allerdings nur in den hinteren Reihen einigermaßen genießen konnte - schade, wirklich.
(Jason)
Nach diesem klanglichen Desaster beginnt sich das Zelt noch weiter zu füllen. Die Newcomer Bullet aus Schweden konnten mit ihrem Debüt-Album Highway Pirates mächtig Staub aufwirbeln. Mit ihrer energetischen Mixtur aus Hardrock der Marke AC/DC, einer ordentlichen Schippe Mötley-Crüe-Sleaze, einem Sänger, dessen Stimme verdammt nah an Udo Dirkschneider ist, und nicht zuletzt mit einigen richtig fetzigen Songs im Gepäck treffen sie genau den Nerv der Zeit. Zum Glück konnte der Sound wieder optimiert werden, als fette V8-Motorengeräusche das Zelt erfüllen und Bullet mit dem Titelsong "Highway Pirates" in ihr Set einsteigen. Von der ersten Sekunde an haben die vier Musikanten um ihren dicklichen Frontmann die Menge fest im Griff und ich bin mir sicher, dass man diese Herren nicht das letzte Mal in Wacken gesehen hat.
(Dagger)
Gerne wäre ich bei Bullet bis zum Schluss geblieben und gerne hätte ich mir den Auftritt von Morgoth auf der Party Stage angesehen, den ich eigentlich fest eingeplant hatte. Aber vor dem Headliner des heutigen Abends muss ich dringend noch mal zum Zelt, Fuß- und Beinkleid wechseln, und auch eine der Kabinen für die Essensrückgabe wartet schon längere Zeit auf meinen Besuch. Schließlich habe ich erneut einen sehr feinen Platz vor der True Metal Stage belegt, als ich mir aus sicherer Entfernung das Treiben vor der benachbarten Black Stage ansehe, wo Heaven Shall Burn während der letzten Stücke ihres Konzerte wieder Unglaubliches generieren. Zwei riesenhafte Circlepits beherrschen gerade das Geschehen vor der Bühne. Als Sänger Marcus die Meute daraufhin zum Crowdsurfen animiert, darf man während des letzten Songs "Black Tears" Szenen erleben, die wirklich nicht von dieser Welt sind. Aus der Ferne sieht es so aus, als würde sich ein lückenloser Strom horizontal gelagerter Körper über die Köpfe der Besucher in Richtung Bühne ergießen. Einfach unglaublich! Zu guter Letzt springt Marcus selbst in weitem Bogen in die ersten Reihen und badet in der Menge.
(Dagger)
Es folgt ein übles Gedrängel vor der True Metal Stage und ich habe Mühe meinen Platz zu behaupten. Der Grund für diesen Andrang liegt auf der Hand. Denn einer der ganz großen Spieler im Heavy Metal verabschiedet sich und macht auf seiner letzten Tournee natürlich auch einen Stopp beim W:O:A. Mit einem Hit-Trio aus "Rapid Fire", "Metal Gods" und "Heading Out To The Highway" empfangen uns Judas Priest bei sinkender Sonne zu ihrer Show. Wie schon Ozzy wirkt auch Rob Halford gezeichnet, als würde ihn die Last seines Ledermantels in die Knie zwingen. Und wie schon bei Ozzy lässt es sich auch bei diesem Veteran nicht leugnen, dass er stimmlich nicht an seine Glanzzeiten anknüpfen kann. Besonders die hohen Tonlagen bereiten ihm doch arge Schwierigkeiten und er wirkt hoch konzentriert, während er seinen Job erledigt. Immer wieder verschwindet er zwischen den Stücken hinter der Bühne, um in neuem Gewand zu erscheinen - natürlich stets aus Jeans und Leder, niemals ohne glitzerndes Beiwerk. Neben aktuelleren Stücken, wie "Judas Rising" bestehen auch die uralten Nummern "Victim Of Changes", "Starbreaker" und natürlich "Diamonds And Rust" neben den glorreichen Klassikern aus den 80ern der Marke "The Sentinel" oder "Turbo Lover", bei dessen Refrain wir alle uns lauthals beteiligen. "Nightcrawler" markiert einen weiteren Glanzpunkt und treibt erneut die Crowdsurfer aus ihren Löchern. Einer nach dem anderen - man kommt schon gar nicht mehr hinterher. Schließlich ist die Sonne am Horizont verschwunden und eine opulente Lightshow, ergänzt von Feuerfontänen, Lasern und der großen Videowall illuminiert den Nachthimmel zu den Klängen von "Blood Red Sky" und "The Green Manalishi". Schließlich überlässt Rob den Part des Sängers zu "Breaking The Law" ganz und gar dem Publikum, was natürlich einwandfrei funktioniert. Denn wer kennt ihn nicht, den Text zu diesem Klassiker der Rockgeschichte.
Dann ein Drumsolo, das fließend überleitet zum "Painkiller", wieder von dicker Lasershow begleitet, und die Musiker verabschieden sich. Natürlich ist das noch nicht das Ende. "The Helion", das Intro vom 82er Screaming For Vengence, läutet die Zugabe ein, dicht gefolgt von "Electric Eye". Für den Song "Hellbent For Leather" fährt Rob im Rocker-Outfit mit einer Harley auf die Bühne und bleibt auf der Maschine sitzen, als er zur extended version von "You've Got Another Thing Coming" diverse Singspielchen mit uns treibt. Schließlich findet der Gig im finalen "Living After Midnight" sein fulminantes Ende, bei dem wir noch einmal alle gefragt sind, sei es beim Singen oder beim Weiterreichen der Crowdsurfer, die nun in einer letzten großen Welle Richtung Bühne branden. In 135 Minuten haben Judas Priest noch einmal alles gegeben, um sich mit einem Paukenschlag in den Ruhestand zu verabschieden. Und allen Unkenrufen zum Trotz ist ihnen das auch gelungen! Rock Hard, Rock Free!
(Dagger)
Natürlich hat das Festival während der letzten zwei Stunden auch auf den anderen Bühnen seinen Lauf genommen. Ray und Jason berichten von der W.E.T. Stage...
Vor zwei Jahren spielten Suidakra noch den mittäglichen Eröffnungsset auf der Black Stage, heute haben sie eine spätere Spielzeit erhalten, dafür aber auf der kleineren Zeltbühne. Das Areal vor der Bühne ist ordentlich gefüllt, als die ersten Klänge von "Isle Of Skye" erklingen. Die Stimmung ist sofort prächtig, was angesichts der Songs, die Suidakra in der Hinterhand haben, auch kein Wunder ist. Davon lassen sich die Jungs beflügeln und legen eine sehenswerte Spielfreude auf die Bretter. Als besondere Einlage überlässt man bei "Birog's Oath" Gastsängerin Tina die Vocals, die auch gleich mit entsprechenden Sprechchören empfangen und unterstützt wird. "Stone Of The Seven Suns" folgt, ehe man noch ein AC/DC-Cover am Start hat. Die Spielzeit ist knapp und "Wartunes" markiert dann leider schon wieder das Ende. Mit viel Beifall werden Suidakra in die Nacht entlassen.
(Ray)
Als Fan der ersten Stunde freue ich mich nun wahnsinnig auf Sirenia, schließlich findet man Bands des Female Fronted Gothic/Dark Metal auch auf dem diesjährigen W:O:A für meinen Geschmack leider zu selten. Und so begebe ich mich erneut in den Headbangers Ballroom, um den Mannen um Morten Veland - nebst Sängerin Ailyn - Gehör zu schenken. Aber wie schon bei Deadlock gibt es auch hier wiederum technische Probleme, die den Auftritt letztlich wieder um fünf Minuten verkürzen. Echt ärgerlich ist so etwas, vor allem, wenn es Bands betrifft, die ohnehin nur eine halbe Stunde auftreten dürfen. Aber egal, los geht es mit den Hits "Path Of Decay" und "The Other Side" sowie "Lost in Life". Anschließend folgt "The End Of It All" vom aktuellen Album Enigma Of Life. Beschlossen wird der leider viel zu kurze Gig mit "My Mind's Eye". Leider wurden ausschließlich Stücke von den letzten drei Alben gespielt. Die musikalische Entwicklung ging ja auch von dem etwas "härteren" Gothic Metal mit Mortens Grunts aus den Anfangstagen - so wie ich es etwas lieber gehabt hätte - hin zu einer etwas "mainstream-orientierten" Mucke. Hinzu kommt noch, dass die parallel auftretenden Jungs von Judas Priest scheinbar keine unmittelbare Konkurrenz dulden, so laut wie man sie bis zur W.E.T. Stage hört. Doch alles in allem bin ich zufrieden und erstaunt wie viele Fans doch den Weg hierher gefunden haben.
(Jason)
Am Nachmittag mussten Negator ihren Black Metal bei Sonnenschein zelebrieren, Tsjuder aus Norwegen dürfen dafür die Nacht verwenden. Dabei zeigt sich, dass das Trio kein Freund großer Worte ist. In bester Black Metal-Manier, aufs Wesentliche reduziert, weitestgehend ohne Ansagen, dafür umso grimmiger, so präsentieren sich Tsjuder anno 2011. Auch viel Bewegung ist nicht zu verzeichnen, obwohl das Trio ausreichend Platz auf der Bühne hat. Zwar ist weniger los als bei den vorangegangenen Sirenia, aber trotzdem werden die schwarzen Hymnen ordentlich abgefeiert. Auch ist der Sound besser als bei Negator am Nachmittag, was auch gut so ist. Ein Fest für alle Schwarzwurzler.
(Ray)
Wir schwenken wieder zurück zur True Metal Stage. Die letzten Noten von "Living After Midnight" sind verklungen, "Priest"-Choräle und Rufe nach einer Zugabe dominieren noch immer das Geschehen, als ich mich durch das dichte Drängen der Wackinger in Richtung Party Stage schiebe. Dort angekommen geht es auch schon los mit Kyuss Lives, einer Band, die ich mir heute noch unbedingt ansehen wollte. Immer noch völlig paralysiert von der Flut an Eindrücken, die das Priest-Konzert bei mir hinterlassen hat, bekomme ich vom Treiben auf der Bühne allerdings kaum noch etwas mit. Ihr kennt das, wenn man unkonzentriert versucht ein Buch zu lesen, die Augen gleiten über die Zeilen und am Ende einer Seite hat man keine Ahnung, was man da eben gelesen hat. Nein, das hat heute wirklich keinen Sinn mehr. Schade drum. Nach drei Titel knochentrockenem Stoner Rock ("Gardenia", "Hurricane" und "Thumb") geht es vorbei an Tryptikon und der Black Stage geradewegs zu Zelt, Pavillon und den mittlerweile wieder hoffentlich erkalteten Bierdosen, die unter dem Auto lagern. Zum Glück haben wir ja auch noch den Fuxx auf dem Gelände. Der ist noch fit und hat folgendes zu berichten...
(Dagger)
Obwohl ich den Jungs von Accuser nachmittags am Meet-and-Greet-Stand eigentlich versprochen habe, nach Judas Priest (Metal!!!) sogleich zu ihrem Gig ins Zelt zu eilen, will ich wenigstens noch einen kurzen Moment vor der Black Stage verweilen - nur, um zu sehen, wie der freundliche Herr Fischer von nebenan denn heutzutage so aussieht. Doch was ist das? Ein Stückchen "Crucifixus" von der Shatter-EP und jetzt... "The Procreation Of The Wicked" - Celtic Frost. Mir jagt es einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Donnernde Soundwände und ein Mensch im mittigen Spotlight, der in Sachen Charisma das bösartige Pendant zum eben gesehenen Metal-Gott abgibt. Tom G. Warrior alias Thomas Gabriel Fischer, Mr. Hellhammer, Mr. Celtic Frost hat nach mehreren Wiederbelebungsversuchen seiner früheren Combo bei Triptykon augenscheinlich endlich eine neue Heimat gefunden, eine Spielwiese, in diesem Falle wohl eher Ödland oder Vorhölle, auf der er sich nach Belieben austoben kann. An Bühnenpräsenz kaum zu schlagen! Ich stehe vom ersten Akkord an im Banne dieses Mannes und seiner Mitstreiter Norman Lonhard, V. Santura und der Bassistin Vanja Slaj. Ist das nun Doom oder gar Gothic, was die Band in "Goetia" abliefert? Ich tendiere zu Dark-, Darker-, Darkest Metal. Keine echten Unterbrechungen zwischen den Songs und es erschallt wie aus dem Nichts "Circle Of Tyrants". Uuh! Uuh! Uuh! Unnütz zu sagen, dass Celtic Frost wohl eine der prägendsten Metal-Bands überhaupt waren, und jene Songs jetzt wieder vom Urheber persönlich und das mit aller Passion zu hören, ist schlichtweg atemberaubend. Fischer braucht sich gar nicht groß zu bewegen. Es genügt, einfach nahtlos überzuleiten in "Babylon Fell". Der Überraschungseffekt lässt das Areal vor der Black Stage erzittern und ich stehe weiter nur mit runter geklapptem Kiefer da. "Evil indeed. Evil indeed." flüstere ich meinem australischen Kumpel ins Ohr und höre einfach nur zu, als Triptykon die "Synagoga Satanae" auferstehen lassen. Es gibt jedes Jahr mindestens eine Band, die das ganze W:O:A-Gelände in einen ganz speziellen Spirit versetzt. Dieses Jahr geht dieser Titel von meiner Warte aus ohne jeden Zweifel an Triptykon. Zwanzig Minuten "The Prolonging" mit zusätzlichem Outro "Winter" dürfen wir noch Zeugen dieser Messe, dieser schwarzen, werden. Ich könnte noch mal zwei Stunden so dastehn, zusehn und mich vom Sound erfüllen lassen, doch auch dieser Gig geht zu Ende. Ganz benommen meine ich "We missed Accuser." Über eine Stunde habe ich daran allerdings keinen Gedanken verschwendet und ich hoffe die Thrash-Urgesteine hatten auch ohne mich einen schönen Abend. Doch bei dieser Offenbarung das Weite zu suchen, war schlichtweg unmöglich. Uuh!
(Fuxx)
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