Konzert-Bericht
Ektomorf, Disbelief, Betzefer & By Night
Monster Mosh Down Tour
Backstage, München 13.10.2005
Der erste Headliner Gig der ungarischen Senkrechtstarter Ektomorf stand zuerst unter keinem guten Stern, ist doch kurzfristig der ursprüngliche Veranstalter den Bach runter gegangen, wodurch der Gig auf der Kippe stand. Durch das beherzte Eingreifen des Titanic City konnte jedoch das Konzert ungestört über die Bühne gehen.
Und wieder einmal überraschte der Austragungsort, das Backstage, nicht nur mich mit Pünktlichkeit, auch die später noch eintreffenden Fans waren ob des bereits im Gange befindlichen Konzertes durchaus erstaunt.
Den musikalischen Reigen eröffnen durften die Schweden By Night, in einer knappen halben Stunde versuchten, die Leute anzuheizen. Mit ihrem Hardcore gaben sie zwar von Anfang an mächtig Gas, jedoch tummelten sich zu diesem Zeitpunkt gerade mal 40 bis 50 Nasen in der Halle, von denen es gerade einmal eine Handvoll wagte, sich in Richtung Bühne zu bewegen. Der Rest zog es vor, sich im hinteren Bereich gleich beim Eingang zu stapeln. Auf der Bühne waren die fünf jungen Schweden schwer in Bewegung, doch vor eben dieser war wenig bis gar nix los, der berühmte Funke sprang einfach nicht über. Vielleicht lag es am eher durchschnittlichen Hardcore, vielleicht an der anfangs zu übertriebenen Lautstärke, die für die fast leere Halle einfach zu hoch war. Jedenfalls füllte sich zwar das Auditorium, doch mehr als Höflichkeitsapplaus war hier nicht drin.
Die aus Israel eingeflogenen Betzefer boten da schon ein ganz anderes Bild, hatten sie auch den Vorteil, dass inzwischen doch einige Fans den Weg zum Backstage gefunden hatten. Mit ihrer Mischung aus Hard- und Metalcore, der stellenweise sehr groovig durch die Boxen kam, trafen sie definitiv eher den Geschmack der Anwesenden, so dass die ersten Matten vereinzelt zu rotieren begannen. Leider habe ich von der Show relativ wenig gesehen, da sich der Security am Eingang "mal kurz" für ein "kurzes Telefonat" verabschiedete, worauf ich den Posten am Stempelkissen übernahm (ja, das Postler-Dasein liegt mir im Blut). Dumm nur, dass sich besagter Mensch gar nicht mehr blicken ließ und ich aus dem Stempeln gar nicht mehr raus kam. Immerhin konnte ich zeitweise einen Blick riskieren und mich von der guten Stimmung, die inzwischen vorherrschte, anstecken lassen. Guter Gig, der mit entsprechendem Applaus belohnt wurde.
Die Jungs von Disbelief bekamen schon beim Betreten der Bühne großen Beifall entgegengedonnert, was auf einen fetten Gig hoffen ließ. Und die Fans sollten nicht enttäuscht werden: Für die nächsten 60 Minuten war Death Metal vom Feinsten angesagt, der gut gemischt richtig fett und gewaltig durch die Boxen kam, wobei das Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Longplayer 66Sick lag. Zwar war direkt vor der Bühne noch das ein oder andere Plätzchen frei, doch der Stimmung tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil, so hatte jeder genug Platz zum Mähne schütteln. Und der wurde auch gebraucht, denn gleich von Anfang an flogen die Haare. Der Platz auf der Bühne war weit weniger geräumig, hier wirkte alles etwas gedrängt, doch Karsten Jäger (Vocals) brauchte auch keinen großen Auslauf um die Stimmung weiter anzuheizen, hier genügten einfach gute Songs der Marke "Misery" oder "Lost In Time", und alles war im grünen Bereich. Im Laufe des Gigs machten auch der ein oder andere Mosher in einem kleinen Pit auf sich aufmerksam, aber aufgrund des großen Platzangebots fühlte sich hier nicht wirklich jemand gestört. Bei ihrem zweiten Auftritt in unserer Landeshauptstadt konnten die Jungs definitiv neue Fans hinzugewinnen. Respekt auch noch für den Mann an den sechs Saiten, der ersatzweise eingesprungen ist und sich den Set in gerade mal fünf Tagen draufgepackt hat. Hut ab. Disbelief wurden mächtig gefeiert und kamen um eine Zugabe nicht drum rum, die es mit "God? Master!" gerne gab. Sichtlich zufrieden war aber nach einer Stunde dann leider schon wieder Schluss.
Um kurz nach elf war es dann endlich soweit, Ektomorf betraten zum ersten Mal als Headliner die Bühne in München und legten mit dem Opener des aktuellen Albums Instinct "Set Me Free" auch gleich richtig los. Richtig los legten auch die Fans, denn von nun an war mächtig Bewegung angesagt im Frontbereich der Bühne. Da blieb keiner lange stehen, zumindest im vorderen Bereich nicht. Hier wurde nach Herzenslust gebangt und gemosht, was das Zeug hielt, entweder mitten im Pit oder eben etwas "abseits". Mit "Show Your Fist" und dem Titelstück der aktuellen CD hielten sich die Ungarn auch an die Reihenfolge auf dem Silberling. Angesichts der positiven Reaktionen der Fans konnte sich Farkas Zoltan (Vocals, Guitar) das ein oder andere Grinsen nicht verkneifen. Da sah man, dass es für diese Band einfach was Besonderes ist, auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten. Keine Spur von übertriebenen Gepose, alles einfach natürlich. Vereinzelt machten sich auch Fans auf, die Bühne zum Diven zu entern, doch wurden sie anfänglich relativ ruppig von der Security wieder zurück befördert, die wohl mit diesem Ritual wenig vertraut und einfach überfordert oder genervt war. Doch hier zeigte Farkas Fannähe, indem er die Security beruhigte und um mehr Rücksicht für die Fans forderte. Von da an ging es gesitteter zu. Respekt!
Von diesem kleinen Zwischenfall einmal abgesehen verlief alles entspannt, Farkas brauchte die Fans nicht extra mit "Jump Jump" Rufen anzustacheln, das geschah alles von ganz alleine. Auf der Bühne war ebensoviel Bewegung wie davor, die Ungarn gaben einfach alles und schonten weder sich noch die Fans zu einer Sekunde und wurden mit lautstarkem Beifall entsprechend belohnt.
Ein herrlich intensives und positives Konzert, das leider viel zu früh schon wieder zu Ende war. Doch auch hier ließen sich die Anwesenden nicht so einfach zufrieden stellen und mit "Fire" und "Burn" wurden noch zwei Zugaben gebracht, bevor es um zehn nach zwölf endgültig vollbracht war und die Fans in die kalte Nacht entlassen wurden.
Setlist Ektomorf
Intro
Set Me Free
Show Your Fist
Instinct
Fuck You All
You Get What You Give
Gypsy
I Know Them
Destroy
You Leech
Prodigy Cover
The Holy Noise
Tear Apart
Serial Men
United Nations
I Will
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Fire
Burn