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Konzert-Bericht

Avantasia

The Metal Opera Comes To Town

All-Kart-Halle, Kaufbeuren 04.12.2010

Ganze drei Tage nach der (alljährlichen) W.A.S.P.-Sause im Stuttgarter LKA-Longhorn durfte sich der Heavyhardes-Schreiberling auf Reisen sein Patch-Jacket erneut überstreifen und in die Tingel-Tangel-Bahn einsteigen - dieses Mal allerdings in entgegen gesetzter Richtung mit der Endstation Kaufbeuren. Absoluter Pflichttermin, denn Hans Dampf in allen metallischen Gassen oder einfach Toby Sammet hatte ein Who Is Who der hart rockenden Ägide zusammen getrommelt, um zum ersten Mal überhaupt ausgewählte Stücke aus seiner Avantasia-Saga, die mittlerweile ja bereits aus fünf Platten besteht, in größeren Hallen auf die Bretter zu bringen. Das Thermometer verabschiedete sich, je weiter es gen Süden ging, in immer ungemütlichere Minus-Gefilde und so wurde die letzte Zigarette vor der All-Kart-Halle im Schnellverfahren erledigt, bevor es auf die Indoor-Piste ging, die sich an diesem Abend von Bangervolk sämtlichen Coleurs und aller Altersklassen dicht besiedelt sah. Da stand der bärtige Biker mit einem Pleasure To Kill-Rückenaufnäher neben drei Kiddies in Slipknot- und Deftones-Shirts (Familienausflug?) und an der Theke prosteten Burgfräulein in mittelalterlichen Kostümen nietenbespickten Schwarzwurzelfanatikern zu. Alles klare Indizien dafür, dass Herr Sammet mit seiner Metal Opera einen Zyklus erschaffen hat, der generationen- und spartenübergreifend dazu taugt, das oft so in sich gespaltene Metalpublikum zu verbinden.

Wie bereits vorher angekündigt wurde auf Vorbands gänzlich verzichtet und nachdem sich das Venue etwa zu zwei Dritteln gefüllt hatte (wohl etwas weniger), hieß es also schon recht früh am Abend "Welcome to the Opera"! Als der Vorhang fiel und Uns-Toby im Scarecrow-Outfit die Bühne enterte (die trotz all der Helden an seiner Seite den ganzen Abend seine bleiben sollte), befand ich mich gerade im launigen Plausch am Merchandise-Stand - Shirts 20 Euro, Zipper 40 - und da als Opener "Twisted Mind" von The Scarecrow gewählt wurde, das nicht unbedingt zu meinen Lieblingsnummern zählt, bot sich die Möglichkeit, die burgähnlichen Bühnenaufbauten erstmal aus dem Rückraum in Augenschein zu nehmen bzw. den "wohltemperierten" Sound auf sich wirken zu lassen. Druck ja. Transparenz ja, aber sobald man sich ein Stück weit zu sehr nach links oder rechts von der Bühne begab, wurde es dann doch recht leise, so dass man sich, ohne schreien zu müssen, noch gut unterhalten konnte (könnte aber auch sein, dass ich noch ein wenig "I Wanna Be Somebody"-geschädigt war, denn bei W.A.S.P. drei Tage vorher war es dann doch recht dröhnend). Beim Titelsong der oben genannten Scheibe teilte sich Sammet dann zum ersten Mal das Mikro mit Jorn Lande, der sich, wie alle Gastsänger an diesem Abend, in ausgezeichneter Verfassung zeigte und dessen tiefere, vollere Stimmlage sich wie schon auf den Studio-Outputs als optimale Ergänzung zu Tobys Vocals erwies.
Bis dato herrschte noch wenig Bewegung in der versammelten Hörerschaft, was sich beim Überhit von Angel Of Babylon - "Promised Land" - und dann vor allem bei "Serpents In Paradise" von der ersten Platte aber schlagartig ändern sollte. Ab da sprang der sprichwörtliche Funke über und fast jede Textzeile wurde vom vielstimmigen Publikumschor enthusiastisch mitgesungen. Richtig gute Stimmung nennt man so was. Nachdem sich Lande so drei Songs lang austoben durfte, hieß es für "The Story Ain't Over" den nächsten Stargast auf die Bühne zu bitten. Was Bob Catley (Magnum) an diesem Abend gesanglich ablieferte war einfach nur exorbitant genial. Nur wenige sind imstande, soviel Feeling in einen Song zu legen und dabei noch so glasklar zu singen, dass man jedes Wort versteht. Große Klasse. Erneut fliegender Wechsel und die Rückkehr zu Avantasia I in Form des längst zum Melodic Power Metal-Evergreen avancierten "Reach Out For The Light". Und schau an: da stand er nun tatsächlich nach all den Irrungen und Wirrungen der letzten Jahre inmitten eines Heavy Metal-Umfelds - der Kiske. Und die ehemalige Helloween-Ikone machte ihre Sache bravourös. Am Look - Ski-Mütze und Motorrad-Jacke - könnte man noch etwas feilen, aber stimmlich zeigte sich Michael Kiske voll auf der Höhe. Auch die Interaktion mit Sammet wusste zu gefallen. Beim folgenden "The Tower" schienen sich die beiden die vokalischen Bälle wörtlich zuzuspielen. Absolut sehenswert. War die Stimmung vorher schon gut, so schwappte sie bei den beiden letztgenannten Songs gänzlich über.
Das hielt sich auch bei "Death Is Just A Feeling" (von Angel Of Babylon), das, ursprünglich vom Mountain King Jon Oliva gesungen, von Kiske fein interpretiert wurde. So konnte es sich Sammet an dieser viel umjubelten Stelle im Set leisten, nach kurzer, fast entschuldigender Ansprache den Poprocker "Lost In Space", der in der metallischen Fachpresse damals auf viel Kritik gestoßen war, einzuflechten. So blieb kurz Zeit sich ein leckeres Bierchen für 2,70 Euronen zu gönnen, um dieses in aller Genüsslichkeit beim nächsten Song die schon leicht heisere Kehle hinunter laufen zu lassen. Denn als Catley zu seinem zweiten Streich erschien, war Gänsehaut- und Feuerzeug-Alarm angesagt. "In Quest For" bot ohne Zweifel mit die herausragendsten Momente des Abends. Die Bühne in stimmungsvolle Farben getaucht, der Publikumschor, der tolle Song (von Avantasia II) an sich, Catley in Hochform... mmmmh das mundete. Genauso wie das folgende Triple von The Wicked Symphony und Angel Of Babylon, bei dem es zeitweise richtig voll auf der Bühne wurde: "Runaway Train" bei dem sich Lande, Kiske, Catley und Sammet die Klinken in die Hände gaben, "Dying For An Angel" mit Kiske (statt wie auf dem Silberling Klaus Meine) am Mikro und "Stargazers", zu dem neben Lande auch Oliver Hartmann aufspielen durfte. Konstant hohes Niveau also, das jedoch mit der nächsten Nummer noch einmal getoppt werden konnte: "Farewell" (vom ersten Teil) wurde als wunderbares Duett von Sammet zusammen mit Amanda Sommerville, die bis dato als Backgroundaktivistin brillierte, vorgetragen.
Zum Schluss des regulären Sets gab es eine fulminante Version von "The Wicked Symphony", doch wer gedacht hatte, dass die meisten Pfeile bereits verschossen worden waren, der sah sich insofern getäuscht, als dass zur ersten Zugabe ein gewisser Herr Hansen, der auf den Vornamen Kai hört, ans Mikro schlurfte und dort den ursprünglich von Alice Cooper eingesungenen Stampfer "The Toy Master" zum Besten gab. Der Gamma Ray-Frontman blieb, nachdem er schon mal da war, auf der Bühne, schnallte sich seine Sixstring (von der man allerdings nix hörte) um und feuerte zusammen mit Kiske (!!!! Allen Helloween-Fanatikern wurde es mehr als warm ums Herz.) und Sammet "Shelter From The Rain" und das von allen lautstark geforderte "Avantasia" ins Publikum. Zum krönenden Abschluss wurden alle Beteiligten noch mal heraus gerufen, um ein Medley aus den beiden Übernummern "Sign Of The Cross" und "The Seven Angels" abzufeiern, zusammen mit einer wirklich tollen Audience, deren eigene Feierlaune jeglichen Respekt verdient.

Ein eindrucksvoller Abend, zu dem durchaus noch ein paar Leutchen mehr hätten kommen können. Zu Avantasia I und II-Zeiten wäre die Halle wohl proppevoll gewesen, aber ich denke, jeder wird die Aufführung, die es in dieser Form wohl kaum mehr zu bestaunen geben dürfte, noch lange, lange im Gedächtnis behalten. Über zwei Stunden Unterhaltung pur mit herausragenden Einzelleistungen der involvierten Künstler, die aber eben auch als Kollektiv wunderbar miteinander harmonierten. Wer nicht da war, hat ohne Zweifel was verpasst.

Setlist Avantasia:
Twisted Mind
The Scarecrow
Promised Land
Serpents In Paradise
The Story Ain't Over
Reach Out For The Light
The Tower
Death Is Just A Feeling
Lost In Space
In Quest For
Runaway Train
Dying For An Angel
Stargazers
Farewell
The Wicked Symphony
---
The Toy Master
Shelter From The Rain
Avantasia
Sign Of The Cross/The Seven Angels

Fuxx

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