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Interview mit The Forsaken (17.12.2003)

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Mit "Traces Of The Past" haben The Forsaken ein melodiöses, aber zugleich brutales Schweden-Tod-Album eingespielt, das unterschiedliche Kritiken einfuhr und selbst innerhalb der Band nicht ganz unumstritten war. Und was das Ganze dann noch mit Schnecken zu tun hat, müsst ihr selber lesen...

HH: Hi Patrik, wie geht's dir? Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Ich glaube, die Reaktionen auf "Traces Of The Past" waren bisher ganz gut. Wie fühlt ihr euch jetzt?

Patrik: Hell-O! Mir geht's ziemlich gut, danke der Nachfrage. Ich hab' ne kleine Erkältung, aber das ist keine grosse Sache, ich glaube, ich werde es überleben. Ja, das stimmt, die Reaktionen waren meistens ziemlich gut. Es gab natürlich wie immer auch schlechte Kritiken, aber es kann ja schliesslich nicht jeder den gleichen Musikgeschmack haben, oder? Die meisten Fans scheinen das Album trotzdem zu mögen und das ist für uns wichtiger. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie Leute so viele verschiedene Meinungen zum selben Album haben können. In einigen Reviews wird gesagt, dass das Album melodiöser ist, in anderen wiederum steht, dass es brutaler ausgefallen ist als unsere letzten Alben. Andere behaupten, dass es thrashiger ist und wieder andrer meinen, dass es sich kaum vom letzten Album unterscheidet. Ich glaube, das zeigt, dass "Traces Of The Past" ein komplexes Album ist, das die Leute zum Nachdenken bringt.

HH: Wie würdest du denn den Sound von The Forsaken für jemanden beschreiben, der euch und eure Musik nicht kennt?

Patrik: Intensität ist das Schlüsselwort. Wir versuchen, möglichst keine langweiligen Passagen in unsere Songs einzubauen, sondern jede Sekunde sollte für den Hörer interessant sein, so dass er sich niemals gelangweilt fühlt. Deshalb benutze ich die Worte "Intensiver Death/Thrash Metal". Aber es ist ziemlich schwer, Musik mit Worten zu beschreiben, man muss sie schon hören, um das zu verstehen.

HH: Steht hinter "TOTP" ein bestimmtes Konzept oder war das "nur" ein guter Arbeitstitel? Stehen die Songs untereinander in Verbindung?

Patrik: Das Konzept hinter dem Album dreht sich um die ständigen Wiederholungen in der Geschichte, diesen Strudel des Hasses und der Angst, in den unser Planet langsam hineingezogen wird. Es ist kein Album, das den Menschen zu erklären versucht, was richtig oder falsch ist oder was sie an ihrem Leben verändern müssten, um diese Welt besser zu machen. Es ist eine indifferente nihilistische Sichtweise auf eine Welt, für die es kein Zurück mehr gibt. Das ist das textliche Konzept, das wir bisher auf all unseren Alben und Demos von Anfang an hatten.

HH: Wenn ich mich nicht gewaltig irre, haben Stefan Holm und du alle Songs auf "TOTP" geschrieben. Regiert bei The Forsaken die Diktatur oder sind alle Bandmitglieder am Songwriting beteiligt?

Patrik: The Forsaken sind eine demokratische Band. Jeder kann seine Meinung zu einem Thema beitragen und der, der am lautesten schreit, gewinnt. Es stimmt schon, dass Stefan und ich alle Songs geschrieben haben, aber die Arrangements werden normalerweise von Stefan, Nicke und mir erledigt. Auf diesem Album fühle ich mich allerdings mehr als Diktator als früher, ich habe härter gekämpft (im wahrsten Sinne, manchmal hatten wir wirklich lebhafte Diskussionen, wie die Lieder arrangiert werden sollen) und deshalb sind die Songs, die ich geschrieben habe, näher an der ursprünglichen Idee, die ich hatte, als ich mit dem Schreiben angefangen habe. Auf den früheren Alben war das nicht so. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiss ich nicht, aber es hat den Songwritingprozess erheblich vereinfacht. Bei unserem Debut "Manifest Of Hate" haben wir Ewigkeiten gebraucht, ein Lied fertigzustellen, weil wir es immer und immer wieder verändert haben. Ungelogen, jeder Song lag in fünf oder sechs verschiedenen Fassungen vor, bevor wir endlich damit zufrieden waren. Für eine Demoband ist dieses Vorgehen schon ok, aber wenn du dich mit Deadlines rumschlagen musst, musst du einfach einen anderen Weg finden.

HH: Welchen Song auf TOTP magst du am meisten?

Patrik: Ich mag den Opener "A Time To Die" sehr, weil er meiner Meinung nach alles beinhaltet, was The Forsaken ausmacht. Geschwindigkeit, Melodie und Brutalität, alles in einem. Ich mag auch die Tatsache, dass es so ein "aerodynamischer" Song ist, die Übergänge zwischen den verschiedenen Stilen sind sehr glatt, was auch eines dieser Dinge ist, an denen wir arbeiten. Bei manch anderer Band hast du einfach das Gefühl, dass sie einen Haufen Riffs hat und die einfach zusammenstöpselt, um einen Song zu bekommen. Wir haben immer versucht, die Arrangements so fein wie möglich zu machen, damit sich das Ganze wie aus einem Guss anhört und nicht wie eine Ansammlung verschiedener Stile.

HH: Ihr habt ja wieder einmal mit Tommy Tägtgren in den Abyss Studios aufgenommen. Hattet ihr keine Angst, dass das für die Band eine Art Stagnation bedeuten könnte?

Patrik: Die Gefahr, dass sich alles gleich anhört, wenn du wieder im gleichen Studio aufnimmst, besteht immer, da gebe ich dir recht. Aber dann gibt's da einen Grund, warum Bands immer und immer wieder im selben Studio aufnehmnen. Man muss sich im Studio wohlfühlen, weil die Situation dort ziemlich angespannt und stressig ist. Du musst dich immer wieder gegenseitig anfeuern, um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen und manchmal kann sich das sehr auf die Laune der Leute niederschlagen.
Das ist dann der Moment, wo du einen erfahrenen Studiotechniker brauchst, der die Gemüter wieder beruhigt, einen Ruhepol, wie eine Insel in einem Sturm und Tommy ist der ideale Typ für diese Situation.
Und: er liebt unsere Musik, was natürlich immer ein Vorteil ist. Ich schätze, dass jeder entspannter ist, wenn er in Nordschweden und vor allem in den Abyss Studios ist. Da gibt es keinen Stess wie in den grossen Städten und keiner hat es eilig und inzwischen haben wir Tommy so gut kennengelernt, dass er ein guter Freund der Band geworden ist. Es macht immer Spass da hochzufahren, ein paar Bier zu trinken, Videospiele zu zocken und wenn wir Zeit haben, ein Album aufzunehmen.
Ein anderer wichtiger Grund, der bei der Studiowahl eine Rolle spielt, ist der, dass die Produktion von Mal zu Mal besser geworden ist. Und obwohl jedes Studio seinen speziellen Sound hat, hören sich die Alben doch nicht so gleich an. Denn so wie wir uns als Musiker und Songschreiber weiterentwickeln, macht Tommy auch Fortschritte und entdeckt neue Sachen als Studiotechniker und er hat immer neue Ideen, die er mit uns ausprobieren will, wenn wir aufnehmen.

HH: Auf "TOPT" habt ihr auch einen Cover-Song und zwar "Blackened" von Metallica. Warum habt ihr euch ausgerechnet dafür entschieden? Ich finde das Cover übrigens sehr geil und es gefällt mir sogar nen Tick besser als das Original.

Patrik: Der erste und wichtigste Punkt ist der: "Blackened" ist ein grossartiges Lied, das am Höhepunkt von Metallicas Entwicklung geschrieben wurde. Wenn wir irgendeinen beliebigen Song genommen hätten, dann wäre es sehr schwer geworden, ein gutes Cover aus einem Song zu machen, vor allem dann, wenn der Originalsong an sich schon nicht so toll ist.
Der zweite Grund ist, dass ich diesen Song schon seit sehr langer Zeit covern wollte, lange vor "Arts Of Desolation" (Album Nummer zwei - Red.), aber weil der Song ziemlich komplex ist, hatten wir bisher keine Zeit ihn zu proben. Ich hatte generell schon Ideen, wie man die Drum-Beats usw. verändern könnte und wie man ihn soundtechnisch an die anderen Songs des Albums anpassen könnte (sogar der Text passt zum Konzept des Albums). Und ich finde, dass er sich ganz gut einfügt. Wenn ich ehrlich bin, mussten wir nicht allzuviel an dem Song verändern, vor allem nicht an den Gitarren, weil "Blackened" ein Lied ist, das sich immer noch neu und frisch anhört, auch wenn es schon 15 Jahre auf dem Buckel hat. Das einzige was sich verändert hat, sind die Vocals und die Drums.
Ich meine, lass uns doch mal den Tatsachen ins Auge blicken: Lars war ein einzigartiger und individueller Schlagzeuger auf seine Art und Weise, aber er war nicht der schnellste und intensivste Schlagzeuger, den es gab. Aber lassen wir diese Schlagzeug-Dinge beseite, Metallica waren zu ihrer Zeit Pioniere und es gibt keinen Grund, Dinge zu verändern, die sich schon perfekt anhören.
Drittens, ich habe mir immer gedacht, dass es sinnlos ist, ein Lied einer total unbekannten Band zu covern, es zahlt sich für die Hörer mehr aus, wenn es ein Lied ist, das sie schon kennen.
Wenn du ein Cover einer obscuren bulgarischen Thrash Band machst, die irgendwann 1984 ein Demo herausgebracht hat, ist das nicht wirklich ein Cover für die Fans, sondern ein Cover, um meinen eigenen persönlichen Musikgeschmack zu befriedigen, nicht den der Fans. Aber "Blackened" ist ein Song, von dem ich denke, dass die meisten Leute, die unsere Musik mögen, ihn zu würdigen wissen. Und es gibt wohl keinen Metalhead, der noch nichts von Metallica gehört hat, oder?

HH: Wohl kaum, da hast du recht. Bei den meisten Bands dauert es ja mindestens zwei oder mehr Jahre, bis sie mit neuen Liedern oder einem neuen Album aufwarten können. Wenn ich mir euren Backkatalog anschaue, liegen zwischen den Veröffentlichungen von "Manifest Of Hate", "Arts Of Desolation" und "Traces Of The Past" jeweils nur eineinhalb Jahre. Wie kommt das? Seid ihr sowas wie Workaholics?

Patrik: Es war extrem stressig Songs zu schreiben und wir haben schon befürchtet für "Arts..." und "Traces..." nicht genug Material zusammenzubekommen, bevor wir zum Aufnehmen fuhren. Wir sind ziemliche Schnecken, wenn es um's Songwriting geht, ob du's glaubst oder nicht, und das ist nicht gerade hilfreich. Natürlich gibt's da auch Druck von Century Media, die ein hohes Tempo bei den Veröffentlichungen wollen, weil es für eine kleine Band einfach wichtig ist, immer im Gespräch zu bleiben und nicht vergessen zu werden, weil sie schon lange kein Album mehr rausgebracht hat. Aber für das nächste Album nehmen wir uns definitiv mehr Zeit für den kreativen Prozess, hauptsächlich deswegen, weil man eine gewisse Zeit braucht, um beurteilen zu können, ob ein Song gut ist oder nicht. Mit "Traces..." war ich persönlich nicht ganz zufrieden, weil wir meiner Meinung nach im Gegensatz zu unseren vorigen Alben einen GROSSEN Schritt zurück gemacht haben. Nichtsdestotrotz ist das Album in meiner Gunst gewachsen und hat sich trotzdem noch als ziemlich gut herausgestellt, nachdem wir es vollendet hatten.

HH: Was treibst du, wenn du nich gerade probst, Songs schreibst oder auf Tour bist?

Patrik: Ich habe eigentlich keine richtigen Hobbies neben der Band und meinem Job. Stefan, Niklas und ich verbringen viel Zeit miteinander, seitdem wir in der gleichen Stadt, ja sogar in der gleichen Strasse leben. Und die meiste Zeit davon geht für Bier trinken und Videospiele drauf.

HH: Stell' dir vor, "Traces Of The Past" wäre ein Tier, welches wäre das und warum?

Patrik: Ich hab' mal von einer Seeschnecke gelesen, die Metall aus dem Wasser anzieht und daraus eine Art Panzer für sich macht. Kein anderes Tier benutzt Metall, um sich zu schützen, und ich dachte mir, dass das verdammt cool ist. Also, wenn "Traces Of The Past" ein Tier wäre, wäre es eine Metal-See-Schnecke, hahaha!!

HH: Wie steht's denn mit einer Tour? Habt ihr schon Pläne?

Patrik: Es gibt Pläne für eine Tour im Winter bzw. Frühjahr, aber es steht noch nichts Konkretes fest. Hoffentlich können wir mehr als nur eine Tour für dieses Album absolvieren, weil sich auf Tour all die harte Arbeit und all der Gestank muffiger Proberäume in Form von Auftritten vor vielen Leuten und freiem Alkohol auszahlt.

HH: Ok, dann noch vielen Dank, dass du die Fragen beantwortet hast. Zum Abschluss noch ein paar Worte?

Patrik: Drink loads of beer, bang your head and stay metal. Hört euch unser neues Album einfach mal an und hoffentlich sehen wir uns auf Tour, damit wir euch so hart in den Hintern treten können, dass ihr einen Doktor braucht, um das wieder geradezubiegen! Bis dann Leute und danke für das Interview!

Lord Obirah

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