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Festival-Bericht

Heidenfest

mit Twilight Of The Gods, Ensiferum, Equilibrium, Swashbuckle & Heidevolk

Backstage, München 10.09.2010

Das Heidenfest gastiert mal wieder in München, mal wieder im Backstage und da mal wieder im Werk. Also, alles beim alten? Weit gefehlt, denn diesmal hat es sogar mit der Akkreditierung des Schreiberlings geklappt! Gute Voraussetzungen also, einen gelungenen Konzertabend zu verbringen.

Leider begann es etwas unglücklich, woran allerdings weder die Bands noch der Veranstalter schuld waren, denn wegen Gründen, die niemand zu verantworten hatte, konnte ich das Backstage erst gegen Viertel nach sieben erreichen, was zur Folge hatte, dass ich vom Opener Heidevolk nur noch die letzten drei Stücke mitbekommen habe. Diese allerdings wirkten auf mich sehr gelungen und vor allem stimmungsvoll und wenn ich die Reaktion des Publikums richtig gedeutet habe, war ich mit dieser Meinung keineswegs alleine. Anscheinend also ein Auftakt nach Maß und eine Empfehlung für die Band.

Mittlerweile hatte ich mich dann auch einigermaßen akklimatisiert und konnte, gestärkt durch eine Hopfenkaltschale die zweite Band des Abends, Swashbuckle, zur Gänze genießen. Nun, vielleicht ist genießen der falsche Ausdruck, denn so wirklich passend in diesem Billing waren die Thrash-Piraten weder vom Musikstil noch von der allgemeinen showmäßigen Herangehensweise. Zu hektisch und auch aufgekratzt war die Show, um wirklich ins Gesamtkonzept des Heidenfestes zu passen. Damit will ich keineswegs behaupten, Nobeard & Co wären schlecht gewesen, nein Spaß hat der Auftritt schon gemacht und mit Songs wie "Scurvy Back" oder "Cruise Ship Terror" kann man eigentlich nicht viel falsch machen; ich fand diese Hurra-Show halt irgendwie unpassend. Allerdings gab es auch nicht wenig Anwesende, die ihren Spaß an der Show hatten, so dass hier wohl das Prädikat "Geschmacksache" am passendsten wäre.

Dafür war die nächste Band umso besser ins Billing passend, noch dazu bei dem Heimspiel, das Equilibrium hatten. Hier wurde auch ganz klar, weswegen die Leute an diesem Abend im Backstage waren, so voll war es weder davor noch danach im Werk. Und wenn's voll ist, herrscht auch fast immer gute Stimmung, dieser Abend war da keine Ausnahme. Wirklich herausragend fand ich den Auftritt zwar nicht, irgendwie vermisse ich da seit der Umbesetzung ein bisschen Bühnenpräsenz, aber davon ließ sich die Meute keineswegs stören und feierte ihre Lokalmatadore gehörig ab.

Auch wenn der Besucherandrang bei Ensiferum nicht mehr ganz so stark war wie noch bei Equi, war das Werk dennoch immer noch gut gefüllt, als die Finnen die Bühne enterten. Und an diesem Abend beweisen die Mannen um Frontmann Petri einmal mehr, dass sie live eine Bank sind. Von Anfang an hatten sie das Publikum fest im Griff und feuerten einen Gassenhauer nach dem anderen ins weite Rund, so dass man gar nicht anders kann als mitzugehen. "One More Magic Potion", "Stone Cold Metal", "LAI LAI HEI" und weitere Klassesongs rissen die Menge mit und ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass es sich hier um den bisherigen Höhepunkt des Abends handelte. Endlich hatte nicht einmal ich etwas zu meckern und auch die Leute, mit denen ich mich über das Billing unterhielt, sahen in Ensiferum den Gewinner des Heidenfestes.

So, jetzt wurde es aber spannend, denn im Gegensatz zu den vorherigen Kapellen ist das All-Star-Projekt Twilight Of The Gods keineswegs ein oft gesehener Gast in den Konzerthallen des Landes und wird es wohl auch nicht werden. Spannend war aber hauptsächlich, ob diese Gruppe hervorragender Musiker das Liedgut von Quorthon adäquat umsetzen konnte, einfach kann dieses Unterfangen nie und nimmer sein. Und meine Befürchtungen aus dem Vorfeld des Festes bewahrheiteten sich leider, denn bei aller Klasse der beteiligten Künstler erschienen mir die Interpretationen des Bathory'schen Liedgutes durchweg unangemessen. Vielleicht lag es daran, dass Alan Averill und Konsorten technisch einfach zu beschlagen sind. Quorthon beherrschte sein Instrumentarium zwar leidlich, aber ein wirklicher Ausnahme-Könner war er an keinem seiner Arbeitsgeräte. Genauso wenig war er ein guter oder wenigstens akzeptabler Sänger, aber genau von dieser Unvollkommenheit lebte seine Musik meiner Meinung nach. Wie verzweifelt hat er denn mit seinem Gesang denn gerade auf den Frühwerken gekämpft? Genau diese Emotionalität fehlte an diesem Abend, denn egal, wie sehr sich Herr Averill anstrengte, er ist einfach ein viel zu guter Sänger, um diese Art Gesang glaubwürdig zu interpretieren. Ähnlich erging es mir mit der instrumentalen Performance, viel zu gut sind Leute wie Nick Barker an ihren jeweiligen Instrumenten, um den etwas rumpeligen Charme des Originals authentisch wieder aufleben zu lassen. Ich hatte so etwas zwar befürchtet, war aber dennoch ziemlich enttäuscht, dass es tatsächlich so eintrat. Allerdings wurden nicht allzu viele Zuschauer Zeuge dieser Darbietung, denn zum Zeitpunkt des Auftrittes des Headliners (!) war schon mehr als die Hälfte der Gäste bereits auf dem Heimweg, so dass nur ein paar Unentwegte die Neuinterpretation von Götterwerken wie "Shores In Flames" oder "Father To Son" miterleben durften oder mussten.

Tja, irgendwie war der Abend meiner bescheidenen Meinung nach nicht der große Wurf, der er hätte werden können. Ensiferum eine Bank, Heidevolk wohl recht gut, Equilibrium mittelmäßig, Swashbuckle unpassend und Twilight Of The Gods enttäuschend, Sternstunden sehen anders aus. Wobei natürlich gesagt sein muss, dass es sich bei dieser Bewertung um eine äußerst subjektive Meinung meinerseits handelt, vielleicht sieht das jemand anderer komplett anders....

Hannes

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