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Konzert-Bericht

Dream Theater & Symphony X

TonHalle, München 21.10.2007

Nach der Geburtstagstour vor ziemlich exakt zwei Jahren öffnete das Traumtheater wieder seine Tore für das Münchener Publikum. Im Gegensatz zur Tour vor zwei Jahren ließen sie sich es aber dieses Mal nicht nehmen, nicht auf einen Support zu verzichten. Das Prog-Publikum dürfte es gefreut haben, denn keine Geringeren als die US-Amerikaner Symphony X waren mit dabei, die dieses Jahr mit Paradise Lost ein weiteres Highlight ihrer Karriere veröffentlicht haben.

Als Location wurde die schon allseits bekannte Tonhalle ausgewählt, die auch dieses Mal sehr gut gefüllt war. Übervoll könnte man es auch ausdrücken. Dream Theater bat zwar das Publikum das Rauchen sein zu lassen, aber die Luft in der Halle sprach auf Dauer andere Bände. Doch dazu später mehr. Denn das fast schon ungeduldige Publikum konnte es kaum erwarten bis die Lichter ausgingen.

Punkt 20:00 Uhr war es dann soweit. Licht aus und Spot an für Symphony X, die mit dem vom Paradise Lost-Album bekannten Intro starteten, das nahtlos überging in das formidable "Set The World On Fire". Dabei bekamen die Amerikaner verhältnismäßig viel Platz auf der Bühne zugestanden, wobei die Bühne insgesamt recht dumper gehalten wurde, gute Lichtverhältnisse sind wohl anders. Was man auch für den Sound sagen kann, gerade bei den symphonischen und bombastischen Tracks war der Sound eher suboptimal. Bis auf "Inferno" (von The Odyssey) und "Of Sins And Shadows" (von The Divine Wings Of Tragedy) war ganz klar das Hauptaugenmerk auf den aktuellen Output gerichtet. Mit der spielerischen Klasse, die Symphony X unumstritten haben, war es ein Leichtes das Publikum zu überzeugen. Auch der sympathische Sänger Russell Allen lieferte unter den gegebenen Umständen eine tadellose Leistung ab und war redlich bemüht das Publikum bei Laune zu halten. Nur ein paar unverbesserliche Spielverderber wären wohl am liebsten in den Sitzstreik gegangen, wenn sie denn genügend Platz gehabt hätten, aber man kann ja nicht alles haben. Nach 45 Minuten war dann auch schon Feierabend, es wäre mal an der Zeit, dass Symphony X mal wieder als Headliner unsere Lande unsicher machen.

Knappe 25 Minuten später stiegen die Temperaturen gemächlich an, die Rauchglocke legte sich auf die Schultern des Auditoriums und die Lichter gingen erneut aus. Hübsch visualisiert wurde der Countdown bis es losging. Die verkehrt herum aufgehängte Ampel, die man schon vom Cover kennt kam hier zum Einsatz und beim Grünlicht ging es nun endlich los. Was bei Symphony X noch von einem Vorhang verdeckt war, wurde nun auch offenbart. Videoleinwände und ein riesiges Drumset kamen zum Vorschein. Fast hätte man meinen können, dass Mike Portnoy aufgrund des Aufbaus zum Octopus mutiert wäre, aber nach dem Intro (hurra!) kam er auf die Bühne und... sah aus wie immer. Dream Theater gingen gleich in die Vollen und legten mit dem Metallica-artigen "Constant Motion" los. Dabei fiel gleich auf, dass das Licht weitaus besser genutzt und vor allen Dingen integriert wurde und auch der Sound war deutlich klarer. Aber das ist nun mal Dream Theater und nichts anderes wird erwartet. Allerdings hätte ich nach dem Einstieg etwas anderes erwartet als "Strange Deja Vu". Ja, ja und nochmals ja. Dream Theater sind ja bekannt für wechselnde Setlisten und auch daran hielten sie sich in der bayrischen Landeshauptstadt, was sie später unter Anderem noch mal mit dem absolut genialen "Scarred" bewiesen. Beim Bühnenbild und den animierten Videos lehnte man sich übrigens stark an das Cover von Systematic Chaos, ich sag nur Straßenlaterne und Ameisen.

Über die komplette Dauer gingen die Herrn Musiker hochkonzentriert zu Werke und spielten für jeden Normalsterblichen mindestens 1000 und einen Knoten in die Finger. John Petrucci spielte sich auf seiner Sieben-saitigen einen Wolf nach dem anderen, kongenial unterstützt vom gewohnt emotionslosen John Myung. Die Bass-Figuren, die dieser selbstredend ohne Plektrum spielt sind definitiv nicht von dieser Welt. Aber auch Mike Portnoy war dauernd am Rotieren und hämmerte auf seinem Schlagzeug rum, dass es eine Freude ist ihm zuzuschauen. Klar ist er sicherlich irgendwo auch ein Show-Schlagzeuger, aber wo andere sich in langweiligen Schlagzeugsoli verlieren demonstriert er seine technisch astreinen Fähigkeiten. Über Jordan Rudess' Fähigkeiten Worte zu verlieren verhält es sich ähnlich wie mit den Kuckucksuhren und der Schweiz. Egal ob auf seinem schwenkbaren Keyboard, seinem Continuum oder neuerdings seinem Zen Riffer (im Grunde genommen ein tragbares Keyboard), er ist und bleibt ein Meister der Tasten. Selbst James LaBrie, der jahrelang als "Schwachpunkt" der Band ausgemacht wurde, hat einen verdammt guten Tag erwischt. Seine Stimme klingt eindeutig gereifter, die Höhen machen ihm live nicht mehr ganz die Schwierigkeiten wie noch vor ein paar Jahren.

Auch Dream Theater ließen es sich nicht nehmen den Löwenanteil auf das aktuelle Album Systematic Chaos ausgerichtet zu haben, aber schließlich stand ja auch die Tour unter dem Motto Chaos in Motion. Normalerweise sollten bei Dream Theater-Konzerten immer alle Alben abgedeckt werden um alle Fans zufrieden zu stellen. Doch auf Songs vom Erstling When Day And Dream Unite sowie von Falling Into Infinity (mal abgesehen von einem kleinen Auszug im Medley) musste dieses Mal verzichtet werden. Einerseits sehr schade, zu gerne hätte man solche Großtaten wie "A Fortune In Lies" oder "New Millennium" gehört (ganz zu schweigen von "Pull Me Under"), aber wie bereits erwähnt: man kann nicht alles haben, zumindest was die Songs betrifft. Auf der anderen Seite konnte man aber froh sein wiederum solche Perlen wie "Take The Time" zu hören. Dream Theater standen ja schon immer für Abwechslung, und von daher hatte es auch dieses Mal Sinn, dass neben dem radiotauglichen und mitsingkompatiblen "I Walk Beside You" sowohl das anbetungswürdige und balladeske "Misunderstood" als auch das komplette und vielschichtige "In The Prescence Of Enemies" gespielt wurde. Knappe 25 Minuten visuelle und akustische Vollbedienung, in der Dream Theater die Musikwelt aus den Angeln gehoben haben und in die Schranken weisen konnten. Wahnsinnig perfekt oder perfekter Wahnsinn, sucht es euch aus. Nach einer kleinen Pause kam das Quintett wieder auf die Bühne zurück um die Zugabe in Form eines Medleys wieder zu geben. Die Übergänge wurden recht gut abgestimmt um die Songs in einer tollen Gesamtform erstrahlen zu lassen. Als die letzten Töne verstummt sind, wollte das Publikum noch mehr, aber die Tonhalle war gnadenlos und ließ die Deckenlichter an, um das Auditorium von ihrem akustischen Trip knallhart auf den Boden der Tatsachen fallen zu lassen.

Verwunderlich war nur, dass nicht mal ganz zwei Stunden vergangen sind, von Dream Theater ist man mindestens noch eine halbe Stunde länger gewohnt. Andererseits nahm die Tonhalle schon langsam Terrarium-Temperaturen und eine pumakäfigartige Luft an, so dass man eigentlich froh sein konnte wieder an die gut abgekühlte Münchener Luft zu gehen.

Wie dem auch sei, Symphony X haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen, so können sie gerne wieder kommen. Von Dream Theater bekam man wie immer gewohnte Kost. Gewohnte Kost auf beeindruckend hohem Niveau, unterstützt von einer wahrlich überfluteten Liveshow und ziemlich coolen Videoclips im Hintergrund. Oder anders ausgedrückt, das was Dream Theater abliefern ist Perfektionismus pur. Des einen Freud, des anderen Leid, so wie die Merchandising Preise (Schweißband acht Ocken, T-Shirt 32 Teuronen aber als Abschuss ein Football-Shirt lässige 95 Euro, ohne Worte...). Aber wie schon erwähnt, an so einem Abend kann man nicht alles haben oder frei nach dem Motto: Nur gucken, nicht anfassen.

Setlist Symphony X:
Set The World On Fire
Domination
The Serpent's Kiss
Paradise Lost
Inferno
The Walls Of Babylon
Of Sins And Shadows

Setlist Dream Theater:
Constant Motion
Strange Deja vu
Never Enough
Scarred
The Dark Eternal Night
I Walk Beside You
Misunderstood
Take The Time
In The Prescence Of Enemies
--------
Medley:
Trail Of Tears (It's Raining)
Finally Free
Learning To Live
In The Name Of God
Octavarium

Andi

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