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Festival-Bericht

Höhlenrock

mit Doro, Blaze Bayley, Schandmaul, Subway To Sally, Alev, Papa Roach, Saeko, Wolfenmond, Orden Ogan & Fiddler's Green

Balver Höhle, Balve 15. & 16.10.2004

(Fotogalerien: Hoehlenrock2004 )

Freitag, 15.10.2004:

Wie der Name schon sagt, sollte das Festival in einer Höhle stattfinden, diese befand sich am Ortsrand der "Kulturstadt Balve". In der Nähe der Höhle war ein ziemlich kleiner Campingbereich abgesteckt, der sich allerdings nicht einmal ganz mit Zelten füllte. Der Platz hatte zwar keine Sanitäranlagen, Besitzer einer Festivalkarte durften allerdings die Toiletten des parallel stattfindenden Mittelaltermarktes benutzen. Nachdem ich mein Zelt neben einem enorm fachkundigen saarländischen Bierbrauer aufgeschlagen und mich an den Resten der anderen Zeltnachbarn satt gefressen hatte, war es auch schon Zeit, in die Höhle zu gehen.

Der "Festivalbereich" bestand aus der mit einer Art überdimensionalem Vorhang verhängten Höhle sowie einem kleinen Vorplatz, auf dem sich sauerländische Fress- und Trinkstände niedergelassen hatten. Das Bier war mit 2,50 Euro teurer, als es klingt, da man für diesen Preis lediglich einen 0,3 Becher bekam. Überlegt mal, das ist gerade mal eine Drittel-Maß - Kulturschock pur! Da wurde ich zwangsläufig zum stundenlang nippenden Biergourmet.
Erstaunlich fand ich schon beim ersten Eintreten in den Festivalbereich die sehr laschen Sicherheitskontrollen. Gut, dass man mich mit meiner Pressekarte noch relativ unbehelligt durch ließ, kann man ja noch uneingeschränkt für gut befinden. So konnte ich wenigstens mitgebrachte Speis und Trank verzehren. Aber prinzipiell hätte fast jeder fast alles in die Höhle bringen können - Tretminen, Scharfschützengewehre, Handgranaten, Slipknot - was ich dann zwar sehr großzügig, aber gerade in einer Höhle mit nur 2-3 Ausgängen doch etwas bedenklich finde.

Als ich die Höhle betrat, hatten die nach ihrer Sängerin benannten Münchner Alev gerade mit ihrem Spiel begonnen. Recht normale Rockmusik modernerer Prägung ward da geboten, einen guten Schuss Neumetall inbegriffen. Die Frontfrau und Halbtürkin Alev sang und sang ihre englischsprachigen Beziehungstexte und bemühte sich durch eifriges Herumtanzen, Bewegung ins Publikum zu bringen.
Überhaupt war in der Show viel Hüpfen angesagt, und Alev war wohl die Person in der Höhle, die am längsten die Finger zum Teufelsgruß spreizte. Ansonsten: massive Werbung für die eigene Single, eine Akkustik-Einlage und noch einen türkischen Song. Die Publikumsresonanz war, verglichen mit den späteren Bands doch recht mager. Das deckte sich aber aber ganz gut mit meiner Bewertung; für unbekannte Mainstream-Musikanten hatte ich dann auch recht wenig übrig.

Nach Alev betraten Papa Roach die Bühne. Das heißt, kurz mochte man das denken, denn das Styling der Protagonisten von Leaf war noch mal deutlich unmetallischer als das von Alev und ihren Freunden. Was man bot, war mir abermals zu modern und entlockte mir ein derart herzhaftes Gähnen, dass ich, um eine weitere Lärmbelästigung des angrenzenden Publikums zu vermeiden, mich nach hinten verzog. Die "obercoolen" englischen Ansagen konnten mich ebenso wenig begeistern wie der phänomenal uninteressante Sänger. Manchmal schlich sich hier und da ein nettes Riff ein, dass mich vor dem Einschlafen auf der Höhlentreppe bewahrte, doch war ich dann schon sehr froh, als schlussendlich endlich Schluss war mit dem sinnlosen Getöse.

Jetzt war, zumindest meiner getrübten Wahrnehmung nach, zum ersten Mal die Stunde von Jörg gekommen. Eine Eigenart des Höhlenrock ist scheinbar, dass jeder Act vorangekündigt wird. Jörg erzählte viel von dem besonderen Event, dass der Höhlenrock doch sei, und versuchte, mit der ellenlangen, die halbe Bandbio enthaltenden Ansage, sich eine kleine Ecke Ruhm abzuschneiden. Eine wichtige Information gab es dann doch: Wegen technischen Problemen müsste Headliner Doro mit Blaze Platz tauschen und würde daher nun als nächstes auftreten.

Im Hintergrund wurden derweil schon fleißig Notenständer und Stühle geschleppt. Das Classic Night Orchestra sollte ja den nächsten Act begleiten. Bevor die große Metallkönigin jedoch engültig auftreten sollte, durfte, als eine Art Überraschung, eine Japanerin namens Saeko (oder so ähnlich) drei Songs zum Besten geben. Unterstützt vom Orchester sang sie eingängige, kuschelige Wohlfühl-Rockmusik, wobei mich der zweite Song immerhin irgendwie an die langsameren Stratovarius erinnerte. Mit dem auch ganz netten "Don't Be Afraid" verabschiedete sich die etwas knapp bekleidete Saeko auch schon wieder. Das Publikum war soweit ganz angetan.
Nun war es Zeit für Doro, die auch nicht lang auf sich warten ließ. Die Euphorie der zierlichen Düsseldorferin griff sofort auf das Publikum über. Gut gelaunt startete sie in ein abwechslungsreiches Set, das natürlich voll gespickt war mit Hits: Warlock-Kracher wie "Metal Tango", "Für Immer" oder "All We Are" waren ebenso vertreten wie Songs aus ihrer nunmehr 15-jährigen Solokarriere. Immer untermalt wurde sie dabei vom Orchester, wovon natürlich vor allem die Balladen profitierten. Neben der erfolgreichen aktuelle Single "Let Love Rain On Me" vergaß sie auch nicht die im Voraus versprochenen "größten Hits der Rockmusik", wobei es sich zu meiner Freude eher um die größten Hits der Metallmusik handelte: "Breaking The Law" und "Fear Of The Dark". Die Originalinterpreten brauche ich wohl nicht nennen. Für den letzteren Song kam Blaze auf die Bühne, um mit Doro im Duett zu singen.
Ergebnis war natürlich, wie auch ansonsten, ein begeistertes Publikum. Überhaupt, das Publikum: An diesem Freitag war es extrem gemischt: Sowohl altersmäßig (alles von 15-45) als auch szenisch: maximal die Hälfte hätte ich dem Aussehen nach irgendwie mit Metal oder Hardrock in Verbindung gebracht, wäre ich ihnen auf offener Straße begegnet. Mit "Love Me In Black" fand Doro noch Zeit für eine Zugabe, dann war ein sehr sympathischer und positiver Gig auch wieder vorbei.

Setlist Doro:
??
Metal Tango
White Wedding
Undying
Let Love Rain On Me
Für Immer
Hellraiser
Touch Of Evil
??
Breaking The Law
Tausend Mal Gelebt
Always Live To Win
Fear Of The Dark (feat. Blaze)
All We Are
True As Steel
---
Burning The Witches
Love Me in Blähäck

Blaze ließ sich dann für seine Rückkehr auf die Bühne etwas mehr Zeit, ein schier endloser Soundcheck wurde zu einer Geduldsprobe, die so manchen schon früher gehen ließ. Endlich ging es dann doch los. Freunde des ehemaligen Maiden-Frontmannes kamen sicherlich auf ihre Kosten, denn Herr Bailey war bei hervorragender Sing- und Schwätzlaune. Zu hören gab es unter anderem "Silicon Messiah", "Ten Seconds", "Ghost In The Machine" und den recht zackigen Titelsong des neuen Albums, "Blood And Belief". Immer wieder durften das verbliebene Publikum mitsingen. Mir war das alles ein bisschen zu viel Aktion zu so später Stunde. Lustig wurde es dann zum Schluss: Zum Abschied erklärte Blaze so etwas wie "I'm just a man" und dass er jetzt nicht wie jeder andere einen draufmachen würde. Mit fast wehleidiger Stimme erzählte er, dass er sich jetzt nicht Wein und Weib, sondern seinen Fans widmen müsse. Jedes gemeinsame Foto werde gemacht und jedes T-Shirt beschriftet. Da ich ihn in den nächsten Minuten allerdings nirgendwo entdecken konnte, machte ich mich auf den Rückweg zum Zeltplatz.

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